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Im Test! The Sacred Tears True

Eher überraschend kam wohl die Steam-Ankündigung für das RPG-Maker-2000-Doujin-JRPG The Sacred Tears True. Zumindest habe ich erst davon erfahren, als das Spiel schon längst erschienen war. Dass Herausgeber Nyu Media sich dem annahm und das Spiel es auf Steam schaffte freut mich sehr, denn nach meiner erster Begegnung mit The Sacred Tears True, die bereits zwei Jahre zurückliegt, habe ich nie daran geglaubt, dass das Spiel irgendwann einmal in Englisch erscheinen wird. Aber genug davon, es wird Zeit euch den Titel ein wenig vorzustellen. Ob das Abenteuer rund um die beiden Stadtdiebe Seil und Seana etwas für euch ist, könnt ihr im nachfolgenden Test erfahren!

Von Schattenrittern und schwarzen Katzen

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It’s showtime!

Die beiden Kindheitsfreunde Seil und Seana halten sich mit Aufträgen aller Art (eher schlecht als recht) über Wasser. Dabei ist es egal, was ihre Klienten auf den Herzen haben, sei es nun eine Lagerhalle von lästigen Schleimmonstern zu befreien oder hinter einer Katze herzujagen, solange die Bezahlung stimmt, wird jedes Problem gelöst. Bei Nacht ändert sich die Arbeit der beiden aber Grundlegend, denn Seil ist auch als Shadow Knight bekannt, ein Stadtdiebneuling, der die Aufträge der Diebesgilde nachgeht. Sein Ziel ist es, sich einen Namen zu machen und ein hohes Kopfgeld zu bekommen.

Zwar klingt die ganze Sache recht abenteuerlich, aber The Sacred Tears True konzentriert sich in erster Linie auf die Charaktere an sich und ihren Alltag. Deswegen stellen Kapitel überwiegend kleine abgeschlossene Geschichten dar, die, wenn, nur eine Shadow-Knight-Mission umfassen und relativ schnell abschließbar sind. Im Hintergrund der insgesamt 24 Kapitel der Hauptgeschichte läuft nach und nach aber eine viel größere Sache ab. Für zusätzliche Informationen der Charaktere und kleinen, eher lustigen Geschehnissen sorgen 24 weitere Kapitel, die nebensächliche Ereignisse erzählen. Es gibt nicht immer nur einen Weg, um eine Episode abzuschließen. Der Spieler kann oftmals entscheiden, wie er an eine Sache herangeht. Leider lassen sich die Kapitel nicht wiederholen, um zu sehen, was bei einer Entscheidung anders gelaufen wäre.

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Das Wanted-Poster könnte glatt aus einem Tales of Spiel stammen

Wer viel Wert auf humorvolle Dialoge und liebenswerte Charaktere legt, der ist bei The Sacred Tears True auf jeden Fall an der richtigen Stelle. So gut wie jeder der Bewohner in Genoseed hat von Zeit zu Zeit etwas anderes zu sagen und Seil sowie Seana mischen sich auch gerne Mal mit in ein Gespräch ein. Anzumerken wäre hierbei, dass dieses von Fans über ein RPG Maker entwickeltes Spiel mehr Charme hat als so einige Spiele, die auf aktuellen Konsolen zu finden sind.

Euer Ausgangspunkt und leider auch die einzige Stadt im Spiel ist Genoseed, wo Seil und Seana zuhause sind und wo auch die Diebesgilde auffindbar ist. Die Stadt an sich ist riesig und in unterschiedliche Abschnitte aufgeteilt. Im Laufe des Spieles werdet ihr den Ort aber in und auswendig kennen, denn viele eurer Aufträge schicken euch quer durch die Stadt, um Personen oder Gegenstände zu suchen. Nicht immer wird euch euer nächstes Ziel auf der Kartenübersicht angezeigt, deswegen kommt es schon einmal vor, dass ihr mitunter stundenlang durch ein und dieselbe Gegend rennt. Solltet ihr einmal nicht mehr wissen, was ihr als nächstes zu tun habt, könnte die ‚Party-Chat‘ Funktion weiterhelfen. Hier führen die Charaktere ein kleines Gespräch und erinnern euch an den nächsten Zielpunkt. Außerhalb der Stadt gibt es ein paar Felder und Dungeons zu erkunden, aber nicht alles ist gleich zu Beginn freigeschaltet, sondern erst im Laufe der Geschichte bereisbar.

Mit Karten zum Sieg

Natürlich kommt ein JRPG nicht ohne Kämpfe aus und so werdet ihr auf eurem Weg des Öfteren sichtbaren Monstern begegnen, die bei Berührung eine Kampfbegegnung auslösen. Nach dem Wechsel des Bildschirms findet ihr euch in einer Seitenansicht wieder. Auf der linken Seite wird hierbei der Gegner angezeigt und auf der rechten Seite eure beiden Teammitglieder. Das verwendete System ist ein wenig mit Glücksspiel verbunden, weil ihr nicht sehen könnt, mit welchen Attacken der Feind angreift. Gespielt wird übrigens mit Karten, die unterschiedliche Bedeutungen und Stärke haben. Euer Deck könnt ihr im Menü vorbereiten, welche Karten im Kampf neu eingemischt werden, bestimmt allerdings der Zufall.

