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Im Test! Shin Megami Tensei V: Vengeance

TitelShin Megami Tensei V: Vengeance
Japan14. Juni 2024
Atlus
Nordamerika14. Juni 2024
Sega
Europa14. Juni 2024
Sega
SystemPlayStation 5, PlayStation 4, Nintendo Switch, Xbox One, Xbox Series X/S, PCs
Getestet fürPlayStation 5
EntwicklerAtlus
GenresJRPG
Texte
Deutschland Nordamerika
VertonungNordamerika Japan

Shin Megami Tensei ist wohl die einflussreichste Videospielmarke, die Atlus zu bieten hat, jedoch sind die hartgesottenen SMT-Fans eher in einer Nische zu finden. Was Shin Megami Tensei so einflussreich macht, sind vielmehr die weitaus populäreren Persona-Ableger, die spielerisch ähnlich, aber weitaus nicht so komplex daherkommen.

2021 erschien die Ursprungsversion von Shin Megami Tensei V exklusiv für Nintendo Switch und betrachtet man die oben erwähnte Nischenstellung sowie Konsolen-Exklusivität, schlug sich dieser lang erwartete Hauptteilableger mit rund einer Million verkaufter Einheiten doch recht gut. Eine der größten Schwächen von SMT V konnte man aber schon nach wenigen Monaten erkennen. Das Spiel verschwand nahezu gänzlich aus dem öffentlichen Diskurs.

Elden Ring Rectangle

Langlebigkeit ist zwar heutzutage eher die Seltenheit, aber bei Shin Megami Tensei V haperte es offensichtlich schon bei der Umsetzung einer Geschichte oder Momenten, die einem in Erinnerung bleiben könnten. Mitunter spielte hier auch die Ähnlichkeit zu Shin Megami Tensei III: Nocturne mit rein – dem dritten Hauptteil. Ein Teil, der ebenso eher aus dem üblichen Muster von Shin Megami Tensei herausfiel.

Nun sind drei Jahre vergangen und Atlus beschert Spielern eine überarbeitete Version von SMT V mit dem Zusatz Vengeance. Neben einigen Gameplay-Verbesserungen liefert man hier ebenfalls eine neue, umfangreiche Story-Route, die diesmal mehr das klassische SMT-Gefühl einfangen soll. Die Konsolen-Exklusivität wurde ebenso aufgehoben.

Dämonische Moralvorstellungen

Ein großer Bestandteil der Shin-Megami-Tensei-Spiele ist der Fokus auf Dämonen, Götter, Religionen sowie deren distinktive Vorstellungen von Moral. Gesellschaftliche Moralvorstellungen kamen jeher durch die verschiedenen Ableger von Religionen und da Shin Megami Tensei so gut wie jeden Götterpantheon der Welt in sich vereint, spielt in der Reihe auch die Moral eine große Rolle. Der moralische Kompass liegt hier komplett in der Hand des Spielers und seinen Entscheidungen.

Vorherige Teile des Franchise brachten diesen Aspekt auch in komplexer Weise im Gameplay unter. Meist stehen hier weitere menschliche Partymitglieder dem Protagonisten zur Seite, die einer bestimmten moralischen Ausrichtung zugeordnet werden können. Die Beziehung zueinander sowie die Auswahl der Dämonen konnten somit verschiedene Routen und besondere Enden freischalten.

Teile dieser Elemente fanden zwar auch ihren Weg in andere Spiele, jedoch sind diese im Kern Shin Megami Tensei zuzuordnen. Mit den Jahren nahm diese Komplexität aber leider auch hier ab. Shin Megami Tensei III: Nocturne kann man hier als den Ausreißer nennen, der nun eben auch großen Einfluss auf Teil fünf genommen haben wird. Das fängt bei der Abwesenheit oder Unwichtigkeit der Nebencharaktere an, bis hin zu Entscheidungen, die man am Ende mit einer Antwort komplett in eine andere Richtung leiten konnte.

Weg der Vergeltung

Shin Megami Tensei V: Vengeance geht mit dem neuen sogenannten „Weg der Vergeltung“ einen Schritt in Richtung des alten Modells. Den Weg der Vergeltung wählt man direkt zu Beginn in einer ominösen Traumsequenz – ein Element, das stark an die ersten Teile angelehnt ist. Was folgt, ist im Groben der gesamte Umfang des Originalteils, allerdings mit einigen herausstechenden Merkmalen.

Neben einer neuen Nebenfigur bekommen auch die bekannten Mitstreiter mehr Screentime und auch wichtigere Rollen. Die bereits erwähnten Vertreter der Moralausrichtungen sind zurück und Entscheidungen sind wichtig für das Ende der Geschichte. Die spärlich vorhandenen Nebenquests, in denen man sich für eine Seite entscheiden musste, wurden ebenfalls ausgebaut. Zwar erreicht man auch mit der neuen Route in Shin Megami Tensei V: Vengeance letztendlich nicht die volle Komplexität der alten Teile, aber die Richtung stimmt hier definitiv.

Der Weg der Vergeltung bietet zudem neue Dämonen, menschliche Mitstreiter in der aktiven Party und auch zwei neue Gebiete zum Erkunden. Die neue Bedrohung durch die sogenannten Qadistu lenkt die bekannte Geschichte dann noch zusätzlich in neue Bahnen, was das Abweichen vom Originalweg ebenso glaubhafter gestaltet. Wer jedoch trotzdem einen Blick auf den Originalverlauf werfen möchte, dem steht natürlich auch das komplette Originalspiel mit dem „Weg des Ursprungs“ zur Verfügung.

