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Im Test! Rakuen & Mr. Saitou

TitelRakuen & Mr. Saitou
Japan23. März 2023
Laura Shigihara
Nordamerika23. März 2023
Laura Shigihara
Europa23. März 2023
Laura Shigihara
SystemNintendo Switch
Getestet fürNintendo Switch
EntwicklerLaura Shigihara
GenresAdventure
Texte
Nordamerika Japan
Vertonung–  

Als ich die ersten Bilder von Mr. Saitou sah, hatte ich das Gefühl, frisch verliebt zu sein. Der Grafikstil ist echt putzig und die Prämisse, einem überarbeiteten Japaner zur Erkenntnis wahren Glücks zu verhelfen, hat mein Herz erweicht.

Doch was ich bis kurz vor dem Test nicht wusste: Mr. Saitou war innerhalb eines Bundles an das viel längere Spiel Rakuen geknüpft, das ebenfalls von der wunderbaren Laura Shigihara stammt. Eigentlich war ich an dem Punkt etwas gefrustet, da ich nur Mr. Saitou spielen wollte und Rakuen bis dato nicht kannte.

Doch mit diesem Test verrate ich euch, wieso sich auch Rakuen in mein Herz geschlichen hat und ebenso viel Beachtung verdient hat wie Mr. Saitou.

Verhelft Mr. Saitou zu seinem Glück

Zunächst möchte ich euch etwas über Mr. Saitou erzählen, da das Spiel der eigentliche Grund war, wieso ich das Bundle getestet habe. Wir schlüpfen in die Rolle des namensgebenden Mannes und erleben in wenigen Bildern, was für einen stressigen Tag der Mann hat.

Eines Tages bricht Mr. Saitou erschöpft zusammen und erwacht wieder im Krankenhaus. Dort trifft er auch auf einen Jungen namens Brandon, der für den späteren Verlauf der Story noch wichtig wird.

Plötzlich erwacht er in einer Fantasiewelt, in der jede Person aus einer Art Wiesel besteht, deren Körper im Loch verschwindet. Die Umgebung ist Mr. Saitou zu Beginn mehr als vertraut, denn er findet sich in seiner Firma wieder. Mitarbeiter und Chef inklusive, und natürlich sind alle zu den süßen Wesen geworden.

Wir lernen auf diese Weise seine tägliche Arbeit kennen, vor allem im Hinblick auf die japanische Arbeitskultur. Japaner wollen ihre Mitmenschen nicht enttäuschen. Mr. Saitou mag seinen Chef, der ihn sogar nicht einmal ermahnt, als er eine Präsentation vergessen hat. Es geht vielmehr um das Gefühl, die Arbeit dann auf andere Arbeitskollegen abzuwälzen.

So wird in einer Szene, in der sich die Kollegen zu einem Umtrunk in der Bar treffen, einem Kollegen der Druck zu groß. Er offenbart, dass er mit dem Stress nicht umgehen kann und auch Mr. Saitou schließt sich dem an.

Das Gameplay von Mr. Saitou

Im nächsten Abschnitt reist Mr. Saitou zusammen mit der rosa Blüte Brandon (hab ich es euch nicht gesagt?) durch eine Höhle, um blaue Vögel zu finden. In der Höhle muss er viele Rätsel lösen, die leider nicht allzu viel Hirnschmalz erfordern.

»Er muss viele Rätsel lösen, die wenig Hirnschmalz erfordern.«

Die Lösung der Rätsel, bei denen sich ein Taschenrechner an der Wand befindet, ist IMMER die gleiche. Abseits davon gibt es ein kleines Matherätsel, bei dem wir das Einmaleins können müssen.

Leider fehlt es bei Mr. Saitou an wichtigen Features. Wenn es schon Backtracking durch das Tragen der Vögel gibt, hätte ich mir eine Schnellreisefunktion, ja zumindest eine Karte gewünscht, auf der ich sehe, wo ich lang muss. Doch so musste ich mir den Weg merken, auf dem ich den fetten Vogel zurücktragen musste. Es gibt nicht einmal ein Menü!

Wichtige Botschaft fürs Leben

Doch das Gameplay ist eher Mittel zum Zweck, um die wunderschöne Story zu erzählen. Brandon erklärt nämlich seine Sicht, was ein glückliches Leben ausmacht. Er hat viel mit älteren Leuten zu tun und hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem die Menschen glücklich sind, die am meisten geliebt haben.

»Mich haben die süßen Charaktere und der nette Humor abgeholt.«

Mr. Saitou nimmt diese Botschaft mit, als er wieder erwacht. Um die Botschaft noch deutlicher rüberzubringen, hätte ich mir noch mehr Inhalt gewünscht, denn das Spiel ist leider nur zwei Stunden lang. Ich empfehle euch, die zwei Stunden in einem Stück durchzuspielen, da es selbst in den Credits kleine Easter Eggs zum Spiel gibt und die Zusammenhänge so noch besser wirken.

