Titel | The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom |
26. September 2024 | |
Nintendo | |
26. September 2024 | |
Nintendo | |
26. September 2024 | |
Nintendo | |
System | Switch |
Getestet für | Switch |
Entwickler | Grezzo, Nintendo |
Genres | Action-Adventure |
Texte | |
Vertonung |
Als sich Nintendo und Grezzo vor einigen Jahren zusammentaten, um The Legend of Zelda: Link’s Awakening eine aufwendige Neuauflage zu spendieren, waren Überraschung und Freude der Fans groß. Immerhin macht sich das beliebte Game-Boy-Abenteuer des zipfelmützigen Helden bis heute regelmäßig im oberen Mittelfeld entsprechender Serien-Bestenlisten bequem. Über 25 Jahre nach Veröffentlichung des Originals hatte Links Traumreise offensichtlich nichts von ihrem Charme verloren. In schickem neuen Gewand überzeugte das Switch-Remake Fans und Kritiker gleichermaßen – rosige Verkaufszahlen inklusive.
Vor diesem Hintergrund schien es nur eine Frage der Zeit, bis die erfolgreiche Allianz in einem weiteren gemeinsamen Projekt münden würde. Der heißeste – und naheliegende – Kandidat unter Fans: Eine Neuauflage der „Oracle“-Spiele, die seinerzeit für Game Boy Color erschienen.
Als Nintendo dann das neue The Legend of Zelda im Juli dieses Jahres enthüllte, muteten die ersten Sekunden des Trailers tatsächlich so an, als hätte die Community ins Schwarze getroffen. Mit „Echoes of Wisdom“ verbarg sich dann aber ein umso spannenderes Projekt hinter der Ankündigung, das endlich die titelgebende Prinzessin zum Star ihres eigenen Abenteuers macht.
Wir haben The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom gründlich unter die Lupe genommen. So viel vorweg: Der Titel birgt das Potenzial, die gespaltene Fanbase endlich mal wieder auf einen Nenner zu bringen.
Von der Prinzessin zur Heldin
Den Startschuss für das neue Abenteuer gibt Links selbstloser Versuch, Prinzessin Zelda aus den Fängen des Serienschurken Ganon zu befreien. Mit einem letzten Pfeil sprengt der erprobte Held ihre Fesseln, nur um kurz darauf von mysteriösen Schatten verschlungen zu werden. Zelda gelingt die Flucht, doch im Königreich greifen die Schatten bereits um sich.
So auch im Schloss Hyrule, wo unheimliche Doppelgänger die Posten des Königs und seiner engsten Untergebenen bekleidet haben. Die Prinzessin landet im hauseigenen Kerker – ein kleiner Geist namens Tri verhilft ihr jedoch zur erneuten Flucht. Im Folgenden schlüpft Ihr in Zeldas Rolle, um den finsteren Geschehnissen im Königreich auf den Grund zu gehen. Und zur Abwechslung mal den Helden in Grün zu retten.
Für Eure Mission von größter Bedeutung: Der sogenannte Tri-Stab. Einmal von Eurem funkelnden Mitstreiter erhalten, wollt Ihr das praktische Werkzeug schon bald nicht mehr missen – der mystische Stab verleiht Euch nämlich die Fähigkeit, Echos zu erschaffen. Auf Knopfdruck merkt er sich einfache Gegenstände und gefallene Feinde, um daraufhin Kopien dieser aus dem Boden zu stampfen. Ein Konzept, das sich im Spielverlauf als so simpel wie genial herausstellt.
Ihr zweckentfremdet etwa Betten zu Treppen, um höher gelegene Orte zu erreichen; nehmt auf schwebenden Fliesen Platz, um Abgründe zu überwinden; oder krallt Euch an das Echo eines gefiederten Feindes, um sanft zu Boden zu gleiten. Seid versichert, das sind nur eine Handvoll Möglichkeiten, um den weiten Gefilden der Karte Herr zu werden. Im Laufe Eures Abenteuers sackt Ihr über 100 Echos ein – ein sattes Repertoire voller kreativer Möglichkeiten.
Klassisches Abenteuer, moderne Freiheit
Mit seinem neuen Kernfeature erinnert „Echoes of Wisdom“ unweigerlich an Links jüngste Switch-Abenteuer, „Breath of the Wild“ und vor allem „Tears of the Kingdom“. Der Titel ermuntert Euch regelmäßig dazu, die Welt zu erforschen, Eure Echo-Sammlung zu füttern und diese kreativ zum Einsatz zu bringen. Selten seid Ihr an einen klaren Pfad gebunden – wie Ihr ans Ziel gelangt, bleibt Euch überlassen. Und wie beim großen Vorbild werdet Ihr gleichermaßen verblüfft und erfreut sein, wenn ein waghalsiger Plan tatsächlich Früchte trägt.
