Balan Wonderworld war nicht der Plattformer-Hit, der es werden sollte. Daraus muss man keinen Hehl machen. Für den einstigen Sonic-Macher Yuji Naka, der erst 2018 zu Square Enix gestoßen war, verlief die vorerst letzte Station seiner Karriere nicht erfolgreich.
Und im Nachgang wird allerhand dreckige Wäsche gewaschen. Yuji Naka äußerte sich bei Twitter enttäuscht über seinen ehemaligen Arbeitgeber und erhebt schwerwiegende Vorwürfe. Die Sache ging sogar vor Gericht.
„Ich wurde etwa ein halbes Jahr vor der Veröffentlichung von Balan Wonderworld als Regisseur abgesetzt, woraufhin ich eine Klage gegen Square Enix eingereicht habe. Jetzt, da das Verfahren abgeschlossen ist und ich nicht mehr an die Regeln des Unternehmens gebunden bin, möchte ich mich zu Wort melden“, so Yuji Naka bei Twitter und man ahnt, dass es eine längere Angelegenheit wird.
„Den Gerichtsunterlagen zufolge wurde ich aus zwei Gründen als Regisseur von Balan Wonderworld abgesetzt“, beginnt Naka seine Ausführungen. „Erstens: Als das von einem YouTuber arrangierte Klavierstück der Spielmusik in einer Werbekampagne anstelle des Originalspiels genutzt wurde, […] habe ich darauf bestanden, dass das Originalstück veröffentlicht wird.“ Das hätte zu Problemen geführt.
„Zweitens sagte [Naoto] Ohshima laut Gerichtsdokumenten dem Produzenten [Noriyoshi] Fujimoto, dass die Beziehung zu [Entwickler] Arzest aufgrund meiner Kommentare, mit denen ich das Spiel verbessern wollte, als Arzest das Spiel ohne Fehlerbehebung einreichte, ruiniert war“, so Naka.
Yuji Naka geht dann auf Entwicklungsabläufe und Zeitpläne ein, auf die er keinen Einfluss mehr gehabt habe. Twitter-Nutzer Cheesemeister3k hat den gesamten Twitter-Thread übersetzt. „Ich bin der Meinung, dass man alles daransetzen muss, die Spiele bis zum Ende so gut wie möglich zu machen, damit die Fans das Spiel genießen können. Es war nicht richtig, einen Regisseur, der das sagt, ohne Diskussion zu entfernen und sich völlig von dem Projekt zu distanzieren“, so Naka.
Ihm sei es anschließend verboten worden, Tweets und Artworks in den sozialen Medien zu liken oder zu retweeten. Von nun an werde er dazu jedoch in der Lage sein. „Ich denke, dass es bei der Entwicklung von Spielen eine Selbstverständlichkeit sein sollte, um Korrekturen zu bitten, um etwas Gutes zu machen, und wenn das nicht möglich ist, sollte man darüber reden, aber es sieht so aus, als könnten sie das nicht. Ich glaube nicht, dass sie Spiele wertschätzen“, so Naka über Square Enix.
„Ein Spiel bis zum Ende zu verbessern, das ist es, worum es bei der Entwicklung eines Spiels geht, und wenn das nicht möglich ist, stimmt etwas nicht“, so Naka. Über das Endergebnis Balan Wonderworld zeigt sich auch Yuji Naka enttäuscht. Sein Tenor: Es hätte nicht so weit kommen müssen, wenn man ihm genug Zeit gegeben hätte, das Spiel zu verbessern.
In solchen Konflikten wäre es natürlich interessant, beide Seiten zu hören. Dass Square Enix dazu Stellung bezieht, ist aber nicht zu erwarten. In den sozialen Medien erinnern Teile der Branche, darunter Journalist Imran Khan daran, dass auch Yuji Naka in der Vergangenheit nicht frei von Fehlern war. Naka habe den Ruf, dass es „schwer“ sei, mit ihm zu arbeiten. Überliefert ist ein Disput zwischen Peter Moore und Naka, der in einem „fuck off“ endete.
Bildmaterial: Balan Wonderworld, Square Enix, Arzest