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Im Test! Weapon Shop de Omasse

Verschiedene japanische Entwickler veröffentlichten im Mai 2012 ein außergewöhnliches Projekt für den Nintendo 3DS, das mit dem Namen Guild 01 betitelt wurde. Es handelt sich um eine Spielsammlung bestehend aus den Teilen Liberation Maiden (Goichi Suda), Aero Porter (Yoot Saito), Crimson Shroud (Yasumi Matsuno) und zu guter Letzt Weapon Shop de Omasse (Yoshiyuki Hirai).

Während die ersten drei Titel Ende 2012 in Europa erschienen, sah es zunächst für eine lokalisierte Fassung von Weapon Shop de Omasse nicht gut aus. Der Grund dafür war die Textlastigkeit und das Talent des Entwicklers, auf welche Art er die japanische Kultur mit Wörtern beschreibt. Level-5 war sich unklar, ob die Spieler im Westen seine Texte verstehen würden, um Spaß an dem Spiel zu finden und natürlich war es auch eine Frage der Finanzierung.

Ganz überraschend kam Anfang Januar 2014 die Wertung des Australian Classification Boards und damit die inoffizielle Ankündigung für das fehlende Spiel aus Guild 01. Wenige Tage später erfolgte die offizielle Bestätigung und seit dem 20. Februar ist das spezielle Spiel im europäischen Nintendo eShop verfügbar.

Für euch haben wir uns als Schmied beworben und fleißig Waffen für besondere Helden angefertigt. Ist Weapon Shop de Omasse ein heißes Eisen oder verbrennt der Spieler sich beim Kauf die Finger? Findet die Antwort in unserem Test.

Der Schmied beschließt die Schmiede…

Das Schild hängt, Yuhan kann seine Karriere starten.

Die Handlung von Weapon Shop de Omasse lässt sich in wenigen Worten beschreiben. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Yuhan, der als Lehrling in die Kunst des Schmiedens unterwiesen wird. Sein Meister heißt Oyaji, der seinen Schüler mit strengen Augen beobachtet.

Zwar steht Oyaji seinem Schüler mit hilfreichen Ratschlägen zur Seite, jedoch achtet er sorgsam darauf, Yuhan nicht zu verwöhnen. Der junge Mann soll seinen eigenen Kopf und seine Fähigkeiten verwenden, um die Zufriedenheit der Kunden zu erfüllen.

Die Kunden und deren Wünsche sind jedoch nicht das einzige Problem, mit dem Yuhan kämpfen wird. Wie in jedem guten Rollenspiel gibt es einen Erzfeind, der natürlich auch in Weapon Shop de Omasse nicht fehlen darf. Abermals befindet sich der Evil Lord vor seiner Auferstehung und bis zu diesem Tag muss der Lehrling seine Fähigkeiten trainieren, um die Helden mit ultimativen Waffen für die finale Konfrontation zu rüsten.

…die Schmiede hat der Schmied beschlossen.

In gewisser Weise besitzt Weapon Shop de Omasse Elemente aus einem Rollenspiel, die allerdings nicht euch betreffen. Eure Hauptaufgabe bleibt das Schmieden verschiedener Waffen, die ihr an die Kunden verleiht. Die Schritte eurer Tätigkeiten laufen immer nach demselben Schema ab.

Die NPCs wissen oft selbst nicht, was sie wirklich wollen.

Ein Kunde (entweder ein Held oder eine gewöhnliche Figur, die als NPC betitelt wird) betritt den Laden und möchte eine Waffe für ein Abenteuer ausleihen. Ihr fertigt diese nach seinen Wünschen an, gebt ihm dieses Werkzeug bei Abholung und beobachtet seine Reise über den Grindcast, auf den wir später eingehen.

Besteht er seine Quest dank eurer Schmiedekunst, kehrt er oft mit wertvollen Materialien zurück und ihr erhaltet die Gebühr. Verliert der Held allerdings gegen einen Gegner, so verschwindet die Waffe und ihr müsst einen Verlust einstecken.

Zu Beginn steht euch eine begrenzte Auswahl an Waffenarten zur Verfügung. Dazu gehören Schwerter, Äxte, Daos, Katanas, Keulen, Speere, Klingen und Dolche. Die Auswahl vergrößert sich jedoch im Verlauf der Spielzeit. Jede Figur zieht eine bestimmte Art vor und aus diesem Grund solltet ihr ein breites Sortiment besitzen.

