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Im Test! Metal Gear Rising: Revengeance

Gerade einmal einen Monat nach dem Release vom eher durchschnittlichen Anarchy Reigns ist vergangen und schon erblickt Platinum Games‘ neuster Streich das Licht der Welt. Die Rede ist selbstverständlich von Metal Gear Rising Revengeance. Zunächst bei Kojima Production in Arbeit, wechselte das Team im Laufe der Entwicklung. Dies stieß vielen Fans übel auf und unter Platinum Games vermuteten viele einen sehr starken Abbruch der Metal Gear Traditionen. Auch wenn viele dieser Traditionen über Bord geworfen wurden, so fühlt sich das Spiel dennoch nach Metal Gear an.

Mit Wassermelonen und „Cutting at will“ machten Platinum Games Werbung für ihren neustes Style-Epos, das den Versprechen der Entwickler gerecht werden kann. Protagonist Raiden schnetzelt sich durch Horden von Cyborgs und Maschinen und das macht Spaß! Und das Endergebnis besitzt das Potential ein eigenes Franchise zu werden.

Die Story von Metal Gear Rising Revengeance dreht sich um Raiden, der bereits aus Metar Gear Solid 2 und 4 bekannt sein sollte. Da die Story bereits nach wenigen Stunden durchgespielt ist, wird hier nur in die Thematik eingeführt. Des Weiteren ist es nicht nötig einen anderen Metal Gear Teil gespielt zu haben um diesen Titel zu genießen, aber es wäre ratsam, um verschiedene Motivationen und kleine Anspielungen zu verstehen. Metal Gear Fans werden sich in Sachen Story sofort heimisch fühlen. Wenn das erste mal die Worte PMC oder Kindersoldaten fallen horcht man sofort auf und denkt an Kojima. Aber dies ist keine Überraschung, da die Story aus der Feder von Etsu Tamari stammt, der sich auch für die Metal Gears verantwortlich zeichnet.

Wahnsinn oder Tragik? Das ist hier die Frage

Die Story wird in kurzen aber extrem stylischen Zwischensequenzen erzählt, also in typischer Platinum Games Manier und das zahlt sich auch aus. Es gibt keine ellenlangen Sequenzen wie in MGS4, die den Spielfluss brechen, der bei diesem Spiel das Herz und die Seele des Gameplays darstellt. Dies bedeutet aber auch, dass die Dialoge nicht so tiefgründig auf die Themen eingehen können wie sonst, dennoch behandelt Rising Revengeance diese sensiblen Themen sehr passend. Im Laufe der Story wird Raiden mit seiner Vergangenheit als Kindersoldat konfrontiert und muss seine eigene Gerechtigkeit finden um die Firmen zu bekämpfen, die Profit aus Waisenkindern und der gesamten Kriegswirtschaft ziehen wollen. Hier wird auch leichte Kritik an der Stellung der Vereinigten Staaten von Amerika geübt.

Zu den brillantesten Augenblicken der Story zählen die Momente, wenn die KI menschlicher erscheint, als die eigentlichen Charaktere und eine eigene Auffassung von Moral entwickeln. Handelt der Mensch richtig? Wieso bekämpfen wir uns? Kann der Krieg jemals enden? Rising Revengeance geht sanft auf diese Themen ein ohne sie in ihrer gesamten Komplexität zu erfassen. Zusätzlich zu diesen ernsten Themen findet man überraschender Weise viel Humor in den Dialogen. So verkleidet sich Raiden sehr professionell als Mexikaner, streitet sich mit einem KI-Wolf und perverse Pförtner gucken sich Hentais an. Manchmal vergreift sich das Spiel jedoch im Ton und einige Szenen wirken zu absurd oder unpassend. Auch Raidens ständige Gemütsschwankungen wirken teilweise aufgesetzt, doch im großen und ganzen handelt es sich hier um eine intelligente Story mit coolen Charakteren und ernsten Themen.

Was sich anscheinend auch an Raidens Schwert auf den ersten Blick leicht geschnitten hat ist die Grafik, denn da sind einige kleine Schnitzer zu erkennen. Bei diesem Hochgeschwindigkeitstrip bleibt zwar nicht viel Zeit übrig die Umgebung im Detail unter die Lupe zu nehmen, aber auch so fallen einem matschige Texturen und unschöne Kanten auf, die das durchaus solide Gesamtbild etwas stören. Auch der Schatten fällt negativ ins Bild, da dieser oftmals nicht das tut, was sein korrespondierender Körper ihm vorgibt. Das Umgebungsdesign ist detailarm und führt nur von einem schlauchartigen braun-grauen Level ins nächste und hätte etwas mehr Freiheit, Farbe und Abwechslung nötig gehabt. Dennoch sieht das Spiel sehr gut aus, obwohl es an aktuelle Grafikbomben wie Tomb Raider und God of War Ascension nicht heran reicht.

