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Im Test! Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name

TitelLike a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name
Japan9. November 2023
SEGA
Nordamerika9. November 2023
SEGA
Europa9. November 2023
SEGA
SystemPlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series, Xbox One, PC
Getestet fürPlayStation 5
EntwicklerRyu Ga Gotoku Studio
GenresAction-Adventure
Texte Deutschland Nordamerika Japan
VertonungNordamerika Japan

Yakuza-Fans können sich nicht beschweren. Nachdem es Anfang dieses Jahres mit Like a Dragon: Ishin ins feudale Japan ging, steht Anfang nächsten Jahres bereits das zweite Abenteuer von Kasuga Ichiban ins Haus – Like a Dragon: Infinite Wealth.

Und damit wir dafür auch gut vorbereitet sind, serviert uns das Ryu Ga Gotoku Studio nun zusätzlich Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name. Ein Spiel, das nicht nur mit schnittigem Titel, sondern ebenso einer Rückkehr zu alten Tugenden lockt. Außerdem schreibt „Gaiden“ es sich auf die Fahne, eine Brücke zu „Infinite Wealth“ zu schlagen. Ob das auch gut gelingt, lest ihr in unserem Test.

Nur für Serienfans

Die dicke Spoilerwarnung vorweg: „Like a Dragon Gaiden“ spielt nach den Ereignissen von Yakuza 6: The Song of Life und nimmt direkt Bezug auf die Titel mit und um Kazuma Kiryu. Ihr seid nicht mit den Spielen vertraut? Dann solltet ihr wohl vorerst einen Bogen um den frischen Ableger machen. „Like a Dragon Gaiden“ funktioniert erzählerisch quasi nur, wenn ihr das entsprechende Vorwissen mitbringt. Letzte Warnung, es geht los.

Wir erinnern uns: Zum Schutz seiner Familie täuschte Kazuma Kiryu, nach den Geschehnissen von „The Song of Life“, seinen Tod vor. Damit ist es aber nicht getan – unter dem Codenamen „Joryu“ agiert er nun als Agent für die Daidoji-Fraktion. Das Morning Glory in Sicherheit wissend, betätigt er sich sporadisch im Personenschutz und verbringt seine überbordende Freizeit in einsamer Meditation.

Die Fassade beginnt aber zu bröckeln, als ein vermeintlich einfacher Auftrag in einem Hinterhalt durch die Omi-Allianz endet. Kiryus Schauspiel droht aufzufliegen, das muss er natürlich geradebiegen. Wie in alten Tagen begeben wir uns also in die bekannten Straßen von Sotenbori, um vor allem eines zu tun: die Fäuste fliegen zu lassen.

Yakuza trifft auf James Bond

Und das tun wir auf die gute, alte Brawler-Art, wie wir sie von Kiryu kennen. Yakuza-Fans fühlen sich mit der ersten gebrochenen Feindesnase gleich wie zu Hause. Abwechslung winkt dabei auch: In seiner Klosterzeit hat sich Kiryu nämlich den Agenten-Kampfstil der Daidoji angeeignet.

Der neue Stil lässt Kiryu deutlich flotter und akrobatischer Kinnhaken verteilen – das erinnert an den wendigen Detektiv Yagami aus (Lost) Judgment. Vor allem wird der Agenten-Stil seinem Namen aber mit verschiedenen Gadgets gerecht, die eine frische Note in die Kämpfe bringen. Wir fesseln und wirbeln Feinde mit einem elektrifizierten Draht umher, ärgern sie mit fiesen Drohnen oder werfen explosive Kippen in die Gegnergruppe. Yakuza trifft auf James Bond.

So kriegen wir dann auch große Gruppen in den Griff – von denen erwarten uns im Spielverlauf nämlich so einige. Na klar, wir haben auch schon in der Vergangenheit mehrere Schergen im Format „Fußballmannschaft“ vermöbelt. „Like a Dragon Gaiden“ lässt aber auch gern mal die doppelte und dreifache Portion auf uns los. Ausgiebiges Fratzengeballer, das fühlt sich fast ein bisschen nostalgisch an und macht jede Menge Spaß.

