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Im Test! Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg

TitelAtelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg
Japan13. Juli 2023
Koei Tecmo Games
Nordamerika13. Juli 2023
Koei Tecmo Games
Europa13. Juli 2023
Koei Tecmo Games
SystemNintendo Switch / PS4 / PS5 / PC
Getestet fürPS5
EntwicklerGust
GenresJRPG
Texte
Nordamerika
VertonungJapan

Atelier, ach mein liebes Atelier. Uns begleitet jahrelanges Ghosting, seit ich damals mit Iris begann und doch zwischenzeitlich pausierte. Dann kam Rorona, was mir sehr gefiel, aber auch nicht von Dauer war. Dazwischen kamen viele von euch. Totori, Ayesha, Ryza und wie sie alle hießen. Doch alle wurden geghostet, weil es da etwas Interessanteres gab. Die liebe Zeit ist es, auf die ich es schob und andere Interessen. Doch nun mit Marie sollte es wieder anders werden.

Am 13. Juli erschienst du nun für die breite Öffentlichkeit, ich durfte vorher schon etwas Spaß mit dir haben und mir Atelier Marie ganz genau anschauen. Nach meinem erneuten Lauf mit Atelier Iris: Eternal Mana war der Zeitpunkt der richtige wieder mit der klassischen Atelier-Reihe einzusteigen. Ob Atelier Marie in seiner neuen Aufmachung etwas mehr ist als ein weiterer Titel für eingefleischte Atelier-Fans, sollt ihr bei uns erfahren.

Alchemie, die hohe Kunst

Die Kunst der Alchemie ist eine alte, ehrwürdige Schule. Die Fähigkeit, aus ganz alltäglichen, aber auch seltenen Gegenständen etwas vollkommen Neues mittels Magie zu erschaffen. Eine Kunst, die nicht leicht zu beherrschen ist, und nur ein langer Weg aus Erfolgen und Fehlschlägen führt zur Meisterschaft. Dies muss auch Marie am eigenen Leib erfahren. Gebrandmarkt als die schlechteste Studentin der Akademie, wird sie von Albträumen geplagt. Albträumen, in denen sie ihre Professoren heimsuchen, aber auch das schlechte Traumomen holt sie schnell ein, denn die Realität ist genauso grausam wie ihre Träume.

Als schlechteste Schülerin steht es schlecht um ihren Abschluss und so wird ihr von der Akademie eine Prüfung auferlegt. Eine Prüfung, die ihre Sichtweise auf die Welt ändern wird: „Erschaffe einen einmaligen Gegenstand, der uns beeindruckt, hierfür stellen wir dir einen Laden innerhalb der Stadt zur Verfügung. Lerne fleißig, wenn die Zeit um ist, werden wir dich prüfen. Deine Tage als Alchemistin stehen auf dem Spiel.“ So beginnen für euch nun ein paar Jahre der steten Prüfung. Seid ihr der euch gestellten Aufgaben würdig oder nicht?

Lehrjahre sind keine Herrenjahre

»Gerade diese Einsteigerfreundlichkeit und der Punkt, dass Atelier Marie der Serienerstling ist, der hier nie erschienen ist, macht es für Interessenten einen guten Einstiegspunkt in die Atelier-Serie.«

Die Geschichte von Atelier Marie ist in den heutigen Augen recht simpel gestrickt, wirkt fast schon ein wenig wie schöner Tand um die eigentlichen Spielmechaniken herum und – in Anbetracht des Alters und der Geschichte der Reihe selbst – nicht allzu ungewöhnlich. Fünf Jahre stehen euch zur Verfügung um zur Meisterschaft zu gelangen. Während dieser Zeit lernt ihr Marie besser kennen. Von Zeit zu Zeit erlebt ihr kleine Zwischenevents, welche die Hauptgeschichte vorantreiben und in Form von Zwischenprüfungen abgehalten werden. Unterdessen trifft Marie auf jede Menge Wegbegleiter, die euch auf euren Forschungsreisen unterstützen. Auch hier erwarten euch von Zeit zu Zeit kleine Geschichten rund um eure Begleiter. Dabei sind die Geschichten recht simpel, aber amüsant. Dazwischen passieren immer mal wieder kleinere Events, die ihr je nach eurer Planung aber auch verpassen könnt.

