Europa Japan News Nordamerika PS3 Test TOP Vita

Im Test! Final Fantasy X | X-2 HD Remaster

Es ist nun mehr als zehn Jahre her, dass ich die Welt von Spira verlassen habe. Einige Erinnerungen kommen mir so vor, als wäre es gerade gestern passiert. Andere dagegen sind bereits verblasst und nur noch vage Bilder und Geräusche. Die Emotionen jedoch, die ich mit diesem einen Ort verbinde sind stärker als jemals zuvor. Den Spaß, die Trauer und den Verlust, den ich mit jener kleinen Gruppe durchlebt habe, kann und wird niemals in Vergessenheit geraten. Nach den vielen Enttäuschungen in den letzten Jahren wird die Geschichte von Spira nun ein weiteres Mal erzählt und plötzlich sehe ich alles mit ganz anderen Augen.

Als ich Spira zum ersten Mal besucht hatte, hatten mich die Welt und die Story sofort in ihren Bann gezogen. Der junge Blitzballspieler Tidus wird von einer unbekannten Macht aus seinem Leben gerissen und landet plötzlich 1.000 Jahre in der Zukunft. Dort trifft er das Medium Yuna und ihre Leibgarde, welche die geheimnisvolle Kreatur Sin besiegen müssen – aber dieses Mal ist es anders. Tidus ist nicht nur der junge, überhebliche und etwas nervige Blitzballspieler. Er ist vielmehr ein Kind mit einem schweren Vaterkomplex, der versucht sein eigenes Leben zu leben, seine eigene Geschichte zu erzählen, abseits von seiner schweren Kindheit und seinem Vater. In den vielen Rückblenden und Dialogen wird erst sein ganzer Charakter deutlich – vielmehr noch: Seine Funktion in dieser Geschichte wird deutlich.

Tidus ist mehr als nur ein schnöder, blonder 08/15 JRPG-Charakter. Emotionen garantiert.
Tidus ist mehr als nur ein schnöder, blonder 08/15 JRPG-Charakter. Emotionen garantiert.

Er kommt aus einer zerstörten Vergangenheit, die wesentlich moderner war, als das gegenwärtige Spira. Die Menschen damals lebten im Überfluss. Sie erbauten sogenannte Machina, um sich das Leben zu erleichtern. Die Natur rückte in den Hintergrund und die Menschen wurden abhängig von den Machina. Dann kam Sin (die Sünde) und legte alle Großstädte in Schutt und Asche.Genau aus dieser Welt kommt Tidus. Eine Welt, die einst in Dekadenz lebte und ihre Wurzeln vergessen hatte. Dazu passt auch sein Verhalten zu Beginn des Spiels. Eine der ersten Aktionen, die Tidus durchführt, ist das Brechen einer uralten Tradition. Dieses Thema zieht sich durch die gesamte Geschichte und macht sie zu etwas wirklich Besonderem.

Die Geschichte von Spira ist voll von Themen, Symbolen und Metaphern, die heute, mehr als noch vor zehn Jahren, Relevanz für die Wirklichkeit besitzen – und im Zentrum dieser einzigartigen Geschichte stehen nun sieben Personen, die man in sein Herz schließt. Die Emotionen, die man für und mit den Charakteren aufbaut findet man nur selten in Videospielen. Es werden Gefährten, die man sein Leben lang niemals vergessen wird. Hinzu kommt eine der schönsten Liebesgeschichten der Videospielgeschichte. Somit besitzt Final Fantasy X eine der emotionalsten, mitreißendsten und tiefsten Geschichten, die man auf seiner Konsole finden kann. Selbst wenn man, wie ich auch, das Spiel vor zehn Jahren zur Genüge gespielt hat, wird man nicht enttäuscht werden. Man erlebt viele Dinge ganz anders, man versteht alles besser und man schwelgt die gesamte Zeit über in Nostalgie. Gänsehaut über Stunden garantiert.

Knappe Kleidung, Pop-Musik, Girlbands? Leider hat das gar nichts mehr mit X zu tun.
Knappe Kleidung, Pop-Musik, Girlbands? Leider hat das gar nichts mehr mit X zu tun.

