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Im Test! Catherine: Full Body

TitelCatherine: Full Body
Japan14. Februar 2019
Atlus
Nordamerika03. September 2019
Atlus
Europa03. September 2019
Atlus
SystemPlayStation 4
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerAtlus
GenresPuzzle-Platformer
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungNordamerika Japan

Bildmaterial: Catherine: Full Body, Atlus

Als Geheimtipp von vielen geadelt, konnte sich Catherine vor einigen Jahren auf PlayStation 3 behaupten. Da Entwickler Atlus ein Faible für erweiterte Version von ihren erfolgreichen Spielen zu haben scheint, erscheint nun auch eine dieser mit dem Namen Catherine: Full Body. So vollmundig wie ein guter Wein möchte sich Full Body auch als gut gereifte Vollversion präsentieren.

Mit erweiterter Geschichte, neuen Szenen, Entscheidungen und einem neuen Charakter will man der alten Version möglichst viel Mehrwert bieten. Selbst verschiedenste Beschwerden über fehlende Zugänglichkeit in Bezug auf das Gameplay hat man ernst genommen und in Catherine: Full Body angepasst beziehungsweise erweitert. Dem erwachsenen Thema und dem Fokus auf die Beziehung zwischen den Geschlechtern blieb man aber nach wie vor treu.

Ob Catherine: Full Body nun auch Kenner der Ursprungsversion hinter dem Ofen hervorlocken kann, muss man letztendlich selbst entscheiden. Eine kleine Entscheidungshilfe möchte ich hier aber gerne anbieten. Doch zunächst schwenken wir unser Glas Wein und lassen ihn kurz atmen…

Männer sind so verletzlich

Auch in Catherine: Full Body dreht sich natürlich alles um den „Normalo“ Vincent Brooks. Für seine Langzeitfreundin Kathrine wird es langsam Zeit, die Beziehung auf eine neue Stufe zu heben und sie konfrontiert ihn mit dem Gedanken, in absehbarer Zeit zu heiraten und Kinder zu bekommen. Die Vorstellung, aus seiner eingefahrenen Komfortzone herausgerissen zu werden, bringt ihn letztendlich auf einen Pfad der Selbstfindung.

Neu in Full Body gesellt sich die unschuldige Rin in Vincents Leben. Sie wird von nun an, neben der attraktiven Versuchung durch die mysteriöse Catherine, ein weiterer Stolperstein auf seinem Weg sein, die richtigen Entscheidungen fürs Leben zu treffen. Ausgesprochen gut hervorzuheben ist hier die nahtlose Einbindung der neuen Charaktere in die bereits vorhandene Geschichte. Rin als Charakter mag zwar für einige erschreckend jung wirken, doch auch hier hat Atlus den ein oder anderen Twist parat.

Auch in Vincents Stammbar hat sich etwas getan, sowohl Gäste als auch zusätzliche Szenen wurden in einem angenehmen Maß hinzugefügt, auch zum Schluss wird man je nach Entscheidung mit weiteren Enden belohnt. Gameplay-technisch führt das zu mehr Interaktionen und Entscheidungen zwischen den eigentlichen Action-Abschnitten des Spiels. Jedoch ist man in Catherine: Full Body, wie in der ursprünglichen Version, weiterhin räumlich an die Stray Sheep Bar gebunden.

Einer geht noch…

»Mit einem neuen Schwierigkeitsgrad macht man das Spiel zugänglicher, doch auch neue Herausforderungen sind vorhanden, um auch Puzzle-Veteranen zu bedienen.«

Die Bar als eine Art Hub für Vincent und seine Freunde spielt auch in Full Body eine große Rolle. Neben den erwähnten Gesprächen darf man sich hier auch nach Herzenslust betrinken. Ob Cocktails, Bier, Wein oder Sake, nach drei Schlücken ist das Glas geleert und interessante Einblicke in die Ursprünge des Getränks werden offenbart. Auch wenn die Trivias noch zusätzlich ausgebaut wurden, so ist das Trinken in Catherine: Full Body nur noch auf den Stammtisch beschränkt.

Da Vincent sich täglich mit seinen Freunden betrinkt, hat man wohl intern beschlossen, ihn nicht mehr mit Getränken durch die Bar laufen zu lassen. Mit seinem Handy wird man sich hingegen öfter beschäftigen können. Die SMS-Funktion wurde sinnvoll überarbeitet, so dass man nun direkt eine Liste der verfügbaren Antwortmöglichkeiten erhält und diese nicht erst löschen und noch einmal schreiben muss, wie noch im Original.

