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Music Matters: Bravely Default

Gegen Ende des letzten Jahres umgab ein kleiner Hype das 3DS-Spiel Bravely Default. Dass Square Enix sich nicht zu schade ist, ordentlich Geld in eine ansprechende akkustische Untermalung zu investieren, ist auch kein Geheimnis. So kam es, dass statt der üblichen Videospielkomponisten der japanische Komponist, Sänger, Songwriter und Gründer der Gruppe Sound Horizon die Aufgabe übernehmen sollte, die Musik zu Bravely Default zu schreiben.

Angefangen als Indie-Künstler („Doujin“) ist Revo in Japan mittlerweile ein großer Name. Seine Gruppe bezeichnet sich selbst auch als „Fantasy Band“, und im Kern ihrer Musik stehen immer Geschichten, die nicht nur durch Musik, sondern auch in teilweise längeren Erzählpassagen vermittelt werden und stark von deutschen Mythen und Märchen inspiriert sind. 2012 rief Revo das Projekt „Linked Horizon“ ins Leben, unter dessen Namen auch die Musik zu Bravely Default entstanden ist. Wer dieses Jahr die Anime-Serie „Attack on Titan“ („Shingeki no Kyojin“) mitverfolgt hat, wird den Namen vielleicht auch daher kennen, denn Linked Horizon ist für die beiden Openings verantwortlich.

Aber genug des Hintergrundwissens, kommen wir zurück zur Musik von Bravely Default. Der Soundtrack ist mit zwei CDs und 46 Stücken für ein vollwertiges RPG nicht allzu lang, aber immerhin erstreckt sich die Musik über knapp zweieinhalb Stunden. Erfreulicherweise stellt man schon früh fest, dass es hier um Klasse und nicht um Masse geht.

http://www.youtube.com/watch?v=rufYo2tKy4I

Dass Revo sich beim Komponieren sichtlich Mühe gegeben hat, merkt man schon allein daran, dass kaum bis keine wirklich schwachen Stücke gibt. Auf den meisten Soundtracks mit einer derartigen Zahl von Stücken findet man meistens mindestens ein paar davon. Viel wichtiger als die Abwesenheit von schlechten Stücken ist aber natürlich das zahlreiche Vorkommen der tollen Stücke, und auch hier braucht sich der Soundtrack absolut nicht zu verstecken.

Das merkt man bereits, wenn man das Spiel anschaltet. Auf dem Titelbildschirm schallt einem das märchenhafte „Prelude Moving Toward Hope“ entgegen. Geduldet man sich ein bisschen und hört weiter zu, fühlt man sich bald in ein klassisches Abenteuer versetzt. Die erstaunliche Variation dieses Stücks ist charakteristisch für den ganzen Soundtracks: Anders als bei vielen anderen Spielen, in denen sich Stücke nach 30 Sekunden schon wiederholen, sind die meisten Stücke in Bravely Default verhältnismäßig lang und variationsreich.

Ein persönlicher Favorit von mir ist die Weltkartenmusik „Land of Light and Shadow“, die mir schon in einem frühen Trailer des Spiels aufgefallen ist. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass sie im Spiel eine so dominierende Rolle einnimmt. Ein bisschen an Uematsu und Sakuraba erinnert fühlte ich mich bei dem rockigen Geigen-Bosskampfthema „That Person’s Name Is“.

Revo beweist auch, dass er durchaus vielseitig versiert ist. Neben epischen Chören (Opening), rockigen Battle Themes und ruhigen, traurigen Stücken wie „World of Scattering Flowers“ schafft er es auch, kulturell angehauchte Musik zu komponieren, wie das arabisch anmutende „Land of Sand and a Large Clock“, das im Spiel in einer Wüstenstadt spielt, oder das militärische „Land of Civil War“.

http://www.youtube.com/watch?v=fz4Ya6BEUpk

Jeder der vier Protagonisten im Spiel hat eine eigene Musik für Spezialangriffe, die dann die normale Kampfmusik ersetzt. Im Fall von Tiz ist das „You are My Hope“ – ein Stück, das mittelalterliche Klänge mit moderner Percussion verbindet und ein absoluter Ohrwurm ist. Und Ringabels „Love’s Vagrant“ lässt den Möchtergern-Frauenheld gleich eine ganze Ecke stilvoller erscheinen.

Für die finalen Kämpfe gibt es noch einmal besondere Leckerbissen. „Wicked Battle“ ist ganze sieben Minuten lang, und danach wird es mit dem achtminütigen „achtminütige „Wicked Flight“, das zwischen episch, mystisch und heroisch-mitreißend wechselt, nur noch besser. Wem das noch nicht genug ist, der kann sich im Anschluss das immerhin sechseinhalb Minuten lange „Serpent Eating the Ground“ anhören (das mittendrin übrigens auch die Leitmelodie des Spiels verarbeitet, ebenso wie die erwähnte Musik von Tiz‘ Spezialangriff).

Zum Abschluss gibt es eine wunderschöne Duett-Ballade zu hören – wieder teilweise mit der Melodie des Hauptthemas „Land of Light and Shadow“ –, in dem Revo selbst den männlichen Teil übernimmt, während eine Frau namens Joelle für den (dominierenden) Gegenpart zuständig ist. Wenn das mal nicht ein schönes Abschluss für ein Spiel ist!

Der einzige Wermutstropfen ist wirklich, dass es für die vielen Dungeons im Spiel nur eine recht geringe Auswahl von Stücken gibt, die sich deshalb leider ein bisschen zu oft wiederholen. Abgesehen davon hat Bravely Default aber einen außerordentlichen Soundtrack, in mehr als einer Hinsicht. Obwohl für den Soundtrack (größtenteils) kein Orchester zur Verfügung stand, muss sich die Klangqualität trotzdem absolut nicht verstecken.

http://www.youtube.com/watch?v=XlsWk-9UGT4

Fazit: Mit Bravely Default hat Revo etwas ganz Besonderes gezaubert. Ob mitreißende Battle Themes, wunderschöne Weltkartenmusik oder emotionalere Stücke – die Auswahl ist da, und die Qualität ist da. Obwohl es sein erster Soundtrack für ein Videospiel ist, geht die Qualität seines Werks weit über den meiner Meinung nach recht hoch angesetzten Genredurchschnitt hinaus. Die Musik des Spiels gefällt mir so sehr, dass ich nur hoffen kann, dass Revo seinen Siegeszug weiter ausbreitet und auch die Musik des Nachfolgers (und vielleicht anderer Spiele?) schreiben wird. Ganz große Empfehlung für die Musik von Bravely Default!