Titel | Dragon Quest Treasures |
14. Juli 2023 | |
Square Enix | |
14. Juli 2023 | |
Square Enix | |
14. Juli 2023 | |
Square Enix | |
System | Nintendo Switch, PC |
Getestet für | PC (Steam Deck) |
Entwickler | Square Enix, TOSE |
Genres | Action |
Texte | |
Vertonung |
Endlich, ein neuer Steam-Port! Ihr alle wisst, was das bedeutet: Eine weitere Möglichkeit, meine Freude über die Existenz des Steam Deck mit euch zu teilen und einen weiteren Titel aus meinem Backlog zu streichen.
Etwas mehr als ein halbes Jahr ist es her, dass Square Enix mit Dragon Quest Treasures ein neues Spin-off der beliebten JRPG-Reihe auf den Markt geworfen hat. Damals noch exklusiv für Nintendo Switch, können nun auch PC/Steam-Deck-Besitzer in den Genuss dieses kurzweiligen, aber unheimlich spaßigen Abenteuers kommen.
Simpel und repetetiv
Bevor ich mich nun ins Getümmel stürze, noch ein paar wichtige Informationen. Ich bin nicht der größte Dragon-Quest-Fan. Mit Dragon Quest VIII auf PlayStation 2 ist der letzte Ableger der Reihe erschienen, mit dem ich richtig viel Spaß haben konnte. Seitdem habe ich jeden neuen Teil gespielt, musste mich jedoch teilweise bis zu den Credits durchquälen.
Das Charakterdesign von Akira Toriyama hat seinen Zenit schon lange überschritten und ist mehr als nur angestaubt, die Monster-Designs sind ebenfalls unglaublich repetitiv, die Musik hat sich seit unzähligen Jahren keinen Zentimeter nach vorne bewegt und die simplen Gut-gegen-Böse-Geschichten sowie die lächerlich einfachen Dialoge können mich einfach nicht mehr begeistern.
Und obwohl ich ab und an ein gutes rundenbasiertes Kampfsystem genieße (siehe mein Review zu One Piece Odyssey), so hat es mich vor allem bei Dragon Quest XI in den unnötig langgezogenen Stunden bis zum Ende einfach nur noch genervt.
Sucht
Ich verstehe, dass das genau der Grund ist, warum viele Fans noch zu dieser Reihe halten, aber das Simple und das Repetitive ist für mich persönlich einfach nicht mehr genug. Ich erwarte mittlerweile mehr von den Entwicklern, mehr Kreativität und vor allem mehr Anspruch an sich selbst. Umso erfreulicher war die Überraschung, wie sehr mir Dragon Quest Treasures gefallen hat.
Es besitzt zwar viele der von mir oben kritisierten Elemente, aber eben auch neue und kreative Wege, den Spieler zu überraschen. Mit jedem neuen Schatz und Level-up werden bei Dragon Quest Treasures genau die richtigen Schalter im Gehirn umgelegt, so dass man einen befriedigenden Serotonin-Kick erhält und nicht mehr von dem Spiel loskommt.
Das macht über eine gewisse Zeit natürlich großen Spaß, aufgrund der fehlenden Substanz bleibt es am Ende aber auch nur bei diesem kurzweiligen Vergnügen.
Hocus Porcus
Alteingesessenen Fans sind die beiden jungen Hauptcharaktere Erik und Mida gewiss ein Begriff. In Dragon Quest Treasures beginnt ihre Reise jedoch auf einem Wikingerschiff, auf der Suche nach Schätzen zum Plündern. Die beiden jungen Helden haben natürlich noblere Ziele und verabscheuen das damit zusammenhängende Plündern und Versklaven.
Nachdem sie ein fliegendes Neonschwein und eine schwebende lila Katze befreien, werden sie von diesen in eine absurde Welt gebracht, in der es nichts Wichtigeres gibt als Schätze zu jagen. Auf dieser schwebenden Inselgruppe, die den Kampf zweier Drachen darstellt, gibt es kein anderes Thema als die Schatzjagd. Und wie könnte es auch anders sein, müssen unsere beiden Protagonisten gleich sieben (!!!) der seltensten Schätze finden, um ans Ende der Reise zu gelangen.
Das ist leider auch schon alles. Sehr viel mehr Substanz erhalten weder die Hauptgeschichte noch ihre Charaktere. Die humorvollen Dialoge der vielen NPCs hauchen diesen zwar etwas Leben ein, aber auf erzählerischer Ebene bleibt das Spiel auf dem absolut simpelsten Niveau und bietet keinerlei Ambitionen etwas anderes zu sein. Aber es ist eben genug um die zentrale Schatzjagd ins Rollen zu bringen.
Ich persönlich finde es schade, dass man bekannte Charaktere als Protagonisten gewählt hat. Natürlich ist das marketingtechnisch sinnvoll, aber so haben sich die Entwickler meines Erachtens ins eigene Fleisch geschnitten. Dadurch, dass wir die Charaktere bereits in der Zukunft kennen sowie ihre Geschichten, kann man keine größeren Wendungen oder Überraschungen erwarten.
