Titel | Final Fantasy XV: Pocket Edition HD |
September 2018 | |
Square Enix | |
September 2018 | |
Square Enix | |
September 2018 | |
Square Enix | |
System | PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Square Enix |
Genres | JRPG |
Texte | |
Vertonung |
Auch wenn ich von einer für mobile Geräte gedachten Umsetzung von Final Fantasy XV (hier unser Review) niemals so richtig überzeugt war, so hat mich die Pocket Edition dennoch immer gereizt. Es war die Neugier, wie genau die riesige Welt und die Charaktere für den kleinen Bildschirm umgesetzt wurden. Da ich jedoch kein großes Interesse an Spielen auf dem Smartphone habe, konnte diese Neugier bis vor kurzem nie gestillt werden. Mit Final Fantasy XV: Pocket Edition HD schafft die Smartphone-Umsetzung den Sprung auf die großen Konsolen und PCs und somit auch in meine Bibliothek.
Final Fantasy XV einmal anders
Nach dem Abspann, der in etwa zehn Stunden nach Beginn über den Bildschirm flimmerte, stehe ich diesem Projekt aber weiterhin mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits ist es beeindruckend, dass tatsächlich so viel Spiel in ein so enges Korsett geschnürt werden konnte. Andererseits bleibt ein fader Beigeschmack sowie die große Frage, an welche Zielgruppe sich dieses Spiel in erster Linie richtet.
Der Beigeschmack rührt daher, dass bereits das originale Final Fantasy XV dem Spieler viele erzählerische Stolpersteine in den Weg stellte und diese durch den jetzigen Fokus auf die Geschichte verstärkt zur Geltung kommen. Doch durch die enge Taktung fallen so einige Kritikpunkte der Vorlage auch weitaus weniger stark oder gar nicht auf.
Diejenigen Spieler, denen Final Fantasy XV gefallen hat und zu denen ich mich auch zähle, werden den erneuten Trip und das Best-of der vier Jungs genießen, aber auch so vieles vermissen, was den Charme des Spiels ausgemacht hat. Besonders die Präsentation der Zwischensequenzen leidet unter dem minimalistischen Stil, der zwar durchaus seine Vorzüge hat und die eher komödiantischen Einlagen noch mal unterstreicht, aber im Großen und Ganzen viel Gewicht aus dem Kampf um den Thron nimmt.
Die vielleicht größte Stärke von Final Fantasy XV – die Freundschaft zwischen Noctis, Prompto, Gladiolus und Ignis – lässt sich hier nur erahnen und erreicht nicht annähernd die emotionale Tiefe wie im Original. Die vier Protagonisten durchleben diese lange und dramatische Reise in der Pocket Edition nicht wirklich. Daher stellen sich genau diese Spieler sicher die Frage, warum man 29,99 Euro für eine abgespeckte Version ausgeben sollte, wenn die erweiterte Royal Edition bereits für einen günstigeren Preis zu haben ist und der frischen Nostalgie weitaus mehr frönt.
Auf der anderen Seite stehen die Spieler, welche Final Fantasy XV noch nicht gespielt haben. Diese werden sich daran erfreuen, die Geschichte auf jeder Plattform und speziell unterwegs genießen zu können. Mit dieser Edition erleben sie die groben Züge der Erzählung, aber auch manche Hintergründe der Charaktere, um ihre Handlungen zu verstehen.
Doch auch hier ist dies ein zweischneidiges Schwert, da, wie bereits erwähnt, selbst das originale Spiel erzählerisch bei weitem nicht ausgereift war. So vieles bleibt vage und unbeantwortet. Hinzu kommen die fehlende Präsentation und Dramatik, die einige der erzählerischen Schwächen aufwiegen konnten. Außerdem werden auch in der Pocket Edition die Anime-Serie Brotherhood sowie ganz besonders der Spielfilm Kingsglaive (mehr oder weniger) vorausgesetzt, was selbstverständlich nicht dem Sinn einer stark heruntergebrochenen Fassung entspricht.
That’s it!
Grafisch ist es den Entwicklern gelungen, ein sehr niedliches Design zu kreieren, welches sicher viele Leute positiv anspricht. Alle Gebiete können sofort wiedererkannt werden und, obgleich simplifiziert, besitzt jeder Charakter noch sein eigenes Design und selbstverständlich seine Synchronstimme. Die Aufnahmen wurden 1:1 aus dem originalen Spiel übernommen und haben nichts von ihrer hohen Qualität verloren.
