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Im Test! Legend of Heroes: Trails in the Sky

Es gab wohl nie einen besseren Zeitpunkt Legend of Heroes: Trails in the Sky zu spielen, denn endlich ist es auch im Westen für PCs erschienen und der Nachfolger steht in den Startlöchern. Solltet ihr es bisher nicht kennen, dann habt ihr eines der besten Japano-Rollenspiele verpasst! Bereits im Dezember 2011 haben wir Trails in the Sky für PlayStation Portable getestet – man, ist das lange her!

Der folgende Test soll euch nun eine zweite Meinung zum ersten Teil liefern und zeigen, warum ihr Legend of Heroes: Trails in the Sky spielen solltet, was so besonders ist und welche Veränderungen es in der PC-Version gibt.

Von Anfang an zu zweit

Als Estelle Bright erwacht ihr im Königreich Liberl, wo ihr zusammen mit eurem Halbbruder Joshua kurz vor dem Ende der Ausbildung zu Junior-Mitgliedern der Bracer-Gilde steht. Den Abschluss der Ausbildung bildet dabei ein in die Handlung eingebundenes Tutorial, in dem ihr auch mehr über die Welt und dessen Besonderheiten lernt.

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Euer Mentor Sherazard bei einer Ihrer Lektionen

Als Mitglieder der Bracer-Gilde wird es nun beispielsweise eure Aufgabe sein, Dorfbewohnern bei all ihren Problemen zu helfen und auch Monster außerhalb der sicheren Stadtmauern zu beseitigen. So werden auch gleich die Nebenquests sinnvoll zu einem Teil der Geschichte und man fühlt sich direkt wohl in einer solch stimmigen Welt.

Das eigentliche Abenteuer der beiden beginnt, als das Duo nach der Prüfung nach Hause kommt und der Vater verschwunden ist. Als höheres Bracer-Mitglied befindet er sich auf einer geheimen Mission. Schnell geht das Gerücht um, dass er mit einem Flugschiff abgestürzt sei.

Viel Humor in üppigen Dialogen

Die Geschichte ist dabei ganz klar das Herzstück von Trails in the Sky und hält bis zum Schluss immer genug Fragen offen und weiß zu motivieren. Das schaffen die Entwickler vor allem durch ihren großartigen Schreibstil voller Humor. In den charmanten Schönling Oliver kann man sich nur verlieben, wenn er Joshua kleine unterschwellige Andeutungen macht, der so gar nicht an der jungenhaften Estelle interessiert ist und das auch deutlich zum Ausdruck bringt. So kommt es häufig zu kleinen Eskalationen zwischen den Charakteren.

Anfang
Estelle und Joshua: Beide große Schwätzer

Dabei wird aber nur Anfangs in die Klischee-Kiste gegriffen. Die Charaktere entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter und viele von ihnen haben auch Ängste und andere Sorgen, die sie versuchen zu verbergen. Durch die zahllosen Dialoge bekommt man immer sehr viel Einblick in die Welt und auch Ladenbesitzer sind nicht stumpfe NPCs, die immer die gleichen Sprüche aufsagen. Auch sie reagieren auf Veränderungen in der Welt und sprechen diese in mehrzeiligen Dialogen an. Das schaffen sehr wenige Spiele.

Die Kehrseite davon ist, dass man gewillt sein muss extrem viel zu lesen. Wen das abschreckt, für den ist Trails in the Sky sicherlich nichts – vor allem, weil es nur englische Texte ohne Sprachausgabe gibt. Einzig in den Kämpfen gibt es Minimal-Sprachausgabe, die es aber zum Glück auch in die PC-Version geschafft hat. Außerdem muss klar sein, dass es Spielabschnitte gibt, in denen man für Stunden nicht einen einzigen Kampfbildschirm sieht. Aber gerade dadurch wirkt die Welt so echt, so lebendig und vollkommen, weil sie nicht durch Kämpfe gestreckt wird.

So ist es an einer Stelle des Spiels wichtiger, dass man mit Einbruch der Nacht einen sicheren Unterschlupf sucht, anstatt ohne Rücksicht auf den Tag-Nacht-Zyklus durchs Land zu stapfen. Natürlich betrifft das nur die Haupthandlung, aber man merkt sehr häufig, dass die Entwickler sich sehr viel Mühe gegeben haben, den Spieler ein echtes Abenteuer erleben zu lassen – und das schaffen sie auch.

Auch ohne Sprachausgabe verliert man sich so in den sehr lustigen Dialogen, die auch vor sexuellen Anspielungen und Alkohol nicht halt machen. Es macht Spaß, sie zu lesen und es wirkt manchmal sogar eher wie eine Visual Novel mit Kampfeinlagen, als ein Rollenspiel, bei dem man grinden muss, um etwas von der Geschichte zu erleben.

Auch Publisher XSEED hatte seine Freude bei den Texten während der Lokalisierung. So nutze er einen kleinen Programmierfehler auf humorvolle Weise und verpassten jeder bereits geöffneten Truhe unterschiedliche witzige Sprüche.

