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Im Import! Death Mark

TitelDeath Mark
Japan18. Januar 2018
Experience Inc.
Nordamerika
Europa
SystemPlayStation Vita, PlayStation 4, Nintendo Switch
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerExperience Inc.
GenresHorror-Visual-Novel, Point-and-Click-Adventure
Texte
Japan
VertonungJapan (nur vereinzelt)

Mit seinem neusten Projekt entfernt sich Entwickler Experience Inc. etwas vom Dungeon-Crawler-Genre, um mit Death Mark (japanischer Titel: Shiin) einen Versuch mit einer Horror-Visual-Novel zu starten. Ursprünglich auf PlayStation Vita zu Hause, entschied sich der Entwickler innerhalb weniger Monate dafür, eine erweiterte Version für PlayStation 4 und Nintendo Switch zu bringen. Letztere wird allerdings erst im Sommer in Japan erscheinen. Zu den Neuerungen zählen ein vollwertiges Zusatzkapitel und Bonusmaterial. Das besagte Kapitel wurde in Form von herunterladbaren Inhalten auch an die PlayStation-Vita-Spielerschaft verteilt, jedoch ist es mittlerweile nicht mehr kostenlos erhältlich.

Schon das erste Material, was zu Death Mark gezeigt wurde, machte klar, dass es ein eher einfach gestalteter Titel wird, hinter dem nur ein kleines Team steckt. So wird versucht mit simplen Mitteln und wenig Animationen den Spieler in Panik zu versetzten. Ob dies ausreicht, um eine dauerhafte, gruselige Atmosphäre zu erzeugen und wie die Handlung sich dabei so schlägt, erfahrt ihr in unserem Import-Test!

Das Zeichen des Todes

Hey, hast du schon gehört? Eine Lehrerin ist urplötzlich verschwunden. Sie war in der Schulbibliothek beschäftigt und jemand, der später nach ihr gesehen hat, fand an ihrem Arbeitsplatz den abgetrennten Arm einer Frau. Sag nicht das war der Arm der Lehrerin? Wie gruselig. Aber das ist noch nicht alles, auf dem Arm war ein seltsames Mal eingraviert, welches aussah wie das Gebiss eines Hundes. Eine Schülerin hatte das gleiche Mal an ihrem Bein, bevor sie spurlos verschwand. Dann ist das Gerücht um das verfluchte Mal also wahr?

Bislang gehörte der Protagonist mit zu der Sorte Mensch, die solche Geistergeschichten als Unsinn abgestempelt haben. Dies ist zumindest sein Gedanke, als er die Unterhaltung zufällig mitbekommt. Doch etwas stimmt so ganz und gar nicht, weswegen der ziellos Umherirrende sich vor den Toren einer Villa wiederfindet. Nachdem er im Inneren die entstellte Leiche einer Frau findet, trifft er auf die sprechende Puppe Merry, die ihm seinen Zustand erklärt.

Der Protagonist entdeckt jenes Todesmal auf seinem Handgelenk und es ist auch der Grund, warum er so viel vergessen hat – selbst wer er ist. In der Villa lebt eigentlich eine Frau, die sich um solche übernatürlichen Fälle kümmert, aber sie ist leider demselben Fluch zum Opfer gefallen. Laut Merry ist der Grund des Males eine Begegnung mit einem zu einem Monster gewordenen Geist, der in der Welt der Lebenden sein Unwesen treibt. Nun muss herausgefunden werden, welche Geistergeschichte genau dafür verantwortlich ist.

Zum Glück ist der Protagonist nicht alleine, denn es zieht nach und nach weitere Menschen zu der Villa, die ebenfalls verflucht wurden.

Death Mark ist in insgesamt fünf Kapitel unterteilt, die jeweils kleinere Geschichten aus einem großen Gesamtbild erzählen. Anfangs ist es noch nicht deutlich zu erkennen, aber im Laufe der Ereignisse kommen immer weitere Andeutungen und wichtige Informationen zusammen, die eng mit dem Schicksal des Protagonisten verbunden sind. Wer ist er? Warum hat er das Todesmal? Was hat es mit den Monstern auf sich, die einstmals nur Gerüchte waren? All dem wird nach und nach auf den Grund gegangen, mit einem abschließenden Showdown, der alle Mysterien aufdeckt. Eins kann an dieser Stelle gesagt werden: Der Verlauf der Handlung bleibt durchgehend spannend und endet zufriedenstellend.

