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Im Test! Steins;Gate 0

TitelSteins;Gate 0
Japan10. Dezember 2015
5pb.
Nordamerika29. November 2016
PQube
Europa25. November 2016
PQube
SystemPS Vita, PS4
Getestet fürPS4
Entwickler5pb., Nitroplus
GenresVisual Novel

Endlich gibt es wieder ein Lebenszeichen von der Steins;Gate-Reihe im Westen! Zwar hat erst vor kurzem der erste Teil seinen Weg auf Steam gefunden, aber wer Steins;Gate schon lange durch hat, der wird sich sicherlich mehr für Steins;Gate 0 interessieren. Dies stellt kein direktes Sequel dar, sondern eine Art alternative Geschichte, die auf der Beta-Weltlinie stattfindet und eine sehr düstere Richtung einschlägt. Trotzdem werden Vorkenntnisse vorausgesetzt. Das neue Zeitreisen-Abenteuer wird man sowohl auf PlayStation Vita als auch auf PlayStation 4 miterleben können. Was Steins;Gate 0 genau zu bieten hat, erfahrt ihr in unserem Test!

Dieses Review enthält Spoiler zu Steins;Gate.

Verlorene Zukunft

Steins;Gate 0 erzählt die düstere Geschichte der Beta-Weltlinie, in der Rintaro Okabe kurz vor dem Ziel aufgegeben hat, Kurisu zu retten, weil er es nicht mehr ertragen konnte, sie sterben zu sehen. Fortan versucht er alles zu vergessen und das Leben eines normalen Studenten zu führen. Sein Alter Ego Kyouma Hououin ist Geschichte und das Labo meidet er so gut wie möglich. Trotzdem zerfressen ihn die Schuldgefühle so sehr, dass er ohne entsprechende Medikamente nicht leben kann. Er ist nicht der Einzige der unter dieser Entscheidung leidet, denn für Suzuha war es die Chance, die Welt vor einer katastrophalen Zukunft zu bewahren. Dass sie nun hier festsitzt und jegliche Versuche des Umstimmen vergebens sind, gefällt ihr natürlich überhaupt nicht. So ziehen die Tage dahin bis…

…Rintaro zufällig auf Maho Hiyajo trifft und mit ihr ins Gespräch kommt. Sie arbeitet in Amerika, dort wo auch Kurisu beschäftigt war, bevor sie nach Japan kam und es stellt sich heraus, dass Maho gut mit ihr befreundet war. Da Rintaro erzählt, dass er Kurisu kannte, lädt sie ihn ein, Tester des sogenannten Amadeus-Projekts zu werden. Maho werkelt zurzeit, zusammen mit dem bekannten Professor Leskinen, daran, eine künstliche Intelligenz aus den gespeicherten Erinnerungen einer Person zu entwickeln und zu beobachten, wie das Programm sich verhält. Die benutzten Erinnerungen stammen von niemand Geringerem als Kurisu! Rintaro kann es kaum glauben, wie intelligent sich Amadeus verhält und was für eine Ähnlichkeit zu Kurisu besteht. Es ist fast so, als wäre sie zurück ins Reich der Lebenden gekommen.

Mit dieser Entdeckung wird Rintaro, aber auch alle um ihn herum, in einen neuen Konflikt gezogen, der in direkter Relation zum dritten Weltkrieg steht. Wird der Stein, der unbemerkt ins Rollen gekommen ist, den Verlauf der Geschichte ändern können oder bringt dieser nur noch mehr Verzweiflung mit sich?