Nur grau-braun? Da hat sich die Grafik aber geschnitten!

Denn das Spiel begeistert weit mehr durch das Design, als durch die Grafikpower. Aus diesem ragen die genial und schnittig designten Cyborgs haushoch heraus. Besonders Raidens Design strotzt vor Detailreichtum und wird in jeder Szene so stylisch in Szene gesetzt, dass Sam und Bayonetta grün vor Neid werden. Kamera, Regie einfach alles spielt hier zusammen Raidens Physik genauestens darzustellen. Auch die Effekte können sich sehen lassen. Beim Ninja-Run strömen eiskalte Blitze aus Raidens Fersen und markieren den Boden oder die Wand. Beim Cutten strömen Blut und Funken aus den zerstückelten Cyborgs und beim schwingen der Klinge zerreißt sie die umgebende Luft. Explosionen und fallende Gebäudeteile, die es hier zuhauf gibt sind ebenfalls solide umgesetzt worden.

Was den Sound angeht, so haben die Entwickler von Platinum Games einmal mehr genau ins Schwarze getroffen. Der Soundtrack passt sich stets dem Effektspektakel auf dem Bildschirm an und reißt einen in den Wahn mit. Starke E-Gitarren, heftige Schlagzeuge und vor allem treibend. Ganz besonders bei den Bosskämpfen dreht man doch gern den Sound weiter auf um sich im Wahnsinn gehen zu lassen und seine Feinde in stylischster Manier zu zerhacken, während im Hintergrund ein Ohrwurm nach dem andren gespielt wird. Hier schlägt das Zockerherz höher, nicht nur weil die Bosskämpfe endlich mal wieder fordernd sind, sondern weil, dank der genialen Musik auch unvergessliche Momente entstehen können. Doch auch in ruhigen Momenten weiß Rising Revengeance mit eingängigen Orchestersounds zu überzeugen. Hier kommt ab und an Metal Gear Gefühl auf wenn thematisch ähnliche Stücke gespielt werden.

Boom, Peng und dazu ein toller Soundtrack!

Auch Soundeffekttechnisch gibt sich Rising Revengeance keine Blöße. Die Explosionen sind wuchtig, Schnittgeräusche geschmeidig und das sich verbiegende Material teilweise schmerzhaft. Wenn Cyborg auf Cyborg stößt erinnert das bei den Soundeffekten schon manchmal an die bombastischen Transformers. Eine kleine Verneigung vor der Metal Gear Serie lässt sich auch hier erblicken. So ertönt das bekannte „Dring“ wenn man von Feinden entdeckt wird und die lieb gewonnenen Töne eines Codec-Anrufs oder der gesamten Menüführung.

Diese kleinen Details lassen das Herz eines Metal Gear Fans in Nostalgie höher schlagen. Auch Raidens Stimme bleibt die gleiche und passt sowohl zur herz- und gewissenlosen Tötungsmaschine Jack The Ripper, als auch zur tragischen Figur Raiden. Coolness ist hier vorprogrammiert. Die anderen Stimmen wissen ebenfalls mit verschiedenen Akzenten zu überzeugen. Besonders der deutsche Doktor und Raidens kleines Haustier schließt man ins Herz, wenn ersterer einige deutsche Vokabeln untermischt und zweiteres die Stimme der Vernunft wird. Einzig und allein der Waisenjunge George geht einem mit seiner übertrieben Art auf die nerven, aber dieser kommt nur begrenzt vor.

Die Hauptmaterie von Rising Revengeance liegt zweifelsohne im höllisch schnellen und extrem motivierendem Gameplay. Wer zuvor schon mit Bayonetta die Ehre hatte wird ein bekanntes Gefühl verspüren wenn Raiden die ersten paar Meter über das Schlachtfeld geführt wird. Er ist schnell unterwegs, besitzt starke und schwache Angriffe und die Action sieht sich nicht ganz unähnlich. Doch hier haben sich die Jungs von Platinum Games für einen etwas anderen Weg entschieden. Zwar hat Raiden wie eine gewisse Hexe eine Vielzahl an Kombos zur Verfügung, die auch darin enden können, dass die Absätze als Waffen genutzt werden, doch es fehlt eine separate Taste zum Ausweichen und das Abwehren muss nun mit absolut stimmigem Timing erfolgen, sonst bekommt der Ninja eins auf den Deckel. Sicherlich wurde die Entscheidung darüber gefällt um den ohnehin übermächtigen Raiden etwas zu bremsen, doch hat man das Gefühl, dass eine Ausweichrolle fehlt.