Wichtig sind auch die verschiedenen Werte der Attribute, die jedes Werkzeug ausstatten. Sie unterteilen sich farblich in Rot (Slash), Grün (Pierce) und Blau (Blunt), die je nach Auftrag von den Figuren bevorzugt werden. Gleichzeitig gilt es auch die Schwäche der Monster zu beachten, auf die euer Kämpfer treffen wird. Habt ihr eure Entscheidung anhand der angegebenen Daten getroffen, solltet ihr euch schnell ans Feuer begeben, denn nach der Bestellung wird der Auftraggeber bald wiederkommen und die anderen Kunden warten bereits vor der Tür.

Schmiedet das Eisen, solange es heiß ist

Die Anfertigung der Waffen ist das Hauptelement und nimmt natürlich einen großen Teil der Spielzeit ein. Möchtet ihr ein Werkzeug produzieren und besitzt die benötigten Materialien, beginnt der spannende Teil. Das Schmieden ist wie ein Rhythmusspiel aufgebaut und verlangt ein gutes Timing und Auge. Zuerst seht ihr kurz das fertige Endprodukt, wobei ihr euch die Form einprägen solltet. Dann liegt ein glühender Erzklumpen auf eurem Tisch und ihr müsst einen Moment warten, bis er einigermaßen abgekühlt ist. Oben erkennt ihr eine Linie, die mit einem Klang und bildlich eure Schläge vorgibt, anschließend seid ihr an der Reihe.

Hier heißt es: Hämmern bis zum Abwinken.

Ihr müsst die Reihenfolge wiederholen und den Block an verschiedenen Stellen mit eurem Stift auf dem Touchscreen beschlagen, sodass er eine andere Form annimmt. Dabei solltet ihr immer einen Blick auf die Temperatur werfen, die nur im roten Bereich optimal ist.

Erreicht die Anzeige den blauen Bereich, müsst ihr den Klumpen wieder ins Feuer geben, damit er wieder ordentlich eingeheizt wird. Kühlt das Erz komplett ab, wird die Waffe nicht geschmiedet und ihr verliert die eingesetzten Materialien. Während der Prozedur solltet ihr euren Vorrat an Kohle beobachten.

Es kommt nicht auf eure Schnelligkeit an, sondern auf den Aufbau einer Kette mit euren Schlägen. Je mehr Treffer ihr auf den richtigen Stellen landet, umso größer wird der Bonus auf die verschiedenen Attribute der Waffe. Wird euch ein X auf dem unteren Bildschirm angezeigt, solltet ihr die Stelle wechseln, denn an diesen Punkten wurde bereits alles abgetragen. Mit dem Schiebepad oder mit Befehlszeichen könnt ihr den Klumpen, beziehungsweise die halbfertige Waffen wenden und drehen, um schwer erreichbare Stellen zu bearbeiten.

Eine Prozentzahl zeigt euch den Prozess bis zur fertigen Waffe an. Habt ihr das Werkzeug erstellt, weist euch ein Sprecher darauf hin und ihr müsst schnell das Produkt abkühlen. Anschließend ist die Waffe fertig und erhält neben einer besonderen Fähigkeit die Boni der erreichten Ketten und eine Bewertung über ihre Qualität und Haltbarkeit. Außer den Grundmaterialien ist es möglich, später bis zu drei weitere Zusätze anzubringen, die entweder eines der Attribute erhöhen oder eine elementare Eigenschaft einfügen.

Das stilvolle Menü mit Hammerstiel.

Ganz fertig ist Yuhan mit seiner Arbeit nach dem Schmieden nicht. Die Pflege jeder Waffe ist sehr wichtig und aus diesem Grund solltet ihr alle Werkzeuge nach ihrer Produktion und nach jeder Rückgabe polieren. Ihr wischt mit dem Stift über alle Bereiche der Waffe, von jeder Seite, bis diese glänzt. Eine Leiste zeigt euch, wann die Waffe optimal gepflegt ist. Als Belohnung für eure Mühe werden sich dabei jedes Mal die Werte verbessern. Allerdings ist es nicht möglich, eine Waffe mehrmals direkt hintereinander zu polieren.