Quality of Life und andere Neuerungen

Beide Wege kommen in den Genuss von weiteren kleineren Quality-of-Life-Updates, die mit der Vengeance-Version hinzugefügt wurden. Die interessantesten Features sind hier wohl neue passive Skills für Dämonen, die sich nach der Ausrichtung anderer Dämonen in der Party richten und positive Effekte aktivieren können. Auto-Battles wurden ebenso überarbeitet, was mit einer intelligenteren Auswahl der Attacken die Zeit beim Grinden außerordentlich verkürzen kann.

Neue Dämonen und die Möglichkeit, auch aktive Dämonen mit jenen im Kompendium zu fusionieren sowie Statussteigerungen durch höhere Zuneigung zu den jeweiligen Dämonen bringen zusätzliche Möglichkeiten, die zum Experimentieren anregen. Auch kann man sich nun mit Dämonen in einer Art Entspannungszone unterhalten und dadurch Items oder auch neue Skills erhalten.

Neben zahlreichen weiteren kleineren Anpassungen hat Atlus ebenso die damaligen DLC-Quests der neuen Version beigelegt. Wir würden aber nicht von Atlus reden, wenn da nicht noch ein Haken versteckt wäre. Shin Megami Tensei V: Vengeance wartet nämlich auch noch mit DLC auf, der nicht im Basisspiel enthalten ist. Besonders der DLC, der einfach eine Menüeinstellung für die Häufigkeit von seltenen Magatama-Gegnern erhöht, für zusätzliches Geld anzubieten, hinterlässt wieder einmal einen bitteren Beigeschmack.

Musik über Design

Shin Megami Tensei V: Vengeance setzt in puncto Design zum Originalspiel wenig Maßstäbe. Die zwei zusätzlichen Gebiete sind letztlich auch nur mehr vom Bekannten und das Bekannte ist hier Wüste und umgestürzte Gebäude. Wenig von den psychedelischen Umgebungen aus Vorgängerteilen oder zumindest einmal ein wenig Abwechslung. Pluspunkt sind aber weiterhin die Dämonen- und Charakterdesigns, die qualitativ hervorstechen können. Besonders die Designs der Qadistu sind hier hervorzuheben.

Die Stärke von Shin Megami Tensei V war damals schon mehr die musikalische Untermalung, die von atonal bis geradezu dämonisch einzuordnen ist. Besonders Bosskämpfe sind mit Musikstücken unterlegt, die einen zusätzlich zum Schwitzen bringen und die Atmosphäre sehr gut herüberbringen können. Für die Vengeance-Version wurden einige Stücke überarbeitet und auch neue hinzugefügt.

Da Shin Megami Tensei V zuvor Nintendo-Switch-exklusiv war, bekommt man obendrein auf anderen Konsolen ein kleines Qualitäts- und Performance-Upgrade geboten. Auch wenn man ganz klar festhalten muss, dass die Switch-Version exzellent umgesetzt war, selbst wenn man hier und da die Schwächen bemerken konnte. Shin Megami Tensei V: Vengeance ist dazu auch wieder für Nintendo Switch erhältlich und bietet auch noch Spielstandboni, falls man sich wieder für die Version entscheiden möchte.

Ist das die Wiedergeburt der Göttin?

Shin Megami Tensei V: Vengeance bietet die nötigen Änderungen, die vor allem Story-technisch im Originalspiel vernachlässigt wurden. Der Weg der Vergeltung ist meiner Meinung nach der richtige Weg, wie man Shin Megami Tensei V zu spielen hat. Die Auswahl liegt aber natürlich beim Spieler, wie es auch sein sollte.

Gameplay-technisch kann man eigentlich nur sagen, dass Shin Megami Tensei als eine edgy Pokémon-Version unglaublich süchtig machend ist und über die Dauer sehr viel spielerisch zu bieten hat. Leider fehlt es weiterhin noch an den wirklich komplexen Elementen, die den Spieler auch durch das Gameplay seine Entscheidungen spüren lassen. Verständlich aber auch, dass man sich ein wenig davon distanziert, um eine größere Spielerschaft anzusprechen.

Das umfassende Design ist eher die Schwäche des Spiels und vielleicht auch ein Grund, der Shin Megami Tensei V: Vengeance nicht allzu lang in den Erinnerungen von Spielern verweilen lassen wird. Es scheint aber, dass dem Atlus mit dem bald erscheinenden Metaphor: ReFantazio entgegenwirken wird. Ein weiteres Spiel aus Atlus’ Spieleschmiede, das seine Wurzeln letztlich in Shin Megami Tensei hat.

 

Story

Neue Story-Route wirkt vormaligen Schwächen entgegen. Entscheidungen über den Spielverlauf wieder mit mehr Impact fürs Ende.

Gameplay

Süchtig machend und lädt zum Experimentieren ein. Empfehlenswert.

Grafik

Charakter- und Dämonendesigns sehr gut. Darbietung der Areale weniger abwechslungsreich.

Sound

Wahnsinniger Soundtrack, der atmosphärisch der Umgebung angepasst ist.

Sonstiges

Etliche größere und kleinere Gameplay-Upgrades, die Shin Megami Tensei V: Vengeance als „definitive“ Version ihre Daseinsberechtigung geben.

Bildmaterial: Shin Megami Tensei V: Vengeance, Atlus

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