Gegenüber der PlayStation-Portable-Version hat man auch alle Texte nochmal generalüberholt und Fehler ausgebessert, sowie Namen von Attacken umbenannt, die mehr dem Japanischen entsprechen. Das wird vor allem deutsche Fans freuen, die nun noch mehr deutsche Eigennamen wie „Kaempfer“ oder „Zweihaender“ vorfinden werden. Die Umlaute sollen sogar nachgepatcht werden, wenn auch sicherlich erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt.

Jetzt echt, mit 1080p, Breitbild und ganz HD

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Deutliche Verbesserung! Links PSP, rechts PC

Trails in the Sky besticht allerdings mit Sicherheit nicht durch seine Grafik. Die ist mittlerweile sehr in die Jahre gekommen, versprüht aber dennoch viel Charme und die Welt ist liebevoll zusammengefügt, mit weiten Wiesen, bepflanzten Bauernhöfen und plätschernden Wasserfällen. Die PC-Version hat jetzt mit 1080p und Breitbildunterstützung dem kleinen PlayStation-Portable-Bildschirm aber einiges voraus.

Bei der Portierung auf den kleinen Handheld musste die Grafik damals deutlich Federn lassen. Am PC hingegen wirken die Charakter-Porträts deutlich schärfer und die gesamte Umgebung mitsamt der Schrift nicht so verwaschen. Hier hat XSEED auch etwas Extrazeit investiert, um nun auch in den sehr hohen Auflösungen für die nötige schärfe der Schrift zu sorgen. Das macht das Lesen deutlich angenehmer.

Zusätzlich hat man Charakter-Porträts ergänzt, die in der japanischen Fassung fehlten, aber mit der PlayStation-Portable-Version hinzu kamen. Die Draufsicht benötigt aber auch hier Eingewöhnungszeit. Die isometrische Perspektive lässt sich zwar um 360 Grad drehen, herauszoomen ist allerdings manuell nicht möglich, weshalb man später außerhalb von Städten viel an der Kamera drehen wird, um die Übersicht zu behalten.

Dank höherer Auflösung am PC dürfte es vielen jetzt auch leichter fallen, bei einem der Hauptquests einen Journalisten zu entdecken. Bei der Portierung für PlayStation Portable konnte man den schon mal leicht übersehen und in der ganzen Stadt herumirren.

Story? Da kann ich auch ein Buch lesen

Natürlich wird neben all der Handlung und tollen Welt auch gekämpft. Hier darf man sich aber nicht von der Optik täuschen lassen und ein Strategie-Rollenspiel vermuten. Auf dem schachbrettartigen Kampfbildschirm geht es nämlich trotzdem ziemlich klassisch rundenbasiert zur Sache.

Es gibt beispielsweise keine Höhenunterschiede, Aktionspunkte, Jobklassen oder dergleichen. Trotzdem sind die Kämpfe überraschend taktisch und lassen einem viel Handlungsspielraum. Da es keine Zufallskämpfe gibt, entscheidet ihr auch, wie ihr den Kampf mit dem Gegner beginnt. Lauft ihr in dessen Rücken, seid ihr im Vorteil. Anders sieht es aus, wenn der Gegner die Truppe überrascht.

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Estelle bei einer Ihrer Wirbelattacken.

Die Kämpfe sind auf alle Fälle fordernd und durch verschiedene Spezialfähigkeiten ergeben sich unterschiedliche Strategien. So kann man beispielsweise erst die Verteidigung eines Gegners senken, kommt dieser im nächsten Zug nah genug herangelaufen, kann man ihn und die Monster drumherum mit einer Wirbelattacke vermöbeln.

Der Radius wird hierbei immer vorher exakt angezeigt und Gegner, die im Wirkungsradius liegen, rot dargestellt. Dabei entscheidet auch die Entfernung zum Gegner, wie viel Schaden er nimmt.

Außerdem eignet sich nicht jede Waffe für jeden Gegnertyp. Estelles stumpfer Stab versagt manchmal dort, wo Joshuas Klingen Wunder bewirken. Andere Monster greift man besser nur mit Magie an, da man sonst oft ins Leere schlägt.

Abgerundet wird die taktische Vielfalt mit einer Leiste am Bildschirmrand, die euch anzeigt, wann welcher Gegner oder Abenteurer am Zug ist. Da Magie länger benötigt oder es auch sehr schnelle Attacken gibt, kann man so auch das Feld durchmischen und zufällig verteilte Statusboni, die zusätzlich über die Leiste zu ergattern sind, für sich beanspruchen. Denn auch Gegner können davon profitieren.

Manchmal muss man in Kämpfen auch NPCs beschützen. Aber anders als in fiesen SEGA-Spielen, greifen die Gegner nicht automatisch nur diese an und machen solche Kämpfe zur Hölle. Sollte der NPC oder man selbst doch mal ableben, darf man den Kampf sogar direkt wiederholen.

Negativ fällt zu Beginn der Reise auf, dass doch sehr mit Erfahrung gegeizt wird. Es fällt schwer, aufzusteigen und so ist leider doch etwas anfängliches Grinding nötig, sollte man jeden Truheninhalt erbeuten wollen. Später kehrt sich das auch noch um und es regnet Erfahrungspunkte. Fordernd bleibt es zum Glück trotzdem, aber das stört etwas am restlichen guten Gesamteindruck.