Obwohl mich das Gameplay nicht vom Hocker gehauen hat, haben mich vor allem die süßen Charaktere und der nette Humor des Spiels abgeholt. Die Botschaft, die das Spiel vermittelt, werde ich mir auch für mein richtiges Leben zu Herzen nehmen und im Alltag versuchen zu beherzigen. Und welches Spiel kann das schon von sich behaupten?

Rakuen: Es geht noch emotionaler

Nun liegt es an mir, aufzuklären, wie Rakuen das toppen konnte. Ganz simpel: Die Botschaft dieses Spiels hat mich noch härter getroffen und mich nachdenklich zurückgelassen. Durch Rakuen wusste ich mein Leben und meine Gesundheit noch ein Stück weit mehr zu schätzen, doch zunächst erzähle ich euch alles von vorne.

In Rakuen spielen wir dieses Mal einen kleinen Jungen mit gebasteltem Origamihut. Er liegt im Krankenhaus und bekommt oft Besuch von seiner Mutter. Doch ihm gibt vor allem eines Halt: Sein Buch namens Rakuen, das über Generationen hinweg in der Familie weitervererbt wird.

Darin geht es um eine Fantasiewelt, in der die Einwohner eines Dorfes plötzlich verschwunden sind. Zurück bleibt nur ein kleiner Junge, der sich von Morizora (so heißt übrigens auch der Publisher) wünscht, zu seinen Liebsten zurückzukehren. Und eben jenem Morizora will auch der Junge aus dem Krankenhaus einen Wunsch offenbaren.

Und so kommt es, dass der kleine Junge ebenfalls in die Fantasiewelt reist. Im Spielverlauf ist es ein häufiges Hin- und Herwechseln zwischen den beiden Welten. Mal spielen wir im Krankenhaus und müssen Krankenschwestern mit Erdnüssen bestechen, mal müssen wir in Rakuen riesige Bohnenranken hinaufklettern. Der Wechsel zwischen dem sterilen Krankenhaus und der malerischen Märchenwelt ist wirklich krass.

Auch hier schwächelt das Gameplay

Mr. Saitou und Rakuen teilen sich nicht nur einige Charaktere, sondern weisen auch andere Parallelen auf. Gerade hier hätte ich mir noch dringender eine Schnellreisefunktion gewünscht, weil die Karte noch riesiger ist und ich ständig zwischen Rakuen und dem Krankenhaus wechseln musste.

Oft wusste ich auch nicht, wo ich gerade war und wie ich in das Gebiet kommen sollte, zu dem ich eigentlich hin musste. Geht es in der Fantasiewelt nicht weiter, musste ich oft zurück in die reale Welt, doch wohin genau?

Außerdem waren die Aufgaben immer die gleichen. Es gab keine wirklichen Rätsel, das Gameplay bestand hier vielmehr aus dem Sammeln und Liefern von Gegenständen. Auch hier ist das Spiel mehr Mittel zum Zweck, um die bedeutsame Botschaft des Spiels rüberzubringen.

Mitten ins Herz

Jede Person im Krankenhaus hatte ein Double in Rakuen, durch die ihre Hintergrundgeschichte offenbart wurde. Es wurden traurige Schicksale wie Demenz, der frühe Tod des eigenen Kindes oder die schwere Krankheit der Ehefrau thematisiert. Rakuen ist definitiv keine leichte Kost.

Auch Rassismus spielt eine kleine Rolle im Spiel. Doch das Hauptthema ist wohl die Katastrophe aus dem Jahr 2011, die die Welt in Atem hielt. Ein gigantisches Erdbeben richtete einen verheerenden Schaden in den Atomreaktoren von Fukushima an. Viele Menschen verloren durch die Tsunamiwelle ihr Leben und die anschließende Radioaktivität ihre Heimat. Das Finale des Spiels gipfelte in einer traurigen Gewissheit, durch die ich das Leben noch mehr zu schätzen wusste.

Gekrönt werden diese emotionalen Themen von Lauras wunderschönen Liedern, die zwischendurch im Spiel auftauchen. Rakuen ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle und hat mich nicht nur einmal aufs Äußerte berührt. Deshalb hat sich der Titel trotz seiner Schwächen als Empfehlung gemausert. Ihr investiert hier etwas über sechs Stunden Spielzeit, die sich durch Collectibles etwas strecken kann.

 

Story

Wir erleben die Geschehnisse aus der Sicht eines überarbeiteten Japaners und eines kleinen Jungen, der mit traurigen Schicksalen zu kämpfen hat.

Gameplay

Wir lösen Rätsel – entweder durch das Sammeln von Objekten oder das Lösen von Matheaufgaben.

Grafik

Charmante Pixel-Optik mit einem zur Umgebung passenden Gewand.

Sound

Am meisten haben mir Lauras Lieder gefallen, doch auch abseits dessen war der Soundtrack ganz nett.

Sonstiges

Fans von emotionalen Geschichten dürfen hier definitiv keinen Bogen drum machen. Gebt den beiden Spielen eine Chance.

Bildmaterial: Mr. Saitou, Rakuen, Laura Shigihara