Titel | Fire Emblem Warriors |
28. September 2017 | |
Koei Tecmo | |
20. Oktober 2017 | |
Nintendo | |
20. Oktober 2017 | |
Nintendo | |
System | Nintendo Switch, New 3DS |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Team Ninja, Intelligent Systems, Omega Force |
Genres | Action, Hack and Slay |
Texte | |
Vertonung |
Als Hyrule Warriors das Licht der Welt erblicke, äußerten viele Fans den Wunsch an Nintendo, auch einen entsprechenden Teil mit Fire Emblem zu entwickeln. Diesem Wunsch ist Nintendo mittlerweile nachgegangen. Doch gab es im Vorfeld einige kritische Stimmen zum Spiel, da sich die Charakterauswahl recht stark an Fire Emblem Awakening und Fates richtet. Zudem scheinen viele Schwertkämpfer vorhanden zu sein und so fehle eine nötige Abwechslung. Ob diese Kritik berechtigt ist oder das Spiel euch zum Staunen bringt, erfahrt ihr im folgenden Review!
Mehr Helden braucht das Land!
Fire Emblem Warriors spielt im Königreich Aytolis. Im dort ansässigen Schloss leben Prinz Rowan und seine Zwillingsschwester Prinzessin Lianna zusammen mit ihrer Mutter. Eines Tages tauchen aus heiterem Himmel Dimensionstore aus einer anderen Welt auf und etliche Monster fallen über das Schloss her. In letzter Sekunde können die Zwillinge fliehen und bekommen von ihrer Mutter den Flammenschild überreicht. Sie sollen ihn zum Tempel bringen, um der momentanen Lage auf den Grund zu gehen. Doch dies ist einfacher gesagt als getan. Viele Ungetüme stellen sich ihnen in den Weg. Glücklicherweise treffen sie auf unbekannte Helden, welche ebenfalls aus den Dimensionstoren nach Aytolis teleportiert wurden. Sie schließen sich zusammen und erfahren im Tempel gemeinsam von der Geschichte des Flammenschilds und dem Chaosdrachen Velezark. Um den Drachen aufzuhalten, benötigen sie die Pyroxen für den Flammenschild. Diese verstecken sich in den Helden aus den Dimensionstoren. Nun gilt es weitere Helden zu suchen, den Flammenschild zu vervollständigen und das drohende Chaos aufzuhalten.
Die Geschichte von Fire Emblem Warriors ist in mehrere Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel besitzt ein Hauptziel, welches gemeistert werden möchte. Je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad fällt dies recht simpel oder in Teilen herausfordernd aus. Allerdings solltet ihr vom Inhalt der Geschichte nicht zu viel erwarten. Sie dient mehr oder weniger nur als Mittel zum Zweck vielen Gegnern den Garaus zu machen. Damit ist an sich kein großes Problem verbunden, da man bei derartigen Spielen nicht unbedingt eine oscarverdächtige Geschichte erwartet. Es täte der Geschichte aber gut, wenn sie etwas mehr eigenen Charakter besäße. Anfangs wirkt sie in vielen Teilen wie ein Fates oder Awakening 2.0, welches mit Warriors-Elementen versehen wurde. Das liegt unter anderem daran, dass einige Videosequenzen aus dem Original übernommen wurden. So besitzt das Spiel zwar einen guten Fanservice (solange man die beiden Teile der Reihe mag), jedoch lässt es gleichzeitig die eigentlichen Protagonisten ein wenig in den Hintergrund rücken. Zum Glück ändert sich dieses Verhalten im letzten Drittel und die beiden können richtig aufblühen.
