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Im Test! Scarlet Nexus

TitelScarlet Nexus
Japan25. Juni 2021
Bandai Namco
Nordamerika25. Juni 2021
Bandai Namco
Europa25. Juni 2021
Bandai Namco
SystemPlayStation 5, Xbox Series, PlayStation 4, Xbox One, PC
Getestet fürPlayStation 5
EntwicklerBandai Namco Studios
GenresAction-Rollenspiel
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungNordamerika Japan

Ein gutes Jahr nach der offiziellen Ankündigung erscheint nun mit Scarlet Nexus eine frische, neue Marke aus dem Hause Bandai Namco. Inspiriert von klassischen Anime und westlichem Sci-Fi, machte es sich das Team hinter dem Titel zum Ziel, das Bild eines futuristischen Japans zu zeichnen.

In dieser Zukunftsvision verfügt ein Großteil der Menschen über psychische Kräfte, die sich in diversen Formen äußern. Manche Menschen besitzen etwa die Fähigkeit zur Hellsicht, andere manipulieren die Zeit oder verschiedene Elemente. Die wenigen Nicht-Psioniker gelten in dieser Welt als „Nieten“. Zu allem Überfluss leidet die Erde zudem unter Angriffen der sogenannten „Anderen“ – einer außerirdischen Bedrohung in Form grotesker Mutanten. Um dieser zu trotzen, rekrutiert die Anderen-Abwehrstreitkraft (kurz: AAS) besonders begabte Psioniker.

Scarlet Nexus beginnt also mit dem Einstand zweier junger RekrutInnen, die sich ihre Sporen als Teil dieser letzten Verteidigungsfront der Menschheit verdienen möchten. Schon bald zeichnen sich aber allerlei Intrigen und Verschwörungen am Horizont ab. Die Reise unserer HeldInnen nimmt ungeahnte Züge an, beherrscht von verheerenden Bedrohungen. Ob diese „Brainpunk“-Zukunftsvision im Mantel eines Action-Rollenspiels zu überzeugen weiß, verraten wir euch im folgenden Test.

Die Qual der Wahl

Wie bereits angedeutet, lässt uns Scarlet Nexus zum Start die Wahl zwischen zwei ProtagonistInnen. Yuito Sumeragi ist ein optimistischer und ehrgeiziger Rekrut der AAS. Von seiner Rettung durch eine AAS-Einheit im Kindesalter inspiriert, strebt er nun selbst danach, sich in den Dienst der BürgerInnen von New Himuka zu stellen. Als Teil der renommierten Familie Sumeragi, hat er es dabei nicht leicht. Immerhin stellt sich sein Vater – und Regierungsvorsitzende – doch eine Karriere in der Politik für ihn vor.

Kasane Randall hingegen präsentiert sich selbstbewusst, kühl und unnahbar. Von der AAS entdeckt und rekrutiert, entwickelte sie herausragende Kampffertigkeiten und schloss die Ausbildung als Klassenbeste ab. Gemeinsam mit ihrer Schwester und engsten Vertrauten Naomi, blickt sie einer Karriere in der AAS entgegen.

Ihr bestimmt, in welche Rolle ihr schlüpft.

Nicht nur unser Äußeres samt Lebenslauf wird durch unsere Charakterwahl beeinflusst. Verlässt sich Yuito im Kampf auf die flinken Angriffe seines Schwertes, setzt Kasane auf ihre Wurfmesser. Diese lassen sie zwar weniger schnell als Yuito agieren, verschaffen ihr aber eine größere Reichweite in Gefechten. Was die beiden AAS-Neulinge aber gemeinsam haben, sind ihre psychokinetischen Kräfte, die in Scarlet Nexus integraler Bestandteil des Kampfsystems sind.

