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Angeschaut! Giovannis Insel – inklusive Gewinnspiel

„Am 15. August erzählte man uns, wir hätten den Krieg verloren. Damals verstanden wir das noch nicht richtig. Doch plötzlich änderte sich alles. Viele Soldaten in Uniformen, die wir noch nie gesehen hatten, tauchten auf der Insel auf. An diesem Tag traf ich Tanya.“

Heute erscheint ein ganz besonderer Film in Deutschland. Einer von der Sorte, die es nur sehr selten gibt. Es handelt sich um Giovannis Insel, einen auf mehr als eine Weise sehr bewegenden Film über japanische und russische Kinder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich nach der Besetzung der japanischen Insel Shikotan durch die russischen Streitkräfte miteinander anfreunden. Der Film basiert besonders in der ersten Hälfte auf wahren Begebenheiten und hat durchaus Anleihen eines Dokumentarfilms, ist jedoch aus Sicht der Kinder erzählt und aus diesem Grund sehr emotional und mitreißend.

Giovannis Insel 01

Der Film aus dem Jahr 2014 wurde von Production I.G (Ghost in the Shell, Psycho-Pass, Ein Brief für Momo) animiert und in Deutschland von Universum Anime vertrieben. Es handelt sich um einen größtenteils handgezeichneten Film, was heute sehr selten ist. Regie führte Mizuho Nishikubo.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1945. Japan hat den Krieg verloren und eine Besetzung der Insel durch russische Soldaten, die ihre Familien mitbringen, steht bevor. Die japanischen Familien müssen ihre Häuser verlassen, in den Ställen leben, ihre Klassenräume mit den russischen Kindern teilen und ihre Nahrungsvorräte abgeben. Und doch wollen Kinder Kinder sein, auch in schwierigen Zeiten. Entgegen aller feindschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und der kulturellen und sprachlichen Barriere freunden sich japanische und russische Kinder miteinander an, spielen auf dem Schulhof zusammen und singen Lieder beider Kulturen.

Im Zentrum der Handlung stehen die Brüder Junpei und Kanta, die sich mit dem russischen Mädchen Tanya anfreunden. Die Erwachsenen tun derweil alles dafür, dass ihre Familien überleben können und sich die Kinder nicht allzu viele Sorgen machen müssen. Zu diesem Zweck haben sie einen geheimen Reisvorrat angelegt, doch dieser darf niemals von den russischen Soldaten entdeckt werden.

Der zweite Teil des Films spielt einige Monate später in der bitteren Kälte des Winters. Junpei und Kanta vermissen ihren Vater, von dem sie getrennt wurden, und machen sich auf, um ihn zu suchen. Während des gesamten Films gibt ihnen das japanische Kinderbuch „Night on the Galactic Railroad“ Kraft, in dem es um die beiden Jungen Giovanni und Campanella geht, die eine surreale Zugfahrt durch die Milchstraße erleben – eine Fahrt zwischen Diesseits und Jenseits. Nach den Protagonisten des Buchs wurden Junpei und Kanta auch benannt und daher stammt auch der Titel des Films.

Die Handlung ist an sich schon packend, doch weil sie auf mehr als einer Ebene funktioniert, macht sie das noch ansprechender. Es geht um Familie und Freundschaft, Trennung und Abschied, Kälte und Wärme, Traum und Realität. Sowohl herzerwärmende als auch traurige Szenen überzeugen auf ganzer Linie. Ein riesiger Zeitsprung bis in die Gegenwart, in der die Charaktere an ihre Kindheit zurückdenken, rundet die Geschichte perfekt ab. Die Geschehnisse wirken authentisch und spannen eine emotionale Realität auf, der man sich schwer entziehen kann.

Auch audiovisuell unterstützt der Film die Handlung sehr gut. Die handgezeichneten Hintergründe, oft Ölgemälde, kombinieren japanische und westliche Kunststile. Es lassen sich Elemente japanischer Holzschnitte und auch Einflüsse von van Gogh erkennen, wie der argentinische Künstler Santiago Montiel in einem Interview verrät. Insbesondere die verschiedenen, kulturell bedeutsamen japanischen und russischen Lieder, die im Film gesungen werden, lassen das Geschehene sehr lebhaft und realistisch wirken. Einen großen Teil dazu trägt auch die Zweisprachigkeit bei: Die russischen Menschen sprechen wirklich russisch.

Giovannis Insel 03

Fazit Film: Giovannis Insel ist ein Film für alle Altersklassen, der seinesgleichen sucht und sich selbst vor den starken Filmen der letzten Jahre (Wolfskinder und Wie der Wind sich hebt) absolut nicht zu verstecken braucht. Handwerklich meisterhaft, emotional mitreißend, historisch bedeutsam – Giovannis Insel erzählt eine nicht leicht verdauliche, aber dafür umso bedeutsamere Geschichte voller Wärme und Schmerz, wie es sie in dieser Form nur einmal gibt.

