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Im Test! Akiba’s Trip: Undead & Undressed

Seit einigen Tagen ist ein zweifelsfrei verrückter Titel bei uns erhältlich, die Rede ist von Akiba’s Trip: Undead & Undressed von Acquire. Der Titel erschien unter dem Namen Akiba’s Trip 2 bereits 2013 für PlayStation 3 und PlayStation Vita in Japan und wird demnächst noch eine Version für PlayStation 4 erhalten, welche ebenfalls bei uns erscheinen soll.

Wir haben uns die Vita-Version des Titels geschnappt und gesehen, was hinter dem schlüpfrigen Namen und Cover steckt, und verraten euch, ob sich der Ausflug ins Otaku-Mekka Akihabara lohnt.

Ein Leben als lichtempfindlicher Vampir im Technik-Viertel

Akiba’s Trip: Undead & Undressed (künftig nur noch Akiba’s Trip) beginnt nicht wirklich sehr einladend, denn der Protagonist des Spieles, dessen Name frei wählbar ist, wacht nach einem Blackout an einem unbekannten Ort auf. Als sei das noch nicht schlimm genug, merkt unser Held, der standardmäßig Nanashi heißt, dass er auf einer Art Operationstisch festgebunden wurde.

Shizuku gibt euch etwas von ihrem Blut - eine Aktion mit Folgen
Shizuku gibt euch etwas von ihrem Blut – eine Aktion mit Folgen

Wie konnte das nur geschehen? Nanashi hatte sich in Aussicht auf etwas Geld und seltene Figuren als Testperson für wissenschaftliche Tests beworben. Anstatt einer Figur für seine Sammlung, erhielt der Otaku allerdings eine Operation, die ihn unfreiwillig in einen sogenannten Synthister verwandelt. Durchgeführt wurde die Operation von der zwielichtigen Magaimono-Organisation, die sich hinter der Stellenausschreibung verbarg.

Synthister wirken zwar auch nach ihrer Operation noch menschlich, allerdings teilen sie einige Gemeinsamkeiten mit Vampiren. Zum einen haben sie es auf das Wohl der Menschen, vor allem auf das von besonders gierigen, abgesehen und zum anderen sind sie lichtempfindlich. Diese letztere Eigenschaft spielt eine wichtige Rolle im Spiel, aber dazu später mehr.

Kurz bevor die Situation vollkommen eskaliert, taucht ein geheimnisvolles Mädchen auf und rettet Nanashi aus der Situation. Die beiden kommen allerdings nicht drum herum und müssen sich den Weg freiprügeln, wobei Nanashi einen heftigen Schlag einstecken muss. Shizuku, das bislang unbekannte Mädchen, rettet Nanashi ein zweites Mal, indem sie ihm etwas von ihrem Blut gibt.

Nach der Flucht gehen die beiden zur Spielebar MOGRA, in der Nanashi für gewöhnlich seine Freizeit verbringt. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe namens Freedom Fighters, die unter anderem noch aus seiner jüngeren Schwester Nana und seiner Kindheitsfreundin Tohko besteht, patrouilliert er regelmäßig in Akihabara und sorgt so für Ruhe und Ordnung im Viertel. Nachdem Nanashi einen Bericht über sein Verschwinden abliefert, wird Shizuku kurzerhand ins Team aufgenommen und die Gruppe beschließt, die Wahrheit hinter den Synthister herauszufinden.

Augen auf bei der Klamottenwahl

Bei Akiba’s Trip handelt es sich um kein reines JRPG, sondern vielmehr um einen Actiontitel mit Rollenspielelementen. Zwar erreicht eure Spielfigur auch Level, allerdings gibt es keine Schwerter oder eindrucksvolle Rüstungen. Stattdessen gilt das Motto „Kleider machen Leute“ beziehungsweise „Kleider machen Helden“. Im gesamten Spiel lassen sich Kleidungsstücke und Alltagsgegenstände finden, die ihr als Rüstung oder Waffe nutzen könnt. Während es sich bei der Rüstung um Kopfbedeckungen, Hosen und Oberteile handelt, reicht die Auswahl an Waffen vom PC-Bildschirm bis zum Dönerspieß.

