Mit Hyperdimension Neptunia: Producing Perfection wagte Compile Heart ein Experiment, die Serie Hyperdimension Neptunia mit einem anderen Genre zu verbinden. Das Ergebnis war ein solides Idol-Simulationsspiel. Dieser Ableger steht ab sofort nicht mehr als Außenseiter innerhalb der Rollenspielreihe da. Die CPU Noire erhält ihren großen Auftritt – als Hauptfigur in dem Strategiespiel Hyperdevotion Noire: Goddess Black Heart.
Gemeinsam mit dem Studio Sting (Riviera: The Promised Land, Baroque, Generation of Chaos: Pandora’s Reflection) arbeitete Compile Heart an diesem Titel. Besitzt das Spiel Potential, sowohl Fans der Hyperdimension-Neptunia-Serie zu begeistern als auch Kenner der Strategiespiele zu erfreuen?
Noire benötigt Unterstützung, auf ihrer Reise Freunde zu finden, doch wird die unnahbare Göttin ihr Ziel erreichen? Wir kennen sie als eine Person, die Hilfe von anderen Leuten ablehnt. Steht Hyperdevotion Noire: Goddess Black Heart unter einem aufgehenden Stern für Noire oder endet ihr erstes Spiel in der Einsamkeit des Vergessens?
Die Göttin der Herzen
Vor vielen Jahrhunderten regierte eine Göttin über die Welt Gamarket. In der heutigen Zeit herrschen vier Göttinnen, von denen jede ein eigenes Reich besitzt. Allerdings will jede von ihnen die Macht über das gesamte Land. Mit ihren Generälen schlägt die CPU Noire ihre Rivalinnen Neptune, Blanc und Vert in die Flucht.
Im Siegesrausch gewährt Noire einer geheimnisvollen Dame eine Audienz. Diese Person nennt einen Weg, wie Noire die Herrschaft über die ganze Welt erlangen kann, ohne dabei den anderen CPUs ihre Gebiete mit Gewalt zu rauben. Um ihren Wunsch zu erfüllen, soll Noire ein Sharicite mit der Kraft ihres Herzens aktivieren.
Dieser Vorgang läuft allerdings schief. Das Gesicht der bekannten Welt wird völlig verzerrt. Noires Generäle sowie die Bewohner der Stadt, verschwinden. Als sie von einem Dogoo angegriffen wird, bemerkt sie, dass sie keine Kraft mehr besitzt, ihre HDD-Form anzunehmen.
An dieser Stelle kommt ihr als männlicher Hauptcharakter ins Spiel. Aus seiner Perspektive erlebt ihr das Abenteuer in Hyperdevotion Noire: Goddess Black Heart. Die Figur wurde weder mit einem Gesicht, einer Stimme, noch einem Namen ausgestattet. Durch den Glauben in die Macht der CPU erhält Noire ihre Stärke, die sie benötigt, um das Gleichgewicht von Gamarket wiederherzustellen. Der Hauptcharakter nimmt die Position des Sekretärs ein, der seine Göttin auf ihrer Reise begleitet.
Mit Strategie zum Ziel
Der Ableger spielt sich bedingt durch das Genre völlig anders als die Hauptspiele der Hyperdimension-Neptunia-Reihe. Die Funktionen sind sehr einfach gestaltet, sodass auch Neulinge in diesem Bereich gut einsteigen können. Jeder Kampf entspricht einer Mission, deren Bedingungen ihr erfüllen müsst. Vor einem Gefecht sucht ihr Figuren aus, die sich aktiv an der Schlacht beteiligen. Eine festgesetzte Anzahl an Teilnehmern, die je nach Aufgabe unterschiedlich ist, begrenzt eure Auswahl.
Ein Charakter übernimmt die Rolle des Anführers und aktiviert seine besondere Fähigkeiten, die sich auf die Gruppe beziehen. Anschließend sucht ihr die weiteren Beteiligten aus und optimiert gegebenenfalls ihre Ausrüstung. Über den Punkt Position ist es möglich, die Standorte der Figuren miteinander zu wechseln, allerdings habt ihr keine freie Wahl über diese Stellen, stattdessen werden die Kämpfer automatisch positioniert.
Der Kampf selbst läuft in einem bekannten Schema ab. Ihr beginnt die Runde und bewegt die Figuren je nach individueller Möglichkeit auf ein anderes Feld. Erreichen sie einen Gegner, gebt ihr den Befehl zum Angriff. Zur Auswahl stehen herkömmliche Attacken mit der getragenen Waffe, Fähigkeiten, die SP verbrauchen, und spezielle Techniken, die ein ganz neues Element konsumieren, zu dem wir später noch kommen.
