Am 29. März hob mein Flugzeug in Richtung Los Angeles ab. Square Enix hatte uns eingeladen, bei einem denkwürdigen Event live dabei zu sein. Bei Uncovered: Final Fantasy XV sollte am 30. März der Releasetermin von Final Fantasy XV enthüllt werden. Ein Spiel, dessen Entwicklung uns schon seit zehn Jahren begleitet. Im Jahre 2006 wurde Final Fantasy Versus XIII erstmals vorgestellt. Seitdem ist viel passiert – oder eben nicht viel, wie man es nimmt. Uncovered: Final Fantasy XV machte diesen steinigen Weg in vielerlei Hinsicht vergessen.
Ein Rückblick.
Als Hajime Tabata vor etwa drei Jahren die Arbeit an Final Fantasy Versus XIII übernahm, sah er sich einer Monsteraufgabe gegenüber. Er musste nicht nur ein großes Entwicklerteam neu organisieren und ein riesiges, unfertiges Spiel beenden. Er musste den Fans auch glaubhaft vermitteln, dass dieses neue Final Fantasy, das fortan Final Fantasy XV heißen sollte, wieder in der Lage ist, die Fans zu begeistern.
Als Final Fantasy Versus XIII einst angekündigt wurde, da war die Final-Fantasy-Welt noch einigermaßen in Ordnung. Final Fantasy X gilt wohl als allgemein anerkannt gut, auch wenn es nicht so magisch ist wie seine Vorgänger. Mit Final Fantasy X-2 sorgte Square Enix für viel Stirnrunzeln. Final Fantasy XII war kontrovers – ich übrigens mochte es sehr. Doch während Final Fantasy Versus XIII auf sich warten ließ, erschien die Final-Fantasy-XIII-Trilogie, die bei den wenigsten Fans als beliebt gilt. Und der Start von Final Fantasy XIV war ein Debakel.
Danach kam lange nichts, die Fans schwelgten in der Vergangenheit, spätestens jetzt wurde der Mythos Final Fantasy VII ein echter Mythos. Zwischendurch übernahm Hajime Tabata die Entwicklung von Final Fantasy Versus XIII und Square Enix stellte den Titel als Final Fantasy XV bei der E3 in einem begeisternden Trailer neu vor. Doch die Final-Fantasy-Fans waren da nicht mehr die gleichen wie 2006. Es herrscht Skepsis und Misstrauen.
Nun biegt Final Fantasy XV auf die Zielgerade ein.
Uncovered Final Fantasy XV elektrisierte.
Auch ich darf ehrlich zugeben, dass Final Fantasy XV für mich nur noch eines von vielen kommenden Mega-Spielen war. Ob es gut wird oder nicht? Mal sehen. Klar, ich würde es kaufen. Bestimmt auch zum Launch, es ist eben doch noch ein Final Fantasy. Vielleicht spiele ich es auch gleich zum Launch, aber vielleicht auch nicht. Mit der Vorfreude auf Final Fantasy X oder gar dessen Vorgänger ist das nicht vergleichbar.
Nach Uncovered hat sich das geändert. Ich hatte mehr als einmal Gänsehaut, während ich im Shrine Auditorium dem Programm folgte. Das lag mitunter vielleicht auch an dem gigantischen Rahmen. Mit 6.000 Menschen war das Shrine Auditorium gefüllt, 5.000 davon waren Fans. Aber das soll nicht schmälern, was Square Enix an diesem Abend ablieferte.
Schon als nach wenigen Sekunden ein gewisser Hironobu Sakaguchi die Bühne betrat, jubelte die Menge ein erstes Mal. Ein eigentlich ganz einfacher, aber kluger Schachzug von Square Enix. Der Vater von Final Fantasy ist wahrscheinlich gar nicht mehr in der Lage, ein Projekt wie Final Fantasy XV zu stemmen. Aber das er hier war und sprach, das war ein Zeichen an die Fans. Anschließend stand Yoshitaka Amano auf und verbeugte sich vor der Menge, dann sprach auch noch Nobuo Uematsu per Videobotschaft. Dass diese drei Männer hier waren, gab den Fans ein Gefühl der Geborgenheit und erinnerte sie nicht zuletzt an magische Zeiten.
