Europa Japan News Nordamerika PC Test

Im Test! SeaBed

Fruitbat Factory gehört zu den kleinen Publisher-Studios, die sich gerne an Nischentitel heranwagen. Auch wenn es bereits schon einige Spiele des Visual-Novel-Genres in den Westen geschafft haben, zählt auch dieses Genre immer noch stark in die Kategorie Nische.

Seabed ist seit dem 19. Dezember auf Steam erhältlich und wurde seiner Zeit von paleontology entwickelt. Fruitbat Factory entschied sich, sich diesem Titel anzunehmen und liefert eine komplette Lokalisierung mit der einen oder anderen technischen Anpassung.

Wer nicht mit dem Visual-Novel-Genre vertraut ist, wird vielleicht eine fröhliche Anime-Geschichte mit Textboxen und einem gewissen Dating-Aspekt erwarten, doch Seabed fällt ganz und gar nicht in diese Kategorie. Zwar ist das Szenario auf Slice of Life ausgelegt, man verbindet dieses aber mit einer Mystery-Komponente und lässt natürlich den Dating-Part außen vor.

Wer zudem noch auf jede Menge Fließtext steht und einer zarten Yuri-Thematik nicht abgeneigt ist, der kann beruhigt weiterlesen.

Seabed dreht sich um die Geschichte dreier Frauen und deren Alltagsleben. Die drei sind Sachiko, ein introvertierter Bücherwurm mit einem Hang zum Sarkasmus, Takako, die Energiegeladene und Unbedachte, und zu guter Letzt Narasaki, die alte Schulfreundin, welche nun als Psychologin ihr Geld verdient. Im Großen und Ganzen dreht sich der Plot um das Verschwinden von Takako und wie ihre Freundin Sachiko damit umgeht. Von hier an entfaltet sich die Geschichte allerdings weiter.

Die Art und Weise wie die Story erzählt wird, ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Ein sehr großer Teil besteht aus Slice of Life und recht wenig Bewegung in puncto Charakterentwicklung findet statt. Das macht die Geschichte und deren Charaktere allerdings nicht schlechter. Im Gegenteil, die vielen Eindrücke aus dem täglichen Leben des Paars und besonders die vielen Rückblenden können die Charaktere ans Herz wachsen lassen. Man muss sich aber bewusst sein, dass dieser Aspekt den überwiegenden Teil der Visual Novel einnimmt. Hier und da blitzen ein paar Mystery-Aspekte durch, doch tiefgründiger wird es erst zum Schluss der etwa 10-20 Stunden langen Geschichte.

Im Rahmen des Erzählstils sollte man auch keine wirklich herausragenden Höhepunkte erwarten. Die Mystery-Komponente wird insofern durch das Aufwerfen von immer neuen Fragen dargestellt und verleiht so der Geschichte auf längere Zeit Tiefe.

Der Yuri-Anteil ist keinesfalls unangenehm oder abschreckend. Die Beziehung der beiden Damen wird sehr natürlich und realistisch dargestellt. Überhaupt liegt deren Beziehung vor den eigentlichen Ereignissen der Visual Novel und wird nur in Flashbacks thematisiert.

Technisch gesehen ist Seabed ein Low-Budget-Doujin-Produkt. Mit Freeware-Musik und bearbeiteten Fotografien als Hintergrund hat man hier einige Kosten gespart. Nichtsdestotrotz schaffen diese dennoch eine angenehme Atmosphäre.

Bewusst sollte man sich zudem sein, dass Seabed keine 08/15-Visual-Novel vom „Spielerischen“ her ist, wie wir sie in unseren Gefilden öfter sehen. Der Text läuft komplett über den Bildschirm und hier und da werden an bestimmten Stellen im Text Geräusche eingespielt. Das macht allerdings nur wirklich einen Eindruck auf den Leser, wenn dieser auch dementsprechend schnell genug liest.

Durch fehlende Sprachausgabe kann es mitunter auch schwer sein, zu erkennen, wer denn gerade spricht, da Dialoge nur als direkte Rede verwendet werden. Alles in allem hat diese Art der Darstellung bis auf Kleinigkeiten kaum Einfluss auf das allgemeine Empfinden der Story.

Fruitbat Factory hat neben der Lokalisierung noch einige Anpassungen an der grafischen Darstellung vorgenommen. Besucht man den offiziellen Fruitbat-Blog, so merkt man zudem, dass sehr viel Leidenschaft in das Projekt eingeflossen ist.

Wichtig ist aber sich im Klaren zu sein, dass Seabed nicht für alle etwas ist. Besonders der Slice-of-Life-Anteil sticht enorm hervor und überhaupt entwickelt sich alles sehr langsam bis gar nicht. Der Mystery-Aspekt bleibt zudem bis circa über die Hälfte sehr subtil. Der Yuri-Anteil ist jedenfalls zu vernachlässigen und sollte im Prinzip niemanden stören, da diese Thematik erwachsen und glaubwürdig rübergebracht wird und somit kaum auffällt.

Eine Empfehlung kann man nur für leidenschaftliche Leser geben, die kein Problem mit oder großes Interesse an einem großen Slice-of-Life-Part haben. Seabed ist für ungefähr 15 Euro auf Steam erhältlich.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert