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Angeschaut! Eureka Seven Vol. 1

Die Mitte des letzten Jahrzehnts wird von vielen Fans als Hochzeit der Anime angesehen. Viele Serien, die heute als Klassiker gelten, entstammen der Zeit um 2005. Damals verbuchte das Animationsstudio Bones mit Fullmetal Alchemist (2003-2004) und Darker Than Black (2007) auch einige seiner größten Erfolge. Eine weitere Serie dieser Periode muss unbedingt erwähnt werden, und das ist natürlich Eureka Seven (2005-2006).

An den Erfolg im Heimatland anknüpfend, fand die 50-teilige Serie damals auch ihren Weg zu uns. Jetzt veröffentlicht nipponart Eureka Seven erneut in Deutschland, und diesmal sogar auf Blu-ray in insgesamt zwei Boxen mit jeweils 25 Folgen.

Über Eureka Seven

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Mecha mal anders: Imposante Flugsequenzen

Eureka Seven ist ein hervorragendes Beispiel für einen Anime, der auf Evolution statt Revolution setzt. Bewährte Ideen treffen in diesem Originalwerk auf frische Konzepte, der Zuschauer findet viel Vertrautes vor, um dann in unvorhergesehenen Momenten überrascht zu werden – nicht zuletzt dadurch, dass die anfangs harmlos wirkende Geschichte auch vor schwierigen Themen nicht zurückschreckt.

Es fängt ganz klassisch an: ein bei seinem Großvater lebender Junge, Renton, trifft unerwartet ein mysteriöses Mädchen, Eureka, und ein Abenteuer beginnt. Renton ist vom ersten Augenblick von Eureka angetan, weiß jedoch nicht, wie er mit seinen Gefühlen zu ihr durchdringen kann. Während Renton selbst einige Phasen der Pubertät durchlebt und Schritt für Schritt erwachsener wird, verändert sich auch die Welt um ihn herum, und er und Eureka stehen im Mittelpunkt eines weltumspannenden Konflikts, bevor sich Renton dessen überhaupt bewusst ist.

Ein großer Teil der ersten Hälfte der Serie spielt an Bord der Gekkostate, einem Flugschiff einer Gruppe frei lebender Außenseiter, die sich durch Auftragsarbeit aller Art finanzieren, auf Lichtwellen (sogenannten Trapars) surfen und um die ganze Welt reisen. Zusammen mit den Crew-Mitgliedern lernt Renton nach und nach die Welt und ihre Bewohner kennen. Er lernt, um einige Beispiele zu nennen, die Nirvash, einen mysteriösen antiken Mech, zu steuern, erfährt vom tragischen Schicksal der als Terroristen gebrandmarkten Vodarac-Menschen und realisiert nach und nach, dass man die Welt nicht nur in Schwarz und Weiß einteilen kann.

Eureka Seven startet langsam und nimmt sich Zeit, dem Zuschauer die Charaktere näherzubringen. Das führt dazu, dass es eine Weile dauert, bis man wirklich von der Serie eingenommen ist. Der Lohn dafür ist, dass die ersten emotionalen Höhepunkte bereits richtig intensiv sind, da man die Charaktere zu diesem Zeitpunkt bereits liebgewonnen hat.

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Viel besser als ein Hoverboard

Die hohe Episodenzahl kommt Eureka Seven durchaus zugute: Auch wenn die Handlung anfangs noch langsam voranschreitet, wirkt keine Folge überflüssig. Was die Geschichte nicht voranschreiten lässt, dient den Charakteren oder dem World Building. Obwohl Eureka Seven einen klaren Kern an Hauptfiguren hat, haben auch Nebencharaktere ihre Momente und den vereinzelten, zum Teil äußerst beeindruckenden episodischen Folgen merkt man an, wie viel sie zum Gesamtwerk beitragen.

Inhaltlich ist die Serie von großem Facettenreichtum geprägt. Persönliche Themen wie Stolz, Liebe, Eifersucht, Familie, Kindsein und Erwachsenwerden sind genauso Teil von Eureka Seven wie Krieg, Gewalt, Rassismus, Ungerechtigkeit, Kontrollverlust, Mord und Tod. Die Serie schreckt nicht davor zurück, in einem Moment Szenen intimster Schönheit zu zeigen und in der nächsten Szene unverhohlene Grausamkeit darzustellen – und beides ist auf grundlegendes, menschliches Verhalten zurückzuführen.

Lob gebührt auch der wunderschönen Welt, die durch fantasievolle Landschaften und atemberaubende Panoramen zum einen optisch einiges hermacht, zum anderen aber auch interessanter und lebendiger wird, je mehr man über sie erfährt.