Ein Fest für die Sinne?
Optisch macht Dragon Quest Treasures denselben Eindruck wie die anderen Dragon-Quest-Spiele. Simpel, aber knallbunt und charmant. Durch den Release auf PCs kriegt man jedoch zusätzlich ein wesentlich glatteres und schöneres Bild als auf Nintendos Hybrid-Konsole geboten. Da es jedoch auf allen Inseln an Details fehlt und sich viele Assets wiederholen, ist das auch nicht wirklich verwunderlich.
Nichtsdestotrotz hilft hier die Nostalgie-Brille ein wenig. Sich durch die klassischen Wälder, Lavaländer und Wüsten zu kämpfen liegt jedem JRPG-Fan sicher im Blut. Trotzdem wäre es schön gewesen, das Basisniveau vom Leveldesign ab und an zu verlassen.
Über die Musik von Dragon Quest muss kein weiteres Wort verloren werden, ebenso wie über die gewollt altbackenen Soundeffekte. Das wirkt zu Beginn noch niedlich, nach kurzer Zeit muss der Ton aber auf stumm gestellt werden.
Ein wenig tragisch, denn die Synchronsprecher geben sich sichtlich Mühe den humorvollen Kern der Dialoge ein wenig aufzupeppen. Leider sind nur die wenigsten vollständig vertont und man erhält meistens nur die Synchronisation einzelner Wörter oder Phrasen für ganze Dialogzeilen.
Schnurrsula
Wer sich vom kreativen Team offensichtlich am meisten Mühe gegeben hat, war das Team der deutschen Lokalisation. So viele interessante und lustige Wortspiele und humorvolle Namen habe ich selten in einem Videospiel gesehen. Viele Dialoge habe ich genüsslich gelesen, ebenso wie die Namen der unzähligen Monster, die man für sein Team rekrutieren kann.
Von der kreativen Seite konnte mich das Spiel also absolut nicht überzeugen, aber am Ende ist und bleibt das Gameplay bei einem Videospiel eben der wichtigste Faktor und das hat mich letztendlich mitgerissen.
Aufgeteilt ist das Gameplay in zwei Kernelemente: Monster und Schätze. An sich sind beide Elemente nicht unbekannt, aber es ist die Kombination dieser beiden, die Dragon Quest Treasures so besonders macht.
Große Taschenmonster
Ähnlich wie bei Pokémon-Legenden: Arceus läuft man durch die sieben Inseln, auf denen sich die unterschiedlichen Monster tummeln. Bei diesen handelt es sich hauptsächlich um bekannte Designs der Reihe.
Also wiederholen sich sehr viele einfach nur mit einem anderen Farbton. Insgesamt drei von diesen kann man in sein aktives Team aufnehmen. Um das zu erreichen muss man sie jedoch erst einmal im Kampf besiegen. Nach jedem erlegten Gegner besteht die geringe Wahrscheinlichkeit dieses für sein Team zu rekrutieren. Diverse Items können einem dabei helfen diese Wahrscheinlichkeit zu erhöhen.
Hat man das gewünschte Monster rekrutiert, heißt es erst einmal zurück zur Basis im Zentrum der sieben Inseln. Auf dieser kleinen Insel werden alle wichtigen Entscheidungen getroffen, alle Monster gesammelt und die eigenen Schätze aufbewahrt. Hier müssen die rekrutierten Monster noch angeheuert werden. Dafür sind für jedes Monster diverse Item-Kombinationen notwendig.
Dabei kann es sich um Basismaterialien handeln, die auf den verschiedenen Inseln einfach rumliegen, oder um Gerichte, die man zunächst kochen muss. Je seltener und stärker ein Monster ist, desto schwieriger ist es diese Items zu sammeln. Aber die Mühe lohnt sich, denn diese drei Monster spielen eine zentrale Rolle im gesamten Gameplay.
Manipulator, Heiler und Augmentor
Sie bestreiten jeden Kampf, bei dem der eigentliche Hauptcharakter nur ein Unterstützer ist, der das Dreier-Team durch Heilung, Buffs und gegnerische Debuffs unterstützt. Als Spieler managt man also nur das eigene Team aus dem Hintergrund. Eine Schleuder mit mehreren Munitionssorten hilft da zwar, aber die eigenen Angriffe machen nicht besonders viel Schaden. Das funktioniert über weite Strecken recht gut, aber die KI und das Pathfinding der Teammitglieder lässt häufig zu wünschen übrig.
Das bedeutet also, je stärker das eigene Team ist, desto stärkere Gegner kann man besiegen, um neue Areale zu erkunden, in denen es bessere Schätze gibt. Je mehr Schätze man zusammengesammelt hat, desto stärker wird jedoch auch das eigene Team, da ab diversen Mengen die eigenen Spezialattacken verstärkt werden oder man mehr Status-verbessernde Items ausrüsten kann.
