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Im Test! Pokémon-Legenden: Arceus

Titel Pokémon-Legenden: Arceus
Japan 28. Januar 2022
Nintendo
Nordamerika 28. Januar 2022
Nintendo
Europa 28. Januar 2022
Nintendo
System Nintendo Switch
Getestet für Nintendo Switch
Entwickler Game Freak
Genres Action-RPG
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung

Mit Pokémon-Legenden: Arceus soll alles anders werden. Nach dem Pokémon-Gott höchstpersönlich benannt, soll es uns aus den immer gleichen und doch langweiliger werdenden Spielen der Hauptreihe erlösen und etwas Abwechslung bringen. Dafür möchte es uns mit einer weiten Spielewelt locken, in der sich die Pokémon in Echtzeit fortbewegen und ohne Kampf gefangen werden können. Wir haben die Reise in die Hisui-Region gewagt und wollen euch nun Bericht erstatten.

Erforsch‘ sie dir alle

Dem bereits genannten Arceus begegnet ihr direkt zu Beginn des Spiels. Es schickt euch in die Hisui-Region mit dem Auftrag, allen Pokémon zu begegnen. Gesagt, getan – ihr findet euch in einer Welt wieder, die ihr nicht kennt. Anstatt im zarten Alter von 10 Jahren die ganze Welt zu bereisen, gilt es hier erstmal, einen Unterschlupf und eine Beschäftigung zu finden, mit der ihr euer Dasein in der Welt rechtfertigen könnt. Zum Glück könnt ihr direkt zu Beginn Professor Laven von euren Fangkünsten überzeugen und schließt euch der Galaktik-Expedition an. Wie es der Zufall so will, sollt ihr für diese Pokémon erforschen, um ein gemeinsames Leben zwischen den Menschen und den Taschenmonstern zu ermöglichen.

Genau, ihr lest hier schon richtig. Pokémon-Legenden: Arceus spielt zu einer Zeit, in der die Pokémon noch nicht die besten Freunde der Menschen sind. Manche der Dorfbewohner von Jubeldorf, eurer Hub-Welt, haben sogar regelrecht Angst vor ihnen. Ihr erforscht also wie von Arceus aufgetragen die Pokémon und bringt sie den Menschen näher. Doch damit nicht genug: Es tut sich ein Raum-Zeit-Riss über der Region auf, der bedrohlich über allem ragt, den es ebenfalls zu erforschen und zu verschließen gilt.

Sinnoh lässt grüßen

Galaktik-Expedition, Jubeldorf, Arceus, Raum-Zeit: Hören Pokémon-Fans diese Begriffe, wird schnell klar, dass diese zu den Spielen der vierten Generation gehören, die in der Sinnoh-Region stattfinden. Es bleibt auch nicht nur bei diesen wenigen Parallelen. In allen Ecken und Kanten des Spiels lassen sich Hommagen an die bekannte Region finden. Dies reicht von Pokémon über Gebiete und Soundtracks bis hin zu Charakteren, deren Gesichter euch bekannt vorkommen dürften. Im Detail möchte ich hier jedoch keine nennen, da ihr diese am besten selbst erlebt und womöglich genießt.

Im Alltagstrott…

Während ihr in der Hauptstory also die nächste Pokémon-Region vor ihrem drohenden Untergang bewahren sollt, erwarten euch hier zur Abwechslung Nebenquests. Diese bekommt ihr jeweils, wenn ihr bestimmte Punkte in der Hauptquest erreicht oder anderweitig Events im Spiel auslöst. Die Aufgaben variieren dabei zwischen einfachen Aufträgen wie „Bringe mir Gegenstand X“ oder „Vervollständige den Eintrag von Pokémon Y“ und spezielleren Ereignissen, in denen mehr von euch gefordert wird.