Eure Kleidungsstücke dienen dabei nicht nur der Individualisierung eurer Spielfigur, sondern sind auch eine Art Lebensanzeige im Kampf. Je hochwertiger eure Klamotten sind, desto mehr Schläge halten sie in den Kämpfen, die den Hauptbestandteil des Spieles ausmachen, aus. Eure Schwester kann gegen einen kleinen Aufpreis (die Habgier liegt scheinbar in der Familie) eure Waffen und Kleidungsstücke aufwerten. Hierbei wird ein Gegenstand mit anderen fusioniert, wodurch seine Angriffs- oder Verteidigungswerte steigen.

Wer zuerst blankzieht, der verliert

Habt ihr euch in Schale geworfen, dann geht es gemeinsam mit den verschiedenen Mitgliedern der Freedom Fighters auf Patrouille durch Akihabara. Dabei werdet ihr auf zahlreiche Synthister treffen, die ihr zu Beginn nur mit Hilfe als solche erkennen könnt. Relativ schnell erhaltet ihr jedoch eine App für eure Smartphone-Kamera, mit der ihr Synthister in eurer Umgebung selbst enttarnen könnt.

Hier verliert gleich jemand seine Bekleidung
Hier verliert gleich jemand seine Bekleidung

Sobald ihr einen Synthister ansprecht, wird dieser euch in einen Kampf verwickeln. Nachdem ihr in den Kampfmodus gewechselt und eure Waffe gezogen habt, geht die Action los. Grundsätzlich lassen sich mit allen Waffen drei Angriffe ausführen, wobei diese in ihrer Effektivität stark variieren können (teilweise schlägt sich Nanashi selbst). Jeder dieser Angriffe zielt auf eine andere Körperregion ab, entweder Kopf, Oberkörper oder Unterkörper. Diese stehen in direkter Beziehung zu den Kleidungsstücken. Angriffe auf den Kopf werden beispielsweise Kopfbedeckungen in Mitleidenschaft ziehen, während Attacken auf die Körpermitte die Anzeige der Oberteile reduzieren.

Hat ein Bekleidungsstück genügend Schaden erlitten, könnt ihr versuchen, dem Gegner dieses Kleidungsstück vom Körper zu reißen. Falls es noch nicht genügend bearbeitet wurde, kommt es zu einem Nahkampf, in dem ihr durch schnelles Drücken der entsprechenden Taste doch noch den Feind erleichtern könnt. Hat ein Feind alle Kleidungsstücke entrissen bekommen, ist er dem Sonnenlicht ausgeliefert und löst sich auf. Oft hinterlassen die Synthister noch Dinge wie Geld, Waffen oder andere Gegenstände.

Umgedreht können euch eure Feinde aber auch ausziehen und da ihr ebenfalls ein Synthister seid, ereilt euch in diesem Fall das gleiche Schicksal und ihr bekommt den Game-Over-Bildschirm zu sehen. Je nach Schwierigkeitsgrad bleiben entrissene Kleidungsstücke dauerhaft verloren.

Etwas mehr Abwechslung bekommen die Kämpfe durch den sogenannten Chain-Strip, bei dem ihr einer Gegnergruppe gleich reihenweise Kleidungsstücke und sogar Unterhosen entreißt. Mit dem Unison-Strip gibt es außerdem einen Teamangriff, der einen Feind sofort komplett entkleidet und andere Gegner in der Umgebung kurzeitig kampfunfähig macht.