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Schon von Anfang an herrscht in Steins;Gate 0 eine trübe, depressive Stimmung und dem Spieler wird schnell klar, in was für einem bemitleidenswerten Zustand sich Protagonist Rintaro befindet. Er wirkt wie verändert, eine leere Hülle, die den Sinn des Lebens verloren hat und die Welt ihrem düsteren Schicksal überlässt. Sein Verhalten beeinflusst auch sein Umfeld, vor allem Mayuri macht sich große Sorgen um ihn. Alleine sein Zustand macht deutlich, was euch in dieser Visual Novel erwarten wird: Eine dunkle Geschichte voller Verzweiflung, bei der kaum Platz für heitere Momente bleibt. Es sind schon witzige Szenen enthalten, so gibt es zum Beispiel einen Augenblick, in welchem die Charaktere versuchen, ein Fest zu genießen, aber die ausgelassene Stimmung bleibt nie lange bestehen. Von einem Moment auf den anderen ändert sich die Situation komplett und führt Rintaro und somit auch dem Spieler die grausame Realität vor Augen.

Manchmal wechselt urplötzlich die Weltlinie und man fragt sich einmal mehr, was hier gerade vorgefallen ist und wer dafür verantwortlich sein könnte. Eine fröhliche Szene mit Freunden weicht einem zerstörten Akihabara, durch das der verwirrte Rintaro wandert. Die Luft erschwert das Atmen, unter Trümmern liegen zahllose Leichen – ein wahr gewordenes Horrorszenario ohne einen Weg zurück in die richtige Zeit. Immer wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, setzt das Spiel noch einen drauf und lässt den Spieler zusammen mit den Charakteren leiden. Gibt es überhaupt einen Ausweg? Es fällt echt schwer, eine Pause beim Lesen einzulegen, da die Handlung mitreißend und spannend erzählt wird. Erst sitzt man etwas irritiert da, bis man langsam immer mehr von der Situation und was genau hinter allem steckt, erfährt.

Steins;Gate 0 zeigt nicht nur andere Seiten bekannter Charaktere und verleiht ihnen mehr Tiefe, sondern stellt auch einige neue Personen vor. Allem voran wäre da Maho, eine eigenbrötlerische, intelligente Wissenschaftlerin, die zusammen mit Amadeus eine zentrale Rolle einnimmt. Aber auch das geheimnisvolle Mädchen Kagari und Professor Leskinen sind beides Figuren, die Einfluss auf den Verlauf der Handlung haben und alles andere als uninteressant herüberkommen. Zwar wirkt Kagari etwas ungünstig dazugedichtet, weil sie in direkter Beziehung zu Suzuha steht und deswegen eigentlich schon im ersten Steins;Gate hätte Erwähnung finden müssen, aber man kann es verzeihen, da sie sich letztendlich gut ins Geschehen einfügt und komplett mit Hintergrund und allem daherkommt. Mehr wird an dieser Stelle aber nicht über sie verraten, da es besser ist, sie im Spiel selbst kennenzulernen.

Positiv fällt zudem die Entwicklung von Daru und Mayuri auf. Auch Suzuha wird genug Beachtung geschenkt. Daru muss sich einer neuen Herausforderung stellen, damit sich seine zukünftige Frau für ihn zu interessieren beginnt, aber trotz Unterstützung wirkt er sehr unbeholfen bei dem Versuch. Zudem nimmt er seine Rolle als Vater ernst und entsprechend hat sich auch sein Umgangston gegenüber Suzuha geändert – zumindest dann wenn er nicht gerade wieder einen seiner Witze reißt. Mayuri hingegen möchte nicht mehr nur hilflos zusehen und sich retten lassen, sondern nimmt all ihren Mut zusammen, um den alten Rintaro zurückzuholen. Zudem erfährt sie, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Leider kommen einige andere Figuren etwas zu kurz, obwohl sie mit zu den wichtigeren Steins;Gate-Charakteren gehören.

