Selbst wenn man in er Regel nichts mit Senran Kagura am Hut hat, so weiß doch so ziemlich jeder, der sich nur annähernd mit Videospielen beschäftigt, worum es geht, beziehungsweise was einen erwartet, sobald man den Namen hört. Nach vielen portablen Ablegern erscheint der neueste Teil der Serie, Estival Versus, erstmals auch für die Heimkonsole PlayStation 4. Um sämtliche Vorteile ausnutzen zu können, haben wir selbstverständlich die Heimkonsolen-Fassung getestet. Wie das Ganze ausgegangen ist, erfahrt ihr im Test.
Dass man nicht eine bahnbrechende Story bei dem Hack-’n‘-Slash-Abenteuer mit Asuka und Co. erwarten kann, sollte vielen klar sein, doch Estival Versus ist leider auch kein Vorzeigemodell, wenn es bloß um durchschnittliche Geschichten geht. Sämtliche Shinobi-Schüler treffen aufeinander und werden in einer Parallelwelt auf den Kampf gegen einen Dämon vorbereitet, dem es danach dürstet, die Erde zu zerstören.
Doch worum es eigentlich geht, wird schnell vergessen und durch teils doch recht witzige Dialoge ersetzt. Nicht selten enden diese Streitgespräche, welche die meiste Zeit in irgendeiner Weise die weibliche Anatomie mit einbeziehen, in einem Kampf. Um ehrlich zu sein ist dies beinahe immer der Fall, wodurch der rote Faden deutlich auf der Strecke bleibt. Das ist am Anfang einer Spielsession immer wieder ganz okay, doch auch die Schmunzler, die manches Mal geboten werden, verhelfen nicht zu einem Zock-Marathon.
Das Hauptaugenmerk liegt aber, wie bereits erwähnt, bei einem Spiel wie diesem nicht auf der Geschichte, sondern auf den Charakteren. Erstmals in voller Pracht präsentieren sich die Mädchen und ihre Rundungen auf einer Heimkonsole, was ordentlich Pluspunkte einbringt. Über die Physik lässt sich streiten, denn in der Regel hätten die meisten Protagonisten extreme Rückenschmerzen bei dem Gewicht, das sie mit sich tragen müssen, ganz besonders bei all den verschiedenen und kraftaufwendigen Manövern, die regelrecht für eine Hüpfburg-Orgie sorgen.
Im Kampf darf das jedoch nicht die Sorge sein. Mit verschiedenen Waffen, Fähigkeiten und Kombos kämpft ihr euch durch Gegnerhorden im Dynasty-Warriors-Stil. Natürlich sind auch diese Untertanen Shinobi-Anhänger, nur eben von der extrem schwachen und sehr schwachen Sorte. Und hier haben wir ein kleineres Problem, was bei einem Hack-’n‘-Slash-Spiel schon nervig sein kann: Man kann verschiedene Kombos ausführen, die Anzahl ist jedoch sehr gering und nach jeder Kombo herrscht für eine Sekunde gefühlt eine Pause, als sei der eigene Charakter müde und müsse ein oder zwei Mal ein- und ausatmen. Das stört gewaltig, da ein Titel dieser Art vom Gameplay her ganz einfach flüssig sein muss!
Zum Glück gibt es Alternativen, die jedoch nur mit der Shinobi-Transformation möglich sind. Während ihr in eurer Shinobi-Form kämpft, könnt ihr Spezialangriffe ausführen, allein oder aber auch mit euren KI-Partnern, die deutlich mehr Schaden austeilen und in der Regel auch mehr Gegner treffen. Im Übrigen füllt diese Verwandlung auch eure Energie-Leiste auf, es sei also empfohlen, diese zu benutzen, wenn es mal knapp wird.
Apropos KI: Die Kämpfe beziehungsweise Missionen wechseln sich gut ab. Mal müsst ihr Horden besiegen und im Anschluss einen anderen Protagonisten, so gesehen den Boss eines Levels. Ein anderes Mal müsst ihr aber eventuell nur gegen eben jene starken Gegner kämpfen, dafür aber dann mehr von der Sorte. Dabei gibt es Schlachten, die ihr nicht alleine bestreiten müsst, was ziemlich hilfreich ist, denn die künstliche Intelligenz hat an dieser Stelle ein großes Lob verdient, sie handelt meisten richtig und passt sich eurem Spielstil an, sodass ihr immer mit Unterstützung rechnen könnt. Das gilt natürlich für beide Seiten, Vorsicht also!