Kurz gesagt, die Geschichte rund um Marie ist keine komplexe, sie ist mehr Beiwerk als vorantreibende Kraft und wirkt eher im Hintergrund. Nichtsdestotrotz hat man Spaß an dem kleinen Lehrstück von Atelier Marie. Die Charaktere sind witzig und bieten den typischen Atelier-Charme. Durch mehrere Enden und Charakter-Geschichten gibt es einiges zu entdecken, aber man sollte sich nicht von falschen Hoffnungen blenden lassen. Nach circa acht bis 15 Stunden wird euer erster Atelier-Marie-Durchgang beendet sein. Durch die vielen kleineren Events, die man beim ersten Mal zwangsläufig irgendwie verpasst, und durch die multiplen Enden besitzt Atelier Marie von der Geschichte her einigen Wiederspielwert. Ich fand Marie vom Charakter her jedenfalls sehr putzig und konnte die, wenn auch kurze und übersichtliche Geschichte während meines Exkurses in die Mechaniken der Alchemie genießen.

Alchemie – aller Anfang ist nicht so schwer

Womit wir nun bei des Pudels Kern wären, der Alchemie und dem, was das Spiel im Innersten zusammenhält. Ihr habt nun also euren Laden von der Akademie gestellt bekommen und sogleich eure erste Prüfung, die es zu bewältigen gilt. Geht in die Welt hinaus, aber nicht allein. Alchemisten sind keine Kämpfer. Trefft euch mit Kämpfern, die euch auf eurem Weg begleiten und die euch im Fall von Gefahren schützen. Klingt einfach und einfach ist auch der Charakter des Spieles von Atelier Marie. Der Titel ist als Einsteiger-RPG gedacht. Trotz Zeitmechanik fühlt man sich zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte unter Zeitdruck.

Die Zwischenprüfungen, die euch von der Akademie gestellt werden, sind Monate im Voraus bewältigt, selbst wenn man der größte Schlendrian unter der Sonne ist, ein Game-over-Bildschirm ist bei Atelier Marie eine Leistung, die man erst mal schaffen muss. Grob gesehen ist der Ablauf in zwei Bereiche aufgeteilt: Die Erschaffung neuer Gegenstände durch die Alchemie, mit der eure Reisen einfacher und euer Geldbeutel voller werden, und das Auskundschaften der Welt nach neuen Materialien für eure Synthese-Prozesse. Je erfolgreicher ihr dabei seid, desto höher steigt euer Ansehen und euer Wissen. Mit Ersterem bekommt ihr bessere Aufträge und durch Letzteres lernt ihr neue, bessere Rezepte für die Alchemie.

Zeit – ein relevanter Faktor

Dreh- und Angelpunkt ist dabei euer Shop, hier synthetisiert ihr aus Alltäglichem neue, wunderbare Gegenstände. Von Zeit zu Zeit besuchen euch auch die Bewohner der Stadt und haben Aufträge für euch. So will zum Beispiel der Schmied ein Mittel gegen seine kahle Blöße auf dem Kopf. Andere brauchen Heilmittel oder Talismane. Egal, ob ihr nun synthetisiert oder den Shop verlasst um die Stadt und das Umland zu erkunden: Jede Aktion verbraucht Zeit. Zeit, von der euch fünf Jahre zur Verfügung stehen. Synthesen können je nach Aufwand mehrere Tage in Anspruch nehmen und auch das Reisen greift euer Zeitkontingent an.

Verlasst ihr die Stadt, landet ihr auf einer spielbrettartigen Oberwelt. Je weiter ihr im Spiel voranschreitet, desto mehr Landschaften bzw. Dungeons schaltet ihr frei. Der Weg zu den Verliesen ist, wie bereits erwähnt, wie ein Spielbrett aufgebaut, eines, wofür ihr nicht würfeln müsst. Gewürfelt wird nur im Hintergrund, denn auf jedem Feld zwischen euch und eurem Ziel könnt ihr von Monstern angegriffen werden oder Gegenstände entdecken. Jedes Feld konsumiert dabei einen Tag. Erreicht ihr einen Dungeon, beginnt das eigentliche Sammeln der Zutaten. Dabei könnt ihr auch auf Gegner treffen. Egal, ob ihr nun einen Sammelpunkt abgrast oder einen Kampf bestreitet, jede Aktion kostet euch einen Tag.