Bevor ihr einen Gegner angreift, seht ihr den Schaden, den ihr mit der Attacke ausrichtet, sowie die Wahrscheinlichkeit eines Gegenangriffes. Die Figuren sind an ihre Kampfstile gebunden und nutzen entweder Nahkampfwaffen oder bevorzugen Magie, mit der sie aus der Ferne angreifen. Hat eine Person ihren Zug beendet, begibt sie sich in eine Warteposition. Vorher sucht ihr euch eine Richtung für die Orientierung aus, die während der Wartezeit eingenommen wird und sich auf die Bewegung der nächsten Runde auswirkt.
Sehr bequem ist die Funktion, die erlaubt, zwischen den Mitgliedern per Knopfdruck zu wechseln, die ihre Aktion in einer Runde noch nicht getätigt haben. Somit überseht ihr keinen Kämpfer und müsst nicht umständlich mit dem Joystick den ganzen Bereich absuchen. Hat jede Figur ihren Zug beendet, sind die Gegner an der Reihe. Der Wechsel geschieht, bis ihr entweder die Mission erfolgreich abschließt oder eine Niederlage erlebt.
Jeder Charakter kann Gegenstände aus dem Inventar verwenden oder Boxen heben, um diese im Anschluss zu werfen. Die Stufen erlauben euch eine Bewältigung von hinderlichen Höhen. Während die CPUs die Gegenstände sehr weit schleudern, schaffen die anderen Figuren nur jeweils ein Feld als Distanz.
Guten Freunden gibt man ein Küsschen
Eine Besonderheit in der Spielmechanik ist das Lily-Boost-System. Stehen zwei oder mehrere Partner nebeneinander und eine Figur löst eine Fähigkeit oder spezielle Technik aus, werden Küsschen für Angreifer verteilt. Je mehr Küsschen gegeben werden, umso stärker ist die aktivierte Attacke und desto weniger SP werden in diesem Moment verbraucht.
Dieser Freundschaftsbeweis erhöht die Anzahl der Lily-Punkte, mit denen erst die speziellen Techniken freigeschaltet werden. Die CPUs können ihre HDD-Formen annehmen, wobei ebenfalls diese Punkte benötigt werden. Wie es schon bekannt ist, werden die Göttinnen in diesem Zustand stärker, aber in diesem Ableger erhalten sie die Fähigkeit, zu fliegen.
Sie umgehen dabei Fallen und können andere Höhen erreichen. Der Zeitpunkt für die Transformation sollte gut überlegt sein. Die HDD-Form währt nur für drei Runden und anschließend kann die Göttin in dem aktuellen Gefecht sich nicht mehr verwandeln.
Damit die Auseinandersetzungen nicht allzu einfach sind, wurden viele Karten mit Fallen oder anderen Tricks ausgestattet. Entweder warten Fallgruben auf die Figuren, die sofort den Zug unterbrechen, sofern jemand in ein Loch fällt. Gemeiner sind Bomben, Elektrozäune, in denen die Feinde eure Charaktere schleudern oder Höhen, von denen die Figuren hinabspringen und sich dabei schaden.
Zu der unterhaltsameren Ausstattung gehören bewegliche Plattformen, Loren, die ihr steuert, oder Baumstämme, die ihr zur Überquerung eines Flusses beschreitet. Die Elemente Feuer, Eis, Wind und Blitz sind eine weitere Eigenheit der Mechanik. Mithilfe von Kristallen stattet ihr die Mitglieder der Gruppe aus, damit die elementare Affinitäten auf ihre Techniken übertragen werden.
Nicht nur bestimmte Schatztruhen, sondern auch Monster werden von einem Element geschützt und mit der entgegengesetzten Kraft richtet ihr einen höheren Schaden an. Das Hintergrundwissen eignet sich gut für einen Overkill, der euch mit seltenen Gegenständen belohnt.
Entwicklungen in der Stadt
Es gibt nur eine Stadt, die ihr über ein Menü betretet. Zu den angebrachten Punkten gehören ein Laden, die Erstellung von Disketten, das Basilicom, ein Hotel für die Mitglieder der Gruppe, die Möglichkeit zu speichern und die Produktion von Gegenständen.
Nach der Erledigung einer Mission erhaltet ihr Pläne. Besitzt ihr die benötigten Materialien, baut ihr neue Objekte, die dann im Laden verkauft werden. Die gebrannten Disketten und CDs stärken die Figuren, im Hotel seht ihr euch vergangene Szenen des Spiels an oder hört die freigespielte Musik.
