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Im Test! Alan Wake II

TitelAlan Wake II
Japan27. Oktober 2023
Epic Games
Nordamerika27. Oktober 2023
Epic Games
Europa27. Oktober 2023
Epic Games
SystemPlayStation 5, Xbox Series, PCs
Getestet fürXbox Series X
EntwicklerRemedy Entertainment
GenresSurvival-Horror
Texte
Deutschland Nordamerika 
VertonungDeutschland Nordamerika 

Die in Finnland ansässigen Entwickler von Remedy Entertainment zählen nicht erst seit dem Psycho-Thriller „Control“ aus dem Jahre 2019 zur absoluten Spitze der Top-Entwickler der Gaming-Branche. Auch mit dem actionreichen Zeitreise-Blockbuster „Quantum Break“ aus dem Jahre 2016 zeigten die Entwickler deutlich, dass die goldenen Tage der Max-Payne-Ära für sie noch lange nicht gezählt sind. Speziell wenn es um qualitativ hochwertige Spiele geht, leisteten sich die Entwickler von Remedy Entertainment fast keine Ausfälle.

Neben der allseits bekannten und von vielen Fans bis heute geliebten Max-Payne-Reihe, gilt auch das düstere Action-Adventure „Alan Wake“ als Meilenstein der Gaming-Geschichte. Angelehnt an Mystery-Serien wie „Akte X“ und „Twin Peaks“ schaffte es der Titel gekonnt, die mysteriöse Geschichte rund um den langsam in den Wahnsinn abdriftenden Autor und namensgebenden Helden Alan Wake auf die heimischen Bildschirme zu zaubern. Am 5. Oktober 2021 erschien eine grafisch ordentlich aufgebohrte und an die Neuzeit angepasste Remastered-Version von Alan Wake für die gängigen Konsolen und PCs. Diese Remastered-Version enthält auch die beiden DLCs „The Signal“ und „The Writer“.

Im Dezember des Jahres 2021 kündigte Remedy Entertainment während der jährlich stattfindenden „The Game Awards“-Show den Nachfolger zum beliebten Mystery-Thriller an. Die Handlung von Alan Wake II setzt 13 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils der Reihe an und soll die tragische Geschichte rund um den immer tiefer in die eigenen Abgründe versinkenden Schriftsteller Alan Wake weitererzählen.

Am 27. Oktober des Jahres 2023 war es schlussendlich so weit und Alan Wake II erschien für PS5, Xbox Series und PCs. Ob der spannende und mysteriöse Thriller an die Erfolge und Qualitäten des Erstlings anknüpfen kann, erfahrt ihr wie immer in unserem ausführlichen Test.

Ein in den Wahnsinn abdriftender Autor und eine taffe FBI-Agentin

Die tragische Geschichte von Alan Wake II spielt ungefähr 13 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils. Der geistig verwirrte Schriftsteller Alan Wake ist in der Nähe des Cauldron Lake im US-Bundesstaat Washington auf mysteriöse Art und Weise verschwunden und wird bis heute vermisst. Ist Alan Wake nun komplett dem Wahnsinn verfallen oder wurde er in der Zwischenzeit bereits von der Dunkelheit eingenommen und getötet?

Hier kommt nun die FBI-Agentin Saga Anderson ins Spiel. Sie wird in das beschauliche Städtchen Bright Falls geschickt, um eine mysteriöse Mordserie eines Kultes aufzudecken. Genau hier liegt auch der Cauldron Lake, wo Alan Wake zuletzt gesehen und als vermisst gemeldet wurde. Handelt es sich hierbei nur um einen tragischen Zufall oder steckt vielleicht doch mehr hinter der Fassade des eigentlich so beschaulichen Bright Falls?

Anders als im ersten Teil von Alan Wake übernehmen wir bei Alan Wake II also nicht nur die Rolle des namensgebenden Titelhelden Alan Wake, sondern auch die der FBI-Agentin Saga Anderson. So hat man als SpielerIn stets die Möglichkeit, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Horror und Mystery geben sich die Klinke in die Hand

»Spielerisch ist Alan Wake II ein absolut gekonnter Mix aus Horror- und Mystery-Elementen und vermag es des Öfteren, auch härter gesottene Horror-Fans mit dem ein oder anderen Jumpscare an die Grenzen zu bringen.«

Spielerisch ist Alan Wake II ein absolut gekonnter Mix aus Horror- und Mystery-Elementen und vermag es des Öfteren, auch härter gesottene Horror-Fans mit dem ein oder anderen Jumpscare an die Grenzen zu bringen.