Neu in Europa sind zudem auch die 14-minütige Zusatzsequenz „Eternal Calm“, welche als Brücke zwischen Final Fantasy X und X-2 dient und ein 30-minütiges Hörspiel, welches ebenfalls nach der Story von Final Fantasy X angesiedelt ist. Diese Zusätze sind schön gemacht, jedoch für die grandiose Geschichte von Final Fantasy X überflüssig. Ihr Effekt ist ähnlich wie der von Final Fantasy X-2.

Hat man den zehnten Teil einmal beendet, geht es über zur ersten direkten Fortsetzung in der Geschichte von Final Fantasy – und bereits in der ersten Sekunde wird eines klar. Es wird ein ganz anderer Weg eingeschlagen als im wegweisenden Vorgänger. Yuna singt und tanzt sich im Minirock durch die allererste Sequenz und man fühlt sich wie vor den Kopf gestoßen. Die Heldenriege aus dem zehnten Teil hat sich auf drei Personen reduziert. Man erlebt Final Fantasy X-2 durch die Augen von Yuna, Rikku und Payne. Bekannte Charaktere trifft man selbstverständlich, doch nehmen diese nur Rollen als NPCs ein. Besonders durch den kurzen oder nicht vorhandenen Abstand, der zwischen dem Spielen beider Teile liegt, wird deutlich, dass sowohl Story als auch Charaktere der Fortsetzung nicht annähernd an Final Fantasy X heran reichen.

Im Nachfolger spielen zwar auch ernste Themen, wie etwa Politik, eine große Rolle, aber der Umgang mit diesen Themen liegt weit unter dem Niveau des Erstlings. Hier und da haben sich auch kleinere Leerläufe eingeschlichen. Näheres zum Inhalt soll hier noch nicht genannt werden, da die Story direkt mit dem Vorgänger zusammenhängt. Zudem bekommt man oft das Gefühl, dass Yuna, Rikku und Payne austauschbar sind. Sie hätten wie ihre ehemaligen Kameraden NPCs sein können und ein ganz anderes Trio hätte Final Fantasy X-2 führen können, es wäre kaum ein Unterschied zu bemerken. Hier muss jedoch angemerkt werden, dass dies nur der Fall ist, wenn man den Nachfolger im direkten Vergleich mit dem Vorgänger setzt, denn an sich bietet Final Fantasy X-2 eine tolle Geschichte, voller mysteriöser Charaktere in einer unglaublich schönen Welt. Nur leider ist diese ihrem gigantischen Erbe unwürdig umgesetzt.

Das ist auch schon der größte Kontrapunkt dieser HD-Collection. Schlimmere sucht man auf der Disk und in den 100 bis 200 Stunden Spielspaß vergebens.

Der Sprung ins HD-Zeitalter ist gelungen. Scharf, detailreich, strahlend. Das neue Grafikgewand überzeugt.
Der Sprung ins HD-Zeitalter ist gelungen. Scharf, detailreich, strahlend. Das neue Grafikgewand überzeugt.

Länger als zwei Jahre befand sich diese HD-Collection bei Square Enix in der Entwicklung. Zwar ist diese Zeitspanne für ein reines HD-Remaster zu lange, doch das Warten hat sich mehr als gelohnt. Final Fantasy X|X-2 HD Remaster zählt zu den ambitioniertesten Portierungsprojekten. Spira erstrahlt im neuen HD-Glanz. Die Umgebungen wirken lebendig, bunt und laden zum Erforschen ein. Man erkennt Details, die vor einem Jahrzehnt noch nicht ins Auge gefallen sind, doch das größte Kompliment gilt den Charakteren. Die Modelle der Hauptbesetzung wurden von Grund auf neu erschaffen. Haare, Federn, Gürtel, Muskeln und Accessoires sind plastisch und kommen der Realität ein gigantisches Stück näher. Ketten sind nun nicht mehr auf den Körper tätowiert, sondern legen sich sanft auf die Haut. Alles an den Charakteren wirkt einfach so viel schärfer.

