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Im Test! Forspoken: In Tanta We Trust für Steam Deck

TitelForspoken: In Tanta We Trust
Japan26. Mai 2023
Square Enix
Nordamerika26. Mai 2023
Square Enix
Europa26. Mai 2023
Square Enix
SystemPlayStation 5, PC
Getestet fürPC (Steam Deck)
EntwicklerLuminous Productions
GenresAction-RPG
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungDeutschland Nordamerika Japan

Ich erinnere mich noch ganz genau an den ersten Trailer zu Forspoken. Die mysteriöse, große Welt, das düstere Monsterdesign und die dynamische Fortbewegung hatten es mir sofort angetan. Damals noch als Project Athia bekannt, ist mit jedem neuen Trailer genau das Gegenteil von dem passiert, was sich Square Enix erhofft hat.

Je mehr von der Welt und ihren Charakteren preisgegeben wurde, desto weniger konnte ich dem Spiel etwas abgewinnen. Die kurz vor dem Release veröffentlichte Demo war dann der ausschlaggebende Punkt, wieso ich mir das Spiel nicht geholt habe. Mal ganz abgesehen davon, dass es zu Beginn auf meinem geliebten Steam Deck unspielbar war.

DBZ HPU

Nach dem großen Patch auf die Version 1.20 sowie dem neuen und wahrscheinlich letzten DLC „In Tanta We Trust“ will ich es jedoch wissen. Kann das einzige Spiel von Luminous Productions mich doch noch in seinen Bann ziehen oder kann man ein Spiel doch anhand seiner Trailer, Demo und Reviews alleine verurteilen?

Ein Vorwort

Bevor ich mich in den DLC gestürzt habe, der auch ohne Beenden des Hauptszenarios aus dem Menü anzuwählen ist, wollte ich die kurze Geschichte vom Frey Holland erleben. Vor allem, da der DLC zu Beginn schon einige der größten Storymomente von Forspoken spoilert. Da wir hier auf JPGames jedoch schon ein ausführliches Review zu Forspoken veröffentlicht haben (hier nachzulesen), werde ich mich dementsprechend sehr kurz fassen.

Ich hatte mit Forspoken wesentlich mehr Spaß, als ich es für möglich gehalten hätte. Aus einem „schnell mal die Story in zwölf Stunden durchspielen“ wurde ein „ich will alle Herausforderungen meistern, alle Fähigkeiten besitzen und sie hochleveln“. Die Stärke von Forspoken liegt zweifelsohne in der interessanten Navigation und dem ungewöhnlichen Magie-basierten Kampfsystem, bei dem man sich an die verschiedenen Gegnertypen anpassen muss.

Eine große Gruppe von Gegnern mit dem korrekt platzierten Apokalypse-Zauber niederzubrennen hat einfach etwas Besonderes.

Du bist ein Zauberer Ha … Frey

»Dialoge, Motivationen, Gefühle, einfach alles, was mit den Charakteren zu tun hat, ist eine einzige Katastrophe in diesem Spiel.«

Die vielen Zauber der verschiedenen farbcodierten Magiearten und ihre Konditionen zum Aufleveln sind mit dem Parkoursystem gut kombiniert und bieten die nötige Wucht für den richtigen viszeralen Impakt. Leider wird dieses Paket in eine viel zu unnötig große und leere Welt gepackt, die grafisch beeindrucken kann, aber der es an Vielfalt und Seele fehlt.

Da man durch das magische Parkour und das Schnellreisesystem gut von A nach B kommt, fällt das jedoch nicht allzu schwer ins Gewicht. Was mich jedoch bis an die Grenzen meiner Geduld gebracht hat, war die Protagonistin Frey Holland. Ich erinnere mich an keinen einzigen Helden, der mich mehr genervt hat. Das ging sogar so weit, dass ich mir gewünscht habe in die Welt von Athia einzutauchen, aber nur um ihr eine Schelle zu verpassen.

Dialoge, Motivationen, Gefühle, einfach alles, was mit den Charakteren zu tun hat, ist eine einzige Katastrophe in diesem Spiel. Selbst nach dem Patch, der an den Dialogen zwischen Frey und ihrem redseligen Armband gearbeitet hat, hat sich in dieser Hinsicht nicht allzu viel getan.

Wie dieses Skript grünes Licht bekommen hat, wird auf ewig ein Geheimnis bleiben. Zum Glück sind die Story und ihre Zwischensequenzen ziemlich kurz und es dauert nicht lange, bis man wieder aus Monstern verkohlte Leichen macht. So, das waren meine kurzen Gedanken zu Forspoken, die sich ohne große Überraschung mit denen der gesamten Videospielwelt decken.

Tanta Emma

Nach den Credits würde ich dennoch behaupten, dass sich ein Blick in die Welt von Athia lohnt. Vor allem, da mit dem Gameplay neue Wege eingeschlagen werden und es einfach Spaß macht. Der Vollpreis ist dafür jedoch meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Von dem sind wir glücklicherweise jedoch, bei den meisten Händlern, meilenweit entfernt. Ein weiterer Grund, warum sich aktuell ein Blick auf Forspoken lohnt, ist der neue und in der Deluxe Edition enthaltene Story-DLC „In Tanta We Trust“.

