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Im Test! Steins;Gate

Normalerweise sollte man skeptisch sein, wenn man bloß für das Starten eines neuen Spiels eine PlayStation-Network-Trophäe erhält. Irgendwie hinterlässt das einen faden Beigeschmack von wenig Selbstvertrauen des Spiels in sich selbst; so also könnte uns das Spiel nur mit den Versprechen nach Trophäen an der Stange halten. Doch weit gefehlt!

Im Stil von Steins;Gate setzen wir die Zukunft dieses Reviews (das Fazit) in die Vergangenheit des Reviews (an den Anfang), um so die Handlung der geneigten Leser zu beeinflussen: Steins;Gate ist eine phänomenale Visual Novel, mit einer komplexen und emotionalen Story, die von möglichst vielen Leuten gespielt werden sollte. Sollte euch diese Umkehr des normalen Ablaufs eines Reviews schon zu viel sein, werdet ihr euch nicht so leicht tun in Steins;Gate. Die Story ist in sich logisch, aber durch zahlreiche Zeitreisen muss man doch viel mitdenken!

The choice of Steins Gate

Mayuri, Okabe und Daru vom Future Gadget Laboratory.
Mayuri, Okabe und Daru vom Future Gadget Laboratory.

Der junge Student Okabe Rintaro hat sich ein Alter-Ego als verrückter Wissenschaftler ausgedacht und lebt in seiner eigenen kleinen Welt voll von Verschwörungen. Gemeinsam mit seinen Freunden Mayuri und Daru hat er das Future Gadget Laboratory gegründet, um Geräte zu entwickeln, die im Kampf gegen die „Organization“ helfen, die die Welt insgeheim kontrolliert. Zumindest in der von Okabe Rintaro erdachten Welt.

Die reale Welt ändert sich jedoch schlagartig für die drei Freunde, als sie entdecken, dass sie unbeabsichtigt eine Zeitmaschine erfunden haben, mit der man E-Mails in die Vergangenheit senden kann. Gemeinsam mit Kurisu, einer genialen jungen Wissenschaftlerin, erkunden sie die Möglichkeiten der Manipulation der Vergangenheit mit dieser Methode und erregen damit die Aufmerksamkeit einer großen, realen Organisation, die ihnen gar nicht gut gesinnt ist.

Als ein unerwarteter Schicksalsschlag zuschlägt und die Situation eskaliert, kämpft Okabe verbissen darum, mit Hilfe von Zeitreisen wieder alles in Ordnung zu bringen… Doch wird es gelingen, oder verlangt die Welt, dass dieser Schicksalsschlag eintritt? Kann Okabe nur den Weg dorthin beeinflussen, aber nicht das Ergebnis an sich?

Gänsehaut…

…ist eine gute Beschreibung dessen, wie man sich beim Lesen dieser Visual Novel fühlt. Alle Charaktere, die in der VN vorkommen, wurden mit sehr viel Gefühl geschrieben. Scheinen sie am Anfang noch typische Anime-Klischees zu sein, von denen sich andere Spiele nicht lösen können, erlaubt Steins;Gate die Entwicklung der Charaktere und gibt ihnen Tiefe und eine selbstständige, emotionale Welt.

Alle Charaktere, die in der VN vorkommen, wurden mit sehr viel Gefühl geschrieben.

Man blickt hinter die Fassaden der Charaktere, lernt sie kennen und kann sehen, wie sie sich durch Gut und Böse hindurch entwickeln. Das baut eine starke Verbindung zu den Charakteren auf, die durch die erstklassige japanische Synchronisation unterstützt wird. Leider sind die dargestellten Texte nur in Englisch verfügbar. Die musikalische Untermalung vervollkommnet die Atmosphäre, so dass man in manchen Szenen Tränen in den Augen hat. Alleine beim Schreiben dieser Zeilen fühlen wir wieder Gänsehaut aufkommen, wenn wir an die Story zurückdenken.