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Steins;Gate 0 ist in zwei Hauptwege aufgeteilt, die wiederum in sechs unterschiedliche Enden abzweigen. Dabei sind die einzelnen Routen länger und ausführlicher als im ersten Teil und lassen gerne einmal, mittels eines Perspektivenwechsels, andere Charaktere im Mittelpunkt stehen. Welchen Weg ihr geht, bestimmen einige von Amadeus‘ Telefonanrufen, die ihr entweder annehmt oder ignoriert. Egal für was ihr euch entscheidet, es hat immer einen direkten Wechsel der Weltlinie zur Folge. Fast schon faszinierend zu beobachten dabei ist die Freischaltung des True Ends. Erlangt man das dafür benötigte Ende, so spiegelt sich die dort getroffene Entscheidung direkt im Hauptweg wider. Das einzige Problem bei den Enden ist, dass man sich Twists so gesehen ’spoilern‘ kann, wenn man die falsche Reihenfolge einlegt. Man merkt dann erst in der jeweiligen Route, dass es besser gewesen wäre, diese zuerst anzugehen oder eben für später aufzubewahren. Neben den Telefonanrufen besteht die Möglichkeit, auf RINE-Nachrichten zu antworten, die man des Öfteren zugesendet bekommt. Für welche Antwort ihr euch entscheidet, spielt dabei keine Rolle, da es keinen Einfluss auf die Enden hat, aber man kann einige lustige Unterhaltungen miterleben. Wieder mit von der Partie sind Tips, die Begriffe ausführlich erklären. Während einige wirklich informativ und lehrreich sind, dienen andere lediglich zur Belustigung.

Mozart und Salieri

Gespräche laufen im typischen Visual-Novel-Stil ab, mit einem oder mehreren Charakter-Sprites auf dem Bildschirm. Dabei wird normalerweise aus der Sicht von Rintaro gespielt. Zwischendurch kommt es jedoch zu Perspektivenwechseln, bei denen ein anderer Charakter die Rolle des Protagonisten übernimmt. Die Sprites wirken zwar nicht sehr lebendig, aber sie bewegen zumindest die Münder und es wird Gebrauch von unterschiedlichen Posen gemacht. Die Farbwahl verläuft in Richtung matte Farben und lässt sich eher als trist bezeichnen, was gut zum Setting des Spieles und den Charakteren passt. Faris mit ihrer Aufmachung und pinken Haaren wirkt jedoch komplett fehl am Platz. Auffällig ist, dass sich der Zeichner in den Jahren sehr verbessert hat. Eigentlich eine positiv anzumerkende Sache, allerdings werden sowohl Eventbilder als auch Sprites vom ersten Steins;Gate-Spiel wiederverwendet und der alte Stil passt nicht so ganz mit dem neuen zusammen. Leider ist die Qualität einiger Eventbilder eher mittelmäßig und es kann vorkommen, dass Unstimmigkeiten auftreten. In einer Szene hat Rintaro zum Beispiel eine Einkaufstüte bei sich, die aber im darauffolgenden Bild spurlos verschwunden ist.

Sehr viel zum Soundtrack anzumerken gibt es nicht. Es sind einige lohnenswerte Stücke enthalten, allerdings genauso viele Tracks, die einfach Mittel zum Zweck sind und nicht in Erinnerung bleiben. Wirklich eindrucksvoll ist neben dem Titelthema auch die Musik im Opening und Ending des Spieles. Hierbei läuft je nach Ende ein anderes Lied, von denen eines sogar eine Rolle in der Handlung spielt und zwei bestimmten Charakteren gewidmet ist. Eine kleine Anmerkung zur japanischen Sprachausgabe: Da ein paar Charaktere aus Amerika stammen, sprechen sie gerne mal Englisch, was vom Satzbau gar nicht so verkehrt ist, die Aussprache klingt allerdings sehr lustig.

