Titel | The World Ends With You -Final Remix- |
27. September 2018 | |
Square Enix | |
12. Oktober 2018 | |
Nintendo | |
12. Oktober 2018 | |
Nintendo | |
System | Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Square Enix |
Genres | Action-RPG |
Texte | |
Vertonung |
Schon vor einiger Zeit rumorte die Gerüchteküche, ob womöglich bald ein Sequel zum Nintendo-DS-Klassiker The World Ends With You erscheinen könnte. Kurz bevor die Wogen sich glätteten, kam es zu einer Ankündigung. Ein Port für mobile Geräte sollte es sein, wofür Square Enix mit dem Entwicklerstudio GREE zusammenarbeitete. Wie so oft haute diese Ankündigung hierzulande kaum einen vom Hocker. Was jedoch für Furore sorgen konnte, war eine Ankündigung für Nintendo Switch in der Nintendo Direct vom Januar dieses Jahres.
Mit The World Ends With You -Final Remix- bringt man den Geheimtipp auf Nintendos neueste Konsole. Neu arrangierter Sound, überarbeitete Texte und zwei neue Steuerungsmöglichkeiten bietet die Neuauflage neben der natürlich besseren Grafikauflösung.
Auch wenn unser aller Liebling Tetsuya Nomura nur als Main Character Designer erwähnt wird, kann man getrost davon ausgehen, dass er einen sehr großen Einfluss auf Idee und Umsetzung des Spiels genommen haben wird – das merkt man auch, sobald man einige Zeit mit dem Titel verbracht hat. Das damalige Team um Kingdom Hearts hat zur Nintendo-DS-Ära zumindest etwas geschaffen, was vielen positiv in Erinnerung blieb und nun gilt es herauszufinden, ob dies auch für folgende Generationen der Fall sein wird.
The World Ends With You -Final Remix- ist seit Oktober bei uns erhältlich und nun wird es auch einmal Zeit, einen näheren Blick auf meinen persönlich ersten Eindruck mit dem Spiel zu werfen.
Welch‘ wundervolle Welt…
Shibuya – wohl der bekannteste Stadtteil von Tokio und auch einer der überfülltesten Orte der Metropole. Der ideale Ort für die Geschichte von The World Ends With You, geht es hier doch um die Menschen, die Atmosphäre, den Stil und die Trends, die diesen Ort ausmachen. Neku, ein in sich gekehrter Junge, findet sich auf einmal mitten auf der überlaufenen Kreuzung in eben diesem Shibuya wieder.
Umringt von den Gedanken der Passanten, die urplötzlich mit all ihren Themen Nekus Geist befeuern, streunt unser Protagonist mit den unverkennbaren Kopfhörern durch die Straßen. Niemand scheint ihn wahrzunehmen und jeder wirkt komplett, als wäre er oder sie in einer eigenen Welt. Erst einmal nicht wirklich etwas Besonderes für Eigenbrötler Neku, als er jedoch von Monstern angegriffen wird, wächst das Misstrauen schnell.
Er scheint sich in einem makaberen Spiel wiederzufinden, in dem er, bis auf einige Auserwählte, abgeschlossen von dem Rest der Welt Aufgaben erledigen muss. Die sogenannten Reaper sind hier die Spielführer und entscheiden über Leben und Tod, falls man die täglichen Aufgaben nicht erledigen kann. Nach sieben Tagen soll das Spiel enden, doch was dann?
Dies und mehr wird Neku auf seinem Trip durch Shibuya herausfinden. Allein bestreitet er dieses Abenteuer allerdings nicht, so trifft er recht schnell auf verschiedenste Mitspieler, die sich ihm zwangsläufig anschließen werden, um als Sieger hervorzugehen.
…das doch wäre.
The World Ends With You -Final Remix- lässt es zunächst ruhig angehen, was den Storyaufbau betrifft. Junge Leute finden sich in einer Spielwelt wieder, die deren Leben kosten könnte. Im Laufe des Spiels wird man aber immer mehr in die Hintergründe eingeweiht – sei es über Shibuya selbst oder dessen Einwohner. Es ist nicht alles so, wie es zunächst scheint und das Spiel selbst macht einen guten Job, diesen Umstand geschickt zu verbergen.