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Unartige Katzen werden verhauen

Im Spiel selbst wird das Kampfsystem leider nicht gut erklärt, um mehr zu erfahren, muss man einen Blick in die digitale Anleitung werfen. Am Anfang einer Kampfphase lassen sich Heilgegenstände benutzen und ihr sucht euch aus, welche Karten ihr in die Runden bringen wollt. Auszuwählen gilt es drei Stück. Im Anschluss beginnt die Kampfrunde und eure Karten werden mit denen es Gegners gegenübergestellt. Wer hier die bessere Wahl getroffen hat, geht auch als Sieger hervor. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei auch bestimmte Statuswerte der Charaktere.

Es ist möglich, die Vorgehensweise eines Gegners zumindest ansatzweise zu erahnen. Ob er einen Angriff oder Spezialangriff auswählt, ausweicht oder sich verteidigen wird, lässt sich anhand der Farben der Kartenrückseiten einsehen. Auch wird schon im Voraus gewarnt, wenn der Feind eine Level-4-Karte im nächsten Zug spielt. Insgesamt mag das System zwar etwas frustrierend und kompliziert wirken, aber wenn man sich ein wenig eingespielt hat, sind nur Endgegnerkämpfe wirklich schwer zu meistern. Da gilt es dann, genug Heilung und Wiederbelebungsgegenstände parat zu haben. Wer meint, dass seine Statuswerte nicht hoch genug für den nächsten schweren Kampf seien, kann auch das freie Kapitel auswählen, welches speziell zum Aufstufen zur Verfügung gestellt wurde.

Nach jedem Levelnanstieg dürft ihr Punkte auf Statuswerte von Seil und Seana verteilen. Zudem ist es möglich, ihre Fertigkeiten mit Büchern aufzurüsten, die quer im Spiel verstreut sind. Im Menü findet ihr auch eine bildliche Auflistung aller Gegenstände und Materialien, die ihr gefunden habt.

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Meister in Kinder aufpassen

Als kleines Nebenziel gilt es, so viel Geld wie möglich zu sparen. So lassen sich unbrauchbare Dinge, die nichts einbringen würden, mit der Hilfe von Alchemie verbessern. Beim Alchemisten werdet ihr auch in der Lage sein, hilfreiche Kampfgegenstände herzustellen. An Geld zu kommen ist gar nicht so einfach, weil ihr nicht für gewonnene Kämpfe belohnt werdet. Ihr bekommt für komplettierte Kapitel eine gewisse Summe zugesprochen, ansonsten gilt es, seltene Gegenstände zu verkaufen und vor allem darauf zu achten, wie man das meiste aus ihnen machen kann. Händler, die in der Stadt verstreut sind, kaufen eure Sachen nicht alle für denselben Preis. Eine Chance auf besseres Geld bietet das Auktionshaus, aber es ist eben nur eine Chance. Wenn ihr Pech habt, dann gewinnt ihr weniger Geld als ein Händler euch geben würde.

The Sacred Tears True erinnert vom Design her an Super-Nintendo-Spiele, mit 16-Bit-Grafik und -Musik, die an Lufia und andere JRPG-Titel zurückdenken lässt. Ein gewisses Nostalgie-Feeling kommt beim Anblick der Sprites und beim Stadtdesign auf jeden Fall auf und vor allem die Grafik und Bewegungen im Kampf stechen positiv hervor. Dazu gesellt sich hübsch anzusehendes Artwork, welches in bestimmten Szenen im Spiel gezeigt wird. Bei Gesprächen bekommt ihr ebenfalls Bilder der Charaktere zu Gesicht, die je nach Situation passende Emotionen zeigen. Nicht selten sind diese ganz witzig mit anzusehen.

Nicht nur von Amateur-Dieben empfohlen

Für den Preis von 9,99 Euro lohnt es sich The Sacred Tears True einmal einen Versuch zu geben, denn dafür bekommt man genug Inhalte geboten. Nur solltet ihr kein episches, überwältigendes Abenteuer, mit vielen zu besuchenden Orten und Gegenden erwarten, weil das bietet das Spiel leider nicht. Vielmehr werdet ihr die beiden liebenswerten und witzigen Protagonisten des Spieles durch eine Reihe kleiner Geschichten begleiten und könnt euch vom Charme des Spieles verzaubern lassen. Die Gespräche bringen Spaß, zu lesen und kleine Logikfehler lassen sich verzeihen, wobei es wohl immer ein Rätsel bleiben wird, wie Seil und Seana noch unentdeckt bleiben. Sie benutzen nämlich keine Maskierung als Dieb und laufen sowohl Tag und Nacht im gleichen Aufzug herum. Einige Dinge ergeben wirklich nicht viel Sinn. Etwas nervig erscheinen könnte nur das ständige Laufen durch ein und dieselbe Stadt sein und es gibt Gegenden, die nur innerhalb eines bestimmten Kapitels betreten werden können. Daraus hätte man wirklich mehr machen können.

Trotz einiger Beschränkungen und gewöhnungsbedürftigem Kampfsystem, werden Fans japanischer Spiele im Anime-Look sicherlich ihre Freude an dem Spiel haben. Für gänzlich Unentschlossene gibt es übrigens eine Demo zum Anspielen.

The Sacred Tears True ist Teil einer aktuell laufenden Weihnachtsaktion und noch bis zum 2. Januar 2015 für 4,99 Euro zu haben, anstatt für 9,99 Euro.