Jedoch bringt das nicht nur Vorteile mit sich. Für viele Fans wirken die neuen Gesichter etwas befremdlich. Farbe und Form wurden etwas modifiziert. Ob man das gut findet, ist aber jedem selbst überlassen. Was aber sehr schade ist, ist die Mimik. Seltsamerweise hat man hier mehr einen Schritt zurück als vorwärts gemacht. Vergleicht man die Mimik mit den Zwischensequenzen der originalen Spiele wird deutlich, dass damals mehr Emotionen in den Gesichtern zu sehen waren. Mund und Augen wirkten damals etwas menschlicher und bei den HD-Modellen sind die Bewegungen auch starrer. Hier hätten die Entwickler doch lieber an der Grafikschraube etwas runter drehen sollen, um die Mimik näher am Original zu halten.

Beim näheren Hinsehen erkennt man auch in den Umgebungen ein paar alte Texturen. Ganz besonders bei den unwichtigen NPCs. Diese scheinen teilweise komplett aus den alten Spiele übernommen worden zu sein – eckige Gesichter und Plattenfinger inklusive. Das mindert den Spielspaß zwar nicht und sorgt für einige ungewollte Lacher, aber das hätte man anders machen müssen. Dennoch können die Entwickler stolz auf sich sein. Kennt man beide Versionen, merkt man, wie viel Liebe in diesem Projekt steckt und wie nah sich die Entwickler an der originalen Wirkung gehalten haben. Man hat Veränderungen vorgenommen, aber niemals so viel, dass sich das Spiel fremd anfühlt. Großes Kompliment.

Damals wie heute: Bei dieser Musik ist Gänsehaut garantiert. Die neu überarbeiteten Soundtracks überzeugen ebenfalls.
Damals wie heute: Bei dieser Musik ist Gänsehaut garantiert. Die neu überarbeiteten Soundtracks überzeugen ebenfalls.

Auch beim Soundtrack hat man sich diesen Leitsatz wohl ans Herz gelegt. Die Musikstücke wurden nämlich komplett überarbeitet. Alle Stücke wurden neu arrangiert und aufgenommen. Hilfreich war hier wohl die Tatsache, dass auch die originalen Komponisten diese Arbeit übernommen haben. Vieles wurde verändert, teilweise auch stark. Aber bei all den Veränderungen ist eines gleich geblieben – die Atmosphäre. Es ist unglaublich, wie fremde und doch bekannte Stücke genau das selbe Gefühl erwecken können wie die Musik von vor zehn Jahren.
An der Qualität der Kompositionen müssen sich noch heutige Rollenspiele messen. Damals wie heute wird klar, dass Nobuo Uematsu und seine Kollegen ein Monument mit dem Soundtrack zu Final Fantasy X erschaffen haben. In jedem Stück steckt so viel Herz und berührt auf einer tiefen, emotionaler Ebene. Mehrmals wird man von der Musik zu Tränen gerührt. Vom unvergesslichen Anfang am Lagerfeuer, das mit „To Zanarkand“ untermalt ist, bis zum „Ending Theme“ wird eine Epos durch die Lautsprecher fließen, der noch heute durch die Zeit schallt. Hier sind die Tränen garantiert.

Der Nachfolger bietet auch einen unglaublich schönen Soundtrack voller Ohrwürmer. Doch wie die Story schlägt auch die Musik in eine etwas andere Richtung – mehr Pop und Rock sind hier zu finden. Die Überarbeitung war auch hier ein voller Erfolg, doch einmal mehr wird klar: Final Fantasy X-2 erreicht nicht die Qualität des Vorgängers. Final Fantasy X-2 war das erste Final Fantasy ohne Nobuo Uematsu und das merkt man leider. Stücke wie „Eternity“ und „1000 Words“ sind grandios und man lernt sie lieben, aber die poppigen Lieder können damit nicht annähernd konkurrieren.

Diese beiden Rollenspiele waren die ersten ihrer Reihe, die eine volle Synchronisation geboten haben, dennoch leisten die Sprecher in beiden Teilen eine sehr gute Arbeit. Am Ende kann man sich für die Charaktere absolut keine anderen Stimmen vorstellen. Manchmal macht sich das Alter der Spiele allerdings doch bemerkbar. So sind die Lippen und der Ton manchmal asynchron und einige Male passen Bild und Ton nicht ganz zusammen. Nichtsdestotrotz treffen die Sprecher, wenn es darauf ankommt, mitten ins Herz.

FF X ist eines der grandiosesten Rollenspiele aller Zeiten. X-2 hat leider Schwierigkeiten in diese großen Fußstapfen zu treten.
FF X ist eines der grandiosesten Rollenspiele aller Zeiten. X-2 hat leider Schwierigkeiten in diese großen Fußstapfen zu treten.