Im Basilicom wartet ein kleines Minispiel auf euch, in dem ihr den Hauptcharakter ein wenig steuern könnt. Zu Beginn jedes Kapitels erreichen Noire Anfragen der Bürger. Ihr entscheidet in einem kleinen Dialog per Auswahl, wie die Göttin auf eine solche Bitte reagieren soll. Sucht ihr die passende Antwort aus, vergrößert ihr Noires Vertrauen in eure Fähigkeiten. Für jeden Einkauf im Laden gewinnt ihr Sim-Punkte, mit denen ihr über Amazoo.nep Möbel kauft, um das Zimmer aufzuwerten.
Habt ihr Schwierigkeiten in einem Gefecht, zieht ihr euch zurück und behaltet die verdienten Erfahrungspunkte. Die aktiven Kämpfer erhalten für ihre Aktionen während einer Schlacht die begehrten Punkte. Habt ihr eine Mission mit Erfolg bestanden, so werden alle Kämpfer, auch die passiven, mit Erfahrungspunkten belohnt, sodass kein großes Defizit zwischen den Mitgliedern entsteht.
Als Training eignen sich Nebenmissionen oder die Wiederholung bereits erledigter Aufgaben. Von der Stadt wechselt ihr in den Modus Missionen. Der Bildschirm stattet euch mit vielen Informationen zum bevorstehenden Gefecht aus und erwähnt die Belohnungen, die auf euch warten. Diese Aufgaben sind mit einem Rang versehen, der euch die Schwierigkeit angibt. Vor dem eigentlichen Start gibt euch Histoire immer einige Tipps und Hinweise, auf die ihr achten solltet.
Die zahlreichen Freunde der Noire
Wir kennen Noire als eigensinnige Person, die Hilfe ihrer Mitmenschen ablehnt. In ihrem Abenteuer muss sie allerdings neue Freunde finden, die in Form von Generälen auftauchen. Zahlreiche neue Charaktere bahnen sich ihren Weg in die Serie. Jeder von ihnen repräsentiert eine bekannte Videospielserie und ist mit individuellen Fähigkeiten ausgestattet.
Der Verlauf des Spiels ist humorvoll, wenn auch repetitiv gestaltet. Nach einem Dialog startet eine Mission, worauf im Anschluss wieder ein Gespräch folgt. Alle Generäle lassen sich nur mit Gewalt von Noires Führungskräften überzeugen und sehr oft kämpft man mehrmals gegen einen General, bis er der Gruppe beitritt.
Das Abenteuer bietet drei Schwierigkeitsstufen, die zur Auswahl stehen. Auch wenn ein Feld reichlich mit Fallen ausgestattet ist, bleiben die Kämpfe fair, wenn man sich taktisch verhält und nicht die Aufmerksamkeit von dutzenden Feinden auf sich zieht. Die KI der Gegner ist gut ausgestattet, einige von ihnen ziehen die Flucht mit niedrigen Lebenspunkten vor und greifen aus der Ferne an oder steigern ihre Werte.
Fans der Serie werden sehr viele bekannte Sprites der Monster aus den bisherigen Abenteuern kennen. Die Gestaltung der Gegner mag vielleicht niedlich sein, aber vielleicht würde eine Auffrischung der Modelle der Serie ganz gut tun.
Wir sprechen komplett Englisch
Die Hintergrundmusik besteht aus einer Mischung aus vertrauten Stücken und neuen Tönen. Die Lieder fügen sich gut in das Geschehen ein und bieten eine gute Qualität. Lobend möchten wir die englische Synchronisation der Figuren erwähnen. In der gewohnten Qualität, mit einigen neuen Stimmen, wurden alle Szenen vertont, sowohl die Dialoge als auch die Phrasen in den Kämpfen. Eine Ausnahme ist der männliche Hauptcharakter, der ganz stumm bleibt. In den Optionen wählt ihr zwischen der englischen und japanischen Tonspur. Die originalen Stimmen sind sehr hoch und nicht für empfindliche Ohren geeignet.
Die Animationen der Charaktere bietet die Qualität aus den Teilen der Serie, die zu den Remakes gehören. Auch die neuen Figuren werden in dieser Hinsicht nicht übersehen. Während wir in den Dialogen die normalen Portraits der Personen sehen, werden sie in den Schlachten in einer überspitzten Form dargestellt.
Mit sehr großen Köpfen, Augen und einem sehr gedrungenen Körperbau erhöhen sie eindeutig den Faktor für die Niedlichkeit. Selbst den gemeinen Feinden kann man nicht böse sein, wenn sie einen der eigenen Mitglieder vernichten, weil sie sehr putzig aussehen.
