Nachdem bekannt wurde, dass The Pokémon Company und Nintendo gegen Palworld wegen Patentverletzungen vorgehen, gab es vor allem eins: ganz viele Expertenmeinungen dazu. Eine kritische und fundierte Einordnung hatte hingegen Kiyoshi Kurihara parat, japanischer Patentanwalt und Berater für geistiges Eigentum. Er hatte ein sogenanntes „Killerpatent“ ausgemacht.
In einer Kolumne für GamesIndustry baut Andrew Velzen von der Kanzlei MBHB auf die Erkenntnisse von Kurihara auf und nennt es „äußerst plausibel“, dass Nintendo diese Patentanträge speziell auf Palworld ausgerichtet habe. Die vier betreffenden Patente, so erklärt es auch Velzen, beziehen sich allesamt auf unterschiedliche Aspekte des Fangens und/oder Reitens von „Kampffiguren“.
Bemerkenswert dabei sei, und das hatte auch Kurihara festgestellt, dass alle vier Anmeldungen nach der Veröffentlichung von Palworld von Nintendo und The Pokémon Company auf bereits bestehende „Mutter“-Patente in Japan angemeldet wurden und im Rahmen eines japanischen beschleunigten Prüfungsverfahrens zur Erteilung gelangten.
Velzen ergänzt, dass dies noch nicht alles sei. Im Mai 2024 seien zwei ähnliche Anmeldungen auch beim US-Patent und Markenamt eingegangen, ebenfalls Monate nach der Veröffentlichung von Palworld. Ein Patent bezieht sich auf das Werfen eines Fanggegenstandes und ein anderes auf „Einsteigen in ein Objekt“, ausdrücklich in der Luft. Auch diese Patente sollten in einem beschleunigten Verfahren durchgehen.
Pikant: Sie wurden bereits abgelehnt. Bis Oktober habe Nintendo jetzt Zeit, die Anträge zu ändern. Die bisher eingereichten Ansprüche seitens Nintendos beziehen sich aber nur auf den japanischen Markt, sodass dies – für Nintendo – zunächst unschädlich ist.
Palworld ins Visier nehmen
Andrew Velzen traut sich, auch einigermaßen konkrete Schlüsse zu ziehen. „Auf der Grundlage dieser Informationen“, so Velzen, „ist es nicht übermäßig spekulativ anzunehmen, dass Nintendo [seine US-Patentanmeldungen] mit der Absicht eingereicht hat, Palworld ins Visier zu nehmen“. Er fügt hinzu, es sei auch „äußerst plausibel, dass diese Ansprüche so formuliert wurden, dass sie Aspekte von Palworld betreffen“.
Ob Nintendo und The Pokémon Company die Streitigkeiten auch außerhalb Japans fortführen, da ist sich Velzen nicht ganz so sicher und schiebt mehrere „Wenn’s“ an. Wenn die Streitigkeiten in Japan „einigermaßen erfolgreich“ verlaufen und wenn es nicht ohnehin eine globale Einigung geben würde und wenn die genannte Anmeldung in den USA nicht wesentlicher Änderungen bedürfen – dann sei das möglich.
Vorerst hat die Klage von Nintendo global keinerlei Auswirkungen. Das zeigte sich zuletzt auch bei der State of Play. Pocketpair hat Palworld öffentlichkeitswirksam für PS5 an den Start gebracht – nur nicht in Japan.
via Eurogamer, Bildmaterial: Mario + Rabbids Sparks of Hope, Ubisoft