Anime News Test TOP

Angeschaut! Ghost in the Shell: Stand Alone Complex

Die Serie

Ghost in the Shell SAC BoxWenn man über Anime-Klassiker spricht, ist Ghost in the Shell sicherlich eine der Serien, die zuerst genannt wird. Nicht grundlos, denn der ursprüngliche Film aus dem Jahr 1995 schuf eine äußerst interessante und gut ausgeführte futuristische Cyberpunk-Welt, die viele philosophische Fragen aufwirft.

Erst im Jahr 2002 folgte die 26-teilige TV-Serie Ghost in the Shell: Stand Alone Complex, von der ein Jahr lang zu Beginn jedes Monats zwei Folgen im japanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die Serie hat keine direkte Verbindung zum Film, spielt aber in der gleichen Welt, die allerdings in 26 Folgen natürlich erheblich besser ausgearbeitet wird.

Auch in Deutschland schlugen Film und Serien Wellen und wurden sogar im Fernsehen ausgestrahlt. Letzten Monat ist Stand Alone Complex von Nipponart hierzulande auf Blu-ray veröffentlicht worden – und das verdient die aufwändig produzierte Serie auch. Werfen wir einen Blick auf den Inhalt der Serie und die Aufmachung der Veröffentlichung!

Japan, 2030. Der dritte Weltkrieg ist vorbei und die Cybertisierung menschlicher Körper ist zur Normalität geworden. Viele Menschen haben ihre Gehirne durch Cyberbrains ersetzt – ihre Existenz ist also nicht mehr an ihre Körper gebunden. Diese neue Technologie eröffnet dem Cyberterrorismus jedoch jede Menge neuer Möglichkeiten.

Ghost in the Shell SAC Screenshot 02Im Zentrum der Handlung stehen Motoko Kusanagi und die Spezialeinheit „Sektion 9“, die zu großen Teilen aus Cyborgs besteht. Die Ermittler müssen sich zahlreichen Fällen stellen, von denen der größte sich um den „Laughing Man“ dreht, einen begnadeten Hacker, der einen Weg gefunden hat, die Gehirne seiner Mitmenschen zu kontrollieren. Es liegt an Sektion 9, die wahren Motive dieses Mannes herauszufinden – falls er überhaupt wirklich existiert.

Die Serie ist aufgeteilt in sogenannte „Complex“-Folgen (4-6, 9, 11, 20-26), die den Hauptfall um den Laughing Man behandeln, und „Stand Alone“-Folgen (1-3, 7-8, 12-19), die sich mit Einzelfällen beschäftigen und dabei die Welt von Ghost in the Shell genauer erkunden. Beide Arten sind sehr wertvoll für das Gesamterlebnis: Während das Finale der Serie sicherlich der spannendste Teil ist, zeigen die Einzelepisoden, wie facettenreich der technologische Fortschritt dargestellt werden kann und können zudem bisweilen durch erstaunlich emotionale unabhängige Handlungen glänzen.

 Obwohl der Anime mittlerweile mehr als zehn Jahre alt ist, ist er optisch und musikalisch ausgezeichnet gealtert. Da die Serie mit einem erheblich größeren Budget und Zeitaufwand animiert wurde als die meisten Anime-Serien, wirken die Bewegungen sehr flüssig, wovon besonders die Action-Szenen profitieren. Das ikonische Charakterdesign kann sich heute genauso sehen lassen wie damals – auch, wenn man bisweilen bei Motokos Kleidungsstil schmunzeln mag.

Zweifelsohne zeitlos ist der einzigartige Soundtrack von Yoko Kanno, einer der begnadetsten und vielseitigsten Komponistinnen Japans. Rock, gefühlvolle Melodien, moderne Klänge, ungewöhnlicher Gesang, eine Vielzahl an Instrumenten – all das vereinigt sich in der Musik dieses Animes. Bereits das Opening, gesungen von der leider kürzlich verstorbenen Origa, demonstriert, was für eine Atmosphäre die Musik aufbauen kann.

Wer Ghost in the Shell: Stand Alone Complex noch nicht kennt und nicht so recht mit den Charakteren warm wird, sollte ein paar Folgen abwarten. Auch wenn die Charaktere nicht das Hauptaugenmerk sind, nimmt sich die Serie dennoch Zeit, einige von ihnen näher zu beleuchten. Mit der Zeit wachsen einem alle Hauptfiguren ans Herz, und für die Fragen, die offen bleiben, bietet die zweite Staffel noch genug Spielraum.

Auch wenn die Handlung lange größtenteils episodisch bleibt, sind die letzten sieben Folgen ein Paradebeispiel für ein gutes Pacing und einen spannend konstruierten Detektiv-Plot mit unerwarteten Wendungen. Inhaltlich kann die Serie also am Anfang überzeugen und am Ende begeistern.