Telefonieren kann man diesmal tatsächlich auch und auch das ein oder andere Foto wird auch diesmal den Weg in Vincents Posteingang finden. Das obligatorische Minigame Rapunzel darf auch in Catherine: Full Body nicht fehlen. Hier wurden sogar einige weitere Level hinzugefügt. Doch so schön der Abend, so schnell wird er auch zu Ende gehen.

Männer im Schafspelz

Nachts findet sich Vincent in einer Traumwelt wieder. Hier geht es einzig und allein darum, einen Turm aus zahlreichen Blöcken zu erklimmen. Der Haken ist, dass man hier etwas unter Zeitdruck steht, denn zum einen fallen die Blöcke unter einem unaufhörlich herab und zum anderen sind die Abschnitte auch gerne mal mit verschiedenen anderen Störenfrieden gepflastert.

Gerade in den Kletterabschnitten hat sich viel in Catherine: Full Body getan. Kissen dienen zum Beispiel nicht mehr als Leben, so dass man alle Abschnitte so oft wiederholen kann, wie man es gerade braucht. Kissen gibt es zwar weiterhin zu finden, nur erhöhen diese nun die Anzahl, falsche Schritte wieder zurücknehmen zu können. Mit dem Wegfallen der Lebensbegrenzung leistet man hiermit einen recht großen Dienst bezüglich Zugänglichkeit, ohne das Spiel zu einfach zu gestalten.

Mit einem zusätzlichen Schwierigkeitsgrad greift man weiter Spielern unter die Arme, die einfach absolut nichts mit dem Spielprinzip anfangen können und wollen. Auf dem „Safety“ Schwierigkeitsgrad fallen nämlich unter anderem keine Blöcke mehr herunter. Auf der anderen Seite lässt man aber Leute, die einer Herausforderung nicht abgeneigt sind, ebenfalls nicht im Stich.

Darf es etwas mehr sein?

»Grafisch merkt man den Sprung auf PlayStation 4 nur bedingt, dennoch wirkt alles natürlich schärfer und allgemein wertiger als noch auf PlayStation 3.«

Für alle, die die Vorgängerversion schon in- und auswendig kennen, bietet Catherine: Full Body einen komplett neuen Puzzlemodus. Im „Remix“-Modus sind Blöcke in verschiedenen Formen und Anzahl zusammengefasst und können sich auch nur in diesem Zustand zusammen bewegen. Dies schafft unter gewissen Umständen kniffligere Rätselpassagen und auch die nötige Abwechslung und Neuerung im Gameplay-Abschnitt.

Neben dem Classic-Modus in drei Schwierigkeitsgraden gibt es nun also auch den Remix-Modus ebenfalls in drei Schwierigkeitsgraden, die jederzeit über die Handy-Funktion in der Stray Sheep Bar eingesehen und gespielt werden können. Herausforderungen gibt es somit auch für eingefleischte Fans mehr als genug. Diesmal hat man sich zudem dazu entschieden, die lokalisierte Fassung nicht einfacher zu gestalten, so dass man hier 1:1 die Puzzle aus der japanischen Version vorfindet.

Ein weiterer Hauptcharakter führt nicht nur mehr Szenen, Dialoge oder Entscheidungen mit sich, auch die Traumabschnitte im Story-Modus haben die ein oder andere erweiterte Stage und neue Abschnitte erhalten. Ein Gesamtpaket, welches durchaus Mehrwert bieten kann, auch wenn es eben doch nicht der oft gewünschte Nachfolger ist.

Abseits des Story-Modus gibt es neben dem bekannten Extra-Modus Babel, in dem man sich einem noch viel höheren Turm stellen muss, auch einen lokalen Zweispielermodus über das Hauptmenü auszuwählen.

Tiefe Einblicke

Grafisch merkt man den Sprung auf PlayStation 4 nur bedingt. Mit bewusstem Anime-Look in tatsächlichen Anime-Szenen und dem Ingame-Look in ähnlicher Aufmachung bleibt der Stil relativ zeitlos. Alles wirkt aber natürlich schärfer und allgemein wertiger als noch auf PlayStation 3. Definitiv wenig Grund, die alte Version noch einmal einlegen zu wollen.