Der folgende Teil bezieht sich auf die Blu-Ray, ist aber größtenteils auch auf die DVD-Version anwendbar.

Filmdaten:

  • Länge Hauptfilm: 102 Minuten
  • Länge Bonusmaterial: 53 Minuten
  • Bild: 1,78:1 (1080p/24)
  • Sprache & Ton: Deutsch o. Japanisch, jeweils DTS-HD Master Audio5.1
  • Untertitel: Deutsch
  • Regionalcode: B

Deutsche und japanische Sprachausgabe und Untertitel:

Beide Sprachfassungen sind außerordentlich gut gelungen. Beide Fassungen verwenden echte russische Sprecher, was insbesondere Tanya sehr authentisch wirken lässt – in beiden Sprachfassungen. Junpei und Kanta sind in beiden Fassungen ausgezeichnet vertont, was bei Kindern keine Selbstverständlichkeit ist. Die japanische Fassung wirkt noch etwas lebensnaher und in den emotionalen Szenen überzeugender – wer sich das Making-of ansieht, erkennt, wieso. Doch die deutsche Fassung muss sich in keinerlei Hinsicht verstecken und überzeugt ebenfalls sehr.

Die im Film gesungenen russischen und japanischen Lieder wurden in ihrer Originalsprache beibehalten und nicht von den deutschen Sprechern neu eingesungen. Die deutsche Sprachfassung verwendet zudem auch japanische Suffixe wie „-chan“ oder Begriffe wie „sensei“ und „oniichan“, was etwas befremdlich wirkt, dafür jedoch kulturell näher an der Originalfassung ist. Übersetzung, Dialoge und Untertitel sind abgesehen davon makellos und wirken natürlich. Auch das ist bei Konversationen zwischen Kindern keine Selbstverständlichkeit.

Die Untertitel sind weiß mit schwarzen Rändern, immer gut lesbar und verwenden die Suffixe nicht. Wichtige Texte/Schilder sowie Lieder sind ebenfalls untertitelt.

Verpackung: Der Film kommt in der Blu-Ray-Fassung in einem typischen Amaray-Case. Erfreulicherweise existiert ein Wendecover, mit dem man das FSK-Logo (FSK 6) verstecken kann. Zudem liegen der Hülle drei Postkarten mit Motiven aus dem Film bei, darunter auch eine mit dem Motiv, welches das Cover ziert.

Extras:

Neben einer Trailershow mit Trailern zu „Ein Brief für Momo“, „Wie der Wind sich hebt“, „Der Mohnblumenberg“ und „Ponyo – Das große Abenteuer am Meer“ gibt es noch etwa 50 Minuten weiteres Bonusmaterial. Hervorzuheben ist dabei besonders das 37-minütige Making-of, das einen Blick hinter die Kulissen wirft und durchgehend interessant und gut untertitelt ist. Folgende Themen werden behandelt:

  • Interview mit dem Regisseur
  • Interview mit dem Künstler der Hintergrundbilder (Mischung von westlichen und japanischen Kunststilen)
  • Wie macht man einen Anime? (in einer Minute erklärt)
  • Ein Zeitzeugenbericht
  • Synchrontraining und -aufnahmen der japanischen Kindersprecher
  • Synchronaufnahmen von Tanya (in Russland)
  • Aufnahmen der japanischen / russischen Lieder

Darüber hinaus gibt es noch eine siebenminütige Artwork-Gallerie (mit Musik), einen Videoclip mit dem im Film vorkommenden russischen Lied „Troika“ und ein Interview mit Polona Ilyushenko, der russischen Sprecherin von Tanya in der japanischen Version.

Fazit Blu-Ray:

Für den Film allein würde sich ein Kauf schon lohnen, doch gerade das Making-of ist eine fantastische Ergänzung, die noch viel mehr über den Film und seine Hintergründe verrät. Die 53 Minuten Bonusmaterial, die es gibt, lohnen sich ohne Zweifel. Die drei Postkarten sind ein nettes Extra für Sammler, die sich sicherlich auch über das Wendecover freuen werden. Wir sprechen eine große Empfehlung für die deutsche Verkaufsversion aus!

Deutscher Trailer:

Gewinnspiel:

Wollt ihr die Blu-Ray-Fassung von Giovannis Insel gewinnen? Dann hinterlasst uns einfach einen Kommentar im Diskussionsthread zu diesem Beitrag. Zeit ist bis einschließlich zum 26. Februar. Der Gewinner wird am Ende ausgelost und per privater Nachricht kontaktiert – es wird also ein Account im Forum benötigt.