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Im Retro-Review! Golden Sun: Die dunkle Dämmerung

Bildmaterial: Golden Sun: Dark Dawn, Nintendo / Camelot

Unsere neue Reihe: Retro-Review!

In der aktuellen Ausgabe unserer Retro-Reviews geht es heute nach Weyard. Golden Sun: Die dunkle Dämmerung ist die späte Fortsetzung der Anfang der 2000er-Jahre begonnenen und beliebten Golden-Sun-Reihe. Der dritte und letzte Teil erschien erst im Dezember 2010 für Nintendo DS in Europa. Im darauffolgenden Januar veröffentlichten wir unseren Test. Danach fand die RPG-Serie leider keine Fortsetzung mehr.

In der „Retro-Review“-Reihe veröffentlichen wir die Karteileichen unserer uralten Reviews erneut. Das Besondere ist, dass wir die Reviews unverändert veröffentlichen. Im Gegensatz zu Retrospektiven, bei denen alte Spiele mit dem (unweigerlichen) Wissen von heute betrachtet werden, sind die Texte unserer „Retro-Review“-Reihe also ein ganz unverfälschter Spiegel in die Zeit von damals. Wir haben nur die Screenshots erneuert und das Review optisch an unser aktuelles Layout angepasst. Schwelgt mit uns in Erinnerungen!

TitelGolden Sun: Die dunkle Dämmerung
Japan28. Oktober 2010
Nintendo
Nordamerika29. November 2010
Nintendo
Europa10. Dezember 2010
Nintendo
SystemNintendo DS
EntwicklerCamelot
GenresJRPG
Texte
Deutschland  

Im Original veröffentlicht im Januar 2011

Ursprünglich sollte Golden Sun die große Spielreihe des Entwicklers Camelot werden, der bis dato bekannt war für die Produktionen von Mario Golf für Nintendo und der Shining-Reihe für Sega. Mit dem gleichnamigen Erstlingswerk und Golden Sun: Die vergessene Epoche, beide für den GameBoy Advance, startete Camelot seine erste eigene Spielserie.

Doch dann war plötzlich Schluss und Fans befürchteten, nie wieder das Morgengold Weyards Sonne zu Gesicht zu bekommen. Stolze sechs Jahre später, 2009, gab Camelot jedoch plötzlich bekannt an einem weiteren Golden Sun für Nintendo DS zu arbeiten. Golden Sun: Die dunkle Dämmerung. Diesmal geht es um die Erzählung der nächsten Generation, 30 Jahre später. Doch ist der ein Zeitsprung nach so langer Pause erfolgreich?

Die Sünden der Väter…

Die Welt Weyard besteht aus den vier Elementen Erde, Feuer, Wind und Wasser. Diese vier Elemente bilden das Leben, die Welt Weyard und ihre Macht, die Alchemie. Epochen zuvor schon kannte man die Alchemie nur zu gut, jedoch fürchtete man sie als Bedrohung, weswegen die vier Elemente in vier Leuchttürmen versiegelt wurden. Doch damit besiegelte man auch den Untergang Weyards.

Die Welt zerfiel Stück für Stück. Gezeiten später jedoch schafften es acht Helden, auch genannt „Die Krieger von Vale“, die Leuchttürme zu entfachen und die goldene Sonne herbeizurufen, welche die Alchemie nach Weyard zurück brachte. Doch damit setzten sie eine erneute Macht frei. Die Psynergy-Wirbel, welche die Psynergy, die Alchemie der vier Elemente, um sich herum aufsaugen. Eine erneute Bedrohung Weyards steht bevor. Nun liegt es an den Kindern der ehemaligen Helden, Weyard zu bewahren.

Alles eine Frage der Technik!

Golden Sun: Die dunkle DämmerungAuch im dritten Teil ist Golden Sun: Die dunkle Dämmerung ganz RPG. Traditionell läuft man durch Dungeons, erkundet Städte, entdeckt die Weltkarte und verdrischt in Zufallskämpfen Monster nach altem rundenbasierten Kampfsystem.