An dieser Stelle muss ich direkt mal hervorheben, wie positiv diese Nebenquests für den Spielfluss sind. Anstatt der Hauptgeschichte nachzugehen, wollte ich dann noch schnell ein Pokémon einfangen, eine vermisste Person suchen oder ein Rennen machen, wenn ich denn schon mal im entsprechenden Gebiet war. Bei der Abgabe der einzelnen Aufgaben in Jubeldorf kommen weitere hinzu und die kann man an dieser Stelle doch auch direkt angehen…

Pokémon-Legenden: Arceus fesselt und hält euch am (Poké-)Ball. Abgesehen von den unterschiedlichen Quests macht es dies auch mit der neuen Art, Pokémon zu fangen und im Pokédex zu erschließen. Anders als in anderen Spielen der Hauptreihe genügt es hier nicht, wenn ihr ein Pokémon einmal fangt oder anders in euren Besitz bringt.

Je nach Taschenmonster wollen verschiedene Aufgaben erfüllt werden, die euer Forschungslevel bei den einzelnen Pokémon vorantreiben. Bei einem Bamelin könnt ihr es fangen, aber auch bekämpfen und mit Attacken vom Typ Elektro besiegen, um zusätzlich Punkte zu sammeln. Auch wenn ihr bei Bamelin den Einsatz von Wasserdüse seht, steigt euer Forschungslevel.

»Während ihr in der Hauptstory also die nächste Pokémon-Region vor ihrem drohenden Untergang bewahren sollt, erwarten euch hier zur Abwechslung Nebenquests.«

Wenn ihr das Forschungslevel bei Pokémon steigert, erhöht sich euer Mitgliedsrang in der Galaktik-Expedition. Dies erlaubt euch den Fortschritt der Hauptstory sowie das Herstellen von mehr Gegenständen und führt schlussendlich wieder zu weiteren Nebenquests. Ein Kreislauf, der zu einem wunderbaren Spielfluss führt eben. Und ja, Crafting erwartet euch hier auch. Dazu sammelt ihr Materialien vom Boden auf, lasst eure Pokémon an bestimmten Stellen schuften oder entledigt wilde Pokémon ihrer Items.

…und darüber hinaus

So unterhaltsam und fesselnd dieser Spielfluss ist, so bietet euch Pokémon-Legenden: Arceus abgesehen von den kunterbunten Nebenquests auch weiter Abwechslung innerhalb der Hauptstory. Neu werden hier zwei Typen von Pokémon besonders wichtig: Die Reit-Pokémon sowie die Königinnen und Könige.

Mit Damythir galoppiert es sich schnell auf dem Boden.

Reit-Pokémon wurden bereits in den Let’s-Go-Spielen eingeführt, wenn man sich bestimmte Pokémon als Begleiter ausgesucht hat. Auch das Fahrrad begleitet uns seit der ersten Generation und ermöglicht eine schnellere Fortbewegung. Aufgrund der offeneren und drei-dimensionaleren Welt der Hisui-Region benötigt ihr für eine reibungslose Fortbewegung eine größere Vielfalt von Reit-Pokémon. Diese bekommt ihr, wenn in der Hauptstory bestimmte Pokémon bekämpft werden, bevor es als Nächstes zu den Königinnen und Königen geht. So könnt ihr euch auf dem Boden, an Klippen, im Wasser oder am Himmel angenehm fortbewegen.

König Axantor will hingegen beruhigt werden.

Die besagten Königinnen und Könige hingegen sind Pokémon, die mit besonderen Kräften gesegnet wurden und über Gebiete der Hisui-Region herrschen. Aus dem Raum-Zeit-Riss schießen im Verlauf der Geschichte Blitze, welche die Pokémon in Rage versetzen. Mit Hilfe der menschlichen Wächter der einzelnen Königinnen und Könige gilt es für euch, diese mit Ruhegaben zu besänftigen. Hier tritt jeweils Abwechslung zu den sonst rundenbasierten Kämpfen ein, da ihr die Ruhegaben wie beim Pokémon-Fangen auf die Wesen werfen müsst. Dazu gilt es gleichzeitig verschiedenen Angriffen auszuweichen.

Pokémon-Open-World

Neben der Abwechslung durch die Königinnen- und Königskämpfe macht also auch die Bewegung Spaß und bringt euch angenehm durch die Hisui-Region. Dies ist auch notwendig, da nach einem anfänglichen Staunen die Spielewelt weniger hergibt als andere Open-World-Titel. Ein Breath of the Wild lockt beispielsweise mit Schreinen an jeder Ecke sowie vielen kleinen Nebenquests. Pokémon-Legenden: Arceus macht diesen Eindruck anfangs ebenfalls durch den Unterschied zu anderen Spielen der Hauptreihe, bietet aber in dieser Hinsicht deutlich weniger.