Gerade in den Spielszenen, in denen man die Rolle von Alan Wake übernimmt, vermischen sich im weiteren Spielverlauf immer mehr die Grenzen zwischen Realität und Einbildung und man kann sich nie so richtig sicher sein, ob das, was man da gerade sieht, nur in Alan Wakes Kopf stattfindet oder wirklich so passiert. Genau das ist aber auch mein größtes Problem mit Alan Wake II. Denn wo der erste Teil diese Grenzen noch relativ klar definierte, fühlt sich Alan Wake II für mich teilweise anstrengend und ermüdend an.

Im späteren Spielverlauf erhält man beispielsweise die Möglichkeit, mit Hilfe diverser Lichtquellen in eine Art Paralleluniversum zu reisen, in welchem die eine oder andere Örtlichkeit dann etwas anders aussieht. Ein vorher versperrter Durchgang ist dann beispielsweise in der Parallelwelt nicht mehr blockiert. Dieses Feature wird meiner Meinung nach aber zu oft verwendet und so artet das Ganze dann irgendwann in hektischem Gesuche nach der nächsten Licht-Interaktionsmöglichkeit aus.

Ebenso gibt es später im Spiel die Möglichkeit, diverse Orte in verschiedenen Handlungssträngen zu erkunden. Alan Wake hat sozusagen die Möglichkeit, die Geschichte temporär umzuschreiben. So kann man neben dem Lichtquellen-Feature auch wieder in verschiedene Versionen der Zeit reisen, um im Spielverlauf voranzukommen. Für mich fühlt sich das aber teilweise wie gestreckte Spielzeit an, da man dieselben Wege immer wieder in verschiedenen Erzählsträngen ablaufen muss, um zu verstehen, was das Spiel eigentlich gerade von einem will. Zu anstrengend, zumindest für meinen Geschmack.

Der Gedankenraum als Rückzugsort

Sowohl Alan Wake als auch die FBI-Agentin Saga Anderson haben die Möglichkeit, in eine Art Gedankenraum abzutauchen, um die gesammelten Hinweise und Details noch einmal in Ruhe durchgehen zu können. In diesem Gedankenraum können außerdem alle bisher gesammelten Dokumente, wie beispielsweise VHS-Kassetten, Tapes und Schriftstücke erneut angesehen werden.

Auch gibt es hier die Möglichkeit, die Waffen und Attribute der beiden Charaktere aufzuwerten, um während der zahlreichen Kämpfe stets die Überhand zu behalten. Der Gedankenraum ist eine interessante Idee, die es wohl auch schon in den einen oder anderen Stephen-King-Roman geschafft hat.

Auch die Action-Einlagen kommen nicht zu kurz

Natürlich kommen aber auch bei Alan Wake II die Actioneinlagen nicht zu kurz und so gibt es etliche Kämpfe mit den Kreaturen der Dunkelheit. Diese müssen, wie auch schon beim ersten Teil, erst mit einer Lichtquelle, in diesem Fall einer Taschenlampe, geschwächt werden, bevor sie von Kugeln aus einer Feuerwaffe verwundet und schließlich getötet werden können.

Durch die, zumindest für mich, recht knapp vorhandene Munition fühlt sich Alan Wake II manchmal schon fast wie ein Survival-Titel an. In diese Genre-Richtung wollte man beim Entwickler Remedy nach eigenen Aussagen aber ja auch gehen.

Im Kern spielt sich Alan Wake II aber sehr wie die neuen Resident-Evil-Teile. Man spielt und schießt aus einer Über-der-Schulter-Perspektive und sogar das Inventar erinnert stark an die Horror-Titel aus dem Hause Capcom.

Der für mich wohl mit Abstand größte Pluspunkt von Alan Wake II ist die fantastische Atmosphäre, die der Titel versprüht. Nur selten fühlte sich ein Horror- bzw. Mystery-Titel so beklemmend und unheimlich an, wie es bei Alan Wake II der Fall ist. Durch den Meta-Humor und die vielen Anspielungen, die es bei Alan Wake II in Massen gibt, fühlt sich der Titel stets eigenständig und nicht wie ein Abziehbild anderer großer Horror-Titel an.

Ein optischer Leckerbissen, der euch das Fürchten lehrt

Optisch ist Alan Wake II eine Klasse für sich. Die Texturen, Charaktermodelle und speziell das fantastische Spiel mit Licht und Schatten machen die Optik des Titels einmalig und erschaffen eine Atmosphäre, wie sie nur selten vorher in einem Videospiel erreicht wurde.

Speziell die Charaktermodelle sind unheimlich realistisch und vermitteln stets das Gefühl, gerade eine Folge Akte X oder Twin Peaks nachzuspielen. Die vielen kleinen Details, die sich in der Spielwelt verstecken, tun ihr Übriges. Eine Augenweide auf ganzer Linie also.