Da die Mimik auf ein absolutes Minimum reduziert wurde und sich die Lippen der Charaktere nicht bewegen, liegt der Fokus zudem weitaus mehr auf der Synchronisation, was natürlich ein großer Pluspunkt ist. Denn ohne das realistische Bild wird viel mehr Wert auf die eigene Vorstellungskraft gelegt. Die Sprecher helfen sehr, das Bild im Kopf und die Charaktere lebhafter zu gestalten. Zudem wurde, bis auf einige wenige Ausnahmen, auch der Soundtrack von Yoko Shimomura ohne Veränderungen übernommen. Die bombastischen Orchester-Stücke passen auch zum neuen Design und kreieren einmal mehr eine einzigartige Atmosphäre, die stets zum Geschehen passt und auch nach dem Spielen nicht aus dem Kopf will.
Aus technischer Sicht läuft das Spiel komplett flüssig und zeigt sich bunt und scharf auf dem Bildschirm. Negativ fallen jedoch neben den vielen Pop-ups, die bei einer Konsolen-Umsetzung eines Smartphone-Spiels nun wirklich nicht hätten sein müssen, ganz besonders die Ladezeiten auf. Auf den mobilen Geräten wurde die Geschichte in zehn Kapitel unterteilt. Diese wurden auch für die Konsolen-Fassung übernommen, inklusive der Übergangsgebiete. Hier können die Ladezeiten bis zu einer Minute lang sein und die Geduld damit wirklich strapazieren.
Wie alles andere in dieser Version ist auch das Gameplay der Schere zum Opfer gefallen. Hier haben es die Entwickler aber wieder geschafft, das Herz des Originals zu übernehmen, obwohl vieles es nicht in die finale Version geschafft hat. In kleinen, voneinander abgeschnittenen Gebieten muss man sich einigen bekannten Monstern stellen. Dabei steuert man ausschließlich Prinz Noctis, der mit drei verschiedenen Waffen ausgerüstet werden kann. Selbstverständlich können die Angriffs- und die Verteidigungs-Taste gehalten werden und die KI übernimmt den Rest.
Was anfangs noch zu stark vereinfacht erscheint, entwickelt sich nach und nach immer weiter. So erhält Noctis seinen Warp-Sprung, mit dem er sich einen besseren Überblick über das Schlachtfeld verschaffen oder sich zu den Feinden teleportieren kann. Hinzu kommen dann noch Magie- und Partner-Angriffe, die speziell bei den vielen Bossgegnern nützlich sind. Obwohl einige dieser Bosse die Nutzung von Heilgegenständen nötig machen, bleibt das Spiel die gesamte Zeit über auf der eher einfacheren Seite. Anscheinend ebenfalls eine kleine Würdigung des Originals.
I’ve come up with a new RECIPEEEH!
Einen großen Abstrich gibt es jedoch für die unterirdische KI der Kameraden. Sehr oft findet man sich alleine im Kampf, während die anderen drei Mitglieder des Teams die Umgebung begutachten oder nur alle paar Sekunden angreifen. Das macht die Kämpfe nicht besonders viel schwerer, aber länger und hiermit ist wohl der größte Kritikpunkt der Pocket Edition erreicht. Selbst gegen Gruppen von kleinen oder schwachen Gegnern ziehen sich die Kämpfe unnötig in die Länge, ohne eine Herausforderung zu bieten. Durch den eher linearen Charakter der Gebiete ist die Entwicklungskurve des Teams stark vorgeschrieben, was natürlich gut für den weiteren reibungslosen Verlauf ist. Jedoch schadet das dem Rollenspiel-Charakter und nimmt somit jeglichen Wiederspielwert.
Auch die Lieblingsbeschäftigung von Ignis hat es in gewisser Art und Weise in die Pocket Edition geschafft. In den kleinen Gebieten finden sich neben verschiedenen Items auch Zutaten für Rezepte. Findet man so eine, so entwickelt man ein neues Rezept. Im selben Gebiet gilt es dann noch, die restlichen Zutaten zu finden. Zur nächsten Rast gibt es dann ein köstliches Mahl mit vielen wichtigen Buffs für den kommenden Tag. Es ist fast unmöglich, die Zutaten nicht zu finden, was dieses Element bloß zu einem kleinen Extra herabstuft. Doch Ignis sagen zu hören, dass er ein neues Rezept entwickelt hat, ist wie Musik in den Ohren der Fans.
Behemoth-Steak
(Chibi-)Prinz Noctis kämpft um seinen Thron. Optisch süß zu betrachten, dennoch fehlt den dramatischen Momenten die Tiefe und gegen lose Storyfäden hilft auch keine Pocket-Edition. | |
Final Fantasy XV für die Hosentasche. An sich gut gemacht mit den wichtigsten Elementen intakt, aber die zahnlosen Kämpfe dauern viel zu lange. | |
Süßes und in vielen Momenten auch witziges Design. Dennoch erkennt man jeden Charakter und jeden Ort wieder. | |
Grandios! Soundtrack und Synchronisation wurden 1:1 übernommen. | |
Knapp zehn Stunden dauern alle Kapitel, jedoch bietet das Spiel keinerlei Wiederspielwert. |