Ein facettenreiches Kampfsystem

»Die Konfrontationen mit den Anderen stellen einen Grundpfeiler und das Herzstück im Gameplay von Scarlet Nexus dar.«

Stichwort Kampf: Die Konfrontationen mit den Anderen stellen einen Grundpfeiler und das Herzstück im Gameplay von Scarlet Nexus dar. Da trifft es sich natürlich gut, dass die Kämpfe gegen die breite Palette an Mutanten großen Spaß bereiten. Das Team hat sich offenkundig viele Gedanken um die sinnvolle Implementierung der übersinnlichen Kräfte ins Kampfsystem gemacht.

Die Kämpfe in Scarlet Nexus geizen nicht an stimmungsvollen Effekten.

Das resultiert in einem komplexen System, in dem eine Vielzahl von Mechaniken ineinandergreifen, an die wir schrittweise herangeführt werden. Eingangs stehen uns etwa einfache Waffenangriffe und unsere psychokinetische Kraft zur Verfügung, mit der wir umliegende Objekte auf Feinde schleudern. Diese Angriffe verketten wir zu Kombos, um unseren Feinden das außerirdische Leben schwer zu machen.

Allein sind wir bei unseren Einsätzen übrigens nur selten unterwegs. In Begleitung unseres jungen AAS-Teams eröffnen sich uns sehr bald weitere Kräfte, die wir – zeitlich limitiert – zu unseren Gunsten nutzen. Wir setzen etwa via Unsichtbarkeitsfähigkeit eines Kameraden zum Überraschungsangriff an oder profitieren von Bonusschaden durch Element-Manipulationen. Weitere Kräfte lassen uns die Zeit verlangsamen oder via Teleportation zum Feind schnellen.

Als wäre die Fülle an Psionik-Kräften nicht schon üppig genug, versetzen wir Gegnern mit brachial inszenierten Finisher-Angriffen namens „Gehirnzerschmettern“ den Gnadenstoß. Oder verstärken unser Kampfpotenzial kurzfristig via „Gehirnantrieb“. Und im absoluten Notfall machen wir sogar vom gefährlichen „Gehirnfeld“ Gebrauch. Dieses verwandelt uns zwar in einen mächtigen Berserker, kann uns bei Überbeanspruchung aber auch das Leben kosten.

Gefechte mit Hirnschmalz

Raucht der Kopf? Nicht verzagen. Es ist zwar tatsächlich so, dass die Vielzahl an Mechaniken eingangs erstmal zu überfordern weiß. Mit der Zeit gewöhnen wir uns aber an alle Befehle, bis sie – ehe man es sich versieht – ganz routiniert von der Hand gehen. Spätestens dann resultieren die Konfrontationen mit den Anderen in effektreichen und belohnend inszenierten Schlachten, in denen wir einfache und psychokinetische Angriffe gekonnt mit weiteren Kräften kombinieren, um Feinden letztlich euphorisch das „Gehirn zu zerschmettern“. Ein großer Spaß!

Bossgegner fragen unsere Fähigkeit zur Analyse – vor allem im späteren Verlauf – streng ab.

Unsere Gegner wachsen aber natürlich mit uns mit. Bedarf es zu Beginn keiner besonderen Taktik, um Andere niederzustrecken, folgen im Spielverlauf immer verzwicktere Konfrontationen. Die große Palette an Feinden fragt über kurz oder lang unser gesamtes Fähigkeiten-Repertoire ab, sodass wir uns stets neu orientieren müssen und nicht nur versteift von Lieblingsfähigkeiten Gebrauch machen. Manche Feinde ziehen sich bei drohendem Kontakt etwa in ihren Panzer zurück. Hier gilt es also, die Zeit zu verlangsamen oder via Teleportation schnell zum Gegner zu eilen, sodass wir seinem Fluchtversuch zuvorkommen. Andere Widersacher hüllen den Kampfbereich in Nebel und müssen mithilfe der Hellsicht offenbart werden.

