Nichts eignet sich perfekter für einen neuen Musou-Titel als eine Serie, die Krieg in den Mittelpunkt stellt. Das scheint sich auch Koei Tecmo gedacht zu haben und man machte sich daran, The Heroic Legend of Arslan ein Videospiel zu verpassen, basierend auf dem Anime, der letztes Jahr in Japan ausgestrahlt wurde. Seinen Anfang machte Arslan übrigens in Roman-Form 1986. Woraufhin Filme, OVA, ein Sega-Mega-CD-Spiel und eine Manga-Umsetzung folgten.
Eine komplette Neuauflage, gezeichnet von Hiromu Arakawa (Fullmetal Alchemist), erfolgte 2013 und läuft bis heute aktiv in einem japanischen Magazin. Sowohl der dazugehörige Anime als auch Koei Tecmos Spielumsetzung richten sich dabei nach dem aktuellen Design. Arslan: The Warriors of Legend, so der Titel des Spiels, wird es hierzulande digital für PlayStation 3 und PC (Steam) und auch im Handel für PlayStation 4 und Xbox One geben. Wir haben für euch die PlayStation-4-Version etwas genauer unter die Lupe genommen!
Eine verheerende Niederlage
Die Geschichte von Arslan: The Warriors of Legend spielt in einem historischen Zeitalter, vermischt mit einer Portion Fantasy. Arslan, der junge Prinz von Pars, erlebt im Alter von nur 14 Jahren seinen ersten Krieg mit, angeführt wird dieser von seinem Vater, dem König. Allerdings endet der Kampf alles andere als erwartet und die Armee des Königs wird, durch eine geschickte Taktik und Verrat aus den eigenen Reihen, komplett zerschlagen. Nur mit Hilfe des fähigen Kriegers Daryun kann Arslan dem Horror entkommen, ist aber dazu gezwungen, sein Königreich zurückzulassen. Um dieses zurückzugewinnen, muss Arslan neue Gefährten finden und eine Armee zusammenstellen, was sich als alles andere als leicht herausstellt.
Verrat, Sklaverei und Schlachten zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen spielen eine wichtige Rolle in der Handlung und mittendrin befindet sich der junge Prinz Arslan, der alles andere als für den Kampf geeignet scheint. Der Story-Modus erzählt euch die Geschichte auf eine lebendig wirkende Art und Weise, die schnell zu fesseln weiß. Gewechselt wird hierbei zwischen Animeszenen und Zwischensequenzen, die im Cel-Shading-Grafikstil gehalten sind. Besonders schön dabei anzusehen ist der flüssige Übergang in das Spielgeschehen und auch wieder in den nächsten Handlungsabschnitt hinein. Einen Ladebildschirm gab es während des gesamten Story-Modus nur zweimal zu sehen, ansonsten wurden die Ladezeiten in den Animeszenen versteckt und fielen somit nicht auf.
Da der Story-Modus sich sehr nah an den Anime lehnt und sogar ganze Szenen und Gespräche übernimmt, wird es sicherlich für Kenner nicht ganz so spannend werden. Allerdings passiert das Ganze in einer Kurzfassung und gerade durch die Schlachten, in denen ihr selbst eingreift, geht das Spiel manchmal seine eigenen Wege. Es ist also nicht komplett gleich gestaltet.
In den Szenarien des Story-Modus werden euch die Charaktere vorgegeben, die ihr steuert. Zudem passiert es sehr oft, dass ihr je nach Situation und erledigter Aufgabe automatisch den Charakter wechselt und euch plötzlich auf einem ganz anderen Teil des Schlachtfeldes wiederfindet. In einem der Anfangsszenarios beginnt ihr zum Beispiel mit Arslan. In dem Moment, als er von jemanden aufgehalten wird, wechselt euer Charakter zu Daryun und ihr müsst euch durch das Schlachtfeld schlagen, um Arslan zur Rettung zu eilen.
