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Im Test! Valkyria Chronicles Remaster

Im November 2008 flimmerte das Taktik-Rollenspiel Vakyria Chronicles zum ersten Mal über unsere Bildschirme. Ihm folgten darauf weitere Ableger für PlayStation Portable und eine Portierung jener Ursprungsfassung für PCs. Nun ist vor kurzem auch für PlayStation 4 eine weiterentwickelte Fassung erschienen. JPGames fungiert erneut als Kriegsberichterstatter und meldet euch von der Front, ob es sich lohnt, erneut in die Schlacht zu ziehen.

Die Tragödie wiederholt sich…

Selvaria die Trumpfkarte des Imperiums
Selvaria die Trumpfkarte des Imperiums schlägt zu!

Wir schreiben das Jahr 1935. Ein Sturm der Gewalt zieht erneut über den europäischen Kontinent hinweg. Das Imperium im Osten und die Atlantische Föderation im Südwesten ringen um die Macht. Zwischen diesen beiden großen Nationen befindet sich das kleine Fürstentum Gallia, welches bis jetzt die eigene Neutralität bewahren konnte. Doch nun lechzt das Imperium nach den reichen Ragnite-Vorräten des Fürstentums und marschiert unverhohlen in Gallia ein. Der zweite europäische Krieg bricht mit voller Wucht über den kleinen Staat herein.

Der junge Naturkundler Welkin Gunter wird in diese Kriegswirren mit hineingezogen und muss zusehen, wie sein Heimatdorf Bruhl in Flammen aufgeht. Kurze Zeit später befindet er sich auch schon im Militärlager der Gallianischen Miliz. Als neuer Leutnant der Einheit 7 der Gallianischen Miliz zieht er in die Schlacht, um seine Heimat zu verteidigen und um den Frieden wiederherzustellen.

Ihm entgegen steht ein mächtiges Imperium, geführt von einem ebenso machthungrigen Imperator. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, werden Berichte von der Front lauter, dass eine legendäre Kriegerin aufgetaucht sei und Gallias Truppen dezimiere. Welkin und Einheit 7 sehen sich schon einem fast aussichtslosen Kampf gegenüber.

Hier wird Geschichte geschrieben!

Immer im Fokus Leutnant Welkin und seine Getreuen
Immer im Fokus! Leutnant Welkin und seine Getreuen.

Die Geschichte des jungen Leutnants wird in der Form eines Tagebuchs illustriert. Jedes Hauptkapitel unterteilt sich dabei in kleinere Sequenzen und die jeweiligen Missionen. Zum einen werdet ihr hier wunderschöne Animesequenzen zu sehen bekommen, zum anderen Dialoge in eher schmucklosen Panels. Weitere Lesezeichen führen euch durch weitere Menüs, wie zum Beispiel das Hauptquartier oder das Skirmish-Menü.

Das Hauptquartier ist euer Dreh- und Angelpunkt. Hier trefft ihr eure Entscheidungen, wer letztendlich fester Bestandteil eures Squads ist und wer nur die Latrinen ausheben darf. Im Trainingslager unterzieht ihr eure Truppe einem harten Militärdrill und verteilt die zuvor in der Schlacht gewonnenen Erfahrungspunkte. Hierbei verteilt ihr die Erfahrung nicht individuell auf jeden Charakter einzeln, sondern auf die verschiedenen Kampfklassen allgemein. So profitieren auch Einheiten, die aktuell nicht am Kampfgeschehen teilnehmen.

Das fleißige Investieren der Erfahrungspunkte in eure Einheiten führt nicht nur dazu, dass diese an der Front länger durchhalten, nein, es können auch neue Kommandos für Welkin und individuelle Eigenschaften für jeden Charakter freigeschaltet werden. Kommandos sind wichtig, da sie euch einen entscheidenden Vorteil an der Front geben. So könnt ihr mit passiven Kommandos die Verteidigung oder Angriffskraft eurer Helden erhöhen oder mit Luftschlägen die Reihen der Gegner dezimieren. Es lohnt sich also, öfters vorbeizuschauen.