Da hat sich der Cyborg was von einer Hexe abgeguckt.

Trotzdem funktioniert das Kampfsystem und macht höllisch viel Spaß. Es ist dynamisch, schnell und man kriegt einfach nicht genug davon, besonders dank der Zusatzfunktionen, die mit einem Cyborg-Ninja-Körper und einem Hochfrequenzschwert einher kommen. Der Ninja-Run ist nicht nur eine einfache Sprint-Funktion. Im Kampf ist dieser unverzichtbar. Man ist damit in der Lage schnell am Gegner vorbeizuschrammen und den starken angriffen zu entkommen. Dabei kann man ohne stehen zu bleiben leichte Schwerthiebe ausführen und somit auf Distanz bleiben, während man den Gegner trifft. Bei Bossgegnern hilft diese Fähigkeit ungemein und kann die meist doch sehr fordernden Bosskämpfe ziemlich verharmlosen.

Neben dem Ninja-Run gibt es noch die Free-Cutting Mechanik. Ist Raidens Energieleiste einigermaßen voll, kann man mit der linken Schultertaste die Welt in Zeitlupe versetzen und mit dem rechten Analogstick den gewünschten Winkel einstellen, mit welchem Raiden seinen Gegner zerhacken soll. Dies geschieht in einem extremen Tempo und nach kurzer Zeit hat man mit einer Energieleiste über 1000 Teile vor sich herumfliegen.

Zu Beginn ist das Kampfsystem etwas schwer zu meistern. Ohne seperate Block- und Ausweichfunktion hat man das Gefühl den Angriffen den Feinden nicht sehr viel aussetzen zu können. Cutting und Ninja-Run müssen auch noch erlernt werden. Doch die Lernkurve ist äußert angenehm. Nach wenigen Minuten bzw. dem ersten Kapitel schnetzelt man sich durch die Horden mit einem verrückten Lächeln auf dem Gesicht und freut sich jedes mal, wenn man es schafft mit der Cutting-Mechanik die Schwachstelle des Gegners zu treffen und diesem dann die Wirbelsäule aus dem Hals zu ziehen. Eine Art rasante Routine setzt ein und man wird zum wahren Ninja-Cyborg. Zunächst schwächt man den Feind mit harten Kombos und spielt dann Extreme-Fruit-Ninja mit ihm. Als Belohnung gibt es dann Erfahrungspunkte und gefüllte Lebens- und Energieleisten.

Eine Hand, einen halben Torso oder Cyborg-Eintopf?

Ein weiterer äußert gelungener Aspekt, der Rising Revengeance von anderen Spielen absetzt sind die zuvor genannten fordernden Bosskämpfe. Seit Jahren verliert sich die Videospielindustrie in einem Meer von Kämpfen die einfach nur brachial aussehen und nur auf Spektakel setzen anstatt auf wahre Herausforderung. Früher waren Bosskämpfe eine Abschlussprüfung für den Spieler, um zu testen ob dieser auch gut genug im Spiel aufgepasst hat. Heute wollen die Entwickler einfach nur besser aussehen und tollere Setpieces entwickeln. Rising Revence holt den Spieler wieder auf den Boden der Tatsachen. Beim ersten Durchgang wird man mehrere Anläufe bei den Bossgegnern brauchen und schnell wird einem klar, hier hilft nur Nachdenken, Aufpassen und Lernen.

Dabei sind diese jedoch niemals frustrierend, mit Ausnahme des letzten Endgegners, der sehr viel Geduld benötigt. Trotzdem, Platinum Games hat hier die perfekte Balance gefunden. Nach mehrmaligem Durchspielen hat man zwar den Dreh raus, aber dann kann man einfach den Schwierigkeitsgrad erhöhen und sich erneut herausfordern. Auch im Gameplay gibt es kleinere Anlehnungen an die Metal Gear Reihe. Einige sinnvoller als andere. So findet man verschiedene Kartons, Ölfässer und Ähnliches unter dem man sich verstecken kann, doch diese braucht man absolut gar nicht. Raiden hat genügend Fähigkeiten in seinem Repertoire, die diese Parallelen zu sinnlosen Gags zerfließen lassen.

