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Im Test! Under Defeat HD Deluxe-Edition

In Japan gehören Shoot ‘em Ups, auch shmup oder SGT genannt, seit jeher zum Alltag der Videospielgeschichte dazu, vorgestern wie heute. Auch in Europa sind klassische Titel, wie beispielsweise Space Invaders und Gradius, bekannt, doch in den beiden letzten Dekaden entwickelte sich das Genre zu einem Nischendasein und verlor regional stark an Bedeutung. Während im Land der aufgehenden Sonne in den letzten Jahren vertikale Shoot ‘em Ups, wo man in der Vogelperspektive von unten nach oben schießt, an Bedeutung gewonnen haben, erschienen in europäischen Gefilden nur sporadisch Titel dieser Gattung.

Darum geht es bei shmups.

Under Defeat HD Deluxe-Edition ist der neueste Vertreter, der es als Retailversion nach Europa schafft. Ganz neu ist der Titel nicht, gelangt aber erstmals außerhalb der japanischen Inseln. Mitunter als eines der letzten Spiele für Sega Dreamcast und der Schwesterkonsole NAOMI – sogar als letztes Spiel beworben – erschien Under Defeat 2006 ausschließlich in Japan. Obwohl parallel diverse Spiele für PlayStation Portable angeboten wurden, verkaufte sich dieser Titel überraschend gut. Daher entschied man sich offensichtlich den Titel weltweit als HD-Portierung für PlayStation 3 und Xbox 360 zu veröffentlichen.

Rundumversorgung kaschiert leicht fragwürdigen Plot

Bereits seit einigen Monaten ist Under Defeat HD Deluxe-Edition auf den Onlineplattformen von Sony und Microsoft als Download herunterzuladen. Mit etwas Verspätung erscheint Under Defeat HD Deluxe-Edition nun für beide Konsolen in physischer Form – und der Name ist tatsächlich Programm. Der Datenträger enthält das Spiel in der vollständigen Version mit sämtlichen verfügbaren Patches, sodass Wartezeiten beinahe vollständig entfallen. Der Freude für das Auge wurde auch ein digitales Artbook mit mehreren Kategorien beigelegt, welches sich durch erfolgreiche Kampagnen immer wieder erweitert. Mit einer gesonderten Sound-CD mit den Tracks des Neue-Ordnung-Modus geht auch das Ohr nicht leer bei dieser Edition aus. Abschließend werden insbesondere Novizen des Genres mit einer exklusiven Maschine belohnt, die sehr einsteigerfreundlich erscheint.

Plot auf Schiffbruch

All diese Gimmicks dienen letztendlich aber dazu, einen schwachen Plot auszubügeln, einem oftmals ohnehin schwachen Punkt bei shmups. In diesem Fall befinden sich auf einem fiktiven Kontinent die Großnationen des Imperiums und der Union seit zehn Jahren im Krieg. Aufgrund großer Verluste entschließen sich die Vertreter der beiden Großmächte zu einem Friedensvertrag. Wenige Tage vor der öffentlichen Unterzeichnung erfolgen allerdings Angriffe beider Nationen mit experimentellen Waffensystemen, die zu einem noch nie dagewesenen Konflikt führen sollten. Ihr schlagt euch dabei auf der Seite des Imperiums. Zuerst mag dies nach einem einfachen seichten Plot klingen, der aber eine interessante Komponente enthält. Funksprüche im Spiel suggerieren ein alternatives Szenario des Zweiten Weltkriegs, wobei das Imperium mit deutscher Sprecherin das Deutsche Reich symbolisiert, wohingegen die Union in Englisch an die Alliierten erinnert, ohne Anwendung von Untertiteln.

Die Hölle auf Erden

Wie bei vielen, für Arcades konzipierten Titeln ist das Spielprinzip in der Essenz sehr einfach, gleichzeitig durch einen herausfordernden Schwierigkeitsgrad aber ausgesprochen schwer – für gewöhnlich, um Geld einzuspielen. Under Defeat HD Deluxe-Edition ist hier keine Ausnahme, wenn hier auch keine Taschen voller Münzgeld erforderlich sind. Zur Auswahl stehen die Modi Arcade und Neue Ordnung. Zwar besitzt das Spiel ausgesprochen wenig Text, aber die deutsche Lokalisierung lässt keine Fragen offen. Insgesamt stehen mit dem exklusiven Fluggerät fünf Kriegsmaschinen zur Auswahl. Jede „Figur“ hat dabei verschiedene Eigenheiten. So verschießt ein Modell seine Munition gefächert, während ein anderes schneller als die übrigen Modelle feuert.

Schnee trifft Feuer.