Allerdings stellt das neu hinzugefügte sechste Kapitel, Rotkäppchen des Regens, einen Neuanfang dar. Etwas, was an der Stelle nicht existieren sollte und die Frage aufgibt, was es wirklich mit der Sache auf sich hat. Insgesamt fühlt sich diese Geschichte länger und ausführlicher erzählt an, aber gleichauf verwirrend, mit etwas zu undeutlichen Hinweisen zur Lösung des Falles. Zum Schluss fällt ein Wort, welches eventuell in dem versprochenen zweiten Teil der Reihe von Bedeutung sein könnte. Es ist auf jeden Fall nicht zu Ende.

Mit Taschenlampe auf Geisterjagd

Der Schauplatz des ersten Kapitels ist eine verlassene Grundschule, um die sich so einige Gerüchte ranken. Es sollen schlimme Dinge passiert sein und der Geist eines kleinen Jungen erscheint angeblich in einem Spiegel im ersten Stock.

Mit in die Sache verwickelt werden unter anderem eine Oberschülerin, die der Sache auf den Grund gehen wollte, und ein ehemaliger Detektiv, der seine eigene Ermittlung zu den Vermisstenfällen, in Bezug auf jene Grundschule, anstellt. Diese beiden gehören mit zu den Kameraden, die man sich für den nächtlichen Streifzug durch das Territorium des Monsters aussuchen kann.

Gespielt wird der Point-and-Click-Adventure-Teil in der Ego-Perspektive. Wie in Corpse Party: Book of Shadows werden hier einzelne Abschnitte der Schule gezeigt, die oft das gleiche oder ein ähnliches Design haben. Mit den Richtungstasten wird der Abschnitt gewechselt und es besteht die Möglichkeit, den Raum mit der Taschenlampe genauer unter die Lupe zu nehmen. So lassen sich Gegenstände und Hinweise finden und einsammeln. Schnell stellt man fest, dass es wichtig ist sich selbst belanglos wirkende Dinge zu merken, da sie an einer anderen Stelle wieder aufgegriffen werden.

Geratet ihr in eine sogenannte Live-or-Die-Situation, die mal mehr oder weniger unvorbereitet geschehen kann, müsst ihr Entscheidungen innerhalb eines Zeitlimits richtig beantworten, um einem Game Over zu entgehen. Es können wirklich gemeine Momente sein, bei denen man sich Wissen durch Unterhaltungen, das Mitführen eines bestimmten Partners, Aufzeichnungen über den Fall oder Gegenstandsbeschreibungen zu Nutze machen muss. Die Zeit, die abläuft, sind Seelenpunkte, die nach jedem Kapitel zu ihrer Ursprungsanzahl zurückgesetzt werden. Aufwerten lassen sie sich durch Talismane, die überall versteckt sind. Schade nur, dass man nicht zum letzten Speicherpunkt zurückgebracht wird, sollte man versagen, sondern man kann die Entscheidung sogleich erneut angehen. Dies nimmt dann doch ein wenig die Panik, die man in solchen Momenten verspürt.

Ähnlich vorbereitet muss man bei der abschließenden Konfrontation sein. Solche Bosskämpfe sind mit gruseligen Animationen des Monsters versehen, welches immer näher herankommt und zum Schluss sein richtiges Aussehen zeigt. Hier werden gesammelte Gegenstände benutzt, um sich gegen den Endgegner zu wehren. Ein einzelner Fehler kann zu einer sofortigen Niederlage führen und das fängt schon bei der falschen Partnerwahl an. Es muss herausgefunden werden, was mit dem Geist im Zusammenhang steht, was ihn schwächen könnte und welche Kombination von Gegenständen die Richtige ist. Wie ihr den Fall löst, entscheidet die letzte Runde, was zu einem von zwei Ausgängen führt. Entweder kehren alle lebend in die Villa zurück oder ihr erledigt den Feind auf eine Art und Weise, dass er aus Wut heraus euren Kameraden mit ins Verderben reißt. Das gute Ende des Spieles kann man nur erreichen, wenn alle überleben.

Wie man etwas zu lösen hat und wie man an die wichtigsten Gegenstände kommt, die man für die guten Enden braucht, ist meistens nicht gerade offensichtlich. Zum Teil ist es sogar so gut verborgen, dass es recht schwierig ist ohne einen Guide erfolgreich zu sein. Dazu kommt, dass gewisse Momente eher für Verwirrung sorgen, da es an Verständnis fehlt und es nicht gut genug herübergebracht wird. Zum Glück hält sich Letzteres in Grenzen.

