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Cyberpunk 2077: CD Projekt RED ordnet Sechs-Tage-Woche für den „letzten Sprint“ an

CD Projekt RED hat sich in den letzten Jahren eine Art „Saubermann-Image“ in der Gamesbranche zugelegt. Der polnische Entwickler genießt bei Videospielfans hohes Ansehen für immer faire Preisgestaltungen, offene Kommunikation und, naja… eben auch gute Videospiele. Wenn man das so sieht, ist das eigentlich gar nicht so viel. Aber dass andere sich auf vielen Ebenen einfach deutlich negativ hervortun, lässt CD Projekt RED umso besser bei den Fans dastehen.

Doch jetzt ereilt das Thema Crunch auch CD Projekt RED. Wie Bloomberg-Journalist Jason Schreier unter Bezugnahme auf Interna des Studios berichtet, habe CD Projekt RED auf der Zielgeraden der Entwicklung von Cyberpunk 2077 nun Überstunden verpflichtend angeordnet. Demnach gelte ab sofort die Sechs-Tage-Woche. In einer Email habe sich Adam Badowski an die Mitarbeiter gewandt. Cyberpunk 2077 sei nun zur Zertifizierung bei Sony und Microsoft und nun ginge es daran, „verbleibende Fehler“ zu heben. „Die typische Menge an Arbeit und ein Tag am Wochenende“ seien dafür notwendig.

Eigentlich selbstverständlich: Die Mehrarbeit wird bezahlt, so wie es polnische Gesetze auch verlangen. Laut Jason Schreier ist das keinesfalls branchenüblich. Pikant ist das alles auch deshalb, weil CD Projekt RED in der Vergangenheit immer wieder betont hatte, Crunch vermeiden zu wollen und sich selbst dazu „verpflichtet“ habe, Mitarbeitern zu ermöglichen, ohne Überstunden zu arbeiten. Das sagte Marcin Iwinski erst im letzten Jahr gegenüber Kotaku. Das Versprechen war in Zeiten wie diesen entsprechend medienwirksam.

„Der letzte Sprint“

Aber nach mehreren Verschiebungen und bei einem Großprojekt wie Cyberpunk 2077 kann scheinbar auch CD Projekt RED das nun nicht mehr gewährleisten. Immerhin leugnet man nicht, dass dies nicht zu früheren Aussagen passt. „Ich nehme es auf mich, die Gegenreaktion zu dieser Entscheidung zu erhalten“, wird Badowski zitiert. „Ich weiß, dass dies im direkten Widerspruch zu dem steht, was wir über Crunch gesagt haben. Es steht auch im direkten Gegensatz zu dem, was ich bis vor einiger Zeit selbst geglaubt habe – dass Crunch nie die Antwort sein sollte. Wir haben aber alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft.“

Inzwischen hat Badowski auch schon öffentlich reagiert. Er zitierte Schreiers Tweet mit der Meldung und kommentierte: „Die letzten sechs Wochen sind der letzte Sprint bei einem Projekt, in das wir alle viel Zeit unseres Lebens gesteckt haben. Etwas, das uns sehr am Herzen liegt“. Ein Großteil des Teams verstünde diesen „Push“, besonders weil das Spiel jetzt bei der Zertifizierung sei und man mit jedem Tag sichtbar näher an der Auslieferung des Spiels ist, auf das alle so stolz seien. „Es ist eine der härtesten Entscheidungen, die ich jemals treffen musste, aber jeder hier bekommt jede Extrastunde kompensiert. Und wie schon in den letzten Jahren, werden 10 Prozent des Gewinns, den die Firma 2020 generiert, direkt auf das Team verteilt.“

via Bloomberg, Bildmaterial: Kotaku

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