Das ganze Konzept des Spiels baut hier auf dem Trendsetter-Faktor von Shibuya auf. Alles ist bunt, chaotisch und laut und The World Ends With You nimmt dies wortwörtlich. Schnelle Schnitte, poppige Artworks, ein total chaotisches Menüsystem und die Charaktere selbst passen sich perfekt in dieses Konzept ein. So ist es auch kein Wunder, dass man zunächst von Plotpunkten erschlagen wird und man erst einmal keine Ahnung hat, was das nun alles überhaupt soll.
Zwar passt das wirre Storytelling durchaus, wie gesagt, in das Große und Ganze, doch gibt es hier und da auch kleinere Logikschnitzer, die meist schon Minuten danach widerlegt werden. Wer einen Überblick über die Handlung haben möchte, dem bleibt nichts anderes übrig, als das Spiel komplett durchzuspielen und selbst dann werden mit Sicherheit einige Fragen unbeantwortet bleiben. So folgt die Geschichte dem geschäftigen Treiben in den Straßen und verlangt vom Spieler ein ständiges Vor und Zurück, bis man endlich für die Mühen belohnt wird.
Dennoch bietet die Geschichte durchaus tiefgründige Themen aus Religion und Philosophie, neben den einzelnen Erfahrungen der Mitspieler des “Reaper Game”, die sich auch, ähnlich wie die Story, nach und nach erst entfalten. Die Welt endet mit dir, so der Titel des Spiels und unter anderem auch ein wichtiges Element im Spiel selbst, das ich natürlich an dieser Stelle nicht verraten werde.
Keine Sorge, die meisten Anspielungen sind recht subtil, sodass man das Spiel auch ohne großes Nachdenken zufriedenstellend durchspielen kann. Selbst an konservative Vertreter des JRPG-Genres wurde mit einem finalen Endboss gedacht, der in der Geschichte zwar wenig Sinn macht, aber wohl einfach da hinein gehörte, um einen befriedigenden Abschluss für einige Spieler zu schaffen.
Nach dem Durchspielen wartet noch ein zusätzliches Kapitel, das bekannte Charaktere in einem alternativen Szenario zeigt. Möchte man noch die letzten Verständnislücken schließen, so kann man auch noch einmal alle Kapitel nach bestimmten Gegenständen oder Herausforderungen absuchen, um interessante Notizen und Reporte freizuschalten.
Fuchteln oder schmieren
The World Ends With You -Final Remix- für Nintendo Switch bringt zwei neue Steuerungsmöglichkeiten mit sich. Das Originalspiel für Nintendo DS bot zu seiner Zeit eine Kombination aus Touch- und Knopfsteuerung. Bei der Umsetzung für Nintendo Switch musste auf Grund der Natur der Konsole ein Kompromiss gefunden werden. Während man im Handheld-Modus nun ausschließlich über den Touchscreen steuert, wird man im Docked-Modus an die gute alte Zeit von Nintendo Wii mit der unverkennbaren Bewegungssteuerung erinnert.
Beide Modi sind leider nicht zu 100% ideal und bringen ihre Vor- und Nachteile mit sich. Der Handheld-Modus orientierte sich hier höchstwahrscheinlich an dem zu Anfang erwähnten Port für mobile Geräte und lässt leider keinerlei Eingabe über Knöpfe zu.
Betrachtet man die Größe der Konsole, so erkennt man schnell, dass hier ein angenehmes Spielen unterwegs eher nicht wirklich möglich ist – zumindest, wenn man gerade keinen Stylus parat hat. Die Steuerung mit den Fingern kann zwar für Kommandoeingaben hilfreich sein, aber versperrt zwangsläufig auch die Sicht, dazu kommen die ständigen Überlagerungen der Eingaben wie zum Beispiel laufen, ausweichen und Angriffe ausführen, die meist mit den gleichen Bewegungen ausgeführt werden.
Die Steuerung über den Bewegungssensor der Joy-Con hebt zwar die Nachteile der Touch-Steuerung auf, bringt aber auch ebenso neue Probleme mit sich. Steuerung durch Rumfuchteln war nie besonders angenehm und in The World Ends With You -Final Remix- ist dies nicht anders.
