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Im Test! Witch & the Hundred Knight: Revival Edition

Zum 3. März nun serviert uns Nippon Ichi Software die Wiedergeburt des Hundred Knight mit der Revival Edition. Ursprünglich bereits auf PlayStation 3 im März 2014 erschienen, liefert die Softwareschmiede für PlayStation 4 eine erweiterte Fassung des Action-RPG-Titels. Ob sich die Revival Edition von The Witch and the Hundred Knight auch diesmal behaupten kann, soll unser Test zeigen.

Es war einmal… wtf!

Märchenwelt
Märchenwelt

In einer kleinen Hütte tief in einem unwirtlichen, giftigen Sumpf lebt die recht eigensinnige Hexe Metallia. Geheimnisvoll gebunden an diesen Sumpf bekommt sie nur wenig von der Außenwelt mit, einzig ihr Diener Arlecchino verweilt bei ihr und kümmert sich um die täglichen Bedürfnisse Metallias mit mehr oder weniger großem Enthusiasmus.

Von Zeit zu Zeit verirren sich Wanderer in diese unwirtliche Gegend und erfahren am eigenen Leib, wie unberechenbar ihre Gastgeberin sein kann. Jedoch wünscht sich Metallia, mehr von der Welt zu sehen und die Schranken, die sie festhalten, zu durchbrechen. Die Frage ist nur, wie.

Doch die Hexe mit dem übergroßen Ego wäre keine große Hexe, wenn sie keinen Ausweg wüsste. So las sie in einem ihrer alten Folianten über eine uralte Beschwörung, mit deren Hilfe sie die Grenzen ihres Sumpfes durchbrechen und gleichzeitig diesen über die gesamte Welt verteilen kann: Der Hundred Knight, eine so mächtige und alte Kreatur, dass sie bereits von den meisten vergessen wurde.

Dieses magische Wesen seid ihr. Im Gegensatz zu der beschriebenen Kreatur seid ihr nur ein kleiner, folgsamer Schatten mit einem Minimum an Intelligenz, der von Metallia auserkoren wird. Mit dem Beginn der Beschwörung fängt für euch ein Märchen der anderen Art an, in der nicht der Prinz oder die schöne Prinzessin das zentrale Thema spielen, sondern eine kleine Manafackel mit ungeheurer Kraft und eine Hexe, welche gewillt ist, diese in die für sie vorteilhaften Bahnen zu lenken.

Kämpfen macht hungrig

Bosse sind geringfügig größer.
Bosse sind geringfügig größer.

Anders als bei den von Nippon Ichi sonst so bekannten Spielen handelt es sich bei The Witch and the Hundred Knight nicht um ein klassisches Strategie-Rollenspiel, sondern um einen actionbasierten Ableger des Genres. Beginnend mit der Beschwörung startet ihr direkt in das Tutorial. Hier werden euch erst einmal die grundlegenden Feinheiten der Steuerung und des Kampfsystems gelehrt. In Echtzeit schnetzelt ihr euch durch Gegnergruppen und sammelt so Erfahrung und neue Gegenstände.

Stichwort Gegenstände: Der Hundred Knight kann bis zu fünf Waffen sowie jeweils zwei Rüstungsgegenstände und zwei Accessoires gleichzeitig führen. Egal was für eine Waffe ihr findet, man kann diese generell einer von drei Kategorien zuweisen. Für wen das nach dem traditionellen Schere-Stein-Papier-Prinzip klingt, der behält recht. Je nachdem, mit welcher Waffengattung ihr den Monstern entgegentretet, macht ihr mal mehr und mal weniger Schaden. Es ist daher ratsam, für den richtigen Gegner die richtige Waffe parat zu haben.

Glücklicherweise macht es euch der Entwickler einfach, da ihr bis zu drei Sets zu je fünf Waffen führen dürft und diese frei zwischen den Gegnern wechseln könnt. Allerdings hat nicht nur das Angriffsattribut Einfluss auf die Schadenshöhe, auch die richtige Anordnung der Waffen innerhalb eines Sets kann für eine höhere Schlagkraft sorgen. Hierfür entscheidend sind die kleinen Piktogramme, welche von eins bis fünf durchnummeriert sind.

