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Kolumne: Euer Geld verschwindet nicht

Viele Menschen betrachten Kaufen als einen Vorgang, bei dem man Geld hergibt und im Austausch dafür etwas erhält. Man setzt also die Leistung, die man erhält, ins Verhältnis zu der Ausgabe, die man tätigt, also der Verminderung des eigenen Geldes.

Da sich Geld als universelle Währung hervorragend als Vergleichswert anbietet, ist es auch einfach, zu bestimmen, ob sich ein Kauf „gelohnt“ hat. Steht beispielsweise das Erlebnis, das man mit einem Spiel hatte, in einem guten Verhältnis zum Erlebnis anderer Spiele der gleichen Preisklasse, sieht man die getätigte „Investition“ als lohnenswert an.

Natürlich spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle: Viele Spieler freuen sich, wenn sie sich ein Spiel ins Regal stellen können. Das verschafft nicht nur Sammlern Befriedigung, sondern bedeutet auch, dass man einen „Gegenwert“ erhalten hat: Spiele, die man sich kauft, besitzen einen Marktwert, insofern es sich nicht um digitale oder DRM-geschützte Spiele handelt. Diese können nämlich nicht weiterverkauft werden und besitzen daher keinen Geldwert mehr.

Doch wir wissen alle, dass hinter einem Kauf mehr steckt. Wir wissen, dass es einen Geldkreislauf gibt, auch wenn wir nicht täglich daran denken. Dieser Geldkreislauf ist allerdings enorm wichtig für den Markt.

Im Grunde genommen ist es sehr einfach: Entwickler und Publisher tätigen eine Investition, um ein Spiel zu entwickeln und zu verkaufen. Immerhin müssen alle in den Produktionsprozess involvierten Parteien bezahlt werden: Neben den eigentlichen Entwicklungskosten umfasst das zum Beispiel Lizenzen, Werbung, Druck / Pressung und Vertrieb. Die meisten Publisher bieten ihre Spiele nicht selbst zum Verkauf an, sondern beauftragen beispielsweise Einzelhändler oder Online-Plattformen wie den PlayStation Store oder Steam damit, die wiederum einen beträchtlichen Teil des Kuchens abbekommen wollen.

Die verursachten Kosten müssen nach Veröffentlichung des Spiels natürlich wieder eingeholt werden. Wird dies nicht geschafft, handelt es sich um ein Verlustgeschäft. Natürlich kann ein veröffentlichtes Spiel noch andere positive Effekte für die Entwickler und Publisher haben: Imageverbesserung, Publicity und Kundenbindung, zum Beispiel. Andererseits kann ein schlechtes Spiel auch den gegenteiligen Effekt haben.

Im Endeffekt sind hauptsächlich die Verkaufszahlen entscheidend. Es gibt zwar auch Spiele, die Geld mit In-Game Advertising machen, aber im Vergleich zum Geld, das ein Kunde ausgibt, ist diese Einnahmequelle vernachlässigbar. Oft ist schon eine Woche nach dem Erscheinen eines Spiels absehbar, ob es ein kommerzieller Erfolg oder ein Misserfolg war.

Wir als Spieler und Kunden haben eine große Macht. Wir können entscheiden, was wir uns kaufen. Woran viele Spieler jedoch nicht denken, ist die Tatsache, dass ein gekauftes Spiel nicht nur eine Ergänzung der eigenen Kollektion ist, sondern dass dieser Kauf auch bedeutet, dass man die Publisher und Entwickler unterstützt. Geld ist eine begrenzte Ressource, und wir müssen uns tagtäglich überlegen, wofür wir es ausgeben wollen. Manchmal lohnt es sich jedoch, nicht nur darüber nachzudenken, was wir für dieses Geld bekommen, sondern auch darüber, was wir dadurch bewirken.

Ein Beispiel: Ein neues Spiel erscheint, doch wir wissen, dass dieses Spiel schon bald erheblich günstiger zu bekommen sein wird. Wir müssen also abwägen, wie wichtig es uns ist, das Spiel sofort spielen zu können. In diese Überlegung sollten wir jedoch noch einen weiteren Faktor einfließen lassen: Wie wichtig ist es uns, dieses Spiel als Kunden zu unterstützen?