Es schleichen sich nette Schockmomente in Form von übernatürlichen Erscheinungen mit in das Geschehen, die für einige Sekunden sichtbar werden, sobald sie in den Lichtkegel der Taschenlampe geraten. Klingt wahrscheinlich in geschriebener Form gar nicht so schlimm, oder? Es ist aber etwas ganz anderes, wenn man die gesamte Geräuschkulisse und Atmosphäre, die Death Mark sehr gelungen zum Ausdruck bringt, mit einbezieht. So wird oft absichtlich auf Musik verzichtet, um Geräusche aller Art zu präsentieren: Von dem Knacken von Holz, dem Heulen des Windes, plötzlichen Tierlauten bis hin zu merkwürdigem Wispern, das keinem natürlichen Ursprungs entstammt. Je nach Umgebung fällt das Ergebnis komplett anders aus und spielt man im Dunkeln mit Kopfhörer, kann es wirklich gruselig und erschreckend werden. Dieses Spiel versucht einen gezielt in den Wahnsinn zu treiben. Stellt euch vor, ihr lauft durch einen dunklen Tunnel und ab einem bestimmten Abschnitt fängt plötzlich ein Kriegslied an im Hintergrund spielen, was nicht wieder aufhört. Zuerst denkt man sich noch, dass dies irgendeinen Ursprung haben muss, nur je länger man das Lied hört, umso mehr verstärkt es den Horror.

Leider ist die Auswahl der Gegenden, die man besucht, etwas begrenzt. So läuft es darauf hinaus, dass nicht jedes Kapitel automatisch komplett neue Erkundungsmöglichkeiten vorweisen kann. Für zwei Monster muss man nämlich an bereits besuchte Orte zurückkehren, um dort neue Bereiche zu durchlaufen. Dementsprechend werden hier Hintergründe wiederverwendet oder auf ähnliche Designs zurückgegriffen.

Eine Leiche kommt selten allein

Die Handlung wird aus der Sicht des Protagonisten im Visual-Novel-Stil erzählt. Anfangs kann man diesem einen Namen und eines von vier Aussehen geben. Dies soll aber nicht bedeuten, dass er einen persönlichkeitslosen Beobachter darstellt. Er zeigt zwar nicht viele Emotionen, aber nimmt aktiv an Gesprächen Teil und man hat genug Entscheidungsmöglichkeiten zu treffen.

Die Darstellung ist weitgehend einfach gehalten. Es werden gerne düstere Hintergründe und verschiedene Event-Bilder benutzt. Wenn man mit einem Charakter redet, hat dieser lediglich zwei verschiedene Ausdrücke vorzuweisen. So stimmen diese oft nicht mit den Gefühlen überein, die im Text zum Ausdruck gebracht werden. Etwas seltsam ist dabei, dass der Protagonist eigentlich ein festes Aussehen hat und so auch auf Bildern gezeigt wird, egal was man für ihn aussucht.

Einen starken Eindruck hinterlässt der Zeichenstil, der fast schon perfekt in einen Horror-Titel passt. Zuordnen tut sich dieser eher im realistischen Bereich, wodurch die Bilder der Leichen und anderen Grauenhaftigkeiten schnell zu viel für schwache Gemüter werden können. Man mag Visual-Novel-Titel gerne einmal unterschätzen, weil sie oftmals mit bunterer Anime-Grafik versehen sind, aber dies ist hier nicht der Fall und die Szenen, die sich abspielen, sind ziemlich brutal. Zwar wird (zum Glück?) oftmals davon abgesehen, das gesamte Ausmaß zu zeigen, jedoch reichen die Andeutungen per Text, die Geräusche und Event-Bilder bereits aus – die Vorstellungskraft erledigt dann den Rest.

Auf PlayStation 4 hat Death Mark ein scharfes Bild und keinerlei technische Schwierigkeiten. Gespräche lassen sich zudem durch einen bestehenden Nachrichtenverlauf noch einmal nachlesen und es besteht die Möglichkeit die Texte automatisch abspielen zu lassen. Dadurch, dass der Protagonist sich alle Geschehnisse notiert, existiert zu jedem Kapitel eine ausführliche Zusammenfassung.

Sehr schade ist es, dass kaum Sprachausgabe vorhanden ist, einmal abgesehen von ein paar wenigen Einzeilern und Schreien. Im Zusatzkapitel ist ein klein wenig mehr zu hören, dennoch wäre es schön gewesen, zumindest die wichtigsten Gespräche zu vertonen. Zudem wurde es durch den Abspann deutlich, dass Synchronsprecher gerne einmal mehr als nur einen Charakter übernommen haben.