Während die alten Anime-Sequenzen durchaus super aussehen, merkt man schon ziemlich stark, wenn es sich nun gerade doch um eine neu gezeichnete Szene handelt. Die Animationen wirken leider nicht wirklich hochwertig und selbst der Stil scheint sich etwas von den anderen Szenen abzuheben. Besonderes Manko sind die kaum vorhandenen Lichteffekte, die die Figuren teilweise wie eine Billigproduktion wirken lassen. Schade, aber dennoch sicherlich kein K.o.-Kriterium. Die Passagen in Spielgrafik wirken hingegen hervorragend und passen sich übergangslos in die anderen Szenen ein.

Ins Ohr gehaucht

»Positiv ist auch die englische Synchronisation zu erwähnen. So meldet sich zum Beispiel auch Troy Baker wieder bereit, die neuen Szenen als Vincent Brooks zu vertonen.«

Catherine: Full Body ist kein Nachfolger von Catherine, also wird man sehr viele bekannte Stücke zu hören bekommen. Schlecht ist das natürlich nicht, erwähnenswert sind aber ebenfalls die Neukreationen. Besonders die neue Version des Titelsongs macht eine besonders gute Figur. In unverkennbarem Stil von Shoji Meguro wählte man diesmal eine eher jazzige Version des vormaligen Raps „Yo“.

Die Jukebox in der Stray Sheep Bar ist obendrein mit mehr Songs aus Atlus‘ Repertoire gespickt. Ausgewählte Songs aus zum Beispiel Persona 5, Persona Dancing oder auch dem noch ausstehenden Fantasy-Projekt Project Re: Fantasy kann man sich hier nach Belieben zu Gemüt führen. Musikalisch bekommt man hier also genug Hochwertiges geboten, wenn man Shoji Meguro zu schätzen weiß.

Positiv ist auch die englische Synchronisation zu erwähnen. So meldet sich zum Beispiel auch Troy Baker wieder bereit, die neuen Szenen als Vincent Brooks zu vertonen. Alle Sprecher machen einen guten Job, den jeweiligen Figuren Leben und Charakter einzuhauchen. Auch die japanischen Stimmen stehen zur Auswahl und sind natürlich ebenfalls in obigen Punkten erstklassig.

Interessant ist, dass man durch die recht gute Lokalisierung einen kleinen, aber feinen Unterschied in den Dialogen schafft, der die verschiedenen Kulturen in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen schön herausarbeitet.

Ein vollmundiges Update

Catherine: Full Body schafft es, genug neuen Inhalt zu bieten, um Fans unter Umständen noch einmal zu einem Kauf zu bewegen. Insgesamt hat das Spiel noch einmal einen runderen Ablauf der Story und auch Rin passt sich perfekt ins Spielgeschehen ein. Am Ende warten noch mehr Enden zum Freispielen für den entscheidungsfreudigen Spieler.

Spieler, die vorher vom Schwierigkeitsgrad eingeschüchtert waren, werden in Full Body einige gute Möglichkeiten bekommen, dem Spiel doch die wohlverdiente Chance zu geben. Überarbeitetes Gameplay und weitere Schwierigkeitsgrade machen es möglich. Fans und Freunde der Herausforderung werden aber genauso auf ihre Kosten kommen.

Wer Lust hat, sich mit den Abgründen zwischenmenschlicher Beziehungen zu befassen und dem ein oder anderen kniffligen Puzzle nicht abgeneigt ist, der sollte sich Catherine: Full Body definitiv vormerken. Immer noch ein wunderbar ausgefallenes Spielerlebnis.

 

Story

Vincent Brooks auf seinem Pfad der Selbstfindung. Seine Entscheidungen werden letztendlich das Schicksal beeinflussen.

Gameplay

Teils Dialoge und Entscheidungen, teils Puzzleaction mit gehöriger Herausforderung und Abwechslung.

Grafik

Anime-Szenen sowie Ingame-Modelle im Anime-Stil. Neue Szenen wirken etwas weniger hochwertig als die Originalszenen.

Sound

Unverkennbarer Musikstil von Shoji Meguro. Japanische und englische Stimmen sind durchwegs sehr gut.

Sonstiges

Challenge-Modus und Multiplayer. Rapunzel-Minispiel mit weiteren Levels. Zahlreiche Enden zum Freischalten.