Bei einem Kampf selbst reißt ihr den Mädels, wie könnte man es auch anders erwarten, nach und nach die Klamotten vom Leib. Ist euer finaler Schlag eine Spezialattacke, gebt ihr euren Gegnern die komplette Blöße und nur ein Funkeln bedeckt die intimsten Stellen. Bei diesen Szenen ist mir manches Mal doch eine gewisse Scham aufgekommen, da eure Gegner in einer doch recht reizvollen Position landen, wenn sie besiegt worden sind, die, sollte man jemals daneben (oder eben auch dahinter) stehen, extrem einladend wirken – oder aber auch nicht.
An Inhalt mangelt es Senran Kagura: Estival Versus überhaupt nicht, denn neben der Hauptgeschichte gibt es noch für jedes Mädchen eine Art Hintergrundstory mit jeweils fünf Missionen. Bei über 30 spielbaren Charakteren kommt da schon einiges zusammen. Des Weiteren gibt es für Spieler, die die Herausforderung suchen, noch sogenannte Spezial-Missionen, deren Schwierigkeitsgrad deutlich höher ist.
Wer etwas für das Auge braucht, für denjenigen ist die Umkleide genau das Richtige. Hier könnt ihr allen Mädchen die verschiedensten Klamotten an- oder auch ausziehen. Vom Freizeitlook bis hin zum Bikini-Outfit ist alles dabei. P.S.: Der rechte Stick bringt alles zum BEBEN!
Auch die Galerie des Spiels hat einiges in petto. Ihr spielt im Spiel selbst vieles frei, darunter sämtliche Hintergrundbilder, die euch begegnen, Musikstücke, Videos und auch besagte grenzwertige Schlussszenen eines Kampfes kann man hier rauf und runter abspielen lassen.
Kaum zu glauben, aber wahr: Der Online-Modus ist sehr passabel und macht extrem viel Spaß – wenn man geübt ist. Es liegt an euch, ob ihr einen Raum eröffnen oder schnell irgendwo beitreten wollt. Schnell noch den (Lieblings-)Charakter auswählen, wenn er nicht schon vergriffen ist, und los geht es. Bei einem 3-K.O.-Match gewinnt derjenige, der zuerst drei Gegner geschlagen hat. Solltet ihr einmal besiegt worden sein, spielt ihr in der Zeit, während euer Charakter sich „auflädt“, einen zufällig ausgewählten Shinobi-Untertan, mit dem ihr in der Zeit zumindest euren Mitspielern auf die Nerven gehen und eventuell leichten Schaden anrichten könnt.
Alles zusammen ergibt ein Spiel, das die Grenzen der weiblichen Scham bis zum Maximum austestet und Fanservice pur ist. Die Geschichte ist leider immer nur für kurze Spielstunden unterhaltsam, die wenige Abwechslung zwischen den Missionen ist, auch aufgrund der Konversationen, schon nervig. Über die Optik lässt sich nicht streiten, prall und gutaussehend, mehr muss dieses Spiel nicht in dieser Hinsicht bieten und das tut es wirklich gut, wenn wir jetzt mal gewisse Hydraulik-Rechnungen und Co. weglassen. Ob man mit manch schärferem Blick zufrieden oder doch sehr geschockt ist, muss man selbst wissen, doch die Masse an Inhalt (ja, wirklich nur der Inhalt jetzt!) und der hervorragende Online-Modus wissen zu unterhalten. Abschließend würde ich trotz all dem sagen: Senran Kagura: Estival Versus ist nur für Fans der Reihe geeignet und legt nicht viel Wert darauf, neue Fans für sich zu gewinnen.
Story: Verliert oft den roten Faden, wird durch witzige Gesprächssequenzen mehr oder weniger am Leben gehalten.
Gameplay: Actionreiche Schlachten mit ein paar coolen Features, die jedoch durch kleine, nervige Pausen an Spielfluss verlieren.
Grafik: Außer den Charaktermodellen, die wirklich 1A geformt und gestaltet sind, wird nicht viel geboten.
Sound: Die Galerie bietet nach erfolgreichem Freischalten eine große Auswahl der verwendeten Tracks, Ohrwürmer sind jedoch nicht dabei.
Sonstiges: Umkleide und Galerie sind prall (!) gefüllt und ein kleiner Augenschmaus.
Autor: Shorti