Gerade wenn das Spiel mehrere solcher speziellen Feinde in einem Schergengrüppchen zusammenwürfelt, entstehen tolle Auseinandersetzungen, in denen wir konzentriert versuchen, HerrIn der Lage zu werden. Den Höhepunkt stellen hier einige der Bosskämpfe dar, die unsere Fähigkeit zur Analyse – vor allem im späteren Verlauf – auf die Probe stellen. Je nach angewandter Strategie laufen diese Begegnungen entsprechend schwer und zäh oder aber sehr belohnend ab, sofern wir taktisches Kalkül beweisen.

Der Sandsack der Anderen

Was mir im Zuge des Testens allerdings bis zum Ende schwerfiel, war die Möglichkeit, feindlichen Angriffen kontrolliert auszuweichen. Dazu steht uns nämlich ein entsprechender Ausweichschritt zur Verfügung, der sogar – sofern optimal abgepasst – kurzfristig die Zeit verlangsamt und damit zum Konterangriff einlädt. Feinde kündigen ihre Angriffe häufig allerdings nur sehr knapp und ohne zusätzlichen visuellen Hinweis an.

Darüber hinaus fesseln unsere Angriffe unsere Spielfigur in der entsprechenden Animation, die nicht durch den Ausweichschritt unterbrochen werden kann. Nicht selten kommt es so zu dem Umstand, dass wir einen feindlichen Angriff zwar erkennen, aber schlichtweg nicht zeitig reagieren können.

Na klar, einige Fähigkeiten – wie die Teleportation – vereinfachen das Ausweichen, stehen aber nur limitiert zur Verfügung, ehe sie abklingen müssen. Außerdem gestaltet es sich schlichtweg frustrierend, wenn es an der Kontrolle einer im Kampf grundlegenden Mechanik mangelt. Oder: ich werde alt.

Damit wir feindliche Treffer aber wenigstens gut wegstecken können, investieren wir „Hirnpunkte“, die wir mit jedem Levelaufstieg verdienen, auf der „Hirnkarte“. Ihr merkt: Hirne spielen in Scarlet Nexus eine große Rolle. So schalten wir neue Fertigkeiten frei und verbessern unsere Werte. Bei Händlern erwerben wir zudem neue Waffen und Plug-in-Chips, die die klassische Ausrüstung anderer Rollenspiele ersetzen. Diese erhöhen entsprechend unsere Werte, sodass wir gewappnet in den nächsten Kampf ziehen.

Von Kampf zu Kampf

Jetzt habe ich so viel vom Kämpfen erzählt, dass man meinen könnte, bei Scarlet Nexus handle es sich um einen Arenaprügler. Dem ist natürlich nicht so, wenngleich böse Zungen das Gegenteil behaupten könnten. Wir bewegen uns für unsere Einsätze nämlich stets in – mal größeren, mal kleineren – abgegrenzten Bereichen, die nicht besonders viel Raum zur Erkundung lassen.

Für gewöhnlich zieht es uns sehr linear von Punkt A nach Punkt B, wo wir es mit Anderen zu tun bekommen, ehe es weiter Richtung Punkt C geht. Meist erkennen wir die nächste Konfrontation bereits am Setup der „Arena“, noch bevor es zur Sache geht. Hier und da finden sich zwar kleinere Abzweigungen, die in der Regel aber nur in Sackgassen führen, in denen wir nützliche Verbrauchsgegenstände, Geld oder Ressourcen fürs Tauschgeschäft mit Händlern finden.

Trotzdem bietet Scarlet Nexus ganz Rollenspiel-typisch auch Nebenmissionen. Immer wieder stolpern wir über Hilfesuchende, die uns eine kleine Belohnung versprechen, wenn wir ihren Bitten nachkommen. Diese erstrecken sich in der Regel auf das Niederstrecken von Anderen unter speziellen Bedingungen oder das Beschaffen von Ressourcen. Dafür zieht es uns in die aus der Hauptgeschichte bekannten Gebiete – kreativ geht sicher anders.