Hier einmal ein paar Worte zu den Untertiteln: Ja , das Gesprochene Wort stimmt mit dem geschriebenen Wort häufig nicht überein. Das liegt daran, dass die japanische Tonspur ins Deutsche übersetzt wurde und dann als Untertitel eingefügt wurde. Die englischen Übersetzer haben sich dann mehr Freiheit erlaubt. Einige Abschnitte wurden dem Original gegenüber zwar verbessert, aber trotzdem ist der Unterschied teilweise noch sehr groß. Das verhindert jedoch nicht, dass man die Story in vollsten Zügen genießen kann.

Bei all den tollen Verbesserungen für das HD-Remaster darf man aber eines nicht vergessen. Final Fantasy X und Final Fantasy X-2 sind über zehn Jahre alt. So gut der Transfer auch gelungen ist, muss dies stets im Hinterkopf behalten werden, denn wer dieses Spiel mit der Grafik heutiger Triple-A-Rollenspiele vergleicht wird enttäuscht werden.

Grafik und Sound wurden erfolgreich für die heutige Zeit erneuert, doch wie sieht das beim Gameplay aus? Dieses hat sich bekanntlich nicht verändert und so stellt sich die Frage: Sind die Kampfsysteme gut gealtert? Die Antwort ist ganz klar: Ja.

Final Fantasy X bediente sich damals dem Conditional Turn Base Battle System, einem rundenbasierten Kampfsystem in einer separaten Arena, bei dem stets die Abfolge der Aktionen bekannt war. So musste man immer mit Bedacht seine Fähigkeiten und Items einsetzen, um den Feind zu besiegen oder nicht vorzeitig zu verlieren. Mit Statusveränderungen wie Hast und Gemach konnte man die Abfolge zusätzlich verändern – entweder zu Gunsten der Truppe oder gegen sie. Auch heute noch funktioniert dieses System wunderbar. Fängt der Kampf an, so hat man die Leiste mit der Reihenfolge der Aktionen stets im Blick und kann so, bereits vor dem ersten Angriff, seine persönliche Strategie planen. Kenntnisse über die Fähigkeiten der Freunde und Feinde können hier lebenswichtig sein. Natürlich können nicht alle Charaktere im Team ins Kampfgeschehen eingreifen, daher hat man nur eine Gruppe von drei aktiven Charakteren im Kampf. Diese kann man jedoch im eigenen Spielzug mit den Reservecharakteren nach Belieben auswechseln.

Sowohl X als auch X-2 bieten taktische und motivierende Kampfsysteme, die heute noch rocken.
Sowohl X als auch X-2 bieten taktische und motivierende Kampfsysteme, die heute noch rocken.

Der kombinierte Gebrauch von Items, Magie, Beschwörungen und der sogenannten Ekstase ist für viele Kämpfe entscheidend. Einfach sinnlos Angreifen führt sehr oft zum Verlust der gesamten Lebenspunkte. Das Kämpfen gegen die ansprechend designten Gegner ist fordernd, belohnend und macht richtig viel Spaß. Dieses Kampfsystem stellt die Spitze der rundenbasierenden Kämpfe dar.

Bei Final Fantasy X-2 entschied man sich jedoch für eine andere Art von Kampfsystem. Hier kam das Active Time Battle System zum erneuten Gebrauch. Zwar spielt sich das Geschehen hier auch in einer separaten Arena ab, doch anstatt auf die einzelnen Züge zu warten, hat man hier eine Leiste für jeden Charakter, die sich mit der Zeit füllt und bestimmt, wann man eine Aktion durchführen kann. Doch ebenso wie bei Final Fantasy X, reicht unüberlegtes Tastendrücken bei Weitem nicht aus. Das kluge Vorausplanen muss auch hier angewandt werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und die härtesten Bosse auszuschalten. Man muss stets die Charaktere, Feinde und ihren Status im Auge behalten.