In einem Pokémon-Spiel sind eben die Pokémon die Stars – das ist hier nicht anders und muss auch nicht zwingend als Kritik gesehen werden. Wenn ihr die Welt erkundet, sucht ihr vor allem nach neuen Pokémon, die ihr vielleicht noch nicht gesehen habt. Diese sind teilweise gut versteckt und da kann es durchaus vorkommen, dass ihr beim Austausch mit Freunden bemerkt, dass diese zum Beispiel noch kein Chaneira gefunden haben, während ihr immer noch verzweifelt nach dem Chelast sucht, das sie dafür schon längst haben.

»Generell fühlt sich das Kämpfen in Pokémon-Legenden: Arceus vereinfacht an. Ich hatte auch das Gefühl, dass der ausgeteilte Schaden meistens größer ausfiel.«

Und auch hier finden die Nebenquests eine Erwähnung: Auch diese bringen euch interessante Orte näher, denen ihr zuvor keine Beachtung geschenkt habt. Die Hisui-Region bietet somit viel mehr Offenheit als die bisher bekannten Pokémon-Regionen, jedoch ist sie im Vergleich zu anderen Spielen immer noch weniger gefüllt und beschränkt ihre Fülle vor allem auf die Pokémon. Dies ist nicht zwingend als negativ zu betrachten, da das Auffinden von neuen Taschenmonstern und das Steigern ihrer Forschungslevel noch heute zur Faszination gehört, die Pokémon ausmacht.

Gekämpft wird doch auch, oder?

Eine weitere Faszination stellen die Pokémon-Kämpfe dar, sei es nun ungezwungen unter Freunden oder auf kompetitiven Turnieren, in denen alle Techniken der Spiele genutzt werden. Ebendiese Techniken sind komplex und verlangen eine Einarbeitung, wenn man kompetitive Teams züchten und selbst erstellen will. Pokémon-Legenden: Arceus ändert hier einiges. Ohne auf die Details einzugehen, fallen hier einige Werte weg oder verändern sich. Zusätzlich dazu besitzen eure Pokémon auch keine Fähigkeiten mehr und einige Attacken funktionieren anders.

Generell fühlt sich das Kämpfen in Pokémon-Legenden: Arceus vereinfacht an. Ich hatte auch das Gefühl, dass der ausgeteilte Schaden meistens größer ausfiel. Trainerkämpfe stellen nicht den Fokus des Spiels dar, was man auch merkt. Wer sich also kämpferisch beweisen möchte, bleibt deswegen lieber bei den bisherigen Spielen der Hauptreihe, wo Fähigkeiten existieren, Items vergeben werden und Attacken gezieltere Effekte haben. Als positiv lassen sich hier jedoch die Anstrengungsstufen, welche EVs und DVs ersetzen, hervorheben sowie die Gegenstände, die das Wesen eurer Pokémon verändern können. Diese ersetzen die mühsame Zucht, welche es in diesem Titel sowieso nicht mehr gibt.

Last but not least: Die Technik (und so)

Bis zu dieser Stelle wurde ein bisschen gemeckert, aber vor allem auch gelobt. Also könnte ich jetzt losbrüllen und die Technik von Pokémon-Legenden: Arceus zur Sau machen, oder? Könnte ich, werde ich aber nicht. Nun gut, vielleicht ein bisschen.

»Sehr viele bekannte und geliebte Klänge begegnen euch in aufgefrischter und veränderter Form an allen Stellen des Spiels.«

Seit dem ersten Trailer war ich wie viele andere Fans beunruhigt über die Pokémon, die sich im Bereich von 10 bis 20 Frames bewegten. Als Retro- und Nintendo-Spielerin brauche ich nicht immer die frischeste Grafik, aber wenn sich mein ganzes Umfeld im einstelligen Frames-Bereich bewegt, ist mir auch nicht unbedingt wohl bei der Sache. Die darauffolgenden Trailer haben diese Ängste nicht beruhigt, weswegen ich beim Einschalten des Spiels vorsichtig gespannt war. An dieser Stelle kann ich entwarnen: Effektiv spielt sich das Spiel nicht wie in den ersten Trailern, es ist flüssiger. Perfekt ist es jedoch nicht.