Wer übrigens nach allem Vorab-Material berechtigterweise denkt, dass wir die immer gleiche, triste Cyberpunk-Stadtkulisse durchstreifen, darf beruhigt sein. Scarlet Nexus bietet diverse, sehr unterschiedliche Settings, die zuweilen mit kreativen und schönen Bildern zu begeistern wissen.

Zukunftsvision im „Visual Novel“-Format

Sind wir nicht gerade mit dem Vermöbeln von Anderen beschäftigt, widmen wir uns dem anderen großen Schwerpunkt des Titels – seiner Geschichte. Erklärt sich von selbst, mag man meinen. Stimmt auch. Und dennoch gibt es einen Grund, warum ich diesen Punkt so deutlich hervorhebe.

So präsentiert sich die Handlung von Scarlet Nexus über weite Strecken des Spiels.

Scarlet Nexus spart nämlich nicht an Dialogen, ganz im Gegenteil. Im Zuge der Story wird viel – und mit viel meine ich viel – geredet. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass wir einen großen Teil der Spielzeit mit Lesen beziehungsweise den DarstellerInnen Lauschen beschäftigt sind, da besagte Dialoge zum allergrößten Teil in Form von „Visual Novel“-ähnlichen Einschüben präsentiert werden. Diese Sequenzen setzen auf rudimentär animierte, aber voll vertonte Szenen- und Porträtbilder, um die Handlung voranzutreiben.

Das wirkt eingangs etwas ungelenk, zumal besagte Einlagen gern auch mal den Spielfluss unnötig ausbremsen. Es ist aber sicherlich eine nachvollziehbare Design-Entscheidung, hätte das ausschließliche Animieren von Zwischensequenzen – angesichts der Menge an Text – doch einen gewaltigen und kostspieligen Mehraufwand bedeutet.

In diesem Kontext kommt Scarlet Nexus definitiv zugute, dass es eine grundlegend interessante Geschichte erzählt. Diese ist in ihrem Gerüst zwar häufig durchschaubar und setzt auf allerhand Tropen, die wir sowohl aus diversen japanischen Rollenspielen und klassischen Anime kennen, begeistert aber mit einem kreativen Setting und vielen anregenden Ideen und Konzepten.

Von Gefährten zu Freunden

Natürlich spielen in diesem Zusammenhang auch die Charaktere von Scarlet Nexus eine große Rolle. Von denen gibt es nämlich allerhand. Am meisten haben wir zwischen den Story-Kapiteln im Rahmen der sogenannten „Standby-Phasen“ mit unseren MitstreiterInnen zu tun. Hier erholt sich das Team in einem schick eingerichteten Bunker und wir nutzen die Chance, um unsere GefährtInnen besser kennenzulernen.

Im Rahmen von Vertrauensepisoden vertiefen wir die Beziehung zu unserem Team.

In regelmäßigen Abständen erhalten wir nämlich die Möglichkeit, „Vertrauensepisoden“ zu bestreiten. Hier vertiefen wir die Beziehung zum ausgewählten Teammitglied – meist in Form eines Gespräches, hin und wieder im Rahmen eines kurzen Einsatzes. So lernen wir unsere FreundInnen besser kennen, die durch die Bank weg bekannte Stereotypen aus der Welt des klassischen Anime bedienen. Und trotzdem: Gern gewonnen habe ich viele der Figuren dennoch.

Spielerisch hat das Vertiefen des Vertrauens übrigens auch einen Zweck. Steigt die Vertrauensstufe zu den PartnerInnen, verbessern sich die entsprechenden Psionik-Fähigkeiten, was uns einen Vorteil im Kampf verschafft. So verlängert sich etwa die Nutzungsdauer der Kräfte, PartnerInnen schützen euch vor Angriffen oder setzen zum unterstützenden Angriff an. Praktisch.

