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Im Test! Until Dawn ist ein gelungenes Remaster, wirft aber viele Fragen auf

TitelUntil Dawn
Japan04. Oktober 2024
PlayStation Publishing LLC
Nordamerika04. Oktober 2024
PlayStation Publishing LLC
Europa04. Oktober 2024
PlayStation Publishing LLC
SystemPlayStation 5, PC
Getestet fürPC (Steam)
EntwicklerBallistic Moon
GenresInteractive Horror-Experience
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungDeutschland Nordamerika Japan

Interaktive Horror-Geschichten sind beim besten Willen nichts Neues und Supermassive Games hat sich mit seiner Vita der letzten Jahre die Pole-Position gesichert. Zweifelsohne basiert die Popularität des Genres auch ein wenig auf Until Dawn, einem der ersten großen Ableger des Genres. Sowohl Presse als auch Fans waren vor über neun Jahren von der Slasher-inspirierten Geschichte und dem Gameplay à la Quantic Dream begeistert.

Nun spendiert Sony Interactive Entertainment dem Titel ein Remaster im Unreal-Engine-5-Gewand. Ob sich der Vollpreis dafür lohnt und ob der vielleicht beste Ableger dieser gemütlichen Videospiel-Nische auch heute noch überzeugt, erfahrt ihr weiter unten.

DBZ HPU

Das andere Ich

Erstmal zum Offensichtlichen. Die Entwickler von Ballistic Moon holen so einiges aus der Unreal Engine 5 heraus. Speziell was die Beleuchtung angeht, besteht zum Original ein Unterschied wie Tag und Nacht. Bei dem verschneiten Setting in den Bergen sorgt das natürlich für eine weitaus dichtere Atmosphäre, die unverzichtbar bei diesem Genre ist. Auch die neuen Charaktermodelle tragen zur erhöhten Immersion bei.

Das Original mag zwar nicht so alt sein, dass es ein Vollpreis-Remaster nötig gehabt hätte, aber vor allem die steifen Animationen und Gesichter sind doch schon deutlich in die Jahre gekommen.

Texturqualität, Details und Auflösung sind selbstverständlich ebenfalls überarbeitet worden. Das sorgt unter anderem für realistischere Schnee- und Gore-Effekte. Ein großes Plus.

Trotz all der Updates sollte man sich aber im Klaren sein, dass der optische Unterschied hauptsächlich im direkten Vergleich zur Geltung kommt. Ich habe Until Dawn damals zum Release auf PlayStation 3 gespielt und beim Remaster ist mir die überarbeitete Optik zwar aufgefallen, aber genauso scheine ich es in meiner Erinnerung zu haben.

Über eine so lange Zeit sind es eben mehr die Gefühle, die man mit einem Spiel assoziiert, als die einzelnen grafischen Details. Da stellt sich dann die wichtigste Frage von allen erneut: Lohnt sich der Vollpreis dafür?

Until then

Inhaltlich hat sich zum Original weitaus weniger getan. Einige Objekte haben einen neuen Standort spendiert bekommen. Collectables sind also schwerer zu finden. Die kleine, nicht näher genannte Überraschung zum Ende hat mich gepackt, aber mehr sollte man nicht erwarten.

Alles andere ist praktisch identisch geblieben. Die starke Regie, die verzweigte Geschichte und die „sympathischen“ Charaktere. Das Remaster hat seinen Namen also redlich verdient. Die effektive Soundkulisse, angefangen beim teils prominenten Cast über den starken Soundtrack bis zu den gruseligen Soundeffekten, beeindruckt zum Glück noch immer.Doch erneut stellt sich dieselbe Frage wie oben.

Die Krone

Nun aber zu einer anderen Frage, deren Antwort ein wenig leichter fällt. Warum sollte man Until Dawn spielen, wenn selbiger und andere Entwickler deutlich modernere Genre-Ableger auf den Markt gebracht haben?

Die Antwort darauf ist recht simpel: Weil Until Dawn heute noch fast alle Konkurrenten in den Schatten stellt. Grund dafür ist das perfekt umgesetzte Setting und wie es praktisch gemacht ist für ein interaktives Horror-Erlebnis sowie eine verzweigte Geschichte mit vielen Enden.

Zum einen haben die klassischen Slasher-Filme der 80er bereits bewiesen, dass es nie langweilig wird notgeilen Teenagern beim Sterben zuzusehen. Zum anderen haben die Entwickler von Supermassive Games verstanden, dass dieses Genre irreparable Konsequenzen, wie den Tod eines Charakters, haben und trotzdem weiter funktionieren muss.