So auch die fordernden Bosskämpfe, bei denen wir unser Spielzeug einpacken und zum durchschlagkräftigen Yakuza-Stil wechseln. Die toll inszenierten Konfrontationen sind natürlich auch dieses Mal wieder ein echtes Highlight.

Kompakte Story, trotzdem viel zu tun

„Like a Dragon Gaiden“ wurde vom Ryu Ga Gotoku Studio von vornherein als kleinerer Ableger kommuniziert. Und es stimmt: Die Hauptgeschichte nimmt uns allenfalls sieben bis acht Stunden in Beschlag. Straff erzählt, weiß sie aber bis zum Ende zu unterhalten und serientypisch mit Spektakel und einfühlsamen sowie äußerst lustigen Momenten zu überzeugen. Gerade langjährige Fans erwarten viele belohnende Momente und – wie ich finde – eine der rührendsten Szenen der gesamten Serie.

Und ihr vermutet richtig: Es muss nicht bei den sieben bis acht Stunden bleiben. Auch „Like a Dragon Gaiden“ bietet wieder so einigen Kram, mit dem wir abseits der Hauptgeschichte unsere Zeit verbringen können. Dabei spielt vor allem Neuzugang Akame eine wichtige Rolle. Als selbsternannte Allrounderin pflegt sie ein üppiges Info-Netzwerk in Sotenbori – wo übrigens auch der größte Teil von „Like a Dragon Gaiden“ spielt.

Über das Netzwerk nehmen wir Aufträge entgegen, die in skurrilen Nebengeschichten münden, wie wir sie aus den Vorgängern kennen. Ja, ihr dürft euch auch auf einige Wiedersehen freuen. Aber auch sonst lohnt ein Spaziergang durch die Straßen von Sotenbori. Immer wieder stolpern wir nämlich über Hilfesuchende, denen wir aus der Patsche helfen. Mal ist es der Ball im Baum, der zurück zu seinem Besitzer will, mal ein fauler Bürohengst, der sich sein Essen bringen lässt.

Die Miniaufgaben nehmen kaum Zeit in Anspruch und belohnen uns – wie auch die größeren Aufträge – mit Akame-Punkten, die wir dann in das Netzwerk oder neue Fähigkeiten investieren. Bewährter Gameplay-Loop in neuem Gewand, quasi.

Ab in den Vergnügungspark

Wie bereits angedeutet, sind wir in „Like a Dragon Gaiden“ über weiteste Strecken an Sotenbori gebunden. Das ist vor dem Hintergrund der reduzierten Spiellänge durchaus verschmerzbar, lässt aber das „city hopping“ der Vorgänger etwas vermissen. Abhilfe schafft hier zumindest die „Burg“.

Das abgelegene Frachtschiff entpuppt sich als dekadenter Vergnügungspark für Gutbetuchte. Und natürlich führen uns sowohl Hauptgeschichte als auch optionaler Zeitvertreib regelmäßig dorthin.

Die Hauptattraktion: Das Kolosseum, in dem wir nach Lust und Laune die Rangliste hochklettern – wahlweise solo oder mit einer eigens zusammengestellten Prügelmannschaft. „Like a Dragon Gaiden“ lässt uns nämlich moderne Gladiatorenkämpfe bestreiten und gibt uns dafür diverse potenzielle Partner an die Hand. Die befehligen und leveln wir natürlich fachgerecht auf, um in der Arena mit Bestzeiten zu glänzen. Ein spaßiger Zeitvertreib!

Ein weiteres Novum: Erstmals kleiden wir unseren stoischen Protagonisten neu ein. Verschiedene Anzüge, Stoffe, Schuhe und Accessoires – Kiryu präsentierte sich optisch nie so vielseitig wie in „Like a Dragon Gaiden“. Ja selbst die Fingernägel lackieren wir ihm nach Gusto.

Natürlich winken aber auch die Klassiker wie Karaoke, Golf, Mahjong und der Besuch im Hostess Club. Letzterer kommt diesmal übrigens besonders immersiv daher. In FMV-Sequenzen unterhalten wir uns mit den Damen – dargestellt von echten Schauspielerinnen. Wir freuen uns ein wenig, wir schämen uns ein wenig.