Besucher werden gut bewirtet.
Besucher werden gut bewirtet.

Ordnet man diese Waffen entsprechend der nummerischen Reihenfolge, ergeben sich so höhere Schadensmultiplikatoren. Bei der defensiven Ausrüstung verhält es sich nicht ganz so wirr. Wie bereits erwähnt, könnt ihr jeweils zwei Accessoires und Rüstungsteile anlegen. Während erstere dafür sorgen, dass eure Resistenzen oder Angriffsattribute prozentual verstärkt werden, sorgen letztere für einen erheblichen Anstieg eurer Verteidigung.

Komplett ausgerüstet geht es dann auch zügig in die Schlacht. Über eine zweidimensionale Karte wählt ihr das jeweilige Areal aus und werdet anschließend zu dieser Ortschaft teleportiert. Wer jetzt allerdings meint, sich mit der uneingeschränkten Kraft des Hundred Knight ohne Konsequenzen durch die Monsterhorden pflügen zu können, der irrt. Als beschworenes Wesen unterliegt ihr gewissen Beschränkungen.

In diesem Fall resultiert dies in mehreren Anzeigen, die uns das Kämpfen ein wenig schwerer machen wollen. Herausstechend ist hierbei die Anzeige für die eigene Energie, genannt GIGAcal. Diese Kalorienanzeige nimmt beständig ab. Je nach Umstand kann diese langsam oder aber auch rapide absinken. Erreicht der Wert der Kalorienanzeige den Nullpunkt, geht es langsam aber stetig auch eurer Lebensanzeige an den Kragen. In Verbindung mit Zuständen wie Gift kann euch das in ernste Schwierigkeiten bringen.

Der Hundred Knight ist zwar unsterblich, aber mit jedem Tod verliert ihr gesammelte Gegenstände, und da ihr eh schon nur begrenzten Platz zum Einstecken der Gegenstände besitzt, ist jeder Verlust eines guten Gegenstandes schmerzhaft. Um dem entgegenzuwirken, stehen euch verschiedene Möglichkeiten zur Wahl, eure Energieleiste wieder zu füllen. Diese Reichen vom simplen Nutzen eines Gegenstandes bis hin zum kompletten Verdauen von geschwächten Monstern in Form eines kurzen Minispiels. Neben dieser beständigen Last gibt es auch noch eine AP-Anzeige, die abnimmt, sobald ihr stärkere Angriffe ausführt, und eine allgemeine Ausdaueranzeige, die sich beim Angreifen und Verteidigen automatisch leert.

Dialoge von der Straße.
Dialoge von der Straße.

Zwar sagt man, dass Angriff die beste Verteidigung sei, dennoch ist es manchmal ganz nützlich, defensive Fertigkeiten einsetzen zu können. So kann der Hundred Knight neben der allgemein üblichen Verteidigungshaltung besondere Ausweichschritte mittels Quicktime Events ausführen. Einmal geglückt, verlangsamt sich die Zeit um euch herum und ihr könnt besonders hohen Schaden austeilen.

Allerdings wird auch dies nicht vollkommen ausreichen, um euch unbeschadet durch die verschiedenen Zonen zu führen. Hier schaffen die Tochkas Abhilfe, kleine Wesen, die ihr beschwören könnt und die einzigartig in ihren Funktionen sind. So ist der eine gut, um magische Tore wegzusprengen, während ihr mit dem anderen Areale erreicht, die ihr auf normalem Weg nicht hättet erreichen können. Mit all diesen Fähigkeiten und Beschränkungen gilt es letzten Endes abzuwägen, ob ihr das Gebiet noch schafft, oder ob es nicht ratsam wäre, das Areal zu verlassen, um einen kurzen Abstecher in die eigene Basis zu machen.

»Die Revival Edition von The Witch and the Hundred Knight kommt mit einigen kleineren und größeren Neuerungen daher.«

Dort könnt ihr eure Gegenstände verbessern, neue kaufen und gefundene Ausrüstung anlegen. Es lohnt sich und glücklicherweise geht euch hierbei kein Fortschritt aufgrund der intelligent gesetzten Wegpunkte verloren. Während ihr euch so durch die Gegend pflügt und Gegenstände einsammelt, fallen euch gelegentlich farblich hervorstechende Ausrüstungsgegenstände vor die Füße, wobei jede der vier möglichen Farben eine Raritätsstufe darstellt. Diese Gegenstände rangieren von der billigen Standardausführung bis hin zu seltenen, legendären Gegenständen, deren Macht die von normalen Gegenständen weit übersteigen.