»Die Geschichte des jungen Leutnants wird in der Form eines Tagebuchs illustriert. Jedes Hauptkapitel unterteilt sich dabei in kleinere Sequenzen und die jeweiligen Missionen.«

Individuelle Eigenschaften hingegen sind passive Fähigkeiten, die während des Kampfes unter besonderen Umständen ausgelöst werden können. Neben diesen gibt es auch angeborene Fähigkeiten. Derlei Fähigkeiten sind allerdings ein zweischneidiges Schwert, da diese sowohl positive als auch negative Effekte hervorrufen können. Je nach Einsatzregion kann es also wichtig sein, die negativen Effekte zu vergleichen und abzuwägen, wer euch in den nächsten Einsatz folgen soll.

Habt ihr euren Squad gewählt und dem täglichen Drill unterzogen geht, es vor der eigentlichen Schlacht noch in die eigene Baracke. Hier rüstet ihr eure Soldaten mit neuer Ausrüstung aus und schaut euch den Status eurer Rekruten an.

Doch gute Ausrüstung veraltet schnell und um nicht ins Hintertreffen zu geraten, solltet ihr einen Teil eures hart verdienten Solds in die Waffenentwicklung stecken, denn schließlich ist ein schlecht ausgerüsteter Soldat in der Schlacht so effektiv wie ein Panzer ohne Ketten. Hierbei unterstützen euch die Monteure Kreis, Leon und eure Jugendfreundin Isara. Während sich die Herren um die Waffenentwicklung kümmern, wartet Isara euren Panzer. Mit Voranschreiten in der Hauptgeschichte werden immer mehr neue Upgrades freigeschaltet. Ein Blick nach jeder Mission lohnt sich also.

Wie bereits erwähnt, gibt es neben den Hauptmissionen auch noch die sogenannten Skirmish-Kämpfe. Dies sind ausgewählte Missionen, extrahiert aus der Hauptgeschichte, welche zum erneuten Taktieren einladen. Darüber hinaus gibt es für wagemutigere Recken noch ein paar spezielle Herausforderungen zu erfüllen. Anfangs habt ihr nur wenige Karten zur Auswahl, aber mit dem Voranschreiten der Hauptgeschichte werden neue Karten freigeschaltet.

Neben dem Hauptquartier gibt es noch das ein oder andere Menü zu erkunden, so könnt ihr euch ausführlich in verschiedenen Registern über die Charaktere, die Waffentechnologie und schließlich im Glossar über die wichtigsten Bestandteile der Welt belesen. Nicht jedes dieser Menüs ist von Anfang an verfügbar und muss teilweise erst freigeschaltet werden. Die Menüs selber sind recht übersichtlich gestaltet und die Möglichkeiten, die euch geboten werden, sind leicht verständlich.

Vergleicht man die PlayStation-3-Fassung mit der Remasterversion auf PlayStation 4, lässt sich in punkto Menüsteuerung eine erhebliche Performancesteigerung feststellen, die einzelnen Menüs lassen sich ohne Wartezeit geschwind ansteuern und wechseln.

Taktieren oder Rambo spielen?

Wer begleitet euch in die Schlacht
Wer begleitet euch in die Schlacht?

Nachdem eure Truppe ausgerüstet und fit für ihre erste Mission ist, geht es auch schon los. Vor jedem Kampf, egal ob Story oder Scharmützel, werdet ihr in einem kurzen Briefing auf die Finessen und Gefahren des anstehenden Auftrages aufmerksam gemacht.

Nachdem ihr euch entschieden habt, welche Einheiten sich hinter die feindlichen Linien begeben sollen und nachdem ihr deren Position auf einer der vorgeschriebenen Marken platziert habt, wechselt das Geschehen nach einer Kurzmotivation von Welkin in die Kartenansicht. Von hier aus dirigiert ihr eure Truppen.