Die Geschichte wirkt nicht allzu spannend, dennoch wird sie gut inszeniert. Dabei helfen die wunderschönen Zwischensequenzen, welche einen fabelhaften Fokus auf die vorhandenen Charaktere werfen oder diese vorstellen. Darüber hinaus sind alle Textpassagen und Zwischensequenzen, wenn sich die Charaktere unterhalten, komplett auf Englisch vertont. Dies verleiht den kompletten Geschehnissen deutlich mehr Leben. Einziges Manko: Nicht alle bekannten englischen Synchronsprecher, die man aus vorherigen Teilen kennt, wurden übernommen. Und obwohl die Synchronisation top ist und die Geschichte super inszeniert ist, so widersprüchlich wirkt die Grafik. Während die Umgebung sehr monoton ist und die Boden- sowie Gebäudetexturen sehr eintönig wirken, wurden die Charaktere wunderschön aus der 2D-Perspektive in die dreidimensionale Form modelliert. Der Look wirkt nicht zu Comic-haft, sondern richtet sich stark an die bekannten Vorlagen aus der Hauptreihe. Somit werden die Charaktere noch mehr in Szene gesetzt.
Spielerisch unterscheidet sich dieses Warriors kaum von anderen Teilen der Reihe. Wenn ihr eine Mission auf der Karte startet, bekommt ihr erst einmal einen Lageüberblick, seht euer Missionsziel und mögliche Einstellungen. Da sich das Spiel Fire Emblem als Vorlage nimmt, müsst ihr nicht mit festgesetzten Charakteren spielen (außer es ist im Ziel vorgeschrieben). Wie in der Hauptreihe könnt ihr zu Beginn eure spielbaren Einheiten auswählen oder gegen andere tauschen. Strategische Vorausplanungen sollten – zumindest in hohen Schwierigkeitsgraden – gut überlegt sein. Das bekannte Waffendreieck (Schwerter sind effektiv gegen Äxte, Äxte sind effektiv gegen Lanzen und Lanzen sind effektiv gegen Schwerter) findet ebenfalls seinen Weg ins Spiel sowie weitere strategische Elemente. Entsprechende Vor- oder Nachteile bei den Gegnern werden euch mittels Pfeilrichtung angezeigt.
Auf in die Schlacht!
Habt ihr alle Vorbereitungen getroffen, beginnt die Schlacht. Wie in jedem Warriors zielen die meisten Aufgaben während eines Kampfes darauf ab einzelne Festungen zu erobern oder einen Kommandanten der gegnerischen Armee zu beseitigen. Auf dem Weg zur erfüllten Aufgabe stellen sich euch hunderte feindliche Einheiten entgegen, die ihr mit schwachen und starken Angriffskombinationen vermöbelt. Jedoch müsst ihr dies nicht alleine machen. Wie in Awakening und Fates könnt ihr zwei Charaktere, welche sich auf dem Schlachtfeld befinden, kombinieren. Dadurch agieren die beiden Charaktere in bestimmten Situationen zusammen. Der unterstützende Charakter kann zum Beispiel gegnerische Angriffe blocken, kommt euch mittels Tastendruck bei einem Angriff zu Hilfe oder klinkt sich bei euren Spezialattacken ein, sodass diese noch mächtiger werden. Die Doppel-Spezialattacken sind mein persönliches Highlight im Spiel, weil sie immer spektakulär aussehen und viel Schaden anrichten. Mit jeder gemeinsamen Aktion steigt das Unterstützungslevel der beiden Charaktere und bei genügend Kontakt führen sie Unterstützungsgespräche. Zur kurzen Erheiterung sind die Gespräche ganz nett. Ansonsten bringen sie nicht viel.
Ihr seid ebenfalls nicht daran gebunden nur mit einem einzigen Charakter die Missionen zu erledigen. Mit dem Steuerkreuz seid ihr in der Lage zwischen euren Kämpfern ganz einfach hin und her zu wechseln. So werden die Kämpfe wesentlich dynamischer und eventuell die Herausforderungen schneller bewältigt. Kombiniert ihr diese Funktion mit der Tatsache, dass ihr all euren Verbündeten Befehle erteilen könnt, werden Festungen ruckzuck eingenommen. Besonders bei Aufgaben unter Zeitdruck ist dies sehr nützlich.
