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Angespielt! Unser Hands-On mit Nintendo Switch

Was für ein Tag. Nach Monaten des Schweigens wird die neue Konsole aus dem Hause Nintendo mit Pauken und Trompeten enthüllt. Deutsche Fans quälten sich dafür um fünf Uhr früh aus dem Bett, um Zeuge dieses großangelegten Events zu werden. Doch neben einer ausführlichen Berichterstattung zu jenem besagten Event wurde unserem Team eine weitaus größere und spannendere Chance geboten. Als einige der ersten Menschen weltweit durften wir Hand an Nintendo Switch legen und mit einer Vielzahl von Spielen eine Proberunde drehen. Welche Spiele das genau sind und wie sie sich spielen, beziehungsweise was ihre Besonderheiten sind, wird noch in anderen Artikeln thematisiert. Hier soll sich jetzt alles einzig und allein um die Hybrid-Konsole mit den frischen Ideen drehen.

Let’s get Switchy

Viele Fragen, die sich in den Köpfen der Fans in den letzten Wochen gehäuft haben, wurden bereits während des Events in Tokio beantwortet. Das gilt besonders für Themen wie Leistung, Akku und das Line-up. Die große Frage, die wir hier nun ansatzweise zu beantworten versuchen, ist: Wie fühlt sich Nintendo Switch an?

Die drei Modi bieten Einiges an Abwechslung und der Übergang ist dabei stets flüssig.
Die drei Modi bieten Einiges an Abwechslung und der Übergang ist dabei stets flüssig.

Auf diese Frage gibt es keine simple Antwort, denn die Switch bietet drei verschiedene Spielmodi an, die sich komplett anders anfühlen. Da wäre zunächst der klassische “TV-Modus“. Dabei steckt das Tablet, also die eigentliche Konsole, in ihrer Docking-Station, die mit dem Fernseher verbunden ist. An dieser Station kann man zusätzlich weitere Datenträger und Festplatten einstecken. Befindet sich die Konsole in der Station, erscheint das Bild ganz gewöhnlich auf dem Fernseher und man kann sich entweder mit der Joy-Con-Halterung oder einem Pro Controller gemütlich zurücklehnen und spielen.

Während die Joy-Con-Halterung jeder Switch beiliegen wird, muss man den Pro Controller zusätzlich erwerben. In technischer Hinsicht gibt es hier wirklich nichts zu meckern. Im TV-Modus spielt man tatsächlich genau wie auf einer Heimkonsole. Es gibt keinen Delay bei der Eingabe oder ähnliche störende Faktoren, die im Vorfeld eine gute Runde mit dem Gerüchte-Karussell gedreht haben.

Was jedoch etwas kritischer beäugt werden sollte, sind die beiden Joy-Con-Controller an sich. Während der Pro Controller sehr gut in der Hand liegt und mit seinem groben und asymmetrischen Design sehr stark an die Konkurrenz aus dem Hause Microsoft erinnert, fühlt sich die Joy-Con-Halterung sehr ungewohnt und schmal an. Hält man die Halterung in beiden Händen, können sich die Zeigefinger ein gutes Stück weit überlappen. Zudem befinden sich die Analog-Sticks links direkt über und rechts direkt unter den jeweiligen Tasten, was zu einer ungewohnten Haltung des Daumens führt, wenn man auf die untere Taste des Steuerkreuzes drücken möchte.

Außerdem schlägt man auch immer den rechten Analog-Stick an, wenn man die B-Taste drücken möchte. Natürlich gewöhnt man sich nach einer gewissen Zeit etwas an diese Umstände, aber nichtsdestotrotz bleiben es Umstände, die (zumindest für meine Hände) nur mit einem Pro Controller zu umgehen sind. Bei hitzigen Online-Duellen mit schnellem Gameplay wird der zusätzliche Controller so vielleicht unverzichtbar. Einige Spiele verlangen zudem wegen obligatorischer Motion-Steuerung beide Joy-Cons wie Wii Mote und Nunchuck, was ebenfalls gut funktioniert, obwohl es hier wegen der Größe zu noch mehr Problemen kommen kann.

Die Joy-Con-Halterung ist zwar kostenlos dabei, aber für normal-große Hände einfach viel zu schmal bemessen.
Die Joy-Con-Halterung ist zwar kostenlos dabei, aber für normal-große Hände einfach viel zu schmal bemessen.

Ist der Fernseher mal defekt oder bedrängen einen Freunde und Verwandte, man solle doch den Kanal wechseln, so kommt das bekannte Feature von Nintendos Wii U zum Einsatz und damit der zweite Spielmodus der Switch: der “Handheld-Modus“. Hat man zuvor mit der Joy-Con-Halterung gespielt, werden die beiden Einzelteile einfach kurz von der Halterung entfernt und noch in der Docking-Station an die Konsole geklickt. Beim Spielen mit dem Pro Controller bleiben die beiden Joy-Cons einfach am Tablet. Nimmt man die Switch dann aus der Docking-Station, dauert es keine Sekunde, bis sich das Spielgeschehen auf dem kleinen Bildschirm ohne jegliche Verzögerung weiterführen lässt. Der sogenannte „Switch“ vom Fernseher zum Handheld ist somit absolut flüssig und weiß zu beeindrucken.

Nun lässt sich die Konsole wie ein Handheld überall hin mitführen. Dabei liegt sie erstaunlich gut in der Hand. Da beide Hände nun genügend Abstand voneinander haben, fühlt sich der Griff wesentlich natürlicher an. Zudem ist der Bildschirm des Tablets erstaunlich groß und bietet ein schönes und scharfes Bild. Dabei sieht das Bild, was die Schärfe angeht, sogar ein klein wenig besser aus als auf dem großen Bildschirm, der das Bild doch merklich in die Größe zerrt. Einzig der Kontrast scheint ein wenig auf dem Tablet zu leiden, aber da wir nur ein paar wenige Demos anspielen durften, muss das noch nichts für die finale Version bedeuten. In diesem Modus ist man in der Lage, etwa 2,5 bis 6 Stunden unterwegs zu spielen.