Wie auch schon damals kann man allerhand Kisten, Vasen, Schränke und Herde untersuchen. Als eine absolut neue Möglichkeit bietet sich nun auch das Steuern mit dem Stylus an, was dem Spieler die völlig freie Wahl zwischen Tasten und Stift zu jedem Zeitpunkt lässt.

Typisch für Golden Sun bleibt immer noch das etwas andere Klassensystem. Denn hierbei richtet sich jeder Charakter nach seinen Element, was für eine spezifische und manchmal auch einzigartige Magie/Psynergy bei diesem sorgt.

Dadurch hat jeder Charakter andere Fähigkeiten und wird auch immer anderweitig benötigt. Selbst bei zwei Vertretern des selben Elements ist dies nicht unüblich. Gerüstet wird jedoch nicht nach Klasse, sondern nach Körperlichkeit. Eine junge Dame zum Beispiel kann schließlich kein riesiges Schwert mit sich führen und ein kräftiger Kämpfer wird sich nicht einfach mit einem Stab zufrieden geben.

Elementargeister und Beschwörungen

Des Weiteren werden die Helden wieder von den Dschinns, kleinen Elementargeistern, begleitet. Nicht nur, dass jeder eine charakteristische Fähigkeit beim Einsatz im Kampf bereithält, sie erhöhen auch durch Verbünden die Statuswerte und können Klasse und Psynergy des Einzelnen verändern. Bei 72 Stück kann man also schon ein wenig mit ihnen experimentieren.

Golden Sun: Die dunkle DämmerungHinzu kommen die Beschwörungen. Denn nach Gebrauch eines Dschinns kann man dessen Kraft beschwören. Je mehr Dschinns auf einmal desto mächtiger die Beschwörung, woraufhin allerdings eine Ruhephase für die eingesetzten Helfer folgt. Wer also möglichst mächtig sein will im Spiel, sollte also möglichst viele von ihnen sammeln.

Doch was wäre Golden Sun ohne seine besonderen Rätsel? Denn die Psynergy ist nicht nur zur Bekämpfung aufdringlicher Monster von Nöten, sondern auch bei zahlreichen Passagen im Gelände überaus nützlich. Kommt ihr irgendwo nicht hoch, dann lasst ihr einen kleinen Keimling zur Ranke wachsen. Ist euch eine Schlucht zum Überspringen zu weit, so greift ihr mit eurer Fähigkeit nach einer Säule und lasst euch rüberziehen. Oder ist euch ein Felsen im Weg? Donnert ihr diesen einfach weg.

Doch rohe Gewalt alleine bringt euch gar nichts, denn um euch mit euren Fähigkeiten einen Weg zu bahnen, benötigt es auch ein waches Auge und genügend Gehirnschmalz um letzten Endes ans Ziel zu kommen. Zudem stellen euch die Tempel mit ihren verzwickten Aufgaben zu gerne auf die Probe. Dabei ist man dem Spieler etwas entgegen gekommen, denn Psynergy lässt sich jetzt nicht nur in nächster Nähe, sondern in einem bestimmten Radius wirken.

Mit ungetrübten Blick die Wahrheit sehen…

Nach der besonderen Konstellation, die Golden Sun und Golden Sun: Die vergessene Epoche auf Grund ihrer beiden Protagonisten zueinander hatten, war zu erwarten, dass Golden Sun: Die dunkle Dämmerung daran nur schwerlich anknüpfen konnte. Anfangs ist man daher schon etwas ernüchtert von der Story, die etwas „0815“ auftritt. Denn von dem vorherigen Epos ist recht wenig zu spüren. Besser ausgearbeitet als die Story sind aber die Charaktere. Nicht nur Altbekannte erfreuen Kenner der Serie wieder mit alter und neuer Charakterschicht. Es sind zudem noch deren jungen Sprosse, welche mit ihrem neuen und eigenen Wesen und Umgang zueinander viel Leben ins Spiel zaubern.