Nicht nur aufgrund der fehlenden Vertonung werden gute Japanisch-Kenntnisse vorausgesetzt, auch um überhaupt erfolgreich durch Death Mark zu kommen. Gegenstände richtig anzuwenden und Entscheidungen innerhalb eines Zeitlimits zu treffen, ohne zu verstehen was man machen muss, wird schnell in Frustration enden. Wer Interesse an Death Mark hat, aber vor eben diesem Problem steht, der muss wohl oder übel auf eine Lokalisierung hoffen.

Mit allen Kapiteln (inklusive des Zusatzkapitels) wird man gut und gerne 20-25 Stunden beschäftigt sein. Abhängig davon ist nicht nur die Lesegeschwindigkeit, sondern auch wie gut man die Erkundungstouren meistert. Denn nicht alles liegt offensichtlich auf der Hand. Hat man das Spiel erfolgreich beendet, schaltet sich eine Galerie mit allen Event-Bildern und Extra-Artwork frei. Zudem lassen sich die Kampfanimationen der Monster noch einmal erneut ansehen.

Wer sich einen ersten Eindruck vom Spiel verschaffen möchte, kann dies durch die Demo-Version tun, die den Prolog und das erste Kapitel umfasst und kostenlos zum Herunterladen im japanischen PlayStation Store zur Verfügung steht.

Fazit

»Death Mark ist zwar insgesamt eine einfach gehaltene Horror-Visual-Novel mit Point-and-Click-Adventure-Einlagen, aber sie verfehlt ihre Wirkung absolut nicht. Sowohl die Geschichte, als auch das Gameplay sind sehr gruselig gestaltet und nichts für schwache Nerven. Dank einer intensiven Atmosphäre, mit passend gesetzten Geräuschen, grausigen Bildern und gelegentlicher Musik sind Erkundungstouren ein reiner Trip durch die Hölle. Da überlegt man es sich doch lieber, ob man das Geschehen im Dunkeln mit Kopfhörern miterleben möchte. Wer nach spannenden Geschehnissen und Wendungen sucht, wird hier genauso wenig enttäuscht werden, denn die Handlung weiß zu überzeugen. Im Gameplay-Part hingegen werden Gegenstände gesammelt, Rätsel gelöst, mit einem Zeitlimit versehene Fragen beantwortet und als Höhepunkt eines jeden Kapitels das Monster in einem abschließenden Kampf bezwungen. Es gibt Dinge, die durch ein größeres Team und mehr Budget besser ausgearbeitet hätten werden können und die fehlende Sprachausgabe fällt negativ auf, aber darüber lässt sich hinwegsehen.

Ich muss gestehen, dass mich Death Mark schon ziemlich hart getroffen hat und zwar so sehr, dass mir nach dem Bewältigen gewisser Stellen noch mehrere Stunden danach schlecht war. Gleichauf konnten mich die Geschichte und die kreativen Spielmechaniken komplett in ihren Bann ziehen, so dass ich solche Anzeichen einfach ignoriert und es weiter durchgezogen habe. Dies zeigt zumindest für mich, dass Experience Inc. mit Death Mark etwas ins Leben gerufen hat, was sich Horror-Spiel-Fans und auch Visual-Novel-Fans mit starken Nerven nicht entgehen lassen sollten. Das einzige Hindernis ist die hohe Sprachhürde. Hoffentlich findet sich ein westlicher Herausgeber, der dem Titel eine Lokalisierung spendieren wird.«

 

Düstere, mysteriöse Handlung, die nach und nach aufgelöst wird und mit einigen gelungen Wendungen daherkommt, spannend erzählt und zufriedenstellend gelöst.
Einfach gehaltene Visual Novel inklusive Entscheidungen und Point-and-Click-Adventure-Gameplay.
Weitgehend realistisch gezeichnete Hintergrundbilder und Event-Bildern, dazu einfache Animationen.
Gelungene Geräuschkulisse, die zur gruseligen Atmosphäre beiträgt, nur wenige Lieder enthalten, öfters Benutzung von gleicher Musik, kaum bis gar keine Sprachausgabe.
Bonusmaterial und Zusatzkapitel enthalten, Charakterprofile und Kapitelzusammenfassungen lassen sich jederzeit nachschlagen, zweiter Teil der Reihe bereits in Arbeit.