Ankreiden kann man Eureka Seven wenig: Es beginnt erst ab Folge 9, richtig spannend zu werden und ein Teil der serieninternen Terminologie wird verwendet, bevor diese erklärt wird, was anfangs überfordernd wirken mag. Zeitweise wirken Charaktere stur oder unsympathisch – dies sind jedoch essenzielle Bestandteile der Charakterentwicklung, die zeigen, dass Menschen eben nicht perfekt sind und gelegentlich auch von negativen Gefühlen kontrolliert werden.

Bones liefert bei Eureka Seven hervorragende Animationsqualität. Hervorzuheben sind besonders die Action-Szenen, in denen Menschen und Mechs auf ihren Boards durch die Luft fliegen und leuchtende Spuren hinter sich herziehen. Die Musik von Naoki Satou (X, Assassination Classroom) überzeugt ebenfalls, besonders einige der emotionalen Melodien. Leider wird die Musik häufig von der lauten Soundkulisse übertönt.

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Die deutsche Veröffentlichung

Eureka Seven ist eine der Serie, die mit sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit lokalisiert wurde. Nahezu alle Sprecher überzeugen durch ihre Leistungen in fast allen Momenten. Gewöhnungsbedürftig ist, dass Renton und Eureka im Deutschen merklich älter klingen als im Japanischen. Aus diesem Grund fühlt sich die Vertonung durchaus anders an, was einigen besser und anderen weniger gut gefallen wird.

Das deutsche Skript, die Synchronregie und die Untertitel (übrigens keine Dubtitles) sind beinahe makellos. Selten lesen sich Untertitel so natürlich und flüssig wie es hier der Fall ist. Diese Qualität ist sehr konsistent; hier haben sich alle Beteiligten wirklich viel Mühe gegeben. Schaut man die Serie mit Untertiteln, werden jedoch merkwürdigerweise die japanischen Episodentitel nicht übersetzt.

Bones-Produktionen haben und hatten gerade Anfang bis Mitte 2000 den Ruf, ihrer Zeit visuell weit voraus zu sein. Eureka Seven sieht also auch entsprechend gut in HD aus, das Remaster ist exzellent, Kanten wirken zumeist scharf und die Farben kräftig – beinahe, als wäre die Serie in HD produziert worden. Das 4:3-Seitenverhältnis sorgt zwar für schwarze Balken an den Rändern, jedoch ist das Bild dafür in der Höhe nicht abgeschnitten wie bei anderen remasterten Titeln, die von 4:3 auf 16:9 umgestellt wurden.

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Sammelschuber und ausklappbares Digipack (Rückseite)

Das Bonusmaterial besteht aus einigen Audiokommentaren, Interviews mit den japanischen Synchronsprechern und textlosen Openings und Endings. Die Audiokommentare und Interviews sind unterhaltsam, ihr Informationsgehalt aber größtenteils begrenzt, weil sich einige davon eher wie Smalltalk der Sprecher anfühlen.

Eureka Seven Vol. 1 wird in einem stabilen Pappschuber ausgeliefert, der ein ausklappbares, mit Artworks verziertes Digipack mit vier Datenträgern enthält. Der Schuber selbst, das muss lobend hervorgehoben werden, ist diesmal stabiler als der dünne Schuber anderer nipponart-Veröffentlichungen wie Last Exile und Ghost in the Shell: Stand Alone Complex. Als kleines Extra liegen Postkarten mit Motiven der Serie bei, die jedoch aus dünnem Papier sind.

Alles in allem hat nipponart mit dieser Version von Eureka Seven eine absolut vorbildliche und beinahe makellose Veröffentlichung gezaubert. Die erstklassige Lokalisierung und Vertonung erstrahlen durch das exzellente Remaster in neuem Glanz und der ansprechend designte Schuber macht die Serie auch für Sammler attraktiv.

Fazit

Die ersten 25 Episoden der Serie überzeugen auf ganzer Linie und dafür muss man wahrlich kein Mecha-Enthusiast sein. Gut ausgearbeitete Charaktere, eine fantasievoll gestaltete Welt, eine wendungsreiche Handlung, rasante Action, eine schöne Liebesgeschichte, hervorragende Animationen und mitreißende, emotionale Höhepunkte – Eureka Seven bietet all dies und mehr. Die Serie ist ein Pflichttitel für jeden Anime-Fan und nun ist die beste Gelegenheit für all diejenigen, die Eureka Seven noch nicht kennen, dieses Bones-Meisterwerk nachzuholen.

Wir sprechen daher eine uneingeschränkte Empfehlung für Eureka Seven aus und warten mit Spannung auf die zweite Hälfte, die am 27. April erscheinen wird.

Technische Daten & Extras

  • Episoden: 1-25
  • Laufzeit: 625 Minuten
  • Bildformat: 3:4
  • Audio: Japanisch (PCM Stereo), Deutsch (PCM Stereo)
  • Untertitel: Deutsch (weiße Schrift, schwarzer Rand)
  • Extras: stabiler Sammelschuber, dünne Postkarten
  • Altersfreigabe: ab 12

Bildmaterial © 2005 BONES / Project EUREKA

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