Neu sind vermehrt Szenen, die man nicht mehr bloß mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet, sondern auch mit einer von vier Gefühlslagen ausschmücken kann. Hinzukommend sind diverse alte Bekannte immer wieder gern gesehen und auch vom Design her ist alles ein wahrer Augenschmaus. Denn Golden Sun hat mit Golden Sun: Die dunkle Dämmerung erfolgreich den Sprung von 2D zu 3D geschafft. Den symphatischen comichaften Stil der Vorgänger gibt es nicht mehr, doch dafür ist der neue detailreichere und beweglichere Stil ein anständiger Ersatz.

Wenn auch nicht so episch wie zuvor, wird der Spieler doch nach der Tutorial-Phase von der Abenteuerlust gepackt und beginnt mit den neuen Helden ein Abenteuer, das sich nach gewisser Zeit nicht so schnell wieder weglegen lässt. Denn nach einigen Stunden zeigt sich, dass Golden Sun: Die dunkle Dämmerung* viel mehr zu bieten hat, als man zuvor hätte ahnen könnte.

So versucht das Spiel gar nicht erst seine Vorgänger nachzuahmen, sondern besticht mit dem unvergleichbaren Element die Historie von Weyard und den Adepten. Was klein anfing, wird schon bald zum großen Strudel der den Spieler nicht mehr so schnell loslässt, da auch immer mehr Aspekte der Geschichte Weyards hinzu kommen.

Einsteigerfreundlich im Vergleich zu den ersten Spielen

Erfrischend ist auch die völlige Freiheit bei der Steuerung zwischen Touchpen und und Steuerkreuz zu wählen. Auch die Rätsel in den Dungeons sind wieder zahlreich und anspruchsvoll, wenn auch sämtliche Gebiete kleiner sind als zuvor, da in den vergangenen Spielen Spieler teils am verzweifeln mit den verzwickten Arealen waren.

Auf Grund dessen gibt es nun auch eine Karte für die Umgebung, was den hartgesottenen Fans das Spiel etwas aufweicht, dafür den Neulingen der Serie einen sehr guten Spielstart ermöglicht, womit wohl auch der recht leichte Schwierigkeitsgrad zusammenhängt. Damit verbunden ist auch die so genannte Enzyklopädie. Kommt in einem Kommentar ein bestimmter Begriff vor, so kann man diesen erklärt bekommen und jederzeit darauf zurückgreifen.

Wer jetzt befürchtet, wieder die ellenlangen Kommentare aus dem ersten Teil lesen zu müssen kann beruhigt sein, denn sämtliches Geschehen konnte man in Dialoge vernünftiger Länge auslegen und auch das Kampfsystem läuft jetzt sehr glatt. Zudem gibt es jetzt einen extra Bildschirm für alle benutzten Dschinns. Jeder Einzelne hat zudem auch noch ein individuelles Design erhalten, aber keiner etwas von seiner Knuffigkeit verloren. Ebenso wenig, wie die Beschwörungen an Power in den Szenen dazugewonnen haben.

Was am Ende bleibt

»Golden Sun ist immer noch Golden Sun. Vielleicht jetzt etwas kleiner und anfangs nicht so gewaltig, aber dafür mit neuen Story-Aspekten und fesselndem Abenteuer. So kann man am Ende doch zurecht sagen, Golden Sun: Die dunkle Dämmerung ist vollauf gelungen und kann von jedem ausprobiert werden, der einen Nintendo DS besitzt und auch nur ansatzweise mit den Vorgängern, den alten Final-Fantasy-Spielen oder RPG-Urvater Dragon Quest seinen Spaß hatte.«

 

Key-Promo-Artwork, Nintendo / Camelot