Um es auch hier kurz zu machen: Der DLC bietet zwar nur ein kurzes, aber dafür ein deutlich kompakteres, dichteres, besser geschriebenes Vergnügen und ist dadurch ein deutlich besseres Erlebnis als die Hauptgeschichte.

Da „In Tanta We Trust“ während des großen Krieges der Tanta gegen die Rheddig spielt, befinden wir uns hier knapp 25 Jahre vor Freys erstem Auftritt in Athia. Weil sie trotz allem die Hauptrolle in diesem DLC übernimmt, wird also eine Art Zeitreise genutzt, die es Frey ermöglicht in den Körper einer Person in der Vergangenheit einzutauchen.

Kritik zu Herzen genommen

Spieler müssen jedoch gewarnt werden. Der DLC ist zu jeder Zeit, also auch vor dem Beenden der Hauptstory, aus dem Menü anzuwählen, jedoch werden bereits in den ersten Minuten einige große Wendungen der Hauptgeschichte gespoilert. Es ist also empfehlenswert zuerst die kurze Hauptkampagne durchzuspielen, bevor man sich auf das Schlachtfeld wagt.

Da Frey nicht in ihrem eigenen Körper ist, bedeutet das auch, dass sie nicht mehr ihre Fähigkeiten benutzen kann, sondern auf ein neues, nicht weniger interessantes Magiearsenal zugreifen muss. Das gestaltet sich teilweise deutlich besser, da man mit einem Melee-Angriff beginnt. Für den gesamten ersten Akt von Forspoken ausschließlich Fernattacken anzubieten war retrospektiv keine besonders gute Designentscheidung. Hier haben die Entwickler also dazugelernt.

Auch in Sachen Story scheint sich das Team an dem überwältigend einstimmigen Feedback orientiert zu haben. Den gesamten DLC über kämpft man an der Seite von Tanta Cinta, die in der Hauptgeschichte einen großen Antagonisten spielt.

Nicht optimal, aber besser

»In Tanta We Trust ist also ein kleiner Einblick, wie Forspoken hätte sein können, wenn einige klügere Designentscheidungen getroffen worden wären.«

Dadurch erhält der Spieler einen tieferen Einblick in die Welt dieses wichtigen Charakters und erlebt ihn hautnah, bevor der große Bruch in den nächsten 25 Jahren alles verändert. Die Dialoge zwischen Frey und Cinta sind ebenso interessant wie ihr Nutzen im Kampf. Cinta wird den gesamten DLC über von der KI gesteuert, aber bietet verheerende Kombinationsangriffe, die unter besonderen Umständen vom Spieler ausgelöst werden können. Das bringt zusätzlich mehr Dynamik in die Kämpfe.

Die eigentliche Geschichte und allen voran der große Bösewicht des DLC bleiben aber bis zum Ende eher flach. Zum Glück schaffen es die beiden Hauptcharaktere das Szenario über die wenigen Stunden souverän zu tragen.

Auch was die Welt angeht, scheinen die Entwickler auf die Kritik gehört zu haben. Diese ist deutlich kleiner als der maßlos überblähte Haufen der Hauptgeschichte, aber dadurch gibt es auf dem weiterhin großen Gebiet mehr und Interessanteres zu sehen und tun. Die kleinen Nebenaufgaben haben sogar sinnvolle und merkliche Benefits für das gesamte Gameplay.

Potential auf Deck

In Tanta We Trust ist also ein kleiner Einblick, wie Forspoken hätte sein können, wenn einige klügere Designentscheidungen getroffen worden wären. Einerseits gut, da der DLC so ein schönes, abschließendes Highlight darstellt, andererseits schlecht, da das vergeudete Potential deutlich aufgezeigt wird.

Die Tatsache, dass der DLC mit einem Sequel-Hook endet, wird mal als kleiner Witz gewertet, da ich bezweifle, dass Frey jemals wieder eine große Rolle spielen wird.

Und jetzt die Frage, die sich außer mir wohl nur ein kleiner Teil in der Spielerschaft gestellt hat: Wie gut läuft Forspoken nach dem unspielbaren Start und dem Patch 1.20 auf Steam Deck? Die Antwort darauf lautet: okay.

Selbstverständlich kann man das Spiel nur auf den absolut niedrigsten grafischen Einstellungen zum Laufen kriegen, aber dank des großen Textur-Updates sieht es so viel besser aus als zum Launch. Vor allem die vielen steinernen Oberflächen sehen deutlich detaillierter und realistischer aus und nicht wie ein Haufen Texturmatsch, der noch laden muss. Die Performance hat ebenfalls einen kleinen Boost erhalten und so läuft das Spiel zum großen Teil in stabilen 30 fps. Diese können bei den vielen Partikel-Effekten während der Kämpfe zwar nicht gehalten werden, aber die Framerate bricht nie so stark ein, dass es unspielbar wird.