Im Arcade-Modus habt ihr lediglich ein Drittel eurer Bildschirmbreite zur Verfügung, der Rest wird mit einem metallfarbenen Artwork versehen. Mit eurem kleinen Vehikel gleitet ihr förmlich durch die verschiedensten Gebiete, darunter Häfen, Wüsten, Friedhöfe und Schneelandschaften. Das Bild scrollt dabei stetig automatisch nach vorne. Eine leicht geneigte Sichtweise sorgt dafür, dass die Welt in der Vogelperspektive dynamischer wirkt. Die Farbpalette ist nicht besonders lebendig, etwas fad, doch passt dies recht gut zu einem nüchternen Kriegsszenario ohne Dramatik. Lediglich stören hier kurze Lags beim eintönigen Feuerregen. Beim ganzen Schusswechsel werdet ihr dabei stets von einem rhythmischen Soundtrack begleitet, der einerseits die moralische Verwerflichkeit aufweist, gute Laune in einem fiktiven Krieg zu haben, andererseits aber auch stellenweise die tatsächlichen Motive von Trauer und Verlust im Krieg vermitteln können.

Schon nach wenigen Augenblicken ist es aber soweit, die Hölle auf Erden ist los! Die Union hält sich nicht zurück und beschießt euch mit sämtlichen Kriegswerkzeugen in ihrer Macht. Zwar ist euer Vehikel nur am zentralen Punkt verwundbar, doch ist dieser getroffen, verliert ihr sofort ein Leben – und diese sind stark limitiert. Ihr müsst dem feindlichen Bombardement ausweichen, indem ihr euren Flieger präzise in acht verschiedene Richtungen lenkt. Allerdings muss es gar nicht erst soweit kommen. Auf Knopfdruck schießt ihr selbst endlose Salven. Gewöhnlich wird in vertikalen shmups ausschließlich nach vorn geschossen, während man hier auch in unterschiedliche Winkeln feuern kann, wenn ihr euer Vehikel vorher nach links oder rechts neigt. Alternativ kann die Schussrichtung auch mit dem rechten Joystick bestimmt werden.

Manchmal lassen Feinde auch Upgrades in unterschiedlichen Farben fallen, die beispielsweise zu einer verbesserten Schusskraft führen. Sammelt man sie nicht sofort ein, wechseln sie im Rhythmus ihre Wirkung, sodass immer die bevorzugte Verbesserung verfügbar ist. Beim Einsatz ist darauf zu achten, dass die Zusätze auch aufgeladen werden müssen. Dies geschieht durch eine kurze Ruhephase eures Angriffs. Mit stark limitierten Bomben steht weiterhin eine verheerende Option zur Verfügung.

Mehr nicht?

Selbst die Ruhe der Toten wird gestört…

Neben dem Arcade-Modus existiert auch ein Neue-Ordnung-Modus, welcher sich nur durch ein Breitbildformat und kleinen Änderungen von den Levels unterscheiden. Da man hier den Feind später als beim Original entdeckt, ist äußerste Präzision gefragt. Insgesamt ist in Under Defeat HD Deluxe-Edition die Schwierigkeit sehr hoch angesetzt, sodass Frustmomente keine Seltenheit sind. Hier kann allerdings ein zweiter Spieler als Kooperationspartner mit einer eigenen Maschine sehr hilfreich sein. Jedes Spielergebnis findet auch Platz in einer Bestenliste – online und offline.

Mehr bietet dieser Titel aber nicht. Weder Galerie, Soundtrack noch exklusive Inhalte täuschen darüber hinweg, dass der Spaß mit Under Defeat HD Deluxe-Edition lediglich Minuten andauert, sofern man kein eingefleischter Fan des Genres ist. Dennoch ist es auch gleichzeitig schön, ein Shoot ‘em Up in deutscher Sprache zu spielen. Die umfassende Retailversion ist mit einigen Extras bestückt und ist im Vergleich zur digitalen Ausgabe sogar günstiger im Preis. Fünf Level, die wiederholt werden, sprechen trotzdem für wenig Spielumfang, genauso wie die geringe Anzahl an Modi und Maschinen. Dieser Titel eignet sich primär für Fans – aber nicht zum Vollpreis – dieser rechtfertigt sich nur bedingt.

Story: Wenige Zeilen und Stimmen suggerieren Zweiten Weltkrieg, der plump mit monotonen Einsatzbefehlen ausgearbeitet ist

Gameplay: Frustrierendes Shoot ‘em Up, wenig Auswahl, kurzer Spielspaß, vollständig lokalisiert

Grafik: Größtenteils realistisch, kurze Lags bei vielen Animationen

Sound: Kleiner stimmiger Soundtrack, deutsche und englische Sprachausgabe

getestet von Robertastic