Ein kleiner Blick in die Zukunft

Technisch macht „Like a Dragon Gaiden“ auf PlayStation 5 einen tollen Eindruck. Der Titel macht aber – wie gewohnt – keine gewaltigen Sprünge nach vorn, habt ihr Yakuza: Like a Dragon oder Lost Judgment vor Augen, habt ihr auch ein gutes Bild von „Gaiden“. Das Spiel läuft mit immerzu flüssigen 60 Bildern pro Sekunde – auch dann, wenn wir gewaltige Gegnerhorden konfrontieren. Sehr schön.

Auditiv begeistert die japanische Tonspur. Takaya Kuroda darf in der Rolle von Kazuma Kiryu nochmal ordentlich strahlen, der gesamte weitere Cast macht auch eine tolle Figur. Schade nur, dass die englische Tonspur zum Zeitpunkt des Tests noch nicht verfügbar war – diese soll ja bekanntlich nachgereicht werden.

„Gaiden“ bietet übrigens deutsche Bildschirmtexte. Über weite Strecken sind diese auch absolut zufriedenstellend – schade nur, dass sich dann doch verhältnismäßig viele Fehler einschleichen, sowohl im Hinblick auf die Rechtschreibung als auch im inhaltlichen Sinne. Wenn „Order“ mit „Bestellen“ statt „Befehl“ übersetzt wird, darf man die Qualitätsprüfung durchaus hinterfragen.

Wiederum erfreulich: Haben wir „Like a Dragon Gaiden“ durchgespielt, können wir im Zuge einer exklusiven Demo auch gleich noch einen Blick in das nächste RPG-Abenteuer von Kasuga Ichiban werfen. Vorher klappt das nicht – eine Entscheidung, über die man streiten kann. Vor dem Hintergrund, dass „Gaiden“ tatsächlich charmant die Brücke zu „Infinite Wealth“ schlägt, macht es aber durchaus Sinn, es vor der Demo durchgespielt zu haben.

Ein traditionelles Yakuza, wie wir es kennen und lieben

Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name ist ein wohliges Wiedersehen mit unserem liebsten Protagonisten Kiryu – eine fast nostalgische Rückkehr zu alten Tugenden. „Gaiden“ ist klar auf langjährige Fans der Serie ausgerichtet und bietet quasi noch einmal das traditionelle Yakuza-Gesamtpaket in einem kompakten, aber gleichermaßen fesselnden Abenteuer.

Es macht einfach noch immer gewaltig Spaß, Horden von Gegnern in Echtzeit durch die Straßen zu prügeln. Genauso wie große Spektakel zu bewundern und das Taschentuch in einfühlsamen Momenten zu zücken.

Ihr seid Fans der Serie? Dann muss ich gar nicht mehr viel sagen – ihr wisst genau, was ihr bekommt. Alle anderen widmen sich den vergangenen Abenteuern von Kazuma Kiryu und kommen dann zurück.

So viel Spaß die Rückkehr zu vergangenen Tagen macht, so viel Lust bereitet „Gaiden“ auch auf die anstehende RPG-Fortsetzung. Immerhin schlägt es charmant die Brücke zu „Infinite Wealth“ – der perfekte Appetizer über die kalten Monate also!

 

Story

Nach seinem inszenierten Tod droht die Fassade zu fallen. Seiner Familie wegen muss sich Kiryu bemühen, das wieder geradezubiegen. Gewohnt spektakulär, einfühlsam, humorvoll.

Gameplay

Typisches Yakuza-Gameplay, begeistert heute wie seinerzeit. Fans der Serie wissen genau, was sie erwartet.

Grafik

Tolle Optik auf Level von Yakuza: Like a Dragon oder Lost Judgment. Stabile Bildrate, auch wenn es wilder zugeht.

Sound

Tolle Leistung der japanischen SprecherInnen. Englische Tonspur steht leider noch aus.

Sonstiges

Ganz klar für Fans der Serie – Neulinge spielen sich erstmal durch Kiryus Saga; deutsche Lokalisierung nicht optimal; Demo von „Infinite Wealth“ enthalten.

Bildmaterial: Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name, SEGA, Ryu Ga Gotoku Studio