Absolutes No-Go

Was jedoch weiterhin gar nicht geht, sind die Menü-Ladezeiten. Jedes Mal, wenn man einen kleinen Blick auf die Karte werfen will, muss man sich auf Ladezeiten von 10 bis 15 Sekunden einstellen. Selbst wenn man die Karte verlässt, braucht es ein paar Sekunden, bis man wieder im Spiel ist. Die anderen Menüpunkte brauchen nicht allzu viel Zeit, aber es ist dennoch viel zu viel.

»So konnte ich auch auf Steam Deck mit Forspoken viel Spaß haben und auch wenn es grafisch gigantische Einbußen gibt, kann ich einen Blick auf den kleinen Handheld ebenfalls empfehlen.«

Seltsamerweise entstehen die größten Probleme auf Steam Deck in der kleinen und sehr leeren Hauptstadt Cipal. Obwohl kaum etwas auf dem Bildschirm abläuft, bricht die Framerate auf bis zu 20 fps ein und dutzende Male ist mir das Spiel hier abgestürzt. Zum Glück kommt man dank des regelmäßigen Autosaves voran, aber wenn man das Spiel alle 60 Sekunden neu starten muss, macht das keinen Spaß.

Kämpft man jedoch auf dem Feld zeitgleich gegen 50 Gegner und spamt sämtliche Zauber, die einem zur Verfügung stehen, sodass Millionen von Partikeleffekten durch die Luft wirbeln, scheint das kein so großes Problem zu sein wie die leere Hauptstadt. Da man sich ohnehin nicht lange hier aufhält, ist es gerade noch so zu verkraften, vor allem, da das Spiel ansonsten viel besser läuft. So konnte ich auch auf Steam Deck mit Forspoken viel Spaß haben und auch wenn es grafisch gigantische Einbußen gibt, kann ich einen Blick auf den kleinen Handheld ebenfalls empfehlen.

In Steam Deck We Trust

Wenn es euch wie mir geht und euch die Trailer sowie die Demo von Forspoken abgeschreckt haben, dann lohnt sich aktuell vielleicht doch ein Blick in die Welt von Athia. Mit dem magischen Parkour und den unzähligen Zaubern hatte ich weitaus mehr Spaß, als ich es für wahrscheinlich gehalten habe. Aber in Sachen Charaktere und Dialoge war das Spiel wesentlich schlimmer, als ich es mir vorstellen konnte. Nichtsdestotrotz ist jetzt eine gute Zeit sich Forspoken zuzulegen. Die meisten Händler bieten es für einen akzeptablen Preis an und der DLC zeigt, dass die Entwickler sich das Feedback der Fans zu Herzen genommen haben.

Trotz einer eher flachen Story, einem schwachen Antagonisten und einem unnötig langen Tutorial zeigt In Tanta We Trust, wie viel besser Forspoken hätte sein können, wenn man das Erlebnis wesentlich kompakter designt und ordentliche Schreiber an die Story gesetzt hätte. So ist und bleibt es ein Einblick in das große Potential von Athia.

Dank des Patch 1.20 sieht Forspoken auch auf schwächeren PCs, zu denen das Steam Deck zählt, auf niedrigen grafischen Einstellungen deutlich besser aus und läuft etwas stabiler. Einzig die langen Ladezeiten der Menüs und die vielen Abstürze in der Hauptstadt sind ein absolutes No-Go. Das Fazit bleibt jedoch auch hier dasselbe: Aktuell lohnt sich ein Blick auf Forspoken mehr als jemals zuvor.

 

Story

In Tanta We Trust spielt 25 Jahre vor Forspoken, zur Zeit des großen Krieges gegen die Rheddig. An sich eher weniger interessant, aber die Dialoge und Interaktionen zwischen Frey und Tanta Cinta retten das Erlebnis.

Gameplay

Kompakter und durchdachter als in der Hauptgeschichte und dadurch wesentlich besser. Das spannende, Magie-basierte Grundgerüst ist dasselbe und sorgt weiterhin für großen Spielspaß.

Grafik

Die Welt von Athia bietet weiterhin eine hohe grafische Qualität, wenn auch nur auf PlayStation 5 und einem starken Rechner. Memorables Artdesign bleibt aber weiterhin eine Rarität.

Sound

Die besseren Dialoge scheinen den Synchronsprechern auch wesentlich besser gefallen zu haben. Der Soundtrack bleibt wie beim Hauptspiel jedoch viel zu stark im Hintergrund.

Sonstiges

In Tanta We Trust ist mit zwei bis vier Stunden ein sehr kurzes Vergnügen, aber bietet ein wesentlich runderes Erlebnis als die Hauptgeschichte und sogar einzelne Nebenaufgaben, welche die Spielzeit noch verlängern.

Bildmaterial: Forspoken, Square Enix, Luminous Productions