Mit jedem besiegten Gegner gewinnt euer Charakter Erfahrungspunkte und steigt irgendwann im Level auf. Anschließend taucht eine kurze Anzeige diesbezüglich auf. Diese Einblendungen lassen sich zum Glück abschalten, sodass sie den Spielfluss nicht mehr unterbrechen. Befindet sich der Charakter auf dem korrekten Level und habt ihr in einigen Schlachten ein Meistersiegel erhalten, könnt ihr wie in den Hauptspielen die Klasse eurer Kämpfer ändern. Der dadurch entstehende Klassenwechsel und folgende Werteanstieg wirkt sich deutlich auf dem Schlachtfeld aus. Mit Items, welche gegnerische Einheiten bei einer Niederlage fallenlassen, könnt ihr ebenfalls den Angriff und die Verteidigung steigern oder spezielle Fähigkeiten freischalten. Unter bestimmten Voraussetzungen taucht sogar Anna (die Händlerin aus Fire Emblem) auf. Erreicht ihr sie rechtzeitig, schenkt sie euch eine Schriftrolle, mit der ihr Puzzleteile für Bilder freischaltet.
Ist euer Charakter nicht stark genug und stirbt auf dem Schlachtfeld, ist er für immer verloren. Zumindest wenn ihr den klassischen Spielmodus am Anfang wählt. Damit fühlt es sich fast wie ein richtiges Fire Emblem an. Allerdings nützt dieser Spielmodus auch nichts, wenn der Schwierigkeitsgrad zu niedrig ist. Bei allem, was sich unter dem Schwierigkeitsgrad „schwer“ befindet, reicht es oft aus einfach mit irgendeinem Charakter alles niederzustrecken. In solchen Situationen benötigt man ebenfalls kein großes taktisches Geschick. Wer mehr taktische Tiefe wie in den Hauptteilen möchte, sollte von Beginn an auf „schwer“ spielen und seine Charaktere richtig zum Sieg führen.
Apropos Charaktere! Ja, es gibt viele Schwertkämpfer, aber nicht nur. Viele der vergangenen Fire-Emblem-Helden kämpfen nun einmal mit dem Schwert. An diesem Punkt ist es nicht verwunderlich, dass sie es ebenfalls in diesem Spiel machen. Die Frage ist eher, ob sie sich unterschiedlich spielen. Jein! Zwar spielen sie sich die meisten individuell, jedoch ähneln sich diverse Grundzüge. Am besten sieht man es an Lianna und Rowan. In den Grundzügen merkt man den beiden die gleichen Bewegungsabläufe an. Jedoch spielt sich Lianna aufgrund ihrer Statur und ihrer Waffe schneller, während Rowan etwas behäbiger wirkt. Das sorgt dafür, dass es sich unterschiedlich anfühlt, aber man gewisse Parallelen feststellt. Gleiches gilt unter anderem für Chrom und Lucina sowie Leo und Elise. Gerade bei letztgenanntem Paar ist es ziemlich schade, weil es nicht so viele Magier gibt.
Der größte Kritikpunkt an den Charakteren ist deren gesamte Auswahl. Es mag nicht unbedingt so viel ausmachen, dass es viele Charaktere aus Fates und Awakening ins Spiel geschafft haben. Man fragt sich eher, warum sich diese vor allem auf Schwertkämpfer konzentrieren. Selbst die beiden Spiele bieten wesentlich mehr Varianz, wie zum Beispiel Charaktere mit Wurfwaffen (Dolche, Shuriken) oder Gestaltwandler wie Kaden und Keaton. Tiki kann dieses Defizit leider nicht komplett auffangen. Darüber hinaus beschränken sich die drei spielbaren Lanzenkämpferinnen lediglich auf Pegasusritter. Da fragt man sich, warum es diesbezüglich keine Bodeneinheiten gibt, obwohl eine entsprechende Charaktermodellierung im Spiel vorhanden ist. Allerdings ist dieser Charakter nicht spielbar.
Als Fan der Serie macht es mir weniger aus, dass sich die Entwickler zu großen Teilen auf Fates und Awakening konzentriert haben, sondern dass sie eher die Varianz der vorhandenen Charaktere nicht genutzt haben und sich zu sehr auf Schwertkämpfer konzentriert haben. Über 40% der spielbaren Charaktere kämpfen mit einem Schwert. An diesem Punkt hätte man einen anderen Ansatz verfolgen sollen. Obwohl dies nun doch recht negativ klingt, muss man auch sagen, dass es im Spielverlauf selber wenig stört. Während man hunderte Gegner vernichtet, wirken die Angriffe des jeweiligen Charakters passend zugeschnitten. Zudem sind immerhin die Spezialangriffe sehr individuell gestaltet und verleihen den Charakteren eine weitere persönliche Note.