Eine Frage der Perspektive

»Die Wahl unseres Hauptcharakters schlägt sich auf die Perspektive nieder, aus der wir die Geschichte von Scarlet Nexus erleben.«

Spannend gestaltet sich übrigens der Umgang mit der Story hinsichtlich der beiden ProtagonistInnen. Die Wahl unseres Hauptcharakters schlägt sich nämlich auf die Perspektive nieder, aus der wir die Geschichte von Scarlet Nexus erleben. Während die beiden ProtagonistInnen an diversen Punkten in der Handlung miteinander interagieren, gibt es auch allerhand Passagen, in denen sie getrennten Zielen nachgehen.

Je nach Wahl des Charakters erleben wir die Geschichte von Scarlet Nexus aus einer anderen Perspektive.

Für den Spielablauf bedeutet dies zwar nur marginale Unterschiede, da sich die Einsätze ohnehin sehr ähnlich sind. Hinsichtlich der Erzählweise der Geschichte stellen sich aber interessante Dynamiken ein. Je nach Wahl unseres Charakters rätseln wir etwa zeitweise über Geschehnisse und Motivationen, hinsichtlich derer der andere Charakter bereits einen Wissensvorsprung genießt und umgekehrt.

Das erhöht grundsätzlich die Motivation, für einen weiteren Durchgang in die Rolle der zweiten Hauptfigur zu schlüpfen. Zumal sich uns nach dem ersten Durchspielen die Möglichkeit zum „New Game +“ eröffnet. Dies transferiert Werte und Ausrüstung in den zweiten Durchgang und gestaltet diesen somit deutlich entspannter.

Overstaying its welcome

Diesem generell interessanten Modell wirkt allerdings der Umfang des Abenteuers entgegen. Über weite Strecken wusste mich der Gameplay-Loop aus den spaßigen Kämpfen und „Visual Novel“-Einlagen zu begeistern. Langeweile kam trotz des recht repetitiven Spielablaufes nicht auf. Das heißt, bis sich dann doch irgendwann Ermüdungserscheinungen einstellten.

Inszenatorisch überzeugt Scarlet Nexus mit gelungenen visuellen Ideen.

Für den ersten Durchlauf habe ich gute 25 Stunden benötigt. Wobei ich mich auf die Story fokussierte und nur am Rande mit den Nebenmissionen beschäftigte. Von diesen 25 Stunden hätte man gut und gern fünf bis sieben Stunden streichen können und es wäre noch immer ein umfangreiches Abenteuer gewesen. Gerade zum Ende hin, wenn uns das Spiel nahezu pausenlos von einem Kampf in den nächsten hetzt, droht der Spaß der Monotonie wegen zu weichen.

Dieses Problem überträgt sich auch auf die Geschichte des Spiels. Weiß sie über eine weite Strecke – vor allem wegen vieler anregender Ideen – am Ball zu halten, verliert sich die Handlung irgendwann fast etwas in ihrem Ideenreichtum.

An dieser Stelle muss ich natürlich auch den Faktor miteinbeziehen, dass ich für den Test verhältnismäßig schnell durch Scarlet Nexus spielte. Privat hätte ich mir etwas mehr Zeit mit dem Titel gelassen. Gut möglich also, dass Ermüdungserscheinungen unter normalen Umständen etwas länger auf sich warten ließen oder gar ausblieben. Trotzdem: Sollte es mal ein Scarlet Nexus 2 geben, würde ich mich über eine straffere Geschichte und einen weniger repetitiven Spielablauf freuen. Die tolle Welt bietet dafür auf jeden Fall Raum.

Grundsolide Technik

Technisch macht Scarlet Nexus grundsätzlich einen schönen Eindruck. Der Anime-Look begeistert mit scharfen und detaillierten Charaktermodellen. Und auch wenn es vielen Umgebungen an Detailgrad mangelt, erfreuen allerhand kreative visuelle Konzepte das Auge. Seien es verworrene Architekturen, die fantastisch grotesken Gegner-Designs oder anregende Effekt-Experimente, etwa im Kontext des „Gehirnfeldes“. Und auch inszenatorisch bereitet der Titel mit allerhand Anime-Bombast viel Freude.