Auf in die Schlacht
Arslan: The Warriors of Legend setzt auf die altbewährte Musou-Formel, in die man als Kenner von Spielen wie Samurai Warriors oder Dynasty Warriors schnell hinein findet. In erster Linie heißt das, dass ihr über Schlachtfelder zieht (zu Fuß oder auf einem Pferd) und euch durch tausende von Gegnern schlägt, mittels unterschiedlicher Angriffe und Kombos. Da bleibt kontinuierliches Button-Mashing natürlich nicht aus. Unterschieden wird zwischen normalem Angriff und starkem Angriff, womit eine ganze Reihe an Attacken ausgeführt werden kann. Dazu gesellt sich die typische Spezialattacke, die zur Verfügung steht, sobald sich die dafür vorgesehene Leiste genug gefüllt hat.
Um die Sache spannender zu gestaltet, werdet ihr während eines Kampfes Missionen erfüllen müssen. Diese sind gerne einmal mit einem Zeitlimit versehen, aber auch eine Auswahl anderer Anforderungen kann mit enthalten sein. Erfüllt ihr eure Aufgabe gut, winkt euch ein entsprechend höherer Rank als Belohnung, der mit in die Endbewertung eurer Leistung einfließt. Wie insgesamt abgeschnitten wurde, wird am Ende eines Szenarios gezeigt.
Sehr spaßig, allerdings auch etwas übertrieben, ist der sogenannte Mardan-Rush. Aktiviert werden kann dieser Modus nur auf den dafür gekennzeichneten Feldern, die entweder durch die Handlung oder zufällig im Kampf auftauchen. Innerhalb eines Zeitlimits befehligt ihr eine ganze Armee, die alles und jeden dem Erdboden gleich macht, was ihr in den Weg gerät. Auf diese Art und Weise werden auch Blockaden zerstört, um weiterzukommen. Insgesamt gibt es drei verschiedene Arten des Mardan-Rush – zu Pferd, zu Fuß oder ihr wählt aus der Entfernung ein Ziel aus, um Bogenschützen die Arbeit machen zu lassen.
Einen Nachteil hat der Mardan-Rush allerdings. Wenn ihr gerade damit beschäftigt seid, die Dialoge im Kampf zu lesen, dann wartet lieber damit ab, diesen zu aktivieren, weil die Gespräche sonst im Hintergrund weiterlaufen, ohne dass ihr die Textbox sehen könnt. Zwar sind die Stimmen noch zu hören, aber das nützt herzlich wenig, da es nur japanische Sprachausgabe gibt. Wer da nicht gerade Japanisch versteht, wird das Szenario noch einmal spielen müssen, um die verpassten Dialoge nachzuholen.
Jeder Charakter hat eine Auswahl für ihn typischer Waffen (Schwerter, Bögen, Dolche,…) parat, die per Knopfdruck hin und her gewechselt werden können. Es ist sogar möglich, den Waffenwechsel in eine Kombo miteinzubeziehen, was Bonuspunkte einbringt. Je häufiger eine Waffe verwendet wird, um so höher steigt ihre Stufe. Nach und nach werden so neue Weapon Arts freigeschaltet, die mit Effekten wie zum Beispiel Feuer oder Miasma versehen sind. Rüstet ihr diese aus, ändert sich entsprechend die Art der auszuführenden Angriffe.
Natürlich darf das klassische Aufleveln der Charaktere nicht fehlen. Umso mehr Gegner erledigt werden, umso mehr Erfahrungspunkte werdet ihr erhalten, die bestimmen, wie weit die Stufe eines Charakters ansteigt. Für eine zusätzliche Verstärkung sorgen Fähigkeitenkarten, die entweder zufällig im Kampf hinterlassen und eingesammelt werden können oder nur unter bestimmten Voraussetzungen zu erhalten sind. Es gibt über 200 Karten, mit Motiven aus dem Anime. Ein Charakter kann je drei Stück davon ausrüsten. Bestimmte Karten-Kombinationen sorgen dabei für eine Steigerung der Effekte. Doppelte Karten könnt ihr entweder verkaufen oder miteinander verschmelzen, um eine andere, zufällige Karte zu erhalten.
