Titel | Shin chan: Abenteuer in Kohlenburg |
22. Februar 2024 | |
Neos | |
24. Oktober 2024 | |
Neos | |
24. Oktober 2024 | |
Neos | |
System | Nintendo Switch, PC |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | h.a.n.d. |
Genres | Simulation, Adventure |
Texte | |
Vertonung |
„Hey es gibt ’nen mega Typ und der heißt Shin chan / willst du coole Sprüche hör’n, dann schau ihn dir mal an / er macht nur, was ihm gefällt, Spaß und Quatsch ist seine Welt / Ja er kriegt noch jeden dran, doch man kann ihm echt nicht böse sein“ – Wem der Songtext direkt ins Ohr geht, ist vermutlich wie ich mit den Animeserien auf RTL 2 aufgewachsen und hat sich abseits davon die deutschen Soundtracks von Shin chan fast in Dauerschleife auf CD angehört.
In Videospielform verbrachte Shin chan vor ein paar Jahren bereits seltsame Sommerferien mit einem Professor in Kyushu. In Shin chan: Abenteuer in Kohlenburg verschlägt es den Fünfjährigen aus Kasukabe nun in einen kleinen Landstrich in Akita. Neben allerlei Entdeckungen und Interaktionen mit den dortigen Gegebenheiten, gibt es einen mysteriösen Zug nach Kohlenburg. Was es damit wohl auf sich hat?
Raus aus der Stadt
Aufgrund einer Geschäftsreise des Vaters, Harry, fahren Shin chan und der Rest der Familie Nohara in Harrys Heimat Akita. Dort mieten sie sich ein traditionelles, japanisches Häuschen in einem kleinen Dorf nahe seines Elternhauses. Eingebettet in die stille, paradiesische Landschaft genießen sie das unbeschwerte und ruhige Leben auf dem Land. Doch was lässt sich an einem so ruhigen Ort überhaupt anstellen? Nicht verzagen, einfach [Shin chans] Opa Gary fragen!
Direkt zu Beginn zeigt euch Opa Gary die Vorzüge des Dorflebens, wie ihr mit einem Kescher Käfer und mit der Angel Fische fangt. Was gibt es Schöneres, als die Tage so gemütlich zu verbringen? Vor allem, wenn sich abends die ganze Familie um den Esstisch versammelt oder ihr mit Hund Lucky die Gegend unsicher machen könnt? Doch warum kommt Lucky plötzlich rußverschmiert nach Hause?
Dem Abenteuer voraus
Noch bevor Lucky ein reinigendes Bad nehmen kann, rennt er davon und Shin chan hinterher. Gemeinsam entdecken die beiden einen mysteriösen Zug, der sie an einen geheimnisvollen Ort bringt: Kohlenburg. Dort schließt Shin chan nicht nur sofort Freundschaft mit Sumi, einem jungen Mädchen, sondern lernt auch andere BewohnerInnen und die Probleme der Stadt kennen. In kleinen Aufgaben gilt es nun, die Probleme auf erfinderische Weise anzugehen und den Leuten zu helfen.
Zwei Welten, eine Geschichte
An dieser Stelle wären wir am Kernpunkt von Abenteuer in Kohlenburg. Shin chan erlebt einerseits das gemütliche Leben im Dorf Neemagari, bietet seine Hilfe den dortigen DorfbewohnerInnen an und erkundet fleißig die Gegend. Zum anderen gibt es die mysteriöse Stadt Kohlenburg. Auch dort gibt es Aufgaben und Probleme zu lösen, aber die Stadt ist das genaue Gegenteil von Neemagari.
Sie besticht durch eine lebendige Kohleindustrie und sieht dementsprechend wie eine Arbeiterstadt aus. Diese Dualität bietet einen schönen Kontrast und mehr Abwechslung, als ich anfangs gedacht hätte.
Kommen wir daher direkt zum Highlight des Spiels. Von der ersten Minute an werdet ihr in Staunen versetzt. Der Grafikstil besticht an allen Ecken und Enden charmant bis ins kleinste Detail. Seien es das Haus der Noharas, die Felder und Wege in Neemagari oder wie die Dinge im Dorf platziert wurden. Durch die malerische Inszenierung wirkt es unglaublich authentisch und ich habe mich nicht nur einmal dabei ertappt, wie ich im Spiel kurz innehielt, um die Aussicht zu genießen und die Welt für einen Moment auf mich wirken zu lassen. Bei der wunderschönen Umgebung kann man das auch niemandem verübeln.
Ein gutes Beispiel, wie schön die Inszenierung wirkt, ist der weite Blick von der Bushaltestelle aus. Von hier aus erblickt ihr fast das gesamte Dorf. Ihr erkennt die einzelnen Felder und Wege zu den Häusern, die Schienen der Bimmelbahn und weitere Details. Zudem ist das nicht die einzige malerische Umgebung, in der ich mal stehen geblieben bin, um den Ausblick und die Soundkulisse zu genießen.
Zu sanften Klängen gesellt sich ein leichter Wind, im Hintergrund zwitschern Vögel, zirpen Heuschrecken, Zikaden oder ihr hört das Wasser des Flusses seine Bahnen ziehen. In diesen Momenten fühlt sich das Spiel wie ein kleiner, schöner Urlaubstrip an.
Problemlöser Shin chan
Demgegenüber steht Kohlenburg, eine Industriestadt mit weniger Grünflächen und Aussichten. An vielen Stellen liegen Kohlestücke oder Werkzeuge herum, an den Häusern und in der Umgebung wurde viel Metall verbaut, ebenso Schienen für die Grubenwagen. Eine klassische Arbeiterstadt eben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Stadt nichts zu bieten hat. Es gibt viele interessante Orte zu entdecken und Persönlichkeiten kennenzulernen.
