Willkommen zu einer neuen, kleinen Artikelserie von uns. Unsere Motivation ist genau so simpel wie die Idee: Die Minderheit der Leser von JPGames haben tatsächlich Erfahrungen mit allen bekannten oder unbekannten japanischen Spieleserien gemacht – doch was nicht ist, das kann noch werden! Kommentare im Forum wie „Als nächstes will ich mal ein Persona ausprobieren!“ oder „Irgendwann muss ich auch mal ein Ys spielen…“ haben uns dazu inspiriert, ein bisschen mehr zu informieren.
Daher soll es in diesen Artikeln, die von Leuten geschrieben werden, die sich mit einer bestimmten Serie sehr gut auskennen, nur um eines gehen: Kurz und knackig einen Einblick in eine bestimmte Serie zu gewähren und die prägenden Elemente, Vorzüge und Besonderheiten zu beschreiben. Am Ende soll sich dann optimalerweise jeder die Frage „Ist das was für mich?“ beantworten können – und sich vielleicht ermutigt fühlen, etwas Neues auszuprobieren!
Genug der Vorworte, reden wir über Wild ARMs!
Mit fünf Hauptteilen für die PS1 und PS2 sowie einem Remake und einem SRPG-Ableger zählt Wild ARMs zwar nicht zu den größten, aber zumindest zu den „größeren“ Serien. Verbinden tut die Spiele vor allen Dingen eines: Das ikonische Wild-West-Setting! Wüsten, Revolver, heruntergekommene Bars, Zugschienen ins Nirgendwo – diese Elemente wurden mal mehr, mal weniger dominant in die Spiele integriert, aber in jedem Fall machen sie Wild ARMs besonders.
Tatsächlich gehen die Spiele teilweise eher in Richtung Space Western (Western mit SciFi-Elementen). Das heißt allerdings nicht, dass es keine klassischen Dörfer und Wiesen gibt. So richtig konsequent setzt eigentlich nur Wild ARMs 3 das Wüstensetting um, die anderen Spiele enthalten immer noch einen bunten Mix verschiedendster Ortschaften, von idyllischen Dörfern bis hin zu Steampunk-Städten.
In dieses Setting fügen sich natürlich auch Story und Charaktere ein. Vom Grundkonzept sind die Geschichten meist recht simpel aufgebaut und zeichnen sich eher durch die Charaktere aus. Es gibt sicherlich storyorientiertere Spiele, aber man kann sich bei Wild ARMs nicht beklagen, dass man zu wenig über die Protagonisten erfährt.
Und wie spielt sich so ein Wild ARMs? Die Antwort ist simpel: Nicht groß anders als andere klassische RPGs. Es gibt rundenbasierte Kämpfe, eine große Weltkarte (Ausnahme: Wild ARMs 4) und viel zu entdecken, darunter auch reichlich optionaler Inhalt. Die Kämpfe selbst sind in den ersten drei Teilen noch relativ langsam und gewöhnlich, aber Wild ARMs 4 setzt mit einem neuen, deutlich schnelleren und vielfältigeren Kampfsystem, das die Positionen der Charaktere auf dem Feld berücksichtigt, neue Maßstäbe für die Serie. Wild ARMs 5 übernimmt dieses System, und sogar auf die SRPG-Kämpfe in Wild ARMs XF bauen darauf auf.
In den ersten drei Spielen spielt man eher erwachsen anmutende Charaktere, Teil 4 und 5 haben einen teilweise deutlich jüngeren Hauptcast, was sich auch stark in der Art der Geschichte niederschlägt.
Zwei weitere Dingen zeichnen das Gameplay in Wild ARMs außerdem aus: Die vielen Ruinen, Ausgrabungsstätten und ähnlichen Dungeons und, damit oft verbunden, die vielen und zum Teil recht einfallsreichen Rätsel. In jedem Wild ARMs gibt es einige Tools, die man außerhalb der Kämpfe nutzen kann und muss. Teilweise erinnert das eher an Zelda: Es gibt nämlich z.B. Bomben, ein Radarsystem, einen Greifhaken oder einen Boomerang. Mit diesen Tools muss man sich diversen Herausforderungen stellen. Die meisten sind zu bewältigen, aber bisweilen ist auch ein knackiges Rätsel dabei.
Ein letzter Punkt: Die Musik! Die Soundtracks der Spiele werden nicht nur von Serienfans gelobt und prägen die Wild-West-Atmosphäre der Spiele ebenso sehr wie das Setting selbst. Jedes Wild ARMs hat viele tolle Musikstücke, und die Titelmelodie des erste Teils, „Into The Wilderness“, hat längst Kultstatus bei Spielern auf der ganzen Welt erreicht. Erstaunlich ist es auch, dass der Soundtrack des ersten Teils bereits einige vom Orchester eingespielte Stücke enthält.
Zusammengefasst: Wild ARMs ist etwas für Leute, die umfangreiche, klassische RPGs mit einer großen Welt lieben oder einfach die Wild-West-Atmosphäre mögen. Die Spiele sind relativ einfach und recht einsteigerfreundlich, lediglich die etwas angestaubten Kampfsysteme der ersten drei Teile sowie die Zufallskämpfe könnten neuere Spieler abschrecken. Allerdings gibt es ab Wild ARMs 2 ein System, mit dem man Zufallskämpfe bis zu einem gewissen Grad vermeiden kann – ein weiterer Pluspunkt für die Serie.
Und wo sollte man anfangen?
Die Spiele sind unabhängig und bauen nicht aufeinander auf.
- Wer miterleben möchte, wie die Serie angefangen hat und Lust auf ein klassisches PS1-RPG mit großartiger Musik und einer charmanten Handlung hat, sollte sich definitiv am ersten Teil versuchen.
- Wer das Wild-West-Wüsten-Setting in seiner vollen Pracht sehen will und eine eher ungewöhnlichen Gruppe mit einer starken Protagonistin bevorzugt, sollte zum dritten Teil greifen.
- Wer mit dem gameplaymäßig ausgereiftesten und umfangreichsten Teil der Serie beginnen möchte und sich mit ein bisschen in der Serie sonst eher ungewöhnlichem Teenie-Drama abfinden kann, dem sei Wild ARMs 5 ans Herz gelegt.
Wir würden uns übrigens auch über Kommentare von Leuten freuen, denen Wild ARMs nicht unbekannt ist. Hier könnt ihr eure Erfahrungen teilen und andere dazu ermutigen (oder ja nach Ansicht auch davon abraten), es doch selbst einmal zu probieren.
Kurzüberblick:
- 1996: Wild ARMs (PS1/PSN)
- 1999: Wild ARMs 2 (PS1/PSN)
- 2002: Wild ARMs 3 (PS2)
- 2003: Wild ARMs: Alter Code F (PS2) – Remake von Wild ARMs
- 2005: Wild ARMs 4 (PS2)
- 2006: Wild ARMs 5 (PS2)
- 2007: Wild ARMs XF (PSP/PSN) – SRPG-Ableger
Wild ARMs 2 und Alter Code F haben es nie nach Europa geschafft. Wild ARMs 5 erschien nur in sehr geringer Auflage und nicht in allen PAL-Gebieten. Preislich sind Wild ARMs 1, 2, 3 und XF am günstigsten zu bekommen, für die anderen braucht man vielleicht etwas eBay-Glück. Möglicherweise befindet sich momentan ein neues Wild ARMs für ein Sony-System in Entwicklung – darauf lässt ein kürzliches Interview schließen.