Die Kämpfe verlaufen hierbei rundenbasiert ab. Sowohl ihr als auch der Gegner bekommen mit jeder Runde eine gewisse Anzahl an Marken. Jede Marke steht dabei für eine Aktion, die ausgeführt werden kann. So kosten Fußsoldaten pro Zug eine Einheit, während Panzer schon zwei Aktionspunkte kosten. Auch die Kommandoaktionen kosten euch Punkte. Je kriegsentscheidender die Fähigkeit ist, umso teurer ist diese in der Aktivierung. Nicht selten kann eine falsch genutzte Fähigkeit euch in eine brenzlige Situation bringen. Sie sind mit Bedacht zu nutzen.

Habt ihr euch für einen Soldaten entschieden, wechselt ihr von der Kartenansicht in die Third-Person-Perspektive. Von hier aus lenkt ihr eure Figuren über die Karte. Jede Figur verfügt dabei über einen Ausdauerbalken, welcher von Klasse zu Klasse unterschiedlich groß ist und eure Reichweite bestimmt. So verfügen eure Aufklärer über die größte Ausdauer, brechen dafür unter feindlichem Beschuss relativ schnell zusammen. Eure Trooper hingegen sind eure Frontschweine. Sie verfügen über eine verhältnismäßig kleine Ausdaueranzeige, zeichnen sich aber durch viele Trefferpunkte aus und widerstehen wesentlich länger dem feindlichen Beschuss.

Mit diesen doch recht unterschiedlichen Einheiten gilt es, geschickt zu taktieren, um die euch angetragenen Ziele zu erreichen. Dabei gestalten sich die Missionen äußerst vielfältig. Das Repertoire reicht dabei von der normalen Einnahme des gegnerischen Basiscamps bis hin zum Abfangen von gekidnappten Staatsbürgern.

Der Schwierigkeitsgrad ist dabei so variabel wie die Missionen selbst. Einige schafft man ohne Mühe in der ersten Runde mit einem A-Rang und bei anderen ist man gewillt, den Controller zur Seite zu legen. Hilfreich bei dem ganzen Unterfangen ist jedoch, dass man jederzeit auf der taktischen Karte speichern kann. Sollte so mal eine risikobehaftete Aktion daneben gehen, lädt man einfach den Spielstand erneut, anstatt die Mission komplett von vorne zu absolvieren.

Nach erfolgreichem Abschließen einer Mission erhaltet ihr, wie eingangs bereits erwähnt, eine gewisse Anzahl an Erfahrung und harter Währung. Je weniger Runden ihr braucht, umso höher ist letztendlich die Belohnung. Dies führt öfters dazu, dass man risikofreudig durch die Reihen der Gegner rennt, da diese nur wenige oder gar keine Punkte geben. Hierunter leidet etwas die taktische Tiefe der Figuren. Neuerungen bezüglich des Kampfsystems konnten augenscheinlich nicht festgestellt werden, wobei das Kampfsystem schon zu PlayStation-3-Zeiten hervorragend war. Dennoch hätten die Kommandos etwas in ihrer Wucht abgeschwächt werden können, da man mit dem richtigen Mix nahezu unbesiegbar ist.

Gut gealterte Bleistiftskizzen gepaart mit Wasserfarben

Krieg und Frieden. Die Grenzen verschwimmen...
Krieg und Frieden. Die Grenzen verschwimmen…

Auch grafisch hat sich nicht viel zur Ursprungsversion geändert. Das ganze Spiel wurde ein wenig aufpoliert und an die neue Entwicklungsumgebung angepasst. Man spürt einen deutlichen Performanceschub, sowohl auf Schlachtfeld, als auch, wie bereits erwähnt, im Menü.