Lässt man die Haupthandlung links liegen, gibt es am Anschlagsbrett jeder Bracer-Gilde einige Quests, die man beliebig abarbeiten kann. Darunter befinden sich das Töten von bestimmten Monstern oder Hol- und Bring-Missionen, die auch immer eine eigene kleine Geschichte erzählen. Motiviert wird man auch, die Nebenquests alle direkt zu erledigen, da man Quests nicht auf unbestimmte Zeit absolvieren kann und Regionen, die man einmal verlassen hat, nicht mehr besucht werden können.

Doch dank des umfangreichen Logbuchs verliert man nie ein Quest aus dem Blick und kann auch geführte Gespräche erneut nachschlagen – perfekt, wenn man mal eine längere Pause eingelegt hatte.

Dem Trommelfell schmeichelnd

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Joshua und Estelle begleitet ihr gute 50 Stunden auf ihrer Reise.

Wovon man sicherlich auch nicht genug bekommen kann, ist der fantastische orchestrale Soundtrack, der oft viel zu wenig Beachtung bekommt. Vor großen Namen, wie Final Fantasy oder The Legend of Zelda, braucht der sich nämlich nicht verstecken. Nur gibt es sehr viele ähnliche Stücke, die allesamt fröhlich harmonisch sind oder innerhalb von Städten fehlt es etwas an Abwechslung. Verwunderlich ist beispielsweise auch die Kampfmusik zu Beginn, die einfach etwas befremdlich, zu fröhlich wirkt, sich aber im Laufe des Abenteuers ändert und auch besser wird.

Dafür gibt es aber auf der anderen Seite einige echte Highlights, die im Ohr bleiben und die man rauf und runter hören kann. Wer auf den Geschmack kommen möchte, braucht nur das Maintheme, “Silver Will” oder “Whereabouts of the Stars” hören. Aber auch andere Melodien während der Erkundung wie “Rock on the Road” versprühen Abenteuerlust oder etwas düstere Klänge wie in “Creeping Crisis” lassen wissen, dass es dem Ende zugeht. Ein großer Pluspunkt für ein Rollenspiel, mit dem man viele Stunden verbringt.

Fazit

Während dem circa 50-stündigen Abenteuer mit den zwei Halbgeschwistern und den vielen weiteren Charakteren, die man kennenlernt, – egal ob spielbare oder nicht – wachsen diese richtig ans Herz. Zwar braucht die Geschichte etwas, bis sie in Fahrt kommt, lässt danach dank toller Charaktere aber nicht mehr los. Bis zum Schluss bleibt das Ende spannend und wenn man denkt, man wüsste alles, wird man doch nochmal überrascht.

Man hat immer wieder das Gefühl, dass das Spiel um die Handlung drumherum entwickelt und nicht einem unstimmigen Gameplay aufgezwungen wurde. Folgt man der Hauptgeschichte, wird der Tag-Nacht-Zyklus in den Plot eingebunden und man fühlt sich in einer stimmigen Welt, in der man sich überlegen muss, wo man schläft, wo man isst und was noch in der Zukunft liegt. All das wird angesprochen, miterlebt und gespielt.

Der Soundtrack geht direkt ins Ohr, darunter auch einige Stücke, die sich auch vor großen Genre-Vertretern nicht verstecken brauchen und auf sehr hohem Niveau sind. In den Kämpfen geht es taktisch zu und man wird ausreichend gefordert, aber nie überfordert.

Die Dialoge sind interessant, witzig und enorm umfangreich, sodass es auch vorkommt, dass man stundenlang nicht einmal kämpft. Wen das nicht abschreckt, der kommt um Trails in the Sky nicht herum. Jedem Liebhaber japanischer Rollenspiele, der dem Englischen mächtig ist, kann man diese Perle daher nur wärmstens empfehlen.

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Story: Sehr humorvolle Charaktere, aber eine langsam in Fahrt kommende Handlung erwarten euch bei Legend of Heroes: Trails in the Sky. In vielen langen Dialogen wird diese dennoch spannend erzählt und weiß am Ende auch nochmal zu überraschen.

Grafik: Etwas veraltete Optik, die sicherlich keine Schönheitspreise gewinnt, aber viel Charme versprüht. Dank Breitbildunterstützung und HD wirken die Charakter-Porträts nun deutlich schärfer und die Schrift ist angenehmer zu lesen als auf PlayStation Portable.

Sound: Toller und insgesamt abwechslungsreicher Soundtrack, der über die vielen Spielstunden nicht eintönig wird. Leider gibt es bis auf wenige Kampfschreie keinerlei Sprachausgabe.

Gameplay: Das taktische rundenbasierte Kampfsystem weiß zu gefallen. Keine störenden Zufallskämpfe behindern die Erkundungen außerhalb von Städten.

Sonstiges: Gamepad-Support, Steam Achievements, Steam-Cloud und Steam-Trading-Cards, New Game+, Bestiarium