Rundentaktik eben klassisch

»Im Großen und Ganzen wirkt Atelier Marie trotz fehlender moderner Grafik sehr charmant, es wirkt einfach aus einem Guss, wenn man es als das betrachtet, was es ist: Ein Einsteiger-RPG für eher jüngere Spieler.«

Sobald ihr auf Gegner trefft, wechselt ihr auf einen separaten Kampfschauplatz. Bis zu zwei weitere Begleiter dürfen euch dabei in die Schlacht folgen. Gekämpft wird auf einem kleinen Raster. Auf diesem könnt ihr die Angriffsreihen eures Teams bestimmen. Schwertkämpfer sollten eher in die erste Reihe, Alchemisten und Zauberer in die hinterste Reihe. Auch eure Gegner werden so positioniert und erhalten so entweder Boni oder einen Malus auf Angriffs- oder Verteidigungsfertigkeiten.

Runde um Runde setzt ihr so eure Fähigkeiten ein. Abseits der alchemistischen Gegenstände ist euer Angriffspotenzial eher überschaubar und steht kennzeichnend für ein Kampfsystem, das den Spieler nicht überlasten möchte. Wie erwähnt, der Fokus liegt auf der Alchemie. Nichtsdestotrotz können Gegner, die zu stark sind, euch schnell den Wind aus den Segeln nehmen. Denn nur weil ihr ein neues Gebiet durch Gespräche in der Stadt gefunden habt, heißt das nicht, dass ihr dazu auch schon bereit seid.

Feuer sprühe, Kessel glühe!

Seid ihr nun mit eurer Expedition fertig und ist euer Körbchen reich gefüllt, denn ihr habt nur ein begrenztes Inventar für euren Ausflug, geht es auch wieder zurück in euren Laden. Hier ladet ihr alle Gegenstände ab, die ihr gefunden habt. Glücklicherweise besitzt das Lager ein unbegrenztes Fassungsvermögen, weswegen ihr euch zumindest darüber keine Sorgen machen müsst.

Gefundene Gegenstände eignen sich entweder direkt als Zutat für einen wichtigen Gegenstand oder müssen zuerst in grundständige Zutaten umgewandelt werden. Je nach Menge und Rang des herzustellenden Gegenstandes verbringt ihr entweder mehrere Tage oder gar ganze Ingame-Wochen in eurem Labor.

Wer dabei nicht optionale Events verpassen möchte, sollte ein Auge auf den Kalender und das Anschlagbrett in der Bar haben. Generell solltet ihr immer mal wieder einen Blick in die verschiedenen Lokalitäten der kleinen Stadt werfen. Öfters warten die Bewohner mit hilfreichen Tipps oder Gerüchten auf, welche die Welt um euch herum erweitern.

Das Remake von Atelier Marie versteckt nicht, wo der eigentliche Fokus im Spiel liegt: auf der Synthese von Gegenständen. Trotz Zeitfaktor und kleinerer Scharmützel überfordert euch das Spiel jedoch nie und ist besonders für Einsteiger im RPG-Genre geeignet oder für jene, die sich mal an ein Spiel mit Zeitfaktor herantasten möchten. Die Mechaniken sind simpel, aber gut aufeinander abgestimmt. Gelegentlich wird die Suche nach neuen Gegenständen auch durch kleinere Bosskämpfe und kurzweilige Minispiele aufgelockert. Nichts Weltbewegendes, aber nette Dreingaben, die das Einsteigererlebnis abrunden. Rund wirkt auch die neue Aufmachung von Atelier Marie Remake.

Das Beste von alt und neu

Grafisch bietet euch Atelier Marie Remake eine Mischung aus isometrischer 3D-Grafik und Chibi-Look. Eine recht treffende Entscheidung, bezieht man die Wurzeln der Atelier-Spiele mit ein. Während die neueren Titel auf eher imposantere Animegrafik setzen, orientiert sich Atelier Marie an einer Mischung aus alt und neu. Mit dem Chibi-Look besinnt man sich eher wieder auf die Atelier-Iris-Titel, die durch diesen quietschbunten, niedlichen Look geprägt wurden. Mit der zusätzlichen Ebene, das Ganze auf 3D zu hieven und es den Spieler aus einer isometrischen Ansicht spielen zu lassen, verbindet man gleichzeitig Nostalgie mit etwas klassischer Moderne.

