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Im Test! PlayStation All-Stars Battle Royale

Wer würde gewinnen, wenn es hieße Big Daddy vs. Nathan Drake? Würde die gepeinigte Kreatur Nathans 3-Tage Bart stutzen oder könnte der Set-Piece Meister sich und seine hübsche Frisur retten? Was würde Dante tun um die Fette Prinzessin vor dem bösen Cole McRath zu beschützen? Fragen über Fragen und Sony gibt nun die Antworten. PlayStation All-Stars Battle Royale. Mit dem hauseigenen Prügler für die PlayStation 3 und die PS Vita, der mit einem Line-Up aus einer Vielzahl von bekannten Charakteren glänzt, könnte Sony einen direkten Konkurrenten zur Super Smash Bros Serie erschaffen. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob Battle Royale die Konkurrenz in Grund und Boden stampft, oder ob der Prügler schon in der ersten Runde K.O. geht.

Den kennt man doch...
Die kennt man doch…

Einen Brawler kann man nicht einfach wie jedes andere Spiel auf dem Markt testen. Es gibt verschiedene Aspekte, die bei einem solchen Spiel im Vordergrund stehen: Die Auswahl an Charakteren, die Arenen, das Kampfsystem, der Umfang und ganz besonders der Multiplayer-Modus. Die Story ist nur Dreingabe. Zwar bietet Sony in Battle Royale einen Arcade-Modus für jeden Charakter, doch die Story jedes Charakters ist belanglos, kurz erzählt und bietet dem Spieler nichts außergewöhnliches.

Das Aufgebot an 20 verschiedenen Charakteren kann sich jedoch sehen lassen. Neben hauseigenen Sony-Kämpfern wie Nathan Drake, Sly Cooper, Ratchet und Clank existiert noch eine Vielzahl von Charakteren von Third-Party-Entwicklern. Aus dem kommenden Metal Gear Rising: Revengence ergänzt Raiden den Cast und auch der neue Dante lässt sich blicken. Zwar gäbe es noch einen Haufen Sony-Charaktere (z. B. aus Final Fantasy), welche es nicht ins Spiel geschafft haben und von Fans heiß ersehnt sind, doch scheint man hier erneut auf die DLC-Karte zu setzen. Das wird die Zukunft noch zeigen. Dennoch überzeugt der sofort verfügbare Cast mit einer bunten Mischung, die lange für Spielspaß sorgt.

Hades trifft auf Patapon
Hades trifft auf Patapon

Mit den Arenen ist den Entwicklern eine wahre Meisterleistung gelungen. Nicht nur, dass die Arenen aus bekannten Orten der einzelnen präsentierten Spiele-Serien bestehen. Dazu kommen noch fantastische Arrangements von bekannten Melodien. Diese reißen einen sofort in ein tiefes Loch der Nostalgie und lassen einen nicht mehr los.

Die Präsentation der Arenen ist fantastisch und spektakulär. So prügelt man sich z. B. in kunterbunten Kulissen aus Little Big Planet oder Patapon oder in den dunklen Tiefen von Resistance, Killzone oder God of War. Dieser starke Kontrast sorgt dafür, dass die Arenen lange der Augen- und Ohrenschmaus des Spieles bleiben. Doch nicht nur bei den Arenen lässt sich dieser Kontrast erblicken. Auch die Charaktere stammen aus vielen verschiedenen Welten. Wer hätte jemals gedacht, dass das liebe Kätzchen Toro gegen einen Big Daddy antreten müsste? Jeder Charakter hat seinen eigenen Stil und die Charaktermodelle sind sehr hübsch und detailreich animiert.

Variation ist die Würze des Lebens und das bietet nicht nur die Thematik und das Gefühl der Arenen, sondern auch ihr Einfluss auf den Kampf. So ist es nicht ungewöhnlich wenn ein Metal Gear in die Arena stürzt und den ganzen Hintergrund kurz und klein haut und die Charaktere sich vor ihm in Acht nehmen müssen. Genial.

Doch so beeindruckend dieser Effekt ist, so führt er doch zu einem alt bekannten Problem, welches sich besonders bei Kämpfen mit vier Spielern zeigt. In diesen Kämpfen zoomt die Kamera um das Geschehen meist so weit aus dem Spielfeld raus, dass man zwar die wunderbare Gänze der Arena genießen kann, doch sind die Charaktere dann so klein, das es schwer wird, präzise zu manövrieren. Ähnlich wie bei Super Smash Bros. sind die Kämpfe extrem effektüberladen und man verliert leicht den Überblick über den Spielablauf. Ein Hades, der im Hintergrund wütet, macht es nicht wesentlich leichter Freund und Feind zu erkennen. Dieses Problem ist besonders bei der Vita-Version akut, da der Bildschirm kleiner ist als der Fernseher daheim. Doch so ärgerlich und frustrierend dieser Klumpen von Kämpfern ist, so macht es immer wieder Spaß, sich in die Arenen zu werfen und mit den verschiedenen Charakteren herum zu experimentieren.

Big Daddy vs. Flammenwerfer...wer gewinnt?
Big Daddy vs. Flammenwerfer…wer gewinnt?