Tontechnisch ebenfalls erste Güte, jedoch mit Bugs

Natürlich darf bei so einem atmosphärischen Titel auch der Sound nicht zu kurz kommen, um die unheimliche und bedrückende Atmosphäre stets aufrechterhalten zu können. Hier kann man sagen, dass Alan Wake II tolle Soundeffekte und zumindest in der englischen Synchronisation tolle und talentierte Sprecher bieten kann.

Die deutsche Synchronisation konnte mich aber keinesfalls überzeugen. Die Sprecher wirken auf mich zu hölzern und zu unmotiviert. Auch stimmt das Timing der Untertitel nicht und so liest man teilweise noch die Untertitel des vorhergehenden Satzes, während die Charaktere bereits mit dem nächsten Satz begonnen haben.

Ich hatte außerdem das Problem, dass das Spiel teilweise komplette Tonausfälle hatte oder die eingestellte Spielsprache selbstständig von Englisch auf Deutsch und wieder zurück gewechselt hatte. Da stellt man sich die Frage, wieso Remedy auf eine physische Version von Alan Wake II verzichtet hat, um den Titel vollständig von solchen Bugs zu befreien und dann erscheint der Titel mit solch fatalen Soundaussetzern. Unverständlich und für mich ein dicker Minuspunkt.

Gefangen zwischen den Welten

Alan Wake II ist wohl genau das, was sich viele Fans der Reihe seit vielen Jahren gewünscht haben. Eine unheimlich atmosphärische Fortsetzung, die mit Horror- und Mystery-Elementen nur so um sich wirft und es stets vermag, die SpielerInnen an die mentalen Grenzen zu treiben. Intensive Kämpfe gegen die Kreaturen der Dunkelheit und unheimlich viele Details, die es zu entdecken gilt, tun ihr Übriges, um Alan Wake II zu einer absolut fantastischen Fortsetzung der Mystery-Reihe rund um den Schriftsteller Alan Wake zu machen.

Einzig und allein das, zumindest für meinen Geschmack, zu oft genutzte Parallelwelten-Feature fühlte sich teilweise wie Spielzeitstreckung und teilweise auch unnötig und ermüdend an.

Auch optisch kann der Titel mit tollen Texturen, äußerst realistischen Charaktermodellen und fantastischen Licht- und Schatteneffekten glänzen und vermittelt so stets eine unheimliche, düstere und extrem stimmige Atmosphäre.

Die soundtechnische Seite sieht da allerdings leider anders aus, denn neben der durchaus gelungenen englischen Synchronisation konnte mich die deutsche Synchronisation keinesfalls begeistern. Dafür wirkten die Sprecher zum großen Teil zu desinteressiert. Auch die Soundbugs wie komplette Tonausfälle und die nicht synchronen Untertitel dürfen bei einem Titel dieser Klasse auf keinen Fall vorkommen. Um die Bugs pünktlich zum Launch auszumerzen, verzichtete der Entwickler Remedy sogar auf eine physische Version.

Fans des ersten Teils und alle, die auf das Survival- beziehungsweise Horror-Genre stehen, können natürlich getrost zugreifen. Sollte man jedoch nichts mit dem Genre oder psychologischem Horror im Allgemeinen anfangen können, sollte man sich Alan Wake II vor einem Kauf vielleicht noch einmal genauer anschauen.

 

Story

Der Schriftsteller Alan Wake und die FBI-Agentin Saga Anderson müssen sich gegen die finsteren Kräfte der Dunkelheit zur Wehr setzen. Alan Wake driftet so langsam in den kompletten Wahnsinn ab, während Saga Anderson einen mysteriösen Kultisten-Mord aufklären soll.

Gameplay

Ein Mix aus Horror- und Mystery-Thriller, der mit spannenden Kämpfen und diversen Survival-Elementen aufwarten kann. Es gibt viele kleine Details zu entdecken.

Grafik

Tolle Optik mit schönen Texturen, äußerst realistischen Charaktermodellen und absolut stimmigen und beeindruckenden Licht- und Schatteneffekten. So muss ein Horror-Titel im Jahre 2023 aussehen.

Sound

Die englische Synchronisation kann einige tolle Sprecher aufweisen. Auch die Soundeffekte sind stets passend. Die deutsche Synchronisation ist allerdings nur unterdurchschnittlich. Auch die Untertitel sind nicht synchron. Fiese Tonaussetzer gibts obendrauf.

Sonstiges

Warum verzichtet man auf eine physische Version, wenn das Spiel am Ende sogar mit fiesen Sound-Bugs zu kämpfen hat? Unnötig und unverständlich.

Bildmaterial: Alan Wake II, Epic Games Publishing, Remedy