Zwar kann man jederzeit den Cursor neu zentrieren und so ohne Probleme in jeder Sitzposition spielen, doch steht hier wieder die eigentliche Programmierung einer sauberen Eingabe im Weg. Tippe auf Neku, tippe auf den freien Raum, ziehe im freien Raum und so weiter und so fort. Immer steht irgendetwas im Weg oder die Kommandos überlagern sich. Manche Attacken scheinen zudem überhaupt nicht so zu funktionieren wie in der deutschen Beschreibung angegeben.
Alles in allem kann man sagen, dass es keine perfekte Steuerungsmöglichkeit für das Spiel gibt, da man wohl bei der Implementierung Kreativität und Innovation über Funktionalität gestellt hat – so scheint es zumindest des Öfteren. Das Ergebnis sind entweder unglaublich coole und schnelle Kämpfe oder ein krampfhaftes Rumgefuchtel und Geschmiere ohne wirklichen Spaßfaktor.
Mach doch mal ’ne Pause
Ein Hauptbestandteil des Spiels und der Kämpfe sind Pins. Shibuya ist voll von diesen stylischen Accessoires und jedes steht stellvertretend für ein Kommando, das Neku in Kämpfen ausführen kann. Im Laufe des Spiels wird man zwangsläufig mehrere Pins gleichzeitig ausrüsten können und hier gilt es dann die individuell beste Mischung zu finden. Wir erinnern uns, Kommandos haben oft die gleichen Eingaben, also sollte man es unter Umständen vermeiden, Pins mit der gleichen Eingabemethode auszurüsten, um wenigstens etwas Übersicht über die Kämpfe zu behalten.
Pins können auch komplett gleiche Kommandos mit sich bringen, sind dann aber mit einem anderen Label gekennzeichnet. Labels repräsentieren hier verschiedene angesagte Marken in Shibuya. Je nach Abschnitt sind andere Marken angesagt und steigern je nach Rangordnung die Fähigkeiten der Pins.
So wie die Charaktere selbst steigen auch die Pins nach erfolgreichen Kämpfen in ihrem Level. Pins haben allerdings noch eine andere Methode der Steigerung. In The World Ends With You -Final Remix- wird man nämlich dazu ermutigt, das Spiel nicht zu spielen. Je nachdem wie lange man nicht spielt, erhalten die Pins Erfahrungspunkte. Also gönnt euch doch ruhig einmal eine Pause.
Neku bestreitet Kämpfe nicht allein. Im Einzelspieler-Modus kann man einen Partnercharakter über individuelle Kommandos in den Kampf rufen und sogenannte Partner-Kombos starten. Hat man hier einen bestimmten Prozentwert erreicht, bekommt man die Möglichkeit eine verheerende Spezialattacke auszuführen. Der Partner lässt sich ebenfalls durch einen weiteren Mitspieler im Koop steuern, was etwas mehr Übersicht in den Kämpfen verschafft, da weniger Eingaben überlagert sind.
Hot or not
The World Ends With You -Final Remix- bringt noch unzählige andere Gameplay-Features mit sich, allerdings werden die meisten nur ein- bis zweimal im Spiel benötigt. Hier sieht man den Einfluss von Tetsuya Nomura doch recht deutlich. Möglichst viele Ideen auf einem Haufen, wenn weniger hier durchaus mehr gewesen wäre.
Ideen wie bestimmte Labels in den Markencharts durch Kämpfe angesagter zu machen, verschiedene Kleidungsstücke auszurüsten, um Trends zu beeinflussen oder das Handeln von Menschen durch Gedankenmanipulation zu verändern sind zwar durchaus cool, innovativ und kreativ, aber kommen im Spiel einfach viel zu kurz.
So bleibt das Hauptaugenmerk stets auf der richtigen Pin-Kombination und selbst hier gibt es noch eine zusätzliche Anwendungsmöglichkeit. Bei dem Minispiel Tin-Pin geht es darum, andere Pins durch Schnippen oder besondere Fähigkeiten aus einem Ring zu befördern. Die Pins haben hier verschiedene Statuswerte, die entscheidend für ein siegreiches Match in Tin-Pin sind. Durchaus eine nette Abwechslung, wenn man sich damit genauer auseinandersetzen möchte, aber auch nahezu unspielbar mit der Bewegungssteuerung.
Wow! Das ist krass!!