Der Besuch von Sakaguchi, Amano und Uematsu war allenfalls symbolisch, aber er war kraftvoll. Ein guter Start. Ein gutes Zeichen: Seht her Leute, wir hören euch. Wir wissen, was ihr wollt. Ein anderer Mann, der Final Fantasy eigentlich auch zu dem machte was es heute ist, wurde hingegen nicht mal namentlich erwähnt. Es ist ein gewisser Tetsuya Nomura, der mit seinem Charakterdesign unter anderem Final Fantasy VII und Final Fantasy VIII den Stempel aufdrückte – und eben auch Final Fantasy Versus XIII…
Aus Fabula Nova Crystalis wird das Final Fantasy XV Universum!
Es folgten viele neue Gameplay-Eindrücke und immer wieder streute Square Enix gekonnt Fan-Service. Es ist so vermeintlich einfach – aber es bringt die Fans immer und immer wieder zum jubeln. Chocobos reiten. Man muss einfach Chocobos reiten dürfen. Man konnte in Final Fantasy VII Chocobos reiten, und wenn man in Final Fantasy XV Chocobos reiten darf, dann kann das nicht schlecht sein. Minispiele. Jeder will Minispiele. Die besten Teile der Serie hatten Minispiele, die selbst Menschen kennen, die das Spiel nie gespielt haben. Tetra Master, Blitzball und Co.
Und so wird es auch in Final Fantasy XV ein Minispiel geben. Wie es im Spiel genau aussehen wird, das wird man sehen müssen. Aber allein der Fakt, dass es wieder ein Minispiel geben wird, dass die Gruppe das ganze Abenteuer über an Raststätten spielen kann, sorgte für tosenden Applaus im Shrine Auditorium. Und diesmal kann man es sogar überall mit hinnehmen. Justice Monsters V heißt das Pinball-Spiel, das vorab auch schon auf iOS, Android und Windows Phones spielbar sein wird.
Eine Art Promo- und Begleitapp für ein derart großes Projekt, das ist inzwischen keine Überraschung mehr. Sehr wohl eine Überraschung waren die weiteren Ankündigungen.
Einen Anime oder gar einen neuen CGI-Spielfilm, das hatte ich nun wirklich nicht auf dem Plan. Für große Augen und offene Münder sorgten die Ankündigungen, dass all dies noch vor Final Fantasy XV erscheinen wird.
Square Enix trieb es sogar auf die Spitze: Die erste Episode des kostenlosen Anime Brotherhood: Final Fantasy XV war sofort am gleichen Abend verfügbar. Nicht nur Fan-Service und Promo, auch ein Zeichen: Seht her, wir haben gelernt. Was wir hier ankündigen, das kommt – es kommt sehr bald. Das hinterlässt ein gutes Gefühl.
Mit Kingsglaive: Final Fantasy XV trieb es Square Enix konsequent weiter. Dass es eine Schnittmenge bei Videospielfans, Autofans und Serienfans gibt, dürfte nicht überraschen. Und natürlich: Square Enix präsentiert einen Regalia-Audi und holt Game-of-Thrones- und Breaking-Bad-Darsteller auf die Bühne. Dieses Event war von vorne bis hinten durchdacht, aber es war alles andere als ein Hexenwerk. Es war Fan-Service pur, präsentiert übrigens von einem tollen, unterhaltsamen Moderatorenteam, wie ich finde.
Dazu gehört auch, dass alles, was an das große Scheitern der Serie erinnert, konsequent verbannt wird. Neben Tetsuya Nomura fand auch die Fabula-Nova-Crystallis-Legende keinen Platz mehr im Shrine Auditorium. Das neue große Ding heißt „Final Fantasy XV Universum“ und gipfelt allein in Final Fantasy XV, dem Spiel selbst. Und ein Song, der eigentlich Noctis gilt, fühlt sich fast schon wie ein lieblicher Ruf an: Stand by Me. Bleib bei mir. Sieh, wie viel Mühe ich mir gebe. Glaube an mich. Dein Final Fantasy XV. Gesungen von einer zugegebenermaßen fantastischen Florence Welch, der man ohnehin an den Lippen hängt.