Noch mehr erleben!
Wenn ihr abseits des Story-Modus noch mehr Charaktere freischalten wollt, müsst ihr in den Historischen Modus. Dort erlebt ihr klassische Szenarien und Schlachten aus vorherigen Hauptspielen. Ihr stellt euch einem Hauptgegner und seinen Schergen entgegen. Um an den Hauptgegner zu gelangen, müsst ihr erst einmal die Schergen besiegen. Dabei handelt es sich um ganz besondere Missionen, die unter bestimmten Konditionen bestritten werden müssen, wie zum Beispiel nur mit Axtkämpfern zu kämpfen oder unter Zeitdruck eine bestimmte Anzahl an Gegnern zu besiegen. Anschließend erhaltet ihr eine Bewertung. Je nach Bewertungsrang können zusätzliche Items freigeschaltet oder Zugänge geöffnet werden. Ein kleines Highlight in diesem Modus sind die Arenakämpfe, in denen ihr euch sechs Runden lang verschiedenen Kämpfern stellt und mit jeder gewonnenen Runde mehr Preisgeld bekommt.
Auch wenn die grafische Umgebung des Spiels eher mau wirkt, bietet euch Fire Emblem Warriors eine besondere technische Unterstützung. Wenn ihr den TV-Modus von Nintendo Switch nutzt, könnt ihr euch aussuchen, ob ihr lieber mit einer erhöhten Bildrate oder Bildqualität spielen möchtet. Bei der erhöhten Bildrate reguliert sich die Auflösung auf 720p, dafür könnt ihr mit 60fps spielen. Mit der erhöhten Bildqualität sind es 1080p und 30fps. Gerade bei der Bildrate merkt man einen Unterschied, wenn sich viele Gegner auf dem Bildschirm befinden. Bei einem Spezialangriff mit vielen gegnerischen Einheiten kann es passieren, dass man bei der 30fps-Alternative minimale Framedrops bemerkt, bei der 60fps-Alternative jedoch kaum bis gar nicht. Das Spiel läuft deutlich flüssiger. Beim Zwei-Spieler-Modus sieht dies allerdings ein wenig anders aus. Da man im Splitscreen-Modus spielt, merkt man diverse Einbußen, welche in meinen Testversuchen allerdings nicht ganz so gravierend ausfielen, dass es unspielbar geworden wäre.
Musikalisch kann sich Fire Emblem Warriors ebenfalls hören lassen. Fans, welche die originalen Soundtracks mögen, bekommen altbekannte und neu abgemischte Versionen mit größerem Einsatz von Elektrogitarren. Die Sounds passen gut zum Spielrhythmus. Falls ihr amiibo-Figuren besitzt, könnt ihr diese ebenfalls verwenden. Dadurch könnt ihr fünfmal täglich Boni freischalten, welche euch neue Waffen oder Geld bescheren.
Fazit
Recht typische Fire-Emblem-Geschichte, welche teilweise wie ein Fates oder Awakening 2.0 wirkt. Es fehlt ein wenig der eigenständige Charakter. | |
Typisches Warriors-Gameplay. Charaktere besitzen ähnliche Grundzüge, wirken dennoch individuell durch die Spezialangriffe. Es fehlt ein wenig die Varianz. Je nach Einstellung läuft es flüssiger. | |
Boden- sowie Gebäudetexturen wirken monoton. Dadurch stechen die Charakterdarstellungen hervor, die wunderbar aus dem Original übernommen wurden. Spezialangriffe facettenreich inszeniert. | |
Klassische und neu abgemischte Versionen von bekannten Fire-Emblem-Soundtracks, die gut zum Spiel passen. | |
Zwei-Spieler-Modus vorhanden, amiibo-Support. |