Etwas ungewöhnlich für diese Art von Spiel ist das enthaltene Koch-System. Erfüllt ihr die entsprechende Bedingung innerhalb eines Szenarios, ist es möglich, eines von vielen Rezepten zu finden. Vor einem jeden Kampf kann der Koch aus Arslans Gruppe eines der bereits erlangten Rezepte zubereiten, was den darin enthaltenen Effekt in Kraft setzt. Hierzu zählen diverse Status-Boosts, aber auch eine Erhöhung von Erfahrung und Ähnliches. Je nach Art des Gerichts wird allerdings auch mehr Geld benötigt.
Im Free Mode lassen sich alle Szenarien des Story-Modus noch einmal mit einem Charakter eurer Wahl spielen. Zudem gibt es eine ordentliche Anzahl an Zusatzszenarien, in denen ihr Momente nachspielen könnt, die aus dem Manga und der Roman-Reihe entnommen wurden. Einige davon gestalten sich recht spannend, da sie Action-Adventure-Elemente enthalten. Da gilt es mal, Gegnern ohne gesehen zu werden zu folgen und ihre Gespräche zu belauschen, eine Leiter hochzuklettern oder über Abgründe zu springen. Es ist eine gelungene Abwechslung, die auch groß und breit vorgestellt, aber letztendlich viel zu wenig genutzt wurde.
Wer Lust hat, kann den Free Mode auch mit einer weiteren Person im Koop-Modus spielen. Zwar verkleinert es alles ein wenig, was sich vor allem bei der Minimap bemerkbar macht, aber Koei Tecmo hat in diesem Fall daran gedacht, die Textbox so zu setzen, dass sie dem zweiten Spieler nicht ständig im Weg ist. Das sah in Warriors Orochi 3 noch ganz anders aus…
Solltet ihr gerade niemanden zum Mitspielen auftreiben können, besteht auch noch die Möglichkeit, online mit anderen Spielern zu zocken.
Genug Inhalt für länger anhaltenden Spielspaß bietet Arslan: The Warriors of Legend leider nicht. Nach den circa 14 Stunden, die ihr mit dem Story-Modus verbringt, steht euch lediglich der Free Mode und der Online Mode zur Verfügung. So etwas wie ein Challenge Mode oder Minispiele sucht man hier vergeblich. Dazu kommt, dass die Schauplätze sich oft wiederholen, da es einfach nicht genug Auswahl gibt (insgesamt neun Schauplätze). Etwas besser sieht es bei den spielbaren Charakteren aus, die im Laufe des Story-Modus nach und nach freigeschaltet werden können. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle wichtigen Figuren der Serie mit dabei, aber auch einige etwas seltsame Entscheidungen befinden sich darunter in Form von eher unwichtigen Charakteren. Im direkten Vergleich mit anderen Musou-Spielen sind 15 spielbare Charaktere allerdings trotzdem eine eher magere Anzahl.
Was besonders für die Fans von The Heroic Legend of Arslan sein könnte, ist die Enzyklopädie, in der Charakter- und Szenarien-Beschreibungen, ein Lexikon mit Begriffen und Erklärungen, sowie eine Zeitleiste der Ereignisse zu finden sind. In der Galerie lassen sich zudem unter anderem die Charakter-Modelle ansehen, Stimmen anhören, Kostüme wechseln oder auch Hintergrundbilder einstellen.
Die Geschwindigkeit des Spiels lässt sich als sehr angenehm bezeichnen und macht das Überqueren der riesigen Schlachtfelder sehr motivierend. Gerade mit dem Pferd seid ihr schnell unterwegs und nehmt nebenbei noch mal eben so einige hundert Gegner mit. Leider bedeutet das nicht, dass ihre eure Kämpfe komplett ohne Probleme bestreiten werdet, denn es kann schon einmal gerne zu kleineren Rucklern und Framerate-Einbrüchen kommen. Insgesamt ist es beeindruckend mitanzusehen, wie viele Gegner auf den Bildschirm passen im direkten Vergleich mit einem PlayStation-3-Musou-Spiel. Es funktioniert zwar nicht immer perfekt und man erlebt hie und da ein paar Pop-ups mit, aber es ist ein deutlicher Unterschied. Wie bereits erwähnt, sind die Ladezeiten während des Story-Modus so gut wie nicht bemerkbar, allerdings gilt dies nicht für den Free Mode. Startet ihr hier ein Szenario, braucht das Spiel eine ganze Weile, bis ihr euch in die Schlacht stürzen könnt.
