Nintendo sagt man gern nach, dass sie unheimlich träge auf Entwicklungen der Videospielindustrie reagieren. Das ist in manchen Fällen ganz gut, in anderen wiederum unverständlich. Dan Adelman arbeitete einst als Manager bei Nintendo und gab nun in einem Interview bei Dromble Einblicke in die Arbeitsweise von Nintendo. Dan Adelman arbeitete neun Jahre lang bei Nintendo of America und war für die Beziehungen zu Third-Parties zuständig.
„Sie sind sehr traditionell und sehr auf Hierarchien und kollektive Entscheidungen fokussiert“, erzählt Adelman. „Leider erzeugt das eine Kultur, in der jeder ein Berater und keiner ein Entscheidungsträger ist – aber fast jeder hat ein Vetorecht. Selbst Herr Iwata (Nintendos Präsident) vermeidet es oft, eine Entscheidung zu treffen, die einen der Vorstände in Japan isolieren könnte.“
Diese Hierarchie und der Mangel an Entscheidungswilligkeit sei keinesfalls untypisch für ein Unternehmen aus Kyoto. Doch es würde eben auch dazu führen, dass Ideen und neue Konzepte oft gar nicht erst ausprobiert werden. „All das ist nicht unbedingt schlecht, aber es kann sehr ineffizient und zeitraubend sein.“
Bei neuen Entwicklungen in der Branche reagiert Nintendo deshalb zu langsam auf Trends oder verändertes Konsumverhalten, glaubt Adelman. Aber auch eine gewisse „Alterssteifheit“ gäbe es bei Nintendo. „Die ältesten Vorstände des Konzerns haben sich in der Zeit des NES und Super NES die Hörner abgeschlagen und verstehen modernes Gaming nicht wirklich. Dadurch ist die Aufnahme von Online-Gaming, Accountsystemen, Freundelisten und auch das Verständnis über den Aufstieg von PC-Gaming nur sehr langsam vonstatten gegangen. Ideen werden häufig verfrüht abgewiesen, nur weil manche Leute mit Macht ein Veto einlegen, weil sie es einfach nicht verstehen“, so der Ex-Mitarbeiter.
Und viele Mitarbeiter haben sich diesem Führungsstil angepasst. „Es gibt kaum Gründe, neue Ideen anzugehen und zu fördern. Risiken einzugehen wird für gewöhnlich nicht belohnt. Langzeit-Loyalität ist letztendlich das, was belohnt wird, also ist es der einfachste Weg, auf Kurs zu bleiben“, erklärt Adelman weiter.
via DerStandard.at