Sind die ersten Waffen noch ziemlich einfach in ihrer Form, werden diese immer ausgefeilter und komplizierter. Später werdet ihr den Klumpen oft drehen müssen und fertigt ihr längere Waffen, wie zum Beispiel ein Katana, an, müsst ihr den Block immer verschieben, weil er zu groß für den unteren Bildschirm wird. Auch die Temperaturanzeige wird sich mit ihren Bereichen verändern. Auf diese Weise bleibt das Schmieden an sich immer eine spannende Komponente.

Der Kunde ist König

Neben den NPCs, die sehr flach ausgebaut sind und mehr dazu dienen, um für euch Materialien zu sammeln, Geld von ihnen zu erhalten und anschließend die ausgeliehenen Waffen zu polieren, spielen die Helden eine wichtige Rolle und werden sehr humorvoll präsentiert. Zum einen ist da Jean Jardeaux, der euch nicht nur dank seinem französischen Dialekt amüsieren wird, sondern auch mit seiner Vorliebe, schöne Frauen zu retten. Die Zwillinge Mei Lan und Mei Hong sind zwar Anfänger, aber sie benötigen eure Hilfe, um ein legendäres Schwert zu erlangen.

Großmutter Snow mag gebrechlich aussehen, aber sie vernichtet schlagkräftig ihre Gegner auf der Suche nach Großvater, sofern sie nicht über eine Tasse Tee stolpert. Friedel Schlintz möchte ein Held werden, allerdings hütet er ein dunkles Geheimnis. Der Samurai Izou Nishinogawa befindet sich durch mehrere Unglücke auf Abwegen, die Piratin Captain Malibu sucht ihre Liebe und Mr. Grape Kiss die Unsterblichkeit.

Mr. Grape Kiss probt einen mächtigen Auftritt.

Hat ein Held eine Waffe erhalten, wird sein Abenteuer im Grindcast erzählt, der an ein soziales Netzwerk erinnert. Es gehen immer wieder Nachrichten ein, auf die ihr ständig einen Blick habt (also auch beim Schmieden und Polieren), die von seiner Reise stammen. Gedanken, Gespräche und die Kämpfe befinden sich unter den Benachrichtigungen.

Entweder könnt ihr alle Figuren verfolgen oder euch nur auf eine konzentrieren, wobei in diesem Fall ein Herz ihre aktuelle Gesundheit anzeigt. Jederzeit ist es möglich, den Grindcast einzufrieren, sobald ihr euch um andere Sachen kümmern müsst. Ist er euch allerdings zu langsam, beschleunigt diesen mit der linken Schultertaste.

Die Kämpfe laufen, wie in einem gewöhnlichen Rollenspiel, rundenbasiert ab und ihr verfolgt das Geschehen über die Beschreibungen im Grindcast. Erlangt der Held einen Sieg, werden seine Lebenspunkte und die getragene Waffe aufgewertet. Bei einer Niederlage werden die Figuren gestärkt, nur leider verlieren sie das geschmiedete Werkzeug. Wichtige Ereignisse werden im Grindcast durch kleine Bildchen gezeigt.

Die Zeit bis zur Auferstehung des Evil Lord wird durch eine Anzeige dargestellt, die immer weiter aufgefüllt wird. Das Spiel selbst unterliegt einem Tag- und Nachtrhythmus, wobei am Ende eines Tages immer eine Zusammenfassung euren Ruf durch die erledigten Tätigkeiten bewertet. Erlangt ihr ein hohes Ansehen, werden viele Kunden euren Laden aufsuchen.

Der Besuch eines Kunden geht über alle anderen Arbeiten hinaus und betritt jemand den Shop, wird das Aussuchen einer Waffe vor dem Schmieden oder Polieren unterbrochen. Fehlen euch Materialien, ist es möglich, bestimmte Objekte mit dem verdienten Geld zu kaufen. Wertvolle Zutaten werden euch zu Beginn nur die Charaktere liefern. Jederzeit bietet euch das Hauptmenü einen Überblick über Bestellungen oder laufende Aufträge.

Die Sitcom unter den Rollenspielen

Das Schwert erstrahlt im neuen Glanz.

Der Entwickler Yoshiyuki Hirai ist ein Komiker und vor seiner Karriere als Comedy-Star wollte er ein Spieleschöpfer werden. Ganz deutlich zeigt Weapon Shop de Omasse seine humorvollen Züge. Die Figuren sind sehr kreativ und bunt gestaltet. Befinden sie sich auf einem Abenteuer, werden typische Klischees aus Rollenspielen parodiert.