Passend zur Prämisse lockt die Welt auch mit diversen Schätzen, die von Euch entdeckt werden wollen – da lässt man das Hauptziel schon mal links liegen. An die spielerische Tiefe und das kreative Potenzial von „Tears of the Kingdom“ reicht das Echo-System wenig überraschend nicht heran – dafür bleiben die Einsatzmöglichkeiten Eurer treuen Geister dann doch zu simpel. Dem Spaß tut das aber keinen Abbruch. Immerhin will „Echoes of Wisdom“ ja auch gar nicht ein so komplexes Epos wie der große Bruder aus dem Vorjahr sein.
Solltet Ihr Euch gar an der Neuausrichtung der Marke gestoßen haben, stehen die Chancen nicht schlecht, dass Euch „Echoes of Wisdom“ besänftigend ins Serienboot zurückholt. Mit seiner Spielstruktur wendet sich der Titel nämlich wieder mehr den bewährten Gepflogenheiten der klassischen Handheld-Abenteuer zu. Und ja, das bedeutet auch, dass die traditionellen Dungeons ihre Rückkehr feiern.
Mit Kreativität statt Schwert und Schild
Diese besucht Ihr über Risse, die Euch in die schaurige Welt des Nichts führen – ein zerfasertes Abziehbild der Oberwelt. Bevor es aber so weit ist, konfrontiert Euch der Titel in der Regel mit den Wehwehchen verschiedener Völker und Fraktionen. Und die gilt es zu lindern, ehe der Weg zum Dungeon frei wird. Ihr versucht Euch etwa als Streitschlichter in einem Zwist zwischen zwei Zora-Völkern. Oder helft einem frisch gebackenen Goronen-Häuptling dabei, die großen Fußstapfen seines Vaters zu füllen. Und na klar: Serientypisch bekommt Ihr es bei Euren Anstrengungen auch regelmäßig mit Feinden zu tun.
Mit Schwert und Schild hat Zelda herzlich wenig am Hut, entsprechend spielen Eure Echos auch in Gefechten eine tragende Rolle. Zu Beginn behelft Ihr Euch noch mit Steinen und anderem Kram, den Ihr auf Eure Feinde schleudert. Einmal besiegt, speist Ihr Gegnertypen dann in Eure Echo-Kollektion, damit sie Eure künftigen Schlachten schlagen.
Weil es sich ziemlich unkompliziert gestalten würde, überbordende Monster-Mobs auf Feinde loszulassen, beschränkt der Titel den Einsatz von Tris Fähigkeit. Zu Beginn reichen seine magischen Kapazitäten allenfalls zur Beschwörung von ein oder zwei Kreaturen. Erst im weiteren Verlauf wachsen seine Möglichkeiten genau so wie Euer Herzvorrat.
Das ist aber auch gar nicht wild, wenn Ihr in den Keilereien Eurer Kreativität freien Lauf lasst. Ihr könnt etwa ein Stück appetitliches Fleisch in die Mitte Eurer Feinde zaubern, um sie so von Eurer zweckmäßigen Miliz abzulenken. Oder Ihr sorgt für einen Schildträger an der Front und einen Speerwerfer in der Ferne. Auch hier gilt: Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Da ist es fast ein bisschen schade, dass findige Spieler im späteren Spielverlauf eine Handvoll mächtige Echos in die Finger bekommen, die den Einsatz anderer Geister quasi obsolet machen.
Ja, die Dungeons sind zurück
Dass die Prinzessin nichts mit Schwert und Schild anzufangen weiß, stimmt übrigens nur bedingt. Puristische Fans werden sich freuen, dass Link auch in „Echoes of Wisdom“ eine aktivere Rolle spielt als vorab angenommen. Der Schwertkämpfer-Modus lässt Zelda für eine begrenzte Zeit die Kraft des kampfversierten Spitzohrs kanalisieren, um so – ganz wie damals – auf Feinde einzudreschen.
Ein nachvollziehbares Zugeständnis seitens Nintendo, auf das ich persönlich allerdings bestens hätte verzichten können. Die meisten Herausforderungen des – ohnehin nicht allzu kniffligen – Spiels lassen sich ganz ohne die spirituelle Hilfe des Serienhelden meistern.
Ganz im Gegensatz zur Möglichkeit, Tri auf Feinde und Gegenstände zu hetzen, um so ihre Bewegungen an jene von Zelda – oder umgekehrt – anzugleichen. In Kombination mit der Fülle an Echos entfalten sich so regelmäßig spaßige und zu Experimenten ermunternde Rätsel in der Welt, vor allem aber innerhalb der Dungeons.
Letztere orientieren sich in ihrer Struktur sehr an den Vorbildern aus vergangenen Handheld-Abenteuern. Ihr arbeitet Euch durch diverse Etagen, löst Rätsel, öffnet Türen mit kleinen Schlüsseln, bekommt es hier und da mal mit einem Zwischenboss zu tun und entriegelt letztlich die mächtige Pforte zum Endboss. Letztere fragen Euren Umgang mit den Echos auf immerzu spaßige Art ab, gestalten sich aber selten wirklich fordernd. Ein Umstand, der sich im Übrigen auch auf die Rätsel übertragen lässt.