Zusätzlich dazu kommt noch die Komponente des Timings dazu. Führt man die verschiedenen Angriffe und Magieattacken zum richtigen Zeitpunkt aus, maximiert sich der Schaden. Leider wurde bei Final Fantasy X-2 auf die ikonischen Beschwörungen verzichtet. Das tut dem sonst brillanten System aber absolut keinen Abbruch. Wer nun Angst hat, es könnte zu hektisch werden, der kann ganz beruhigt sein. Das Balancing des Kampfsystem ist sehr gut gelungen. Es ist immer fordernd, ohne jedoch frustrierend zu werden.

Beide Kampfsysteme sind fantastisch gealtert und machen ebenso viel Spaß wie noch vor zehn Jahren. Was gut ist, währt nun mal ewig, auch wenn es sich um Zufallskämpfe handelt.

Sphäro- und Kostümbrett sind heute noch besser, als alle Levelsysteme, die in neueren JRPGs geboten werden.
Sphäro- und Kostümbrett sind heute noch besser, als alle Levelsysteme, die in neueren JRPGs geboten werden.

Final Fantasy X und X-2 haben damals einige Maßstäbe im Genre der Rollenspiele gesetzt und in Sachen Charakterentwicklung haben dies beide gleichermaßen geschafft. Sowohl das Sphärobrett, als auch das Kostümbrett waren gigantische Schritte in die richtige Richtung. Beide Systeme boten die nötige Freiheit für die individuelle Charakterentwicklung. Zudem waren sie hoch motivierend, da diverse Objekte zum Nutzen zunächst gefunden werden mussten und man spürte, wie die eigenen Charaktere mit jedem gekonnt gesetzten Sphäroiden stärker geworden sind.

Beim zehnten Teil darf man sich zu Beginn entweder für das Normale- oder das Profi-Sphärobrett entscheiden. Beide Bretter sind gigantisch und bieten große Freiheit für den Spieler. Das Profi-Sphärobrett bietet weitaus mehr freie Felder als das normale. Dies könnte auf Einsteiger abschreckend wirken, aber mit beiden Brettern lässt sich alles aus dem Spiel holen. Um hier voranzukommen, erhalten die Charaktere nach gewonnenen Kämpfen sogenannte Ability-Punkte. Diese sind der erste Teil, um seine Charaktere aufzuleveln. Der zweite Teil lässt sich in Form von diversen Sphäroiden finden. Diese kann man von besiegten Feinden erlangen, im Laden kaufen oder in Kisten finden. Hier ist die Variation groß. Es gibt für jeden Statuswert einen bestimmten Sphäroidentypus. Hinzu kommen noch Ability-Sphäroiden, welche für besondere Fähigkeiten genutzt werden können. Es macht einen Riesenspaß mit dem Sphärobrett zu arbeiten und es ständig zu vergrößern. Hier ist nämlich Köpfchen gefragt. Einfaches drücken auf die X-Taste reicht hier ebenfalls nicht. Gleichzeitig muss man aber auch mit wachsamen Auge auf seine AP- und Sphäroiden achten.

Das Kostümbrett schlägt einen etwas anderen Weg ein. Zwar werden immer noch APs gebraucht, doch der Nutzen gestaltet sich anders. Nackt kämpft es sich ja bekanntlich nicht optimal. Daher bekommen unsere drei Heldinnen verschiedene Kostüme, die bekannte und neue Kampfklassen darstellen. Es gibt Kostüme, welche die Mädchen zu Weißmagierinnen werden lassen, andere machen sie beispielsweise zu Schwarzmagierinnen oder Revolverhelden. Die Auswahl ist groß und lädt zum Erforschen und Aufleveln ein. Die Kostüme müssen nicht unbedingt zwischen den Kämpfen gewechselt werden. Auch mitten im Kampf kann man das. So kommt noch mehr Taktik und Timing in die Kämpfe, denn der richtige und zeitlich ideale Gebrauch und Wechsel der Kostüme ist für den Kampf unabdingbar. Erneut ein großes Kompliment an die Entwickler dieses Levelsystems.

Die Charaktersysteme funktionieren grandios, verlangen Köpfchen und machen einfach Spaß. Nach all dem, was in den Jahren danach erschienen ist, zeigen uns diese alten Spiele noch, wie es richtig gemacht wird.

Final-Fantasy-X-X-2-HD-Remaster_2013_08-11-13_010
Linearität hin und her. Es gibt viel zu erkunden und zu erleben. Hier wird es nämlich richtig gemacht.