Die Stealth-Mechanik hingegen funktioniert ganz gut. Aber auch hierbei handelt es sich nur um Zusatz. Man kann sich an Gegner „heranschleichen“ und diesen dann den Todesstoß versetzen, falls man nicht bemerkt wird. Dies ist ziemlich einfach, da die KI der Gegner nicht gerade einen Höhenflug genießt. Man kann hinter Gegnern herum hopsen, sprinten und lauthals töten, ohne das sie etwas merken. Nicht, dass Raiden Stealth nötig hat. Alle Kämpfe könnte er auch im Sinne Auge um Auge, Schwert um Schwert locker für sich entscheiden. Dennoch ist es eine wohltuende Abwechslung zum Adrenalin gefülltem Kampfsystem.

Run, Ninja RUUUUUUN!

Nun kommt jedoch der metaphorische Schwerthieb in den Rücken. Das Kampfsystem funktioniert an sich fantastisch und fließt wie Quecksilber an einem steilen Berghang. Aber die Kamera spielt nicht gerne mit. In vielen Kämpfen verliert man die Übersicht über das Kampfgeschehen, da die Kamera nicht richtig fokussieren kann und besonders bei Bossgegnern dreht man sich im ganzen Raum um diese zu finden. Auch bei der Cutting-Mechanik weigert sich die Kamera oft den gesamtem Körper des Feindes oder wichtige stellen komplett darzustellen. Dies stört den ansonsten tollen Eindruck des kreativen Gameplays teilweise massiv. Aber auch hier gehört Training dazu. Nach den ersten Stunden hat man sich an die Kamera gewöhnt und es klappt besser. Nicht perfekt aber besser.

Metal Gear Rising Revengeance besitzt eine Spielzeit von gerade einmal 6-8 Stunden. Diese schon lächerlich geringe Spielzeit besteht aus linearen Schlauchleveln, die sich ähnlich sehen. Und trotzdem ist dieses Spiel die Bombe geworden, welche die Entwickler versprochen haben. Platinum Games machen ihrem Ruf als Style-Spezialisten alle Ehre und servieren mit Rising Revengeance eines der schnellsten, mitreißendsten und Adrenalin geladensten Spielen der gesamten Konsolengeneration.

Eine Story voller Sozialkritik und tiefer Themen trifft auf ein derart motivierendes Kampfsystem, dass man vielleicht doch dem Psychiater davon erzählen sollte. Aber vielleicht sollte man dann doch eher das Spiel zum achten mal durchspielen. Mit Zusatzmissionen, vielen weiteren Waffen, Verbesserungen und einem perfekten Fluss motiviert das Spiel immer wieder dazu die Disk erneut in die Konsole zu legen.

Raiden, die Thematik der Story und die ganzen kleinen Anlehnungen an die Metal Gear Reihe versprühen bei Fans ein nostalgisches Feeling und so macht da s Spiel gleich viel mehr Spaß und genau darum geht es bei diesem Spiel. Metal Gear Rising Revengeance ist brutal und der Gewaltgrad könnte vielen vor den Kopf stoßen, aber man! Es macht verdammt viel Spaß und mehr braucht ein Spiel nicht!

Story: Kojimas bzw. Metal Gears Einfluss macht sich bemerkbar. Kindersoldaten, Kriegswirtschaft, Moral der Wissenschaft, Rache, Sühne, Schuld. Viele bekannte Themen der Serie findet man auch hier, jedoch nie so tiefgreifend und verwirrend.

Grafik: Inspirationsloses, schlauchartiges Leveldesign trifft auf schnittige Cyborgs und fantastische Kampfanimationen. Matschige Texturen, Kantenflimmern und eigensinnige Schatten verhelfen jedoch nur zu einer soliden Grafikleistung.

Sound: Bombastische Effekte, grandioser und eingängiger Soundtrack, coole Synchronstimmen. Hier hat Platinum Games alles richtig gemacht…dieser Soundtrack!!!

Gameplay: Die perfekte Simulation eines Ninja-Cyborgs auf Speed mit unzähligen Tötungsmachinen am Körper. Brutal, böse, fordernd, motivierend und höllisch spaßig. Wär die Kamera ein Teamplayer gäbe es hier nichts auszusetzen.

Sonstiges: Lächerliche 6-8 Stunden Spielzeit, dafür aber viele Zusatzmissionen und Gegenständen zu kaufen und zu verbessern. Kaum ein anderes Spiel besitzt einen so hohen Wiederspielwert!

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