Gutes Klischee

Der überschaubare und klaustrophobische Schauplatz und die teils unerträglichen Charaktere sorgen genau dafür. So können auch die kleinsten Handlungen zu gravierenden Konsequenzen führen, ohne dass es sich unnatürlich anfühlt.

Bei Until Dawn stimmt daher das Story-Pacing. Von den klischeehaften Anfängen, in denen sich verwöhnte Klappspaten geschmacklose Streiche spielen, bis zu dem fraglich übernatürlichen Ende kommt keine Langeweile auf.

In etwa acht Stunden kann ein Durchgang dauern. Kurz, aber knackig. So muss eine Horror-Geschichte erzählt werden. Die vielen alternativen Story-Abzweigungen sorgen für den nötigen Wiederspielwert, aber da die Haupt-Wendungen stets identisch sind, hält sich dieser in Grenzen.

Somit kann ich dieses Spiel jedem, der Until Dawn noch nicht gespielt hat, ans Herz legen. Der erste Durchgang wird definitiv nicht enttäuschen. Alle anderen müssen sich vor allem die Anschaffung des Remasters deutlich überlegen.

Wer ist David Cage?

Zum Gameplay gibt es nicht viel zu sagen. Wer ein Supermassive- oder Quantic-Dream-Spiel der letzten Jahre erspäht hat, weiß ganz genau, worauf er sich einlässt. Ein Haufen Quick-Time-Events und oftmals nervenaufreibend langsame Charaktere. Hier liefert das Remaster einige sinnvolle Accessibility-Optionen, die es jedem ermöglichen sollten Until Dawn zu genießen.

Technisch gibt es aber ein wenig zu meckern. Das Original musste damals mit vielen Problemen, die Bildrate betreffend, kämpfen. Diese gehören zumindest größtenteils der Vergangenheit an. Ganz bombenfest sitzen die 60 fps auch auf guten Geräten nicht und das Erlebnis stottert auch gerne mal vor sich hin.

Zum Release hätte ich das Remaster auch den vielen Steam-Deck-Besitzern unter euch nicht empfehlen können, aber mittlerweile ist ein Patch erschienen, der die Bildrate bei niedrigen grafischen Einstellungen über die 30 hievt. Trotzdem gibt es viele Ruckler und Framerate-Einbrüche in anspruchsvolleren Szenen. Hier wäre definitiv mehr drin gewesen.

Fragen über Fragen

Until Dawn hat zweifelsohne ein technisch nicht perfektes, aber überzeugendes Remaster spendiert bekommen. Die aufgewertete Optik besticht in fast jeder Hinsicht und beeindruckt vor allem mit den neuen Charaktermodellen und der Beleuchtung. Ansonsten hat sich außer dem erstmaligen PC-Port nicht viel getan bei diesem knapp neun Jahre alten Titel.

An sich bin ich ein großer Fan davon, ältere Spiele wieder salonfähig zu machen. Speziell, wenn sie dadurch für PCs erscheinen und somit ihre Lebenszeit deutlich verlängert wird. Aber ich muss zugeben, Until Dawn wäre nicht meine erste Wahl gewesen.

Das soll nichts über die hohe Qualität dieses interaktiven Horror-Erlebnisses aussagen. Das klaustrophobische Setting und das Verständnis für das Slasher-Genre sorgen dafür, dass Until Dawn heute noch der Konkurrenz voraus ist. Aber war ein optisches Lifting wirklich nötig? Und viel wichtiger: muss es dadurch für den Vollpreis verkauft werden? Das muss jeder für sich entscheiden.

 

Story

Klassischer 80er-Jahre-Slasher mit dummen, notgeilen Charakteren und brutalen Morden. Zeitlos, atmosphärisch und ausgesprochen unterhaltsam.

Gameplay

Quantic Dream lässt grüßen. Mehr interaktives Erlebnis als vollwertiges Videospiel. Wer keine Quick-Time-Events mag, sollte einen großen Bogen machen.

Grafik

Überzeugende Modernisierung des in die Jahre gekommenen Spiels. Starke Atmosphäre mit der nötigen Dichte.

Sound

Der mal mehr und mal weniger überzeugende, prominente Cast, der gute Soundtrack und die effektive Soundkulisse haben in all den Jahren nichts von ihrer Qualität eingebüßt.

Sonstiges

Kurze Spieldauer, aber dank der verzweigten Erzählung mit viel Wiederspielwert. Trotz der identischen Hauptwendungen lohnt sich ein zweiter oder dritter Durchgang. Technisch nicht ganz sauber. Unbedingt Entwickler-Patches laden!

Bildmaterial: Until Dawn, Sony, Ballistic Moon