Sicherlich hätte man das Ganze so hübsch wie Atelier Ryza 3 machen können, aber der Stil hat seinen Charme und sicherlich auch seine berechtigte Fangemeinde. Der vereinfachte Stil hat natürlich seine Schwächen, gerade wenn man auf die Details blickt. Wenn man sich im Fotomodus befindet, fallen einem doch die recht matschigen Bodentexturen auf. Ob man darüber hinwegsehen kann, obliegt der Entscheidung des Spielers. Die Charakter-Sprites und -Modelle sind hingegen schön und gerade bei den Zeichnungen hat man sich nah an den Originalen gehalten. Wer im Übrigen Besitzer der Deluxe-Version ist, kann sich über das Originalspiel noch zusätzlich freuen.

Im Großen und Ganzen wirkt Atelier Marie trotz fehlender moderner Grafik sehr charmant, es wirkt einfach aus einem Guss, wenn man es als das betrachtet, was es ist: Ein Einsteiger-RPG für eher jüngere Spieler, denen Protzgrafik eher egal ist. Das Ganze wird noch mit einem wunderschönen Soundtrack untermalt.

Unterm Strich

Was gibt es nun abschließend zu Atelier Marie zu sagen? Nun, ich hatte viel Freude mit Marie, gut, sie ist nicht mehr die Schönste in der heutigen Zeit. Die Auffrischungskur hat aber gewirkt und gutgetan. Atelier Marie ist recht simpel im Aufbau, weiß aber durch seine Einsteigerfreundlichkeit zu überzeugen. Gerade diese Einsteigerfreundlichkeit und der Punkt, dass Atelier Marie der Serienerstling ist, der hier nie erschienen ist, macht es für Interessenten einen guten Einstiegspunkt in die Atelier-Serie. Man lernt die Grundzüge der Reihe kennen, gerade in puncto Synthese, Kampf und Zeitmanagement auf einem Level, das einen nicht rigoros bestraft, wenn man mal abseits des Weges schaut. Das Kampfsystem ist recht übersichtlich und nicht sonderlich tiefgründig. Auch hier wird wieder der Einstiegsfaktor hervorgehoben. Durch die vielen kleineren Events und multiplen Enden hat das Spiel einen gewissen Wiederspielwert.

Mit einer durchschnittlichen Länge von circa 10–12 Stunden ist das Spiel auch nicht sonderlich lang und kann auch mal für zwischendurch eingeschoben werden. Das Spiel ist größtenteils bugfrei, in der Tat ist mir nur ein einziger Fehler im New Game Plus aufgefallen. Wenn man den alten Man in der Bar ansprach, bevor man den Tutorial-Auftrag annahm oder abgab, stürzte das Spiel reproduzierbar ab.

Ich denke, ich werde mir für Marie noch ein wenig Zeit nehmen, es gilt noch einiges zu erforschen, was sich in der Zeit nicht erforschen ließ. Fans der Reihe können ruhig zugreifen und auch Einsteiger, die ein Interesse an der Serie haben, sollten einen Blick riskieren.

 

Story

Eine simple, kurze Geschichte um Maries Abschluss an der Akademie der Alchemie. Aufgelockert wird das Ganze durch lustige Events, die man aber verpassen kann.

Gameplay

Einsteigerfreundliche, rundenbasierte Taktik-RPG-Kost mit dem Fokus auf die Alchemie, worunter sich alle Kernaspekte unterordnen. Die unterschiedlichen Systeme – wie das Zeitsystem – passen gut zusammen und wirken nicht störend.

Grafik

Niedlicher Chibi-Look und Charakter-Sprites, die nahe am Original sind. Die aufgehübschte 3D-Grafik haut aber heutzutage niemanden mehr vom Hocker, ist aber über alle Maßen charmant.

Sound

Ein malerischer Soundtrack, der die alten Tracks in die Neuzeit hebt. Die japanische Sprachausgabe rundet das Ganze ab.

Sonstiges

Viele kleinere Events runden den Gesamteindruck ab. Mit einem New Game Plus lässt sich die Ausrüstung und die Spielchronik ins nächste Spiel übertragen.

Bildmaterial: Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg, Koei Tecmo, Gust