Nicht nur durch die Farbe unterscheiden sich diese, auch die Attribute und die Anzahl der Aufstufungen, die ihr für den jeweiligen Gegenstand per Alchemie durchführen könnt, variieren. Alchemie? Ja Alchemie, eine Neuerung, die mit der Revival Edition Einzug findet und die im nächsten Abschnitt neben anderen Neuerungen beleuchtet wird.

Einen Turm in Ehren kann niemand verwehren?

Tower of Illusion
Tower of Illusion

Die Revival Edition von The Witch and the Hundred Knight kommt mit einigen kleineren und größeren Neuerungen daher. Wie bereits kurz angeschnitten, ist die Alchemie eines dieser neuen Features. Der Zweck ist simpel, die Alchemie dient dazu, eure Ausrüstung stärker zu machen. Dies kann durch simple Attributerhöhung erreicht werden, aber auch durch nette kleine Extras wie der Erhöhung der Droprate für Gegenstände.

In der Alchemie geht allerdings nichts ohne Opfer und Zutaten. Habt ihr euch für einen Gegenstand entschieden, müsst ihr im gleichen Zug einen Gegenstand opfern, um diesen zu verstärken. Einen Teil der Attribute des geopferten Gegenstandes gehen dabei auf den neuen über. Für die Fusion werden allerdings zusätzlich noch Katalysatoren benötigt. Diese verleihen dem Gegenstand neben einer normalen Attributerhöhung, wie bereits erwähnt, auch besondere Eigenschaften. Besondere Items sind meistens besonders selten zu finden – in diesem Fall sogar nur im neuen Turm der Illusionen.

Beim Turm der Illusionen handelt es sich um ein Areal, welches ihr etappenweise erklimmt. Zu Anfang wählt ihr einen Gegenstand aus, welchen ihr dem Turm als Opfer darlegt. Dieser Gegenstand regelt die Stärke der Gegner und die Dropraten der Items. Es lohnt sich also, auch mal einen legendären Gegenstand zu opfern. Alle zehn Stufen tretet ihr einem Boss entgegen. Mit jedem abgeschlossenen Kapitel in der Hauptgeschichte schaltet ihr eine neue Etappe frei.

Feuer sprühe, Kessel glühe!
Feuer sprühe, Kessel glühe!

Das Metzeln durch die einzelnen Level kann mitunter einseitig sein. Dies wird durch einen alternativen Handlungsstrang und kleinere Plaudereien aufgelockert. Des Weiteren ist es hier möglich, Metallia über das Tochka-Menü zu beschwören. Mit dieser könnt ihr euch dann für einen bestimmten Zeitraum quer durch die Ebene metzeln und mächtige Zauber ausführen. Diese Beschwörung sollte mit Bedacht gewählt werden, da sie nur für die gewählte Ebene gilt und bei einem Aufstieg in die nächste verschwindet.

Die jeweilige Anzeige für die Metallia-Beschwörung muss dann erst wieder durch Kämpfe gefüllt werden, bevor ein weiterer Einsatz möglich ist. Neben diesen größeren Änderungen kommen auch kleinere daher. So wurden zum Beispiel das Tochka- und das Item-Menü auf das Touchpad verlagert. Mit den freigewordenen Schultertasten kann man nun gemütlich zwischen den Waffensets wechseln.

Natürlich wurde dem Spiel auch eine Überholung der quietschbunten Welt gegönnt. So wurde die Optik etwas für PlayStation 4 aufpoliert und an die Fähigkeiten der Konsole angepasst. Man sollte dennoch auch hier keine High-End-Grafikbombe erwarten. Stattdessen könnt ihr euch auf eine Welt freuen, die durch ihre bunte Farbpalette glänzt, auch wenn leider die doch recht unübersichtlichen Überdeckungen wie Baumwuchs nicht überarbeitet wurden. Man verliert also nach wie vor ab und zu die Orientierung.