All das wäre jedoch nur halb so gut, wenn die Story nicht mitreißend ist. Aber mal ehrlich, wer von uns ist nicht an Zeitreisen interessiert? Dieses Grundinteresse wird grandios umgesetzt in Steins;Gate. Angefangen von den wissenschaftlichen Erklärungen, die auf einem guten Niveau gehalten sind, so dass möglichst viele Leute es verstehen können, bis hin zum Umgang der Charakter mit Zeitreisen, passt einfach alles – denn die Charaktere wollen nicht „Hitler töten“ oder sonst etwas, sondern testen scheinbar unschuldige Veränderungen der Vergangenheit, die auf den ersten Blick auch wenig Auswirkungen haben. Durch den sogenannten Butterfly-Effekt (kleine Änderungen können zu großen Auswirkungen führen), entdeckt man jedoch erst später im Spiel, was man durch das unschuldige Spielen mit der Zeit angerichtet hat.

Die Zeitreisen und ihre Auswirkungen sind durchwegs logisch, verlangen jedoch etwas Gehirn, um folgen zu können. Schade ist, dass gerade das Ende nicht gut erklärt wird und man sich fragt, wieso genau diese Aktion die Vergangenheit verändern soll. Mit ein bisschen Internetrecherche kann dem abgeholfen werden; dennoch, schade!

Auf Emails und Anrufe lässt sich reagieren.
Auf Emails und Anrufe lässt sich reagieren.

Man ist als Leser nicht zum Nichtstun verdonnert, sondern kann mit dem Handy von Okabe auf Emails reagieren oder Anrufe tätigen oder annehmen. Dies verändert kleine bis wirklich große Elemente der Story, wobei hauptsächlich in eines der sechs Enden gewechselt wird. Das erste Ende lässt sich bereits nach gut 60% des Spiel sehen. Die Enden sind keine bloßen 5 Minuten Dialoge und gut ist, sondern vollwertige Mini-Storys.

Als wir in das erste, enorm melancholische, Ende gestolpert sind, war uns für eine gute halbe Stunde nicht einmal klar, dass dies eines der Enden sein soll. Die sechs Enden sind so gut, dass ich als Reviewer und Feind von „Spiele noch einmal spielen“, das Spiel drei Mal durchgespielt habe, mit zehn verschiedenen Speicherständen, nur um alle Enden zu sehen. Wenn ihr alles im Spiel sehen wollt, braucht ihr zirka 40 Stunden.

Otaku!

Für Otakus sind genug Anspielungen vorhanden!
Für Otakus sind genug Anspielungen vorhanden!

Steins;Gate ist ein Fest für Japanophile. Das Spiel ist voll von Anspielungen an die japanische Otaku-Kultur und führt sogar ein eigenes Lexikon mit Otaku- als auch wissenschaftlichen Begriffen.

Die Charaktere sind Hacker oder leidenschaftliche Cosplayer, Maid-Café-Nyan-Cat-Fans oder Wissenschafts-Geeks. Gepaart mit einem Hauch von Verschwörungen und Zeitreisen ist bei Steins;Gate für fast jeden etwas dabei (Dinosaurier oder Cowboys kommen nicht vor). Solltet ihr lesescheu sein, dann ist eine VN natürlich nichts für euch. Allen anderen können wir Steins;Gate nur herzlichst empfehlen.

Emotional und mitreißend, kann man nicht umher, das ein oder andere Tränchen zu vergießen.

Steins;Gate bietet eine der besten Zeitreise-Storys der modernen Science Fiction. Emotional und mitreißend, kann man nicht umher, das ein oder andere Tränchen zu vergießen. Allerspätestens ab der Hälfte des Spiels sollte es euch sehr schwer fallen, diese banalen Tätigkeit des „Schlafes“ oder „Kommunikation mit anderen Menschen“ nachzugehen, denn ihr werdet Steins;Gate vermutlich nicht mehr aus den Händen legen wollen, bis ihr beim Ende angelangt seid.