Die Manga-Comic-Con in Leipzig bot der Öffentlichkeit erstmals die Gelegenheit, das am 20. März erscheinende Attack on Titan 2 (A.o.T. 2) anzuspielen. Unsere ersten Eindrücke des Actionspektakels von Koei Tecmos Entwicklerdivision Omega Force, die sich u. a. durch die Dynasty-Warriors-Reihe auszeichnet, schildern wir euch hier.
Die Story der Serie aus einer anderen Perspektive
A.o.T. 2 beginnt in medias res: In einer sehr hübsch animierten Sequenz blickt ihr aus den Augen eines unbekannten Soldaten, der einer Mission nachzugehen scheint. Plötzlich taucht der aus dem Manga bzw. Anime bekannte „weibliche Titan“ auf und versetzt die Stadt ins Chaos – höchste Zeit, nach ungefähr einer Minute die Steuerung über euren noch vermummten Charakter zu übernehmen! Mit einem Knopfdruck schwingt ihr euch zwischen und über den Häusern des Stadtbezirks vorwärts, um die übergroße Bösewichtin zu verfolgen. Schnell wird klar: Die Fortbewegung macht verdammt viel Laune! Generell scheint die Art, sich zu bewegen, das Highlight von A.o.T. 2 zu sein: Mit an Drahtseilen befestigten Greifarmen schleudert ihr euch nicht nur von A nach B, sondern auch auf Höhe der Titanen, um ihnen mit gezielten Hieben den Garaus zu machen. Doch dazu später mehr.
Die erste Mission ist lediglich ein kurzer Teaser, bevor das Spiel eigentlich beginnt. Nach einer knappen Einführung in die Hintergrundgeschichte der A.o.T.-Welt findet ihr euch mit den schicksalhaften Ereignissen konfrontiert, mit denen auch die Serie beginnt. Jedoch folgt ihr der Story aus den Augen eurer Spielfigur, die wie die bekannten Hauptcharaktere Eren, Mikasa und Armin in Shiganshina lebt und entsprechend ebenfalls einen Grund hat, sich an den grausamen Titanen zu rächen.
Wie die anderen schließt sich auch euer Held dem Militär an und landet in der 104. Trainingseinheit. Hier bekommt ihr die Möglichkeit, euren Avatar zu designen. Es stehen euch vielfältige Möglichkeiten bereit, um einen individuellen Charakter im A.o.T.-Stil zu kreieren. Ist das geschehen, wird euch im storybasierten Tutorial die für den Anfang doch recht ungewöhnliche Steuerung nähergebracht.
Gameplay und eine Steuerung, an die es sich gewöhnen lässt
Während die katapultierende Fortbewegung mit eurer „3D-Manöver-Ausrüstung“ mit einem Knopfdruck spielend von der Hand geht, ist das Schlachten von Titanen schon ein wenig komplizierter. Ihr visiert einen Titan zunächst mit einer Schultertaste an, wählt mit dem rechten Stick den anzugreifenden Körperteil und hakt euch mit einer separaten Taste daran fest. In der Luft habt ihr die Chance, euch in einem geeigneten Winkel zu positionieren, um euch dann an entsprechende Körperstelle heranzuziehen und im richtigen Moment mit dem gleichen Knopf zuzuschlagen. Das erfordert etwas Übung und Geschick, geht jedoch mit der Zeit in Fleisch und Blut über.
Die Trainingssessions bereiten gut auf die ersten Konfrontationen mit echten Titanen vor, die zunächst noch recht unbeweglich erscheinen, um euch an das strategische Metzeln und Abtrennen von Gliedmaßen zu gewöhnen. In unserer etwa zweistündigen Anspielsession kamen wir zunehmend gut mit der Steuerung klar und stießen am Ende auch auf recht agile Titanen, die uns sogar den Game-Over-Bildschirm bescherten.
Erwähnenswert ist an dieser Stelle noch das Rufen eurer Kampfgefährten. Euch stehen je nach Mission bis zu vier Teamkollegen bereit, die ihr mithilfe einer Schultertaste und des Steuerkreuzes auf die Titanen loslassen könnt. Das erzeugt ein äußerst dynamisches Gruppengefühl und erleichtert euch öfter den Kampf. Am Anfang mit Standardangriffen ausgestattet, haben eure Mitstreiter später wohl unterschiedliche Stärken und Attacken parat.
Zwischen den actionreichen ersten Missionen könnt ihr euch frei in bestimmten Arealen bewegen, eure Ausrüstung verbessern und euch mit den Charakteren unterhalten. Neu im Vergleich zum Vorgänger ist, dass ihr nun Freundschaften mit den Figuren knüpfen könnt, wenn ihr in Gesprächen die richtigen Antworten gebt oder ihnen im Kampf aus der Patsche helft. Erreicht euer Freundschaftsbalken eine neue Stufe, könnt ihr sogar neue Fähigkeiten von euren Kameraden lernen.
Neben dem Story-Modus gibt es einen „Anderen Modus“, in dem ihr on- oder offline verschiedenste Nebenmissionen erledigt und weitläufige Umgebungen von Titanen beseitigt. Diesen Modus könnt ihr online mit und gegen andere Spieler bestreiten, jedoch konnten wir die Onlinefunktion beim Anspielen noch nicht ausprobieren. Auch im Story-Modus soll es möglich sein, sich online von anderen Spielern kooperativ helfen zu lassen. Einen lokalen Mehrspielermodus an nur einer Konsole konnten wir bisher nicht finden.
Erstes Fazit
Die Grafik von A.o.T. 2 ist nicht auf der Höhe der Zeit. Die Umgebungen wirken kantig und detailarm. Jedoch sollte man bei einer Anime-Umsetzung mit einem vermutlich geringen Entwicklungsbudget grafisch kein Horizon Zero Dawn erwarten. Nicht die Optik des Spiels steht im Vordergrund, sondern das Bewegen durch die aus der Serie bekannten Welt sowie das dynamische Erlegen von Titanen. Der Stil und die Atmosphäre des Animes sind durchweg erkennbar und die Zwischensequenzen sehen toll aus. Die Vertonung ist übrigens komplett auf Japanisch, die Texte sind auf Deutsch. Sowohl Synchronisation als auch Lokalisation machten einen guten ersten Eindruck.
Insgesamt gefiel uns A.o.T. 2 sehr. Das außergewöhnliche Gameplay dürfte selbst für Videospielveteranen eine neue Erfahrung bieten und hat bisher großen Spaß gemacht. Ob die Vielfalt der Titanen im weiteren Spielverlauf zunimmt und das Schlachten der Kolosse auch auf Dauer unterhalten kann, bleibt abzuwarten. Wer Fan von Attack on Titan ist, macht mit A.o.T. 2 auf keinen Fall etwas falsch. Storytechnisch deckt A.o.T. 2 die ersten beiden Staffeln des Animes komplett ab, wagt sich also auch für deutsche Fernsehzuschauer in neues Terrain. Wer sich noch nicht mit dem Hit aus Japan beschäftigt hat, dem bietet sich mit A.o.T. 2 womöglich ein weiterer Grund, dies nachzuholen.
Attack on Titan 2 erscheint am 20. März für PlayStation 4, Nintendo Switch und Xbox One.