Zum Beispiel beschwert sich ein Held, dass die vielen Sidequests Zeit für seinen Hauptauftrag stehlen oder er verliert die Orientierung und sucht verzweifelt den Endgegner. Viele Situationen werden euch sicherlich sehr bekannt vorkommen, nur in diesem Fall steckt ihr nicht in der Haut der Abenteuer, sondern seid nur ein Beobachter.

Ein weiterer Aspekt erinnert ganz stark an eine Sitcom. Aus dem Hintergrund hört ihr verschiedene Tonspuren, die das aktuelle Geschehen in den Dialogen unterstützen. Dazu gehören Töne wie Gelächter, Applaus oder Buhrufe. Leider sind die Gespräche nicht vertont, dafür besitzt jeder Held seine eigene Musik, die seinen Besuch ankündigt und diesen begleitet. Die Melodie im Laden klingt beschwingt, während des Schmiedens mehr nach einer Herausforderung, zu der es sich allerdings gut hämmern lässt.

Der 3D-Effekt zeigt sich nur in den Dialog-Szenen und im Shop selbst, das Schmieden und das Polieren werden nicht einbezogen. Die Umgebung des Shops, sowie die Helden sind mit liebevollen Details ausgestattet und im Verlauf gewinnt ihr Dekoration für den Laden. Allerdings begrenzt das Spiel sich auf diese Umgebung, ihr werdet nie einen Fuß vor die Tür setzen.

Für den Lacher zwischendurch

Weapon Shop de Omasse ist wie die anderen Spiele aus der Guild 01-Sammlung ein Unikat und lässt sich nicht einfach mit anderen Spielen vergleichen, sondern ist ein spezieller Titel. Für das Hauptspiel benötigt man etwa 10 Stunden. Wird der Evil Lord von allen Helden besiegt, schaltet sich ein besonderer Modus frei.

Leider werden nur ein Speicherstand und englische Bildschirmtexte geboten. Mit der Zeit wird das Schmieden und Polieren vielleicht für einige Spieler etwas eintönig, auch wenn die Waffen mit vielen Feinheiten dargestellt werden. Schickt man die Helden auf ihre Abenteuer, dann möchte man selbst eine der herrlichen Waffen in die Hand nehmen und Monster jagen, um seine Materialien zu verdienen. Dies ist leider in diesem Spiel nicht möglich.

Yoshiyuki Hirai hat eindeutig viel Wert auf die lustigen Geschichten der Hauptfiguren gelegt, mit denen er euch unterhalten und zum Lachen bringen möchte. Auch wenn einige Situationen mehr tragisch sind, werden sie immer mit einem Augenzwinkern erzählt. Allerdings ist der Titel im eShop für einen Preis von 7,99€ eine preiswerte Alternative, wenn ihr ein Spiel der etwas anderen Art probieren möchtet.

Da ihr jederzeit speichern könnt, eignet sich das Rhythmusspiel als Snack für zwischendurch. Ist es zu Beginn noch sehr ruhig im Laden, wird es ab der Mitte bis zum Ende hektischer, vor allem, wenn ihr mehrere Aufträge gleichzeitig annehmt.

Es ist möglich, die Helden auf einen späteren Termin zu vertrösten, allerdings solltet ihr immer einen Blick auf die Auferstehung des Evil Lords haben. Läuft der Grindcast während des Schmiedens, so passiert es leider, dass euch einige Szenen entgehen und gerade darin steckt der Spaß des Spiels.

Story: ihr schmiedet nur die Waffen für die Helden, die ihre persönlichen Geschichten mit sehr vielen humorvollen Passagen erleben.

Grafik: bunt gestaltete Figuren mit Liebe zum Detail, netter 3D-Effekt, leider nur eine Umgebung im gesamten Spielverlauf.

Sound: fröhliche Lieder, jede Figur hat ihre eigene Melodie, der Schluss klingt bedrohlich, Stimmen aus dem Hintergrund begleiten das Geschehen wie in einer Sitcom.

Gameplay: Rhythmusspiel, verlangt gutes Timing und Auge, Stift dient als Hammer und zum Polieren von Waffen, kann mit der Zeit eintönig wirken.

Sonstiges: nach dem Hauptspiel wird ein besonderer Modus freigeschaltet, sobald eine bestimmte Bedingung erfüllt wurde, für besondere Ereignisse wird Dekoration für den Laden verfügbar, preiswert, nur englische Texte.