Nicht nur die Kampf- und Levelsysteme beider Spiele unterscheiden sich. Auch das Missionsdesign ist individuell. Bei Final Fantasy X verfolgt man ein strikt lineares System. Man hangelt sich von Storymission von Storymission. Dabei wird die Reihenfolge stets von der spannenden Geschichte vorgeschrieben und es ist zum Einen dieser grandiosen Geschichte zu verdanken, dass der lineare Aufbau nicht negativ auffällt. Zum anderen bietet Final Fantasy X eine Fülle von Nebenmissionen und Minispielen, die man während der Hauptquests verfolgen kann. Statt einem traditionellen Kartenspiel, hat man hier auf Blitzball gesetzt, einer futuristischen Version von Wasserball.

Im Laufe der Story muss man ein paar Runden spielen, aber früher oder später wird man süchtig danach und versucht die Nummer eins zu werden. Denn hier spielt das Management der Mannschaft eine ebenso große Rolle, wie die Spielerfähigkeiten an sich. Das macht einfach Spaß und ist motivierend genug, um für Stunden an den Bildschirm zu fesseln. Zusätzlich kommen noch mehrere Rätsel-Einlagen hinzu, die meistens mit dem Transportieren und Austauschen verschiedener Sphäroiden gelöst werden. Anfangs sind diese noch binnen Sekunden oder weniger Minuten zu lösen. Der Schwierigkeitsgrad steigt mit fortschreitendem Spielverlauf. Auch die Monsterjagd und -zucht bietet mehrere Stunden Spielspaß. Hier fängt und züchtet man verschiedene Monster, um seine Kraft an diesen zu messen, neue Monster zu erschaffen und noch viele geheime Boni zu erlangen.

Ob schon gespielt oder nicht. Final Fantasy X/X-2 HD Remaster ist ein Muss für jeden Videospieler!
Ob schon gespielt oder nicht. Final Fantasy X/X-2 HD Remaster ist ein Muss für jeden Videospieler!

Der Nachfolger bedient sich hingegen einem offenen Missionsdesign. Nach einer kleinen Einführung kann man sich frei entscheiden, wohin man in Spira reist und in welcher Reihenfolge man sich der verschiedenen Missionen annimmt. Dieses System funktioniert ebenso ausgesprochen gut und lädt zum weiteren Erkunden der Welt ein. In Hülle und Fülle findet man hier auch kleine Minispiele und Nebenmissionen, die teilweise groß angelegt sein können und einen tiefen Einblick in die Welt von Spira erlauben.

Ähnlich wie das Missionsdesign gestaltet sich das Gamedesign. Beim Erstling wandert man durch eine Vielzahl von linearen Gängen und nur selten öffnen sich zusätzliche Areale, doch dank vielen versteckten Orten, lebendigen Städten, Nebenmissionen und Erkundungsmöglichkeiten erlebt man diese Linearität weitaus weniger negativ als beim späten Nachfolger Final Fantasy XIII. Weiterhin bieten Story und Charaktere so viel, dass man die Linearität sehr gut verschmerzen kann. Die offenen Areale erscheinen in Final Fantasy X-2 etwas öfter, aber auch hier gilt das selbe Prinzip. Es gibt zu viel zu tun und erkunden, um sich übermäßig über die Linearität zu beschweren.

In beiden Spielen kann man nach gewisser Zeit mit dem Luftschiff Spira nach Belieben bereisen. In Final Fantasy X ist dies erst spät möglich. In der Fortsetzung ist dies jedoch bereits früh nötig, um sich den verteilten Missionen anzunehmen. Ferner gibt es als kleines Extra noch das Al-Bhed-Lexikon zu sammeln. Die Al-Bhed sind eine Völkergruppe in Spira, deren Sprache man nur versteht, wenn man alle Lexika gesammelt hat.
All diese Dinge machen Final Fantasy X und Final Fantasy X-2 zu dem, was sie sind: Fantastische Spiele, mit denen man pro Spiel weit mehr als 100 Stunden Spaß haben kann. Auch davon könnten sich moderne Spiele eine Scheibe abschneiden.