Habt Ihr Euch einmal mit den Möglichkeiten Eurer Echo-Bibliothek vertraut gemacht, findet Ihr für gewöhnlich recht flott einen Weg zum Ziel. Frühere Ableger haben da gefühlt kniffligere Kopfnüsse aufzutischen gewusst. In diesem Kontext müssen sich Fans vergangener Serienteile auch damit abfinden, dass sie nicht jeder Dungeon mit neuen Werkzeugen versorgt, die dann im Mittelpunkt der Rätsel stehen. Ganz im Sinne des Untertitels stehen die Rätsel immerzu im Zeichen der Echos – das muss natürlich gefallen.
Zelda für alle
Auf diese Weise gelingt „Echoes of Wisdom“ aber der beträchtliche Spagat, die Tugenden klassischer Zelda-Spiele aufzugreifen, um sie mit den Vorzügen neuer Ableger zu verweben. Hier erfreuen sich Fans an einer kompakten und fokussierteren Spielerfahrung, ohne die spielerische Freiheit aus Links jüngsten Abenteuern missen zu müssen.
In Sachen Umfang dürft Ihr Euch übrigens auf eine vergleichbare Spiellänge wie bei den diversen Handheld-Ablegern einstellen. Allerdings bietet „Echoes of Wisdom“ diverse Beschäftigungsmöglichkeiten abseits des Weges, die die Spielzeit optional nach oben schrauben.
In den Dörfern trefft Ihr etwa regelmäßig auf Hilfesuchende, die Euch mit teils faden, oft aber auch unterhaltsamen Nebenaufgaben versorgen. Außerdem winken diverse Minispiele: Ihr versucht Euch beim Pferderennen, stellt Euch vorgegebenen Kampfherausforderungen oder geht auf Stempeljagd. Der beiläufige Zeitvertreib lohnt sich: So gelangt Ihr nämlich nicht nur an Rubine, sondern auch an neue Kostüme und Accessoires. Erstere haben zumeist allenfalls einen kosmetischen Effekt, Letztere wirken sich jedoch auf Zeldas Fähigkeiten aus. Ihr springt etwa höher, findet mehr Herzen oder erleidet weniger Schaden.
Auch in Hinblick auf die Technik präsentiert sich der Titel in vielerlei Hinsicht lobenswert. Der farbenfrohe Spielzeug-Look aus der Neuauflage von „Link’s Awakening“ feiert seine detailverliebte Rückkehr. Außerdem verwöhnt ein gelungener Soundtrack mit Variationen bekannter und frischer Stücke die Ohren. Makel wie ein wenig intuitives System zur Auswahl der Echos lassen sich zudem mit etwas Einarbeitungszeit gut verschmerzen.
Ein Kritikpunkt fällt dann aber doch ins Gewicht: Wie schon „Link’s Awakening“ leidet auch „Echoes of Wisdom“ an ziemlich regelmäßigen Slowdowns der Bildrate. In engen Räumlichkeiten weniger penetrant, fallen die Bildstotterer gerade in der freien Welt deutlich auf. Und dort verbringt Ihr eben einen großen Teil der Spielzeit. Das macht den Titel bei weitem nicht unspielbar, schmälert den sonst rundum gelungenen Eindruck aber trotzdem unnötig. Bleibt zu hoffen, dass ein Patch Abhilfe schafft.
Echoes of Wisdom vereint das Beste aus zwei Welten
Links jüngste Switch-Abenteuer gehören zweifellos zu den ambitioniertesten Spielen der aktuellen Nintendo-Generation. Unter Zelda-Fans wusste die radikale Neuausrichtung der Serie aber durchaus zu spalten. Während „Breath of the Wild“ und „Tears of the Kingdom“ unter einer Vielzahl von Fans für Jubelstürme sorgten, beklagten zahlreiche andere den Wegfall beliebter Serien-Tugenden.
Mit „Echoes of Wisdom“ nimmt sich Nintendo der bemerkenswerten Aufgabe an, die klaffende Lücke zwischen den Fans zu schließen. Und in der Tat: Dem Titel gelingt der beeindruckende Spagat, die – um keinen Tag gealterten – Tugenden klassischer Ableger mit der kreativen Freiheit aktueller Serieneinträge zu verweben.
Das Ergebnis ist ein einladendes, einfallsreiches und vor allem durchweg spaßiges Abenteuer, das der titelgebenden Prinzessin endlich den verdienten Platz auf der großen Bühne beschert. Der tolle Eindruck wird allenfalls von einer durchwachsenen Performance geschmälert, von der zu hoffen bleibt, dass sie im Zuge eines Updates verbessert wird. In jedem Fall bringt sich Zeldas Heldendebüt aber in Position, in der einen oder anderen künftigen Bestenliste mitzumischen.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom, Nintendo