Mit der Nachricht, dass Diablo Immortal wegen der Lootboxen-Problematik nicht in den Niederlanden und Belgien erscheinen würde, hat die Diskussion wieder Fahrt aufgenommen. Passend dazu haben sich jetzt 20 europäische Verbraucherschutzorganisationen zusammengetan, um gemeinsam vor Lootboxen in Videospielen zu warnen. Dabei nimmt man kein Blatt vor den Mund, nennt diese Mechanik „räuberisch, manipulativ und zunehmend aggressiv“.
Aus Deutschland ist er Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) eingebunden. Gemeinsam fordert man (PDF) eine stärkere Regulierung. Vor einigen Jahren war das Thema schon mal hochgekocht, doch seitdem lodert es wieder auf Sparflamme. In Spielen wie FIFA 22 geben SpielerInnen Unmengen an Geld für digitale Fußballerpakete aus, die dann im Online-Modus FUT zum Einsatz kommen können. Das Geld ist echt, die Wahrscheinlichkeit für den Wunschspieler gering.
Ein Löwenanteil des Milliarden-Umsatzes von Electronic Arts würde inzwischen auf Lootboxen entfallen, berichtet GamesWirtschaft. Den Verbraucherschützern stößt dabei das „trügerische Design“ auf, das sich mit aggressivem Marketing besonders an Kids und Jugendliche richten würde. Junge Kunden würden „ausgebeutet“ und der Echtgeldeinsatz durch virtuelle Währungen verschleiert.
Als Gegenmaßnahmen fordern die Verbraucherschützer, dass Ingame-Käufe stets mit Echtgeld getätigt werden, aber zumindest ausgewiesen werden müssen. Man fordert mehr Transparenz, beispielsweise die Offenlegung von Algorithmen. Und nicht zuletzt auch, dass Minderjährigen diese Spiele mit Lootboxen nicht zugänglich gemacht werden. Der letzte Punkt ist heikel, denn das geht natürlich zulasten der Altersfreigabe. FIFA ab 18? Hui.
In Deutschland hat sich konkret in den letzten Jahren wenig getan. Dabei wurde im März 2021 eigentlich ein neues Jugendschutzgesetz beschlossen, das die Berücksichtigung von Lootboxen bei der Altersfreigabe ermöglichen sollte. Die „konkrete Ausgestaltung ist auch zwölf Monate nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes noch offen“, so GamesWirtschaft. Die USK verweist auf die Leitkriterien und sieht keinen gesetzlichen Auftrag. Diese Leitkriterien werden vom USK-Beirat aufgestellt. Dem gehört bis heute Electronic Arts als Abgesandter des Industrieverbands Game an. Na dann.
via GamesWirtschaft, Bildmaterial „Lootboxen“: Free-Photos auf Pixabay
Mehr Transparenz, gerade was Algorithmen anget finde ich sehr befürwortenswert. Noch besser wäre auch eine Maximalmenge an Geld das man überhaupt einsetzen kann, denn dort liegt ja die ganze Krux. Der Fokus auf Minderjährige bleibt Quatsch. Es sind Erwachsene die das meiste Geld haben und einsetzen und es sind Erwachsene, welche am ehesten mit Glücksspielsucht zu kämpfen haben und nicht Minderjährige. Entsprechend sinnlos ist eine Freigabe ab 18, da genau die Gruppe, welche die Probleme hat einfach alleingelassen wird.