Der Aufbau der Karten wirkt durch die eingebauten Elemente, wie bewegliche Plattformen, Baumstämme oder Loren sehr lebendig. Grundauszüge kennt man sicherlich aus den bisherigen Teilen, jedoch unterscheiden sich die Formen für die Arenen in den Hauptmissionen. Erledigt man eine optionale Aufgabe, dann bemerkt man eine ähnliche Ausstattung der Areale. Fehler gibt es in der Darstellung der Schatten, die verschwinden, sobald eine Figur sich über den Boden bewegt. Lösen die Teilnehmer eine besondere Fähigkeit aus, wird der Vorgang in einem gesonderten Bildschirm animiert.
Noire meistert ihren ersten großen Auftritt
Insgesamt bietet Hyperdevotion Noire: Goddess Black Heart ein erfrischendes Spielerlebnis für die Fans der Serie. Ihr erlebt dieses Mal einen ganz anderen Hauptcharakter (auch wenn Neptune mit dieser Entscheidung nicht sehr erfreut ist) und dank dem leichten Schwierigkeitsgrad haben auch Neueinsteiger eine Chance, das Spiel zu genießen. Ist eine Auseinandersetzung dennoch zu hart, dann können problemlos Nebenmissionen gespielt werden, um die Charaktere zu stärken.
Vielleicht sind Veteranen des Genres unterfordert, da die Spielmechanik ziemlich einfach gestaltet ist. Zudem erreichen die Figuren in ihrer HDD-Form mit gleichzeitigem Lily Boost eine enorme Stärke. Greift man dann die Gegner von hinten oder von der Seite an, sind viele von ihnen mit einem Schlag beseitigt.
Zur Abwechslung bieten die Missionen verschiedene Bedingungen, wie das Ziel innerhalb einer bestimmten Rundenzahl zu erreichen, spezielle Gegenstände zu sammeln oder einen Wettstreit mit einem Feind zu gewinnen. Durch diese Variation wird das Spielerlebnis aufgewertet. Dazu kommen über 20 verschiedene Figuren, die einen kleinen Teil zur Geschichte beitragen und sich unterschiedlich steuern lassen.
Die Handlung ist recht banal geschrieben und während Noire den ernsten Hauptcharakter spielt, tragen die restlichen Figuren zur humorvollen Unterhaltung bei. Was negativ auffällt, ist die längere Ladezeit vor jeder Mission. Läuft euch ein Kampf zu langsam ab, könnt ihr Animationen ausschalten und per Knopfdruck die Bewegungen der Figuren beschleunigen.
Die Spielzeit beträgt, wenn ihr euch ausgiebig mit dem Spiel beschäftigt, zwischen 30 bis 40 Stunden. Kämpft ihr euch ohne Training und das Sammeln der Materialien durch das Geschehen, wird das Abenteuer deutlich verkürzt. Für Fans ist der Titel eine absolute Empfehlung, um noch tiefer in das Universum der Hyperdimension-Neptunia-Serie einzutauchen und die Wartezeit auf Hyperdimension Neptunia Re;Birth3: V Century zu verkürzen.
Vertraute Figuren wie Compa oder IF stehen leider nur als DLC-Charaktere optional zur Verfügung. Eine Besonderheit ist die Figur Tiara, die wir aus Fairy Fencer F kennen. Sie nutzt eine ähnliche Form der HDD-Verwandlung, die Fairize genannt wird. Wie von Idea Factory International gewohnt, wurde das Abenteuer nur mit englischen Bildschirmtexten ausgestattet.
Story: banal, solide, humorvoll, auch wenn der Hauptcharakter ernster wirkt, typische Kost der Hyperdimension-Neptunia-Reihe.
Gameplay: Strategiespiel mit charakteristischen Elementen des Genres, Besonderheit ist das Lily-Boost-System, Missionen und Gespräche wechseln sich miteinander ab.
Grafik: Chibi-Modelle für die Kampfe von allen Beteiligten, gewohnte Qualität der Portraits der Figuren während der Dialoge, wiederholende Sprites der Monster, Bereiche für die Hauptmissionen sind einzigartig gestaltet, der Aufbau wiederholt sich in den optionalen Kämpfen.
Soundtrack: gewohnte Stücke aus der Serie, gemischt mit neuen Klängen, Tonspuren existieren auf Englisch und Japanisch, alle Szenen sind auf Englisch vertont.
Sonstiges: Minispiel Sim Noire, verschiedene Enden, Missionen können beliebig oft wiederholt werden, Entwicklung von Gegenständen, New-Game-Plus-Funktion, Bibliothek.