Pokémon ist heute ein Phänomen. Die kleinen Taschenmonster waren in den 90er-Jahren zur richtigen Zeit am richtigen Ort und haben seitdem die Welt im Sturm erobert. Es gab viele Nachahmer, aber keine Marke erreichte die weltweite Popularität von Pokémon. Doch es gab einen Tag vor mehr als 20 Jahren, da wäre die Erfolgsgeschichte rund um Pokémon fast zuende gewesen, noch bevor sie richtig Fahrt aufnehmen konnte. Heute unvorstellbar. Kürzlich wurde die 1000. Episode von Pokémon in Deutschland ausgestrahlt!
Es war der 16. Dezember 1997
Damals wurde die 38. Folge der Anime-Serie Pokémon ausgestrahlt, das erste und letzte Mal. Die Folge „Dennō Senshi Porigon“ zog Ereignisse nach sich, die für eine viermonatige Unterbrechnung der Anime-Serie sorgten und zum Ende des Franchises hätten führen können. Was war passiert? Nach der Ausstrahlung wurden landesweit über 650 Zuschauer mit Anfallerscheinungen wie epileptischen Anfällen in Krankenhäusern behandelt. Grund dafür war eine Szene mit einem extrem schnellen, vier Sekunden langen Flackern mit einem Farbwechsel zwischen Rot und Blau in der Pokémon Porygon Folge, die man inoffiziell als „Cyber-Soldat Porygon“ übersetzen könnte.
Anfallerscheinungen wegen Pikachu
In der 38. Folge geraten Ash und seine Freunde einmal mehr mit Team Rocket aneinander. Team Rocket hat mit einem Computervirus das Transportsystem der Pokébälle im Pokécenter lahmgelegt. Die Bösewichte sind in das System eingedrungen und manipulieren es. Ash und seine Freunde eilen ihnen nach und lassen sich mittels einer Erfindung ebenfalls in den Computer versetzen. An ihrer Seite ist das Computer-Pokémon Porygon. Gemeinsam treffen sie schnell auf Team Rocket und können es zurückschlagen, doch die Gefahr droht auch von anderer Seite.
Ein Computerexperte vom Pokécenter hat gleichzeitig ein Bekämpfungsprogramm eingespielt, das nun Ash und seinen Freunden zum Verhängnis wird. Es manifestiert sich als Kampfschiff im Computer und attackiert die Freunde. Das Schiff feuert vier Raketen auf das Team, das mit dem inzwischen befreiten Team Rocket zum Ausgang flüchtet. Pikachu springt hervor und greift die gefährlichen Geschosse mit einem Donnerblitz an. Es folgt die viersekündige Szene, die für die Anfallerscheinungen von über 650 Zuschauern sorgt. Pikachus Donnerblitz zerstört zwei der Raketen in einer flimmernden Explosion. Die anderen beiden Raketen treffen ihr Ziel nicht.
Vier Monate Sendepause für Pokémon
Happy End für Ash, aber fast auch das Ende für Pokémon. Nach Bekanntwerden der Probleme wurde die Serie mitten in der ersten Staffel auf Eis gelegt. Erst am 16. April 1998 wurde Pokémon fortgesetzt. Bis dahin hatte der japanische Sender TV Tokyo neue Richtlinien für Anime-Serien aufgestellt um derartige Vorfälle in Zukunft zu vermeiden. Diese Richtlinien, die sich Geschwindigkeit, Farben und Frequenzen widmen, könnt ihr sogar auf Englisch nachlesen. Die Pokémon Porygon Folge wurde in Japan nie wieder ausgestrahlt – natürlich auch nie im Westen. Auf DVD ist die Folge ebenfalls nicht erhältlich, aber natürlich findet man sie. Allerdings in unterschiedlichen Qualitäten und Geschwindigkeiten.
Sucht besser nicht danach. Wir wollen der hohen Zahl der Krankenhaus-Opfer schließlich keine weiteren hinzufügen. Über 650 Opfer soll es gegeben haben, es gibt aber auch Quellen, die von 700 oder 800 Opfern reden. In der Folge soll es durch Berichte und Reportagen über die Folge noch weitere Anfallerscheinungen gegeben haben. Kaum vorstellbar, wenn die Serie damals ein Ende gefunden hätte. Pokémon Rote und Blaue Edition waren zum damaligen Zeitpunkt noch nicht einmal in Europa erschienen.
Die Simpsons, South Park und Family Guy parodieren die Folge
Wir wollen euch die 38. Folge hier nicht präsentieren. Das haben vor uns aber schon Die Simpsons, Family Guy und South Park gemacht. In allen drei US-Serien wurde die besagte Pokémon-Folge in verschiedenen Formen parodiert. Bei der gelben Erfolgsfamilie hat die Pokémon-Folge eine ähnliche Wirkung auf Bart, Lisa und Marge wie bei den 650 Zuschauern in Japan. Nur Homer hat wie immer einen eigenen Ansatz. Peter Griffin wird ausdrücklich gewarnt, schaut die Folge aber trotzdem. In den Parodien werden ähnliche Szenen wie im Original gezeigt, ihr solltet also vorsichtig sein. Bei der original Pokémon Porygon Folge ohnehin – und es gibt auch wirklich nicht viel zu sehen außer einen sehr schnellen Rot/Blau-Farbwechsel. Ihr verpasst nichts.
Bildnachweis: Titelbild „1000. Folge“ Pokémon, The Pokémon Company; Quellen: Wikipedia, PokeWiki