Wer meckern möchte, findet dazu genug Gründe. Entfernte Pokémon bewegen sich in tiefen Frame-Bereichen, Landschaftsobjekte laden teilweise spät nach und nicht alle Texturen sind detailreich gestaltet. Von Bugs wurde auch schon berichtet, wobei ich davon in meinem Durchlauf verschont blieb sowie vom Hass auf die Technik des Spiels. Wenn euch dieser Punkt jedoch wichtig ist, solltet ihr euch den Kauf etwas genauer überlegen.

Um das Review mit einer positiven Note zu beenden, möchte ich den Soundtrack von Pokémon-Legenden: Arceus loben. Als Fan der Sinnoh-Spiele habe ich mich in Hisui direkt zuhause gefühlt. Sehr viele bekannte und geliebte Klänge begegnen euch in aufgefrischter und veränderter Form an allen Stellen des Spiels. Die Hauptreihe weist viele schöne Soundtracks auf, wobei die DS-Spiele für mich in dieser Hinsicht immer herausgestochen sind. Pokémon kann nun mal Musik und dieses Spiel liefert zusätzlich den Nostalgie-Faktor.

Rettung für die Pokémon-Reihe?

Pokémon-Legenden: Arceus macht vieles anders als andere Spiele der Hauptreihe. Statt Kämpfen steht die Forschung im Vordergrund und anstatt der oder die Beste zu werden, lernt ihr die Hisui-Region und eure Mitmenschen kennen. Mit Haupt- und Nebenquests geratet ihr in einen angenehmen Spielfluss, der euch an den Switch-Handheld oder an den Fernseher fesselt. Untermalt wird dieses Spielerlebnis durch eine altertümliche Region mit Klängen und weiteren Elementen der vierten Pokémon-Generation.

Dennoch denke ich, dass Pokémon-Legenden: Arceus noch nicht die Rettung für die Reihe darstellt. Es bleibt erst einmal die Zukunft der Reihe abzuwarten: Game Freak betitelt das Spiel in Japan als Teil der Hauptreihe, jedoch bleibt abzuwarten, welche Elemente in Zukunft implementiert werden. Ebenfalls abzuwarten bleibt, ob die Änderungen in den „klassischen“ Editionen angewendet werden oder lediglich unter dem Legenden-Titel. Schlussendlich lässt sich darüber im Moment nur spekulieren.

Pokémon-Legenden: Arceus ist dennoch ein sehr gutes, wenn auch nicht perfektes Spiel. So viel Spaß hatte ich bei einem Pokémon-Titel schon lange nicht mehr, was Freude macht und Hoffnung weckt. Somit könnt ihr als (enttäuschte) Pokémon-Fans zugreifen, aber auch wenn euch die Taschenmonster ansatzweise interessieren.

 

Story

Arceus gibt euch den Auftrag, allen Pokémon zu begegnen und gleichzeitig müsst ihr einen Raum-Zeit-Riss in der Hisui-Region untersuchen.

Gameplay

In weitläufigen Gebieten fangt und bekämpft ihr Pokémon, sammelt Crafting-Materialien und erfüllt die Haupt- sowie Nebenquests. Das alles in einem sehr angenehmen Spielfluss.

Grafik

Der größte Schwachpunkt des Spiels und definitiv nicht perfekt. Muss das Erlebnis jedoch nicht zwingend vermiesen und ist individuell zu betrachten – zum Glück besser als in den Trailern.

Sound

Angenehme, entspannte Klänge. Das Beste: An die Sinnoh-Musik der vierten Generation angelehnt.

Sonstiges

Pokémon ganz anders – und richtig gut!

Bildmaterial: Pokémon-Legenden: Arceus, The Pokémon Company, Nintendo, Game Freak

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