Sumi möchte, dass ihr die Stadt beschützt und den BewohnerInnen helft. So lernt ihr relativ schnell Yosoi kennen. Eine Dame mittleren Alters, die ein Restaurant in der Stadt betreibt. Leider besuchen momentan kaum Gäste ihren Laden. Also beschließt ihr kurzerhand, euch neue Gerichte für den Laden auszudenken, Yosoi die passenden Zutaten zu bringen und kräftig die Werbetrommel für den Laden zu rühren.
Letzteres gelingt euch mit der Hilfe von Julie, einer Erfinderin, die versucht der Stadt mit ihren Erfindungen zu helfen. Ihr bringt ihr alle möglichen Gegenstände und sie „zaubert“ daraus die passenden Gegenstände. Diese Aufgabenstruktur zieht sich durch das komplette Spiel und man merkt, an welche Zielgruppe sich das Spiel richtet. Die Aufgaben sind in der Regel nicht besonders anspruchsvoll. Das müssen sie jedoch auch nicht sein.
Da es bei jeder neuen Aufgabe keinen Zeitdruck gibt, könnt ihr alles entspannt angehen und dann erledigen, wann ihr es für richtig haltet. Im vorher genannten Beispiel kommen so unter anderem mehr Gäste in Yosois Restaurant und ganz nebenbei verdient sich Shin chan durch seine Hilfe ein bisschen Taschengeld.
Sammeln, reden, genießen
Apropos Taschengeld! Das könnt ihr ebenfalls mit vielen anderen Dingen aufbessern. Am schnellsten geht das mit dem Fangen der heimischen Flora und Fauna. Diese könnt ihr anschließend Frau Kazuko Kiryuin zeigen. Sie ist ganz fasziniert davon und erstellt euch sogar passende Lexikoneinträge.
Außerdem wird der eine oder andere Dorfbewohnende sicherlich Verwendung für die gefundenen Gegenstände haben, um zum Beispiel sein Lieblingsgericht zu kochen oder euch einfach einen Tausch anzubieten. Zeitgleich erfahrt ihr mehr über die DorfbewohnerInnen. Es gibt viele kleine Geschichten und Eindrücke, die das Ganze sympathischer machen.
Der gemütliche Tagesrhythmus
Und mit all den Erkundungen, Gesprächen, dem Sammeln von Flora oder Fauna vergeht der Tag wie im Flug bzw. im Nu seht ihr den Sonnenuntergang. Doch bloß keinen Stress aufkommen lassen! Abends fliegen immerhin die Glühwürmchen durch das Dorf. Außerdem ist morgen auch noch ein Tag, an dem ihr Neemagari und Kohlenburg unsicher machen könnt.
Das komplette Spiel wirkt einfach unglaublich entschleunigend, besonders nach stressigen Tagen im echten Leben. Hier konnte ich mich einfach mal zurücklehnen und genießen. Wem die Tage trotzdem nicht schnell genug zu Ende gehen, kann sie bei Bedarf schneller ablaufen lassen oder für die ganz Gemütlichen auch langsamer.
Gleiches gilt für die gesamte Spielzeit. Diese ist mit acht bis zwölf Stunden angenehm lang und ich bereue keine davon. Wer sein Lexikon vervollständigen, alle Nebenaufgaben sowie Ziele à la „Fange 200 Insekten“ oder „Durchwandere ganz Neemagari“ erledigen will oder einfach nur auf einem Baumstumpf die Natur genießen möchte, kann noch ein paar Spielstunden herausholen.
Etwas für die deutsche Nostalgie
Positiv überrascht hat mich ebenfalls die deutsche Lokalisierung. Diese besticht durch schöne Wortkreationen und freche Klassiker wie „Geilomatiko“, „Mopsi“ und den Po-Boogie-Woogie – mit dem ihr übrigens schneller durch die Gegend laufen könnt. Als Kenner der alten Animeserie weckte das direkt nostalgische Gefühle.
Wer bislang wenig mit Shin chan zu tun hatte, sollte sich allerdings nicht über anders ausgesprochene Namen wundern. Die deutschen Übersetzungen weichen teilweise vom japanischen Original ab, was vor allem bei den vertonten Gesprächen auffällt. Diese gibt es nur auf Japanisch und dort heißt u. a. Shin chan Shinnosuke und Hund Lucky heißt Shiro. Ersteres wird sogar in seiner Sprechblase angezeigt.
Kohlenburg: Definitiv eine Reise wert
Mittlerweile befinden wir uns mitten im Herbst. Mit Shin chan: Abenteuer in Kohlenburg könnt ihr allerdings nochmal ein kleines, sommerliches Abenteuer erleben. Sei es beim abendlichen Fangen von Glühwürmchen, dem Erkunden der Orte in Neemagari oder dem generellen gemütlichen Gefühl, welches das Spiel versprüht.
Gleichzeitig gibt es eine kindlich-spannende Handlung, die den typischen Humor von Shin chan widerspiegelt. Ihr lernt unterschiedliche Personen und deren Persönlichkeiten kennen, löst kindgerechte Aufgaben und erlebt zwei unterschiedliche Welten. Die EntwicklerInnen haben den Charme und die Atmosphäre eines erholsamen Abenteuers gut eingefangen. Wer mal Urlaub von großen Blockbustertiteln benötigt oder einfach seine Seele baumeln lassen möchte, ist hier an der richtigen Stelle.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Bildmaterial: Shin chan: Abenteuer in Kohlenburg, Neos, h.a.n.d.