Den wohl interessantesten der drei Modi haben wir uns für zuletzt aufgehoben. Im “Tabletop-Modus“ lassen sich beide Joy-Cons vom Bildschirm entfernen. Das Tablet wird dann auf einer stabilen Unterlage aufgestellt und schon hat man zwei separate Controller, mit denen man den Spaß teilen kann. Jeder der beiden Spieler erhält dann einen Joy-Con und benutzt diesen quasi wie eine Wii Mote, um zum Beispiel in horizontaler Haltung Mario Kart 8 Deluxe zu spielen, oder auf eine andere Weise, je nachdem, was gerade für das Spiel gefordert wird. Einige, aber nicht alle Spiele haben diesen Modus unterstützt. Auch hier funktioniert der Übergang sehr flüssig.

Die Joy-Cons bieten an sich, obwohl sie wirklich sehr klein sind, viele Tasten. Zwei Tasten an der Innenseite, einen Analog-Stick, vier Aktions-Tasten, eine Plus/Minus-Taste, einen Home-Button, eine Schultertaste sowie einen Trigger und eine mysteriöse kleine Taste am hinteren Oberrand. Also insgesamt 12 Tasten, die man mit beiden, manchmal aber auch mit einer Hand, managen muss. Und dafür ist das Teil, für normal große Hände, einfach viel zu klein. Während es an der Verarbeitung der Tasten und der Controller nichts auszusetzen gibt, ist es doch die Größe, die einem riesige Schwierigkeiten bereitet. Hält man den Joy-Con horizontal und drückt den Analog-Stick nach rechts, so kommt man ständig in Berührung mit der linken Aktionstaste. Diese aber mit dem anderen Daumen zu drücken fällt dabei sehr schwer.

Interessant, süß und einfach viel zu klein. Der Joy-Con sorgt anfangs für ungewöhnliche Fingerübungen.
Interessant, süß und einfach viel zu klein für größere Hände. Der Joy-Con sorgt anfangs für ungewöhnliche Fingerübungen.

Oftmals sieht man sich gezwungen, auf den Controller statt auf den Bildschirm zu achten, da man aufgrund der Nähe der Tasten zueinander oft auf eine falsche drückt. Bei einem Minispiel war zudem gefordert, beide Innenseitentasten präzise zu nutzen, was sich als besonders schwer dargestellt hat. Der Abstand beider Tasten ist zu groß, um komfortabel von Zeige- und Mittelfinger genutzt zu werden. Man sollte Zeige- und Ringfinger benutzen, aber für eine komfortable Nutzung dieser Finger ist der Abstand ein klein wenig zu gering. Generell sollte man einmal einen Joy-Con in der Hand gehalten haben, um zu sehen, ob man ebenfalls solche Probleme haben könnte.

Zwei Punkte machen die Joy-Cons jedoch zum wörtlich kleinen Highlight. Zum einen ist das die perfekt funktionierende Motion-Steuerung, die zum Beispiel bei Mario Kart 8 Deluxe, Splatoon 2, Arms und 1 2 Switch genutzt wird, zum anderen die unglaublich präzise Vibration. In zwei kleinen Minispielen wurde diese Funktion auf intelligente Weise zur Schau gestellt. Als Tresor-Knacker musste man den Controller im Kreis drehen und ganz zarte Unterschiede in der Vibration spüren. Das hat auch sehr gut funktioniert. Aber noch beeindruckender war die Vibration beim Bälle-Zählen. Dabei musste man den Joy-Con hin und her bewegen und spüren, wie viele Bälle sich darin befinden. Allein durch die Vibration wurde der Eindruck erweckt, es wären tatsächlich kleine Kügelchen im Controller, die von rechts nach links und umgekehrt umherkullern und gegen die Wände knallen. Eine sehr tolle Technik-Demo.

Nintendo Switch ist eine wahrhaft perfekte Kombination aus Wii und Wii U. Die drei möglichen Spielmodi erlauben es dem Spieler, entweder auf dem Fernseher oder mit dem Tablet in der Hand, wie bei der Wii U, oder mit einem beziehungsweise beiden Teil-Controllern in der Hand wie auf der Wii zu spielen. Der flüssige Übergang zwischen den einzelnen Modi ist technisch sehr bemerkenswert und auch die Verarbeitung weiß zu überzeugen. Dennoch gehe ich mit gemischten Gefühlen aus diesem Hands-On, was hauptsächlich daran liegt, dass die Joy-Cons mit ihrer Größe und der Tastenverteilung einfach zu eng bemessen sind.

Ein paar wenige Zentimeter mehr wären hier absolut nötig gewesen, um das Spielen wesentlich angenehmer zu machen. Die Sticks sind viel zu dicht an den Aktions-Tasten, Schultertaste und Trigger stehen sich auch gefährlich nah und der Abstand der Innentasten ist für mich sehr unpassend. Da ich normal große Hände habe, wage ich es mir kaum auszumalen, was Spieler mit wirklich großen Händen für Umstände haben werden. Zudem stellt sich mir auch die Frage, wieso die Joy-Con-Halterung so schmal ist. Im Handheld-Modus, sowie mit dem Pro Controller, hat man ein wesentlich angenehmeres Gefühl in den Händen, da sich hier etwas mehr Abstand zwischen beiden Joy-Cons befindet.