Außerdem spielen die Monster noch eine wichtige Rolle dabei, die vergrabenen Schätze zu finden. Mit einem mystischen Kompass wird man in die ungefähre Richtung eines Schatzes getrieben, und in der Nähe kann man aus den Augen der drei Monster jeweils einen kurzen Blick auf die genaue Lokalität erhaschen. Das Lustige dabei: Trägt das Monster z. B. einen Hut, so sieht man auf diesem kurzen „Augenblick“ eine Hutkrempe. Ein fantastisches kleines Detail, das die Suche umso spannender und besser macht.
You spin me right ’round
Hinzu kommt, dass die verschiedenen Monster unterschiedliche Feldfähigkeiten besitzen. So kann man etwa mit geflügelten Monstern zu verschiedenen Orten gleiten oder durch große oder wabbelige Monster zu hohen Orten geschleudert werden. Dadurch kommt man an zuvor unerreichbare Orte und somit wieder zu neuen Schätzen, die das Team dann verstärken und es einfacher machen neue Schätze zu finden.
Interessanterweise tragen die Monster diese Schätze. Je seltener und besser diese Monster also sind, desto mehr kann man in einem Durchgang mit sich tragen und desto höher ist der Bonus-Multiplikator auf die Summe, die man am Ende für diese Schätze erhält.
Diese, sich offensichtlich wiederholende, Spirale funktioniert so gut, dass man kaum davon wegkommt. Und da man weder die Monster, noch die Schätze auf dem Silbertablett serviert bekommt und tatsächlich Mühe investieren muss, bleibt die Motivation bis zum Ende erhalten.
Mehr Motivation
Die verschiedenen Nebenmissionen, welche zu jeder Zeit in den gut strukturierten Menüs zu verfolgen sind, und die Angriffe feindlicher Schatzjäger sind dann noch das kleine i-Tüpfelchen. Denn sie beinhalten sowohl Schätze als auch Monster und die Spirale dreht sich erneut.
Eine weitere kleine Motivation ist die eigene Basis, die sich auch optisch mit dem zunehmenden Reichtum des eigenen Teams verändert. So fließt am Ende das Gold wortwörtlich in Strömen. Sich dieser Spirale zu entziehen ist fast schon unmöglich.
Hätten sich die Entwickler auf der kreativen Seite etwas mehr Mühe gegeben, dann wäre ein wahrlich fantastisches Gesamtpaket aus Dragon Quest Treasures geworden. So bleibt nur noch zu hoffen, dass ein potentielles Sequel dieses Spin-offs ein wenig runder gestaltet wird.
Fast dampfende Perfektion
Nun zu meinem Lieblingsabschnitt, der Frage, ob und wie sich der neue Port auf Steam Deck spielt. Es sollte niemanden überraschen, dass ein technisch so anspruchsloses Spiel wie Dragon Quest Treasures wie gemacht für diesen portablen PC ist. Das kurzweilige Vergnügen eignet sich perfekt für ebenso kurzweilige Spielesessions, zum Beispiel wenn man unterwegs ist.
Ohne jegliche Zusatzeinstellung lässt sich das Spiel im Menü starten, aber auf den maximalen Grafikeinstellungen gibt es dennoch Abzüge. Auf diesen Einstellungen pendelt die Bildrate nämlich zwischen 40 und 60 FPS hin und her, was, wie jeder weiß, kein besonders gutes Spielgefühl erzeugt.
Ich empfehle daher das Spiel mit den voreingestellten mittleren Settings auf 60 FPS zu cappen, so hat man ein optisch weiterhin angenehmes Bild in bombenfesten 60 FPS. Wer jedoch experimentierfreudig ist, der hat eine Vielzahl von Einstellungen im Menü, die er frei anpassen kann. Auf High-End-PCs kann man die Framerate auch komplett entkoppeln und mit weit mehr als 100 FPS die Schatzjagd genießen.
Durch diese vielen Anpassungsmöglichkeiten, die deutlich bessere Framerate und den besseren Bildschirm ist dieser PC-Port aktuell die beste Art Dragon Quest Treasures zu erleben.
Mein Schatz
Dragon Quest Treasures beweist, dass eine durchdachte Gameplay-Spirale unglaublich viel Spaß und Motivation erzeugen kann, so dass jede Kritik, etwa an Grafik, Sound und Design, in den Hintergrund rückt. Die Kombination der Monster- mit den Schatzelementen erzeugt einen kurzweiligen, aber süchtigmachenden Sog, dem man sich nur ganz schwer entziehen kann.
Mit dem neuen Steam-Release des ehemaligen Switch-exklusiven Titels wird auch gleichzeitig die beste Version geboten, zumindest was die technische Seite angeht. Hinzu kommen zudem noch einige kostenlose DLCs, die den Einstieg in das Abenteuer wesentlich angenehmer machen.
Durch den geringen technischen Anspruch läuft es auf dem Steam Deck auch in stabilen 60 FPS, obwohl das nicht für die maximalen Grafikeinstellungen gilt. Das flüssige Erlebnis ist es aber absolut wert. Selbst wenn ihr, wie ich, mit Dragon Quest nicht mehr so richtig warm werdet, so solltet ihr Dragon Quest Treasures trotzdem eine Chance geben, denn ich hatte damit eine wunderbare Zeit.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Dragon Quest Treasures, Square Enix, TOSE