jpg_siegel_empfehlungDas Projekt Final Fantasy X|X-2 HD Remaster ist gelungen. Ich liebe es. Es macht genau so viel Spaß wie damals. Es fesselt genau wie damals. Es berührt genau wie damals. Ich habe gelacht, mitgefiebert und geweint – aber was mich aber am meisten an dieser Disk erstaunt hat, war die Tatsache, dass ich die Story und die Charaktere mit ganz anderen Augen wahrgenommen habe. Viele Details, Dialoge, Metaphern und Symbole habe ich erst jetzt richtig verstanden. Dazu kommt, dass diese Rollenspiele im wunderschönen HD-Gewand und mit einem komplett neuen Soundtrack erstrahlen. Ja, nicht jede Textur ist perfekt, die Untertitel hätte man bearbeiten müssen, die Asynchronität der Lippen stört anfangs und der größte Nachteil der Duologie wird bei der Collection besonders deutlich, aber wenn uns Rollenspiele von vor über zehn Jahren zeigen, was alles in letzter Zeit in dem Genre schief gelaufen ist und wie man es richtig macht, dann kann ich diese Spiele nur absolut jedem empfehlen – sowohl denen, die es bereits gespielt haben, als auch denjenigen, die das Vergnügen noch nie hatten. Taucht in die Welt von Spira ein! Ihr werdet es nicht bereuen.

Story: Final Fantasy X besitzt eine der ambitioniertesten und emotionalsten Geschichten der ganzen Videospielgeschichte. Jeder, der hier nicht mitgefiebert hat, der hat etwas Großes verpasst. Auch der Nachfolger bietet eine spannende Geschichte, die leider darunter leidet den zehnten Teil der Reihe als Vorgänger zu haben.

Grafik: Hier haben sich die Entwickler ordentlich ins Zeug gelegt. Spira erstrahlt im prachtvollen HD und die Charaktere haben komplett neue Modelle spendiert bekommen. Selbes Gefühl, neue Bilder. Leider haben nicht alle Charaktere und Details den Sprung in die Moderne geschafft, besonders auf die Mimik hätte man achten sollen.

Sound: Auch hier hat Final Fantasy X Maßstäbe gesetzt. To Zanarkand, Otherworld, Suteki da ne, Song of Prayers. Die Liste kann noch ewig weitergeführt werden. Anhören! Sowohl im Spiel als auch ohne Spiel. Bei Final Fantasy X-2 ist die Liste leider etwas kürzer. Uematsus Abwesenheit bemerkt man leider. Lippenbewegungen und Stimmen sind teilweise asynchron, aber bei Spielen die über zehn Jahre auf dem Buckel haben ist das keine Überraschung.

Gameplay: Zwei unterschiedliche Missionsdesigns, Kampfsysteme und Levelsysteme. Beide fordernd, spaßig und einfach genial. Hier wurden Maßstäbe gesetzt, die noch bis heute bestehen. So macht man es richtig. Das Gamedesign ist größtenteils linear, aber der gigantische Umfang, die tollen Geschichten und die zahlreichen Nebenbeschäftigungen machen das allemal wieder wett.

Sonstiges: Zwei der großen Rollenspielperlen auf einer Disk. 100 – 200 Stunden Spielspaß – und das für weniger als 40 Euro. Das muss man gespielt haben. Zusätzlich gibt es noch Eternal Calm, ein Hörspiel und Last Mission gratis dazu. Final Fantasy X|X-2 HD Remaster steckt so gut wie alle modernen JRPGs in die Tasche.

PS Vita Umsetzung: Auch auf der PS Vita sieht Final Fantasy X | X-2 HD Remaster sehr schön aus. Die Auflösung von 720×408 ist der ursprünglichen PS2-Auflösung ohnhin überlegen, die seltenen Artefakte trüben den Augenschmaus kaum. Die neuen Texturen, neuen Charakter-Modelle und dynamischen Schatten sehen wunderbar aus und stehen der PS3-Version in Nichts nach, außer natürlich, man skaliert sie hoch – aber dafür hat die PS Vita ja auch den kleineren Bildschirm. Selten gibt es kleine Framerate-Einbrüche. Den Griff zur Handheldversion wird trotzdem niemand bereuen. Mit Kopfhörern bietet sich ein intensives und optisch beeindruckendes Handheld-Erlebnis, das man vor zehn Jahren noch nicht für möglich gehalten hätte.