Gut gefüllt ist halb gewonnen.
Gut gefüllt ist halb gewonnen.

Die Areale sind riesig und in ihrer Wesensart recht unterschiedlich gestaltet. So bewegt ihr euch anfangs durch Wälder und kleine Dörfer, dürft später dann aber durch Wüsten, Gebirge und Städte spazieren. Die Performance-Probleme der PlayStation-3-Fassung sind dahingehend ausgemerzt und ihr dürft euch an flüssigem Spielspaß erfreuen.

Bei der musikalischen Untermalung hat sich nicht viel geändert – musste es auch nicht. Die Stücke wechseln zwischen poppigen Melodien bis hin zu gefühlvollen Balladen und fügen sich wohlwollend in die Szenerie ein. Leider stören gelegentliche Soundaussetzer den Spielfluss.

Ende gut, alles gut?

Wie bei der PlayStation-3-Fassung gilt auch bei der Revival Edition für PlayStation 4, dass das Spiel seine Zeit braucht, bevor es sich wirklich entfaltet. Gerade das Kampfsystem gibt seine Stärken erst im Verlauf der Geschichte in vollem Umfang preis. Die Charaktere wachsen über diesen Zeitraum ans Herz, gerade Metallia, welche fast schon wie ein South-Park-Charakter im Minutentakt flucht, ausrastet und ihre Untergebenen anschreit, wird mit der Zeit äußerst sympathisch.

»Eventuelle Neukunden können ruhig zugreifen, sie erwartet ein schönes Spiel, welches mit einer ungefähren Gesamtspieldauer von 40-50 Stunden aufwarten kann.«

Grafisch gesehen ist das Spiel auch auf PlayStation 4 kein Meilenstein und man hätte sicherlich mehr daraus machen können. Die Neuerungen fügen sich gut ein, aber man hätte stärker am Balancing feilen sollen. Besucht man ab dem Ende des zweiten Kapitels regelmäßig den Turm der Illusionen und nutzt anschließend die Alchemie, um die Gegenstände weiter zu verbessern, ist man in der Hauptgeschichte meist unbesiegbar und selbst Bossgegner können teilweise keinen Schaden verursachen.

Aber es heißt ja „für jedes Wehwehchen gibt’s ein Mittelchen“ und so kann man dem niedrigen Schwierigkeitsgrad mit dem Verstärken der Gegner, was ab Mitte der Geschichte möglich ist, entgegenwirken.

Lohnt sich aber ein erneuter Kauf? Eine schwierige Frage. Die Performance wurde deutlich verbessert, die neuen Inhalte und kleinen Anpassungen fügen sich gut ein. Grobe Fehler scheint es nicht mehr zu geben. Die Soundaussetzer hie und da sind zwar störend, aber kein Hindernis. Wer allerdings bereits mit der PlayStation-3-Fassung zufrieden war, sollte sich überlegen, ob ein erneuter Kauf wirklich lohnenswert ist. Eventuelle Neukunden, wie ich, die bereits Interesse an der Ursprungsfassung hatten, können ruhig zugreifen, sie erwartet ein schönes Spiel, welches mit einer ungefähren Gesamtspieldauer von 40-50 Stunden aufwarten kann. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß mit der unflätigen Hexe.

Story: Düster und geheimnisvoll, gespickt mit schwarzem Humor und einem Wortschatz der South Park erblassen lassen könnte.

Gameplay: Actionreiches Gameplay. Unzählige Waffen in verschiedenen Raritätsstufen und die Möglichkeit, diese durch das Alchemiesystem zu verbessern.

Grafik: Quietschbunte 2D-Umgebung gepaart mit 3D-Objekten der letzten Generation. Die Performance-Einbrüche der PlayStation-3-Fassung wurden beseitigt.

Sound: Dual Audio in Englisch und Japanisch, beide Vertonungen auf gutem Niveau. Die musikalische Untermalung fügt sich harmonisch in das Geschehen ein.

Sonstiges: Riesige Gebiete, die teilweise durch Tochka-Fähigkeiten erweitert werden. Der Turm der Illusionen als neues Areal mit einer separaten Geschichte.