The World Ends With You -Final Remix- ist Comic-Style pur. Hier glänzt das Spiel definitiv. Exzellente Artworks, Hintergründe und eine komplette Aufmachung im Stil eines Comics formen eine perfekte Atmosphäre des Stilmagneten Shibuya. Die allgemeine Grafikauflösung wurde natürlich für den Switch-Release angepasst und zaubert einfach ein wunderbar sauberes Bild auf den Bildschirm.
Man kann das Ganze durchaus chaotisch finden, aber es passt einfach zu dem ganzen Konzept hinter dem Spiel. Reizüberflutung ist hier ein Muss. Wer einmal auf einer japanischen Internetseite war oder sich verschiedene Plakate in Tokio angeschaut hat, der weiß, dass hier totales Chaos und Unordnung scheinbar zum guten Ton gehören und gerade Shibuya steht bekanntlich für die neusten und abgedrehtesten Trends, was sich im Charakterdesign ebenso widerspiegelt.
Shibuya erfindet sich ständig neu – so der Tenor des Spiels. Selbst wenn der Klamottenstil von Neku und seinen Mitstreitern nicht mehr der aktuellen Mode entspricht, so wirkt der Stil auch heute nicht fehl am Platze.
Musikalisch setzt das Spiel auf dasselbe Pferd. Ausgefallen, laut und chaotisch. So soll es sein und das wird auch hier akribisch umgesetzt. Die einzelnen Lieder wirken so prominent, dass sie zwar nicht den üblichen Zweck einer musikalischen Untermalung erfüllen, sondern viel mehr als Störfaktor daherkommen. Wie die Stimmen in Nekus Kopf und die Gegner, die passend als Noise bezeichnet werden, reiht sich die Musik ebenso als chaotische Beschallung ins Spielgeschehen ein. Auch hier muss man sagen, dass die Musik als solche wirklich gut ist und mit Elektropop, Rock und Rap viele trendige Genres abdeckt.
Raus aus der Komfortzone
»The World Ends With You stellt die Entwicklung der einzelnen Charaktere recht gut dar. Mit mehreren Twists wird eine zunächst undurchsichtige Geschichte nach und nach mit Leben gefüllt. Egal, ob man nun die tieferen Hintergründe und Anspielungen verstehen möchte oder nicht, bekommt man zum Schluss eine runde Story geboten. Gameplay-technisch ist das Spiel leider, wie auch die sonstigen Spielbestandteile, eine Reizüberflutung. Viele Ideen kommen zu kurz oder sind manchmal überflüssig für den Verlauf des Spiels.
Die Steuerung ist ein zweischneidiges Schwert. Bequeme Bewegungssteuerung im Docked-Modus und dafür fummelige Kommandoeingaben treffen auf eine ausschließlich über Touchscreen funktionierende Schmiererei. Überlagerungen von Eingaben zeigen aber eher, dass man sich über Funktionalität des Kampfsystems eher weniger Gedanken gemacht haben wird.
The World Ends With You -Final Remix- für Nintendo Switch ist dennoch ein ausgesprochen stylisches Paket, was künstlerische Darstellungen in Grafik und Musik angeht. Der Spirit hinter der Stilikone, die Shibuya sein will, wird in jedem Pixel des Spiels eingefangen. Die Tatsache, dass das Originalspiel auf Nintendo DS erschien, macht The World Ends With You -Final Remix- allein schon für jüngere Generationen zu einem doch zeitlos guten Action-RPG.«
Wirr und überladen zu Beginn, schlüssig und wahlweise tiefgründig zum Schluss. Sehr schöne Charakterentwicklung im Handlungsverlauf. | |
Kämpfe durch Steuerung teils fummelig. Pin-Kombination entscheidend für einen runden Ablauf. Viele Gameplay-Ideen kommen viel zu kurz oder sind überflüssig für den Verlauf des Spiels. | |
Schöne Artworks und allgemeiner Stil. Auflösung auf Nintendo Switch sehr sauber. Fängt Stil und Atmosphäre sehr gut ein. | |
Elektropop, Rock und Rap schrillen laut und störend über die Dialoge. Weniger die typische Untermalung als eigenständiges atmosphärisches Element. Sehr passend im Spiel. | |
Tin-Pin als kleine Minispielabwechslung. Partner auch von einem anderen Spieler im Koop-Modus spielbar. Nach dem Durchspielen bieten ein Extraszenario und versteckte Notizen und Herausforderungen weitere Einblicke in die Hintergründe der Geschichte. |
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