Bis ihr euer erstes Ende gesehen habt, werden an die 15 bis 20 Stunden vergehen und für alle Enden werdet ihr 35 bis 40 Stunden brauchen (wenn nicht sogar mehr). Dabei kommt es nicht nur auf die Lesegeschwindigkeit an, sondern auch darauf, ob ihr wisst, wie genau ihr die Enden erreicht und ob ihr gezielt Speicherstände gesetzt habt, zu welchen ihr zurückkehren könnt. Macht ihr Gebrauch von der Skip-Funktion, wird diese automatisch an bestimmten Punkten anhalten, die das Spiel als wichtig ansieht. Ansonsten bietet Steins;Gate 0 eine Auto-Funktion, einen Backlog und ausreichend Speicherstände an. Einmaliges Durchspielen schaltet eine Übersicht der Enden und eine Galerie mit Eventbildern, Musik und Videos frei.

Zum Schluss noch ein kurzes Wort zur Gestaltung der Lokalisierung. Die Übersetzung und Art und Weise, wie die Texte geschrieben sind, lässt sich als gelungen bezeichnen, aber die benutzte Schriftart ist gewöhnungsbedürftig. Nicht nur wirken die Lücken zwischen den Wörtern etwas weit, auch besteht ein noch größerer Abstand nach einem Komma oder Punkt. Kleinere Fehler haben sich leider ab und zu mit in die Texte eingeschlichen. Einem Tips-Eintrag wurde der falsche Text zugeordnet, aber dies wurde mittlerweile per Patch behoben. Zudem ist an einer Stelle im Spiel noch ein wenig japanischer Text übrig geblieben.

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Fazit

»Steins;Gate 0 lässt sich als eine wilde Achterbahnfahrt bezeichnen, die durchgehend mit den Gefühlen des Lesers spielt und pure Verzweiflung hervorzurufen weiß. Das Spiel legt in Sachen Intensität und Spannung noch einmal ein ganzes Stück zu und übertrifft den ersten Teil sogar, was Handlung und Verlauf betrifft. Allerdings muss man sich auf etwas gefasst machen, denn die Geschichte ist wirklich düster und traurig gestaltet mit einigen Szenen, die es wirklich in sich haben. Auch wenn es weitgehend nur in Beschreibungen verpackt ist, so ist es doch nicht wirklich etwas für schwache Gemüter. Aber die Warnung ist sicherlich nicht nötig, da Steins;Gate bereits so seine speziellen Momente hatte und es wird vorausgesetzt, dass man den ersten Teil gespielt hat, um Steins;Gate 0 zu verstehen. Es handelt sich hierbei zwar um kein Sequel, sondern eher um ein Zwischending, das eine alternative Geschichte erzählt, aber es fängt direkt mit einem der Steins;Gate-Enden an.

Wer bereits Steins;Gate gespielt hat und eine neue, spannende Geschichte im gleichen Universum miterleben möchte, die eine andere Sichtweise auf die Charaktere gibt und ihnen noch mehr Tiefe verleiht, sollte auf jeden Fall zu Steins;Gate 0 greifen! Es ist ein Must-Have für jeden Fan!«

Story: Was wäre, wenn Rintaro Kurisu nicht gerettet hätte? Diese Frage wird in Steins;Gate 0 gestellt mit einer sehr düsteren, gut geschriebenen Handlung, inklusive Twists und überraschenden Momenten.

Gameplay: Zurücklehnen und die Geschichte genießen und ab und zu einmal Rintaros Smartphone hervorholen, um Nachrichten zu beantworten oder Anrufe entgegenzunehmen.

Grafik: Eher trist gestaltet, wobei in wenigen Fällen eine etwas unpassende, intensivere Farbwahl verwendet wurde. Durch Wiederverwendung von alten Steins;Gate Sprites und Eventbildern passt der Zeichenstil zwischendurch nicht ganz zusammen, vor allem, da sich der Zeichner mittlerweile sehr verbessert hat.

Sound: Soundtrack mit einigen hörenswerten Tracks, positiv stechen vor allem das Titelthema und die Opening/Ending-Lieder hervor.

Sonstiges: Insgesamt sechs unterschiedliche Enden, nur englische Bildschirmtexte und japanische Sprachausgabe, es wird vorausgesetzt, dass man Steins;Gate gespielt hat.