Die offizielle Synopsis zu Kingsgraive: Final Fantasy XV:
Das magische Königreich Lucis ist die Heimat des heiligen Kristalls, doch das bedrohliche Imperium Niflheim kennt keine Gnade beim Versuch, den Kristall in ihren Besitz zu bringen. Seit Ewigkeiten herrscht bereits Krieg zwischen den beiden Nationen. Lucis‘ Hauptstadt Insomnia wird von Nyx Ulric und seinen Kameraden der königlichen Elitegarde „Kingsglaive“ gegen die überwältigende Militärmacht des imperialen Niflheim verteidigt. Doch um sein Königreich vor der endgültigen Eroberung durch die vorrückenden Truppen zu schützen, akzeptiert König Regis ein Ultimatum: Er muss alle Länder außerhalb der Mauern der Hauptstadt abtreten und seinen Sohn, Prinz Noctis, mit Lady Lunafreya, der von Niflheim gefangen gehaltenen, ehemaligen Prinzessin von Tenebrae verheiraten. Eine Intrige von Niflheim verwandelt Insomnia in ein atemberaubendes Schlachtfeld und zieht Nyx mitten hinein in einen Kampf um das Überleben seines Königreichs.
Die offizielle Synopsis zu Brotherhood: Final Fantasy XV:
Brotherhood: Final Fantasy XV ist eine brandneue Anime-Serie, die in fünf Episoden die außergewöhnlichen Freundschaften zwischen Kronprinz Noctis und seinen drei Kameraden Ignis, Prompto und Gladio in den Mittelpunkt stellt. Zuschauer sind damit optimal auf die abenteuerreiche Reise im actionreichen RPG vorbereitet.
Platinum Demo – eine Demo, die keine echte Demo ist.
Einziger Wermutstropfen war für mich die Platinum Demo. Versteht mich nicht falsch: Ich hatte viel Spaß damit. Sagen wir, sie bereitet mir Sorge, denn sie vermittelt meiner Meinung nach nicht, was Final Fantasy XV ist. Das soll sie auch gar nicht, aber sie ist nun mal die einzige frei zugängliche Demo zu Final Fantasy XV. Auch, wenn Hajime Tabata derartige Absichten derzeit nicht hat, so hoffe ich, dass Square Enix die erste Demo Episode Duscae noch ein letztes Mal anpasst und zum freien Download zur Verfügung stellt.
Magische Momente!
Als ich kurz vor Beginn der Show kurz vor der Rocketbeans-Kamera stand, fragte Colin mich, was meine Hoffnung in Sachen Final Fantasy XV ist. Ich sagte, ich hoffe auf ein magisches Final Fantasy. Eines, das im Kopf und im Herzen bleibt. Was dafür nötig ist, das kann ich nicht genau sagen. Aber Uncovered gab mir persönlich die Hoffnung auf ein neues, magisches Final Fantasy zurück.
Zwei kleine magische Momente hatte ich schon in Los Angeles. Als ich die Treppe in der Platinum Demo herunterlief, die vor zehn Jahren Noctis im allerersten Trailer zu Final Fantasy Versus XIII herunterlief, da hatte ich heftigst Gänsehaut. Das war am Vormittag des 30. März. Der zweite Moment spielte sich etwa zwölf Stunden später im Shrine Auditorium ab. Als nach einem unterhaltsamen und überraschenden Event der Releasetermin-Counter wieder zurück auf den bereits geleakten Termin sprang und es plötzlich Konfetti regnete, da war ich kurz glücklich.
Final Fantasy XV erscheint am 30. September weltweit für PlayStation 4 und Xbox One.
Übrigens: In der Pressemeldung von Square Enix fällt nur ein einziger Entwicklername, wenn auch nur ganz unten, im Copyright-Teil. Dort heißt es: „FINAL FANTASY XV © 2016 SQUARE ENIX CO., LTD. All Rights Reserved. MAIN CHARACTER DESIGN: TETSUYA NOMURA.“