»Auf auditiver Ebene erfreuen wir uns an einem tollen Soundtrack, der das „Brainpunk“-Setting gut und facettenreich untermalt.«

Die getestete PS5-Version lief dabei mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde, die der flinken Action-Natur des Titels natürlich mehr als gut stehen. Die DualSense-Funktionen werden auch bedient – wir spüren etwa je nach Fähigkeit unterschiedliche Widerstände in den Trigger-Tasten. Das reißt sicher keine Bäume im Stile eines Returnal aus, ist aber ein nettes Feature der Marke „nice to have“.

Auf auditiver Ebene erfreuen wir uns an einem tollen, abwechslungsreichen Soundtrack, der das „Brainpunk“-Setting gut und facettenreich untermalt. Sowohl die japanische als auch englische Tonspur liefern zudem überzeugende und energische Leistungen der SprecherInnen. Wirkliche Aussetzer finden sich hier keine.

Gelungene Brainpunk-Action mit kleinen Schwächen

Mit Scarlet Nexus kreiert das Team von Bandai Namco eine interessante, neue Action-RPG-Marke, die in vielerlei Hinsicht zu begeistern weiß. Der Titel zeichnet das Bild einer Zukunftsvision von Japan, die mit kreativen Konzepten und visuellen Ideen aufwartet und damit eine tolle Welt erschafft.

Damit einhergehend erzählt Scarlet Nexus eine grundlegend interessante Geschichte, die sich in ihrem Gerüst zwar häufig durchschaubar gestaltet, aber dennoch über weite Strecken am Ball zu halten weiß. Lediglich an die verhältnismäßig steife Inszenierung im Stile einer „Visual Novel“ muss man sich gegebenenfalls gewöhnen.

Das Herzstück von Scarlet Nexus stellt aber klar das Kampfsystem dar. Dieses erfordert zwar etwas Zeit zur Eingewöhnung, belohnt uns aber mit bombastisch inszenierter Anime-Action, wenn wir die Vielzahl an Mechaniken verinnerlicht haben. Insbesondere spätere Konfrontationen und Boss-Begegnungen fragen unsere Fähigkeiten streng ab und bescheren uns befriedigende Kämpfe, wenn wir die passende Strategie anwenden.

Schade nur, dass sich zum Ende hin Ermüdungserscheinungen bemerkbar machen, wenn der Titel sein repetitives Spieldesign im Rahmen endloser Konfrontationen selbst entlarvt. Und auch die Handlung verliert sich etwas in ihrem Ideenreichtum und verlässt sich ein wenig zu sehr auf etablierte Tropen aus klassischen Anime und JRPGs.

Trotzdem: Seiner Schwächen zum Trotz hatte ich die meiste Zeit großen Spaß mit Scarlet Nexus und kann den Titel Fans von Action-Rollenspielen empfehlen. Sollte es mal einen Nachfolger geben, würde ihm eine straffere Handlung und ein weniger repetitiver Spielablauf aber gut stehen. Ich würde mich freuen!

 

Story

In der Rolle junger AAS-RekrutInnen trotzen wir der Bedrohung durch die Anderen. Trotz allerhand bekannter Tropen unterhaltsam, wenngleich etwas ausufernd.

Gameplay

Sehr unterhaltsame Gefechte mit komplexem Kampfsystem im Wechsel mit Story-Einlagen im „Visual Novel“-Mantel.

Grafik

Tolle visuelle Ideen und Konzepte ziehen sich durch Charakter-, Gegner- und Umgebungs-Designs.

Sound

Ein gelungener Soundtrack untermalt das „Brainpunk“-Setting gekonnt. Die SprecherInnen überzeugen durch die Bank weg.

Sonstiges

Ein schönes Debüt, das zwar keine Fortsetzung andeutet, aber mit seiner tollen Welt durchaus Raum für weitere (verbesserte) Abenteuer bietet.

Bildmaterial: Scarlet Nexus, Bandai Namco