Gerade kleinere Entwickler und Publisher haben es nicht einfach, sich auf dem Markt gegen die Giganten zu behaupten. Für diese Parteien macht es oft einen Unterschied, ob hundert oder tausend Leute mehr oder weniger ihre Spiele zum Vollpreis kaufen. Als bewusster Konsument sollten wir uns Prioritäten setzen und über die Konsequenz unseres Handelns nachdenken. Konkret heißt das: Wenn wir es uns erlauben können, sollten wir nicht zögern, den Dingen, die wir besonders gern mögen oder die es besonders verdient haben, auch die beste Unterstützung zukommen zu lassen.

Vielleicht sorgt das dafür, dass wir uns im Jahr ein oder ein paar Spiele weniger kaufen können. Natürlich ist das eine Entscheidung, die jeder persönlich treffen muss. Letztendlich sollten wir uns aber bewusst sein, was unser Handeln bewegen kann. Wir haben die Macht. Das gilt übrigens auch umgekehrt: Etwas nicht zu kaufen kann auch ein Zeichen setzen, wenn man zum Beispiel mit der Art, auf die ein Spiel vermarktet oder verkauft wird, nicht einverstanden ist.

Wenn also der finanzielle Erfolg eines kleinen Titels, den ich sehr gern mag, auf dem Spiel steht, werde ich bestimmt nicht auf die nächsten Steam Sales warten, um statt 15 nur fünf Euro zu bezahlen, und erst recht werde ich keine Gebrauchtkauf tätigen. Denn ich weiß: Mein Geld verschwindet nicht, sondern ist bei den Entwicklern und Publishern, die ich unterstützen will, gut angelegt.

Es ist jedoch nicht nur eine Sache von Geld. Wir können auch für einen Unterschied sorgen, indem wir unsere Mitmenschen auf Spiele aufmerksam machen, die sie vielleicht noch nicht kennen. Vielleicht bewegt sie unsere Meinung ja zu einem Kauf.

Ori and the Blind Forest ist übrigens ein fantastischer, exzellent balancierter, fordernder und atmosphärisch unglaublich packender Platformer. Wer storyorientierte Spiele mit Entscheidungsmöglichkeiten mag, sollte unbedingt mal einen Blick auf Life is Strange werfen – spätestens, wenn in ein paar Monaten die letzte Episode erschienen ist. Ach ja, und bald erscheint The Legend of Heroes: Trails in the Sky SC. Wer charakterorientierte klassische RPGs mag, sollte den ersten Teil vorher unbedingt noch nachholen!

So mache ich das. Und es hilft, auch wenn es nur ein bisschen ist. Diese Tatsache sollte uns nicht entmutigen, denn wenn alle Leute „nur ein bisschen“ helfen, ist es nicht mehr nur ein bisschen. Der Glaube, dass man ohnehin nicht viel bewirken kann, ist gefährlich, denn er verleitet zum Nichtstun. Dabei braucht man allein gar nicht viel bewirken – das viel kommt automatisch, wenn viele Leute ein bisschen bewirken.

Ich weiß, dass ich mir öfters ein Spiel kaufe, das andere mir empfohlen haben. Von dem ich gelesen habe. Das ich zufällig entdeckt habe, weil jemand es erwähnt hat. In jedem Fall habe ich es entdeckt, weil andere darüber berichtet haben. Darum tue ich das auch: Davon erzählen, darüber schreiben, darauf aufmerksam machen. Das kostet mich nichts, nur ein bisschen Zeit, und bringt allen etwas: Den Entwicklern und Publishern, deren Spiele gekauft und gespielt werden. Den Menschen, die ein tolles Spiel entdecken. Und mir, weil ich mich darüber freue, dass andere das Spiel auch spielen.

Gerne könnt ihr in den Kommentaren eure Meinung zu diesem Thema abzugeben. Auf einem Weg könnt ihr auch Empfehlungen zu Spielen, die mehr Beachtung verdienen oder einfach nur besonders toll sind, da lassen.