Der Cel-Shading-Stil der Grafik erinnert entfernt an ein lebendig gewordenes Skizzenbuch und mildert dadurch das doch recht erwachsene Grundthema der Geschichte. Die wunderschönen Landschaften gefallen nach wie vor und entschleunigen die Turbulenz des Schlachtfelds.

Leider kränkelt das Remaster an kleineren Grafikfehlern, wie etwa verschwindenden Texturen in Bäumen und leichtem Flimmern auf bestimmten Texturen, wie zum Beispiel gepflasterten Straßen. Das trübt allerdings nur ein wenig den Gesamteindruck, denn schon damals war die eher künstlerisch angehauchte Engine eine Augenweide und ist relativ gut gealtert.

»Leider kränkelt das Remaster an kleineren Grafikfehlern, wie etwa verschwindenden Texturen in Bäumen und leichtem Flimmern auf bestimmten Texturen«

Musikalisch bietet Valkyria Chronicle Remaster ein ganzes Set an eingängigen Stücken. Dies fängt bereits im Menü an, wo euch beruhigende, leise Klänge empfangen und das Ganze wie eine entfernte Erinnerung wirken lassen, während ihr schweigend durch die Kapitel eures Tagebuchs blättert. Auch die weiteren Untermenüs werden zum größten Teil mit verschiedenen Liedern untermalt und prägen sich schleichend in euer Gedächtnis ein. Gleiches gilt für die Kampfszenarien, deren Titel im Gegensatz zur Musik im Menü etwas schroffer klingen. Rundum ein schöner Soundtrack, nicht perfekt, aber deutlich über dem Durchschnitt. Bei der Sprachauswahl dürft ihr euch aussuchen, ob euch die Kriegswirren lieber in verständlichem Englisch oder in der Originalsprache Japanisch präsentiert werden sollen. Beide Synchronisationen weisen einen gehobenen Standard auf und können so die Emotionen der Charaktere auf den Spieler übertragen. Unterstützt wird das Ganze durch englische Untertitel.

Fazit

Eine Geschichte zwischen Hoffnung und Leid.
Eine Geschichte zwischen Hoffnung und Leid.

Im Grunde erwartet euch ein sehr solides und schönes Spiel mit einer ernsten Geschichte und ein paar netten Wendungen, ausstaffiert mit der ein oder anderen Intrige. Grafisch wurde das Ganze etwas aufpoliert, aber man sollte hier nicht zu viel erwarten. Der Soundtrack ist eingängig und fügt sich gut in das Gesamtkonstrukt ein.

Viele Neuerungen kann das Remaster allerdings nicht aufweisen. Zwar hält das Trophysystem Einzug in das Spiel, aber damit war es das auch schon an wesentlichen Neuerungen. Darüber hinaus enthält Valkyria Chronicles Remaster sämtliche bisher erschienenen DLCs, die es bereits für das Originalspiel gab. Viel Neues gibt es jedenfalls nicht zu entdecken, dafür startet das Remaster auch mit einem ordentlichen Kampfpreis, bei dem selbst Veteranen schwach werden könnten. Rundum eine gute Strategierollenspiel-Erfahrung, die ungefähr 40-50 Stunden lang unterhalten kann. Man könnte sagen, dass das Remaster die längst überfällige GOTY-Edition von Valkyria Chronicles ist.

Story: Ein interessanter Plot mit glaubwürdigen Charakteren in einem alternativen Europa der 30er-Jahre.

Gameplay: Ausgefeilte Rundentaktik mit abwechslungsreichen Missionen. Die taktische Tiefe leidet etwas unter den sehr starken Kommandofähigkeiten.

Grafik: Gut gealterte Anime-Engine, gespickt mit epischen Zwischensequenzen und malerischen Umgebungen. Das Ganze wird allerdings durch Texturflimmern und leichten Clipping-Fehlern getrübt.

Sound: Stimmiger und eingängiger Soundtrack, der durch seine Vielfalt überzeugen kann. Sprachausgabe in Englisch und Japanisch.