Bis jetzt macht Battle Royale nicht viel anders als die Konkurrenz aus dem Hause Nintendo, doch das ändert sich beim Blick auf das eigentlich Kampfsystem. Was zuerst auffällt, ist das Fehlen einer Lebensanzeige. Stattdessen besitzt jeder Charakter eine Leiste, welche sich bis zu dreimal füllen kann und durch die der Charakter Special-Moves ausführen kann. Diese sind das Grundprinzip des Kampfsystems. Die Leiste wird durch das Verprügeln der Feinde aufgefüllt. Es geht in Battle Royale nicht darum, welcher Charakter aus der Arena geworfen wird, oder wer seine Lebensleiste zu erst verliert. Vielmehr werden im Hintergrund Punkte gezählt für jeden Feind, dem man mit einer Spezialattacke den Garaus gemacht hat.

Bei steigender Leisten-Zahl gibt es auch stärkere und flächendeckende Super-Moves. So kann man bei einem Super-Move, der nur mit einer gefüllten Leiste ausgeführt wird, leicht ausweichen, aber bei drei gefüllten Leisten kann dies schwierig werden. Ein sehr interessanter Ansatz, doch nimmt diese Entscheidung die Spannung ein wenig aus den Kämpfen. Erst am Ende, wenn die Kills zusammengezählt werden, hält man kurz den Atem an. Hier wäre etwas mehr Transparenz durchaus wünschenswert gewesen. Und die eigentlichen Super-Moves sind zwar bei allen Charakteren schön anzusehen und können mit genug Übung und passenden Timing geblockt werden, doch fehlt hier noch ein kleiner Feinschliff in Sachen Balance.

Doch einmal abgesehen von den Super-Moves spielt sich jeder Charakter individuell und fordert den Spieler heraus, sich näher mit dem System der einzelnen Charaktere zu befassen. Während unser Schwert-schwingender Gotteslästerer Kratos gerne schreiend in den Nahkampf wirft, so bleibt Nathan Drake doch lieber fern vom Geschehen und verteidigt sich lieber mit Schusswaffen und Granaten, denn er muss ja schließlich auf seine Frisur Acht geben… ein Problem, dass Kratos nicht hat. Zudem besitzt jeder Charakter eine bestimmte Anzahl an Combos, die einiges taktisches Geschick benötigen, um im Kampf richtig eingesetzt zu werden. Und ähnlich wie in Super Smash Bros. können verschiedene Objekte in den Arenen aufgehoben werden und als Waffe benutzt werden um sich aus haarigen Situationen zu kämpfen.

4 Freunde sollt ihr sein...äh Feinde
4 Freunde sollt ihr sein…äh Feinde

Im Laufe des Spieles kann man eine Vielzahl von Objekten freischalten. Neue Outfits, Hintergrundbilder und neue Anfangs- und Endanimationen, doch in Sachen Umfang überzeugt Battle Royale leider nicht. Ein Story-Modus ohne richtige Story, interessante aber kurzweilige Prüfungen, langweilige Tutorials und Trainingseinheiten, ein Versus-Modus und nur drei Online-Modi. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Zwar gibt es ab und mal mal interessante Ansätze, wenn in bestimmten Kämpfen die Regeln etwas geändert werden, doch wenn man gegen einen KI-Gegner kämpft kommt nur selten Spannung auf. Erst im Multiplayer entfesselt Battle Royale sein wahres Potential. Das genannte Chaos nervt zwar, doch sich mit Freunden in fantastischen Arenen zu Prügeln macht dennoch unglaublich viel Spaß. Und das gibt es jetzt mit Sony-Charakteren.

Das Experiment PlayStation All Stars Battle Royale ist geglückt. Was viele nur für einen lahmen Super Smash Bros. Klon hielten, beweist, dass die Entwickler wirklich an dem Spiel gearbeitet haben. In Sachen Single-Player kann All Stars dem Konkurrenten aber nicht das Wasser reichen, dafür hätte der Umfang und die KI wesentlich stärker ausgearbeitet sein müssen, doch was den Multiplayer-Modus betrifft, so braucht sich Sonys Prügler auf keinen Fall zu verstecken. Die 4-Spieler Matches machen einen Heidenspaß und verlangen sogar ein gewisses Maß an Taktik, um über die Runden zu kommen. Hinzu kommen altbekannte und neue Sony-Charaktere, fantastische Arenen und ein toller Soundtrack. Battle Royale hat besonders im Multiplayer-Modus Kultpotential.

Gameplay: Neuartiges Kampfsystem ohne Lebensleiste, dem etwas die Spannung fehlt, aber bei dem taktische Vielfalt garantiert ist. (8/10)

Grafik: Wundervoll animierte Arenen und detailreiche Charaktere stehen einem Effekt-Gewitter gegenüber, vor dem sich sogar Kratos verstecken würde. (8/10)

Sound: Nette Soundeffekte und passende Synchronisation stoßen auf bekannte Melodien in neuen und fantastischen Arrangements. (10/10)

Story: Zwar ist ein Story-Modus vorhanden, doch handelt es sich hierbei nur um ein kleines Gimmick. (1/10)

Sonstiges: Solo verfliegt der Spielspaß recht zügig, doch im Multiplayer-Modus mit Matches für bis zu vier Spielern entfaltet Battle Royale unendliches Potential und ist eine wahre Party-Bombe. (8/10)

Cross-Play: Jeder, der die PS3-Version von PlayStation All-Stars Battle Royale erwirbt, erhält zusätzlich einen Code, um das Spiel für die PS Vita runter zu laden. Beide Versionen spielen sich identisch und technisch stehen sie sich in nichts nach, doch profitiert die PlayStation 3-Version vom größeren Bildschirm und einem handlicheren Controller. Vorsicht: Entscheidet man sich für die PS Vita Version, so erhält man keinen Code für die PlayStation 3.

von Rygdea