Wirklich schön mitanzusehen ist der Cel-Shading-Grafikstil, der fast perfekt den Stil des Anime einfängt. Es gibt nur sehr wenige Momente in Zwischensequenzen, die etwas seltsam aussehen durch diese Wahl. Auffällig ist, dass Koei Tecmo Soundeffekte aus Dynasty Warriors und Samurai Warriors wiederverwendet hat. Ein paar Änderungen diesbezüglich hätten dem Spiel sicherlich nicht geschadet. Während eines Kampfes verläuft der Ton der Gespräche direkt über den Lautsprecher des Controllers. Es funktioniert allerdings nicht immer perfekt, so kann in seltenen Fällen mit Stotteranfällen oder plötzlicher Minderung der Lautstärke gerechnet werden.
Auf englische Sprachausgabe wurde komplett verzichtet, dafür darf man sich auf die bereits aus dem Anime bekannten japanischen Sprecher freuen. Die musikalische Untermalung passt gut zum Spielgeschehen und zur historischen Thematik von The Heroic Legend of Arslan. Keiner der Tracks wirkt irgendwie nervig, allerdings bleibt auch bis auf 1-2 Ausnahmen kein Musikstück wirklich im Kopf.
Fazit
Wer auf Koei Tecmos Musou-Spiele steht, wird sich sofort bei Arslan: The Warriors of Legend heimisch fühlen und dafür ist es noch nicht einmal nötig, The Heroic Legend of Arslan zu kennen. Der Einstieg ist relativ einfach und der sehr lebendig erzählte Story-Modus führt den Spieler durch alle wichtigen Stellen der Geschichte. Es ist also nicht der Fall, dass man die Hälfte nicht verstehen wird, weil man nie den Manga gelesen oder den Anime nicht gesehen hat.
Wirklich ansprechend und lohnenswert wird es wohl aber in erster Linie für Fans sein. Wenn man nicht gerade Gefallen daran findet, alle Fähigkeitenkarten und Rezepte zu sammeln und seine Charaktere aufzuleveln, hat man innerhalb von 20 Stunden bereits alle Szenarien durchgespielt. Weitere Modi neben der Story und dem Free Mode hätten dem Abhilfe verschaffen können. Dazu kommt, dass sowohl die Schauplatz-Auswahl als auch die Anzahl der Charaktere im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres etwas mager ausfällt. Es ist auf jeden Fall noch reichlich Luft nach oben, sollte Koei Tecmo sich je dazu entschließen, ein Sequel zu entwickeln.
Arslan: The Warriors of Legend ist lediglich mit englischen Texten versehen und verfügt über japanische Sprachausgabe.
Story: Lebendig erzählte Geschichte über Krieg, Verrat und Sklaverei mit aus dem Anime nachempfundenen Szenen und Dialogen.
Gameplay: Schnell, actionlastig durch tausende von Gegnern schlagen, mit genug interessanten Funktionen versehen, die etwas Abwechslung in das typische Musou-Spielgeschehen bringen. Es gibt sogar einige, wenn auch sehr wenige, Action-Adventure-Einlagen. Gelegentliche Ruckler und Pop-ups.
Grafik: Hübscher Cel-Shading-Stil, der sowohl als Grafikstil als auch für die Zwischensequenzen dient. Während des Story-Modus wird zusätzlich auf animierte Szenen gesetzt.
Sound: Passender, aber kein wirklich hervorstechender Soundtrack, lediglich japanische Sprachausgabe, Soundeffekte wurden teils von anderen Koei-Tecmo-Spielen übernommen.
Sonstiges: Koop- und Online-Modus, verschiedene Schwierigkeitsgrade, etwas wenig Inhalt im Vergleich zu anderen Musou-Spielen.