Deutsche Veröffentlichung

Ghost in the Shell SAC Screenshot 03Eine deutsche Version von Ghost in the Shell: Stand Alone Complex gibt es bereits lange, nun aber erstmals in HD. Die alte Vertonung wurde übernommen, und das ist positiv, denn alle Hauptfiguren sind gut bis exzellent vertont. Besonders Charaktere wie Aramaki und Batou glänzen durch perfekt passende Stimmen kombiniert mit hervorragenden Sprecherleistungen. Lediglich die Tachikomas klingen im Deutschen etwas zu aufdringlich und zudem durch die Verzerrung etwas unklarer als im Original.

Die deutschen Dialoge sind stets lebendig und mit viel Fingerspitzengefühl geschrieben. Wer die Untertitel anschaltet, die der Originalversion näher sind, wird feststellen, dass es in der Wortwahl der Textfassung erhebliche Unterschiede zur Sprachausgabe gibt. Das ist jedoch gar nicht schlimm, ganz im Gegenteil: Die Serie nutzt die deutsche Sprache wunderbar, um den Charakteren zusätzlich Persönlichkeit zu verleihen.

Auch das Bild kann sich sehen lassen: Man merkt zwar, dass man kein natives HD-Bild vor sich hat, aber die ohnehin hohe Animationsqualität des Originals wurde gelungen remastert und sieht nun auch auf einem HD-Fernseher gut aus. Bisweilen hätte die Kantenglättung noch ein wenig stärker ausfallen können und unglücklicherweise ruckelt das Bild gelegentlich recht stark bei Kameraschwenks (das mag jedoch abhängig vom Player sein, in meinem Fall eine PlayStation 3) – dies sind jedoch nur kleine Kritikpunkte bei einem sonst sehr gelungenen Remaster.

Ghost in the Shell SAC Screenshot 01Verpackt ist das alles in einen Hochglanz-Pappschuber, der ein mit vielen Artworks verziertes Digipack enthält, in dem sich die vier Discs befinden. Die Box ist leider relativ anfällig für kleinere Knicke – es besteht also ein reelles Risiko, dass beim Postversand kleine Gebrauchsspuren entstehen.

Sehr erfreulich: Es liegt ein kleines Booklet bei, das viele spannende Informationen über die Produktion und den Inhalt von Ghost in the Shell enthält. Einsteiger in das Franchise erhalten hier einen guten Einblick in die Welt, doch die weniger bekannten Informationen könnten auch für erfahrene Zuschauer interessant sein.

Vielleicht noch interessanter für Fans der Serie sind die zahlreichen Interviews, die im Bonusmaterial enthalten sind: Neben bekannten Figuren wie Regisseur Kenji Kamiyama und Komponistin Yoko Kanno wird das Augenmerk auch auf die japanischen Sprecher und eine ganzen Reihe anderer beteiligter Personen gerichtet, die in jeweils etwa zehnminütigen Interviews beleuchtet werden.

Alles in allem handelt es sich um eine sehr gelungene Veröffentlichung. Mit etwa 75 Euro ist Ghost in the Shell: Stand Alone Complex zwar keine günstige Anschaffung, mit 26 Folgen bietet die Serie aber dennoch ein tolles Preis-Leistungsverhältnis.

Fazit

Ghost in the Shell: Stand Alone Complex ist ein exzellentes Gesamtpaket, das von allem etwas bietet: Ein spannendes und gut ausgearbeitetes Setting, sympathische und interessante Charaktere, nachdenklich stimmende und emotionale episodische Folgen, einen mitreißenden Hauptplot mit unerwarteten Wendungen, exzellente Action, aufwändige Animation und hervorragende Musik – das alles mit einer gelungenen deutschen Vertonung und erstmals hierzulande in hoher Auflösung.

Selten findet man so vieles so gut umgesetzt in einem einzelnen Werk. Anime-Fans, die diese Serie noch nicht kennen, sollten das definitiv ändern, doch auch für alte Fans der Serie könnte sich ein Blick auf die aufpolierte Fassung lohnen.

Technische Daten & Extras

  • Laufzeit: ca. 650 Minuten
  • Format: 16:9 / 1080p High Definition
  • Ton: Japanisch (DTS-HDMA 5.1), Deutsch (DTS-HDMA 5.1)
  • Untertitel: Deutsch (weiße Schrift, schwarzer Rand)
  • Extras: Trailer, Blank Endings, zahlreiche Interviews, informatives Booklet
  • Sonstiges: 26 Miniepisoden „Der Alltag der Tachikoma“
  • Verpackung: Schuber, Digipack, ablösbarer FSK-Aufkleber