Das widersprüchliche Akihabara

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Fanservice darf bei einem solchen Titel natürlich nicht fehlen

Mit der Zeit gewinnt man den Eindruck, dass Story und Charaktere des Titels weniger im Mittelpunkt stehen als der namensgebende Bezirk Tokios selbst. Das Akihabara aus Akiba’s Trip ist beinahe schon eine zum Videospiel gewordene Ode an das Otaku-Mekka. Nicht nur die Charaktere scheinen allesamt eine Verbindung zu Anime und Videospielen zu haben, beim Durchqueren von Akihabara wird man fast förmlich damit bombardiert. Egal ob Disgaea, Sen no Kiseki oder Super Sonico, überall im Spiel, selbst in den teils langwierigen Ladebildschrimen, wird Werbung für die Medien gemacht. Auch die Famitsu hat ihren Platz im Spiel gefunden. Diese Details lassen das Herz von Fans der japanischen Kultur natürlich höher schlagen und die virtuelle Nachbildung des Bezirkes noch authentischer wirken.

Doch hat man sich erst mal an diese Inszenierung gewöhnt, dann verliert der heimliche Star des Spieles etwas von seinem Glanz. Zwar gibt es einige Läden im Spiel, die ihr aufsuchen könnt, doch ein Großteil der Spielwelt besteht nur aus Häuserfassaden, die bei genauerem Hinsehen nicht mal besonders schön aussehen. Eine Karte des Bezirkes gibt es nur im Smartphone zu sehen, wodurch eine intuitive Orientierung kaum möglich ist. Anstatt die einzelnen Teile des Viertels zu erkunden, nutzt man so fast immer die „Schnellreisefunktion“ über das Smartphone.

Auch die Bevölkerung von Akihabara enttäuscht. Es gibt zwar zahlreiche Figuren, die allerdings alle nur nichtssagende Namen wie „Otaku“, „Boys Love Fangirl“ oder „Maid“ tragen, die immer wieder die gleichen Phrasen nutzen und zudem untereinander alle sehr ähnlich aussehen. Wechselt man von einem Teil des Bezirkes in den anderen, dann dauert es außerdem eine Weile, bis die Figuren erst schemenhaft und dann endgültig auftauchen, was den Spielfluss auf eine seltsame Art stört.

Ein großes Problem von Akiba’s Trip ist die Eintönigkeit und fehlende Abwechslung, was man bei einer solchen Kulisse vielleicht kaum erwartet. Sowohl Haupt- als auch Nebenmissionen im Spiel sind sehr monoton und besitzen oft einen ähnlichen Aufbau. Die Nebenmissionen zum Beispiel bestehen meist daraus, dass man einen bestimmten Teil des Bezirkes aufsuchen muss und die Mission, warum auch immer, in einem Kampf endet. Die größte Herausforderung ist es da noch, den Auftraggeber zwischen all den klonierten Menschen zu finden. Beide Missionsarten sind übrigens relativ schnell erledigt, was sich dementsprechend auch in der Spielzeit des Titels wiederspiegelt.

Nur ein Beispiel für die vielen Werbeflächen
Nur ein Beispiel für die vielen Werbeflächen

Zwei weitere sehr authentische und gute Aspekte möchten wir allerdings noch hervorheben. Das bereits mehrfach erwähnte Smartphone dient nicht nur als Synthister-Scanner oder Karte, sondern ist tatsächlich mit einem realen Smartphone vergleichbar. Es ist wie eine Zentrale, aus der ihr Nebenmissionen annehmt, aber auch E-Mails von euren Teamkameraden oder Unternehmen empfangt. Mit dem fiktiven Netzwerk „Pitter“ besitzt das Spiel zudem über eine twitterähnliche Plattform, über welche die neusten Gerüchte verbreitet werden. Der verwendete Internet-Slang ist hierbei erstaunlich gut getroffen worden. Neben dem authentischen Smartphone gibt es außerdem noch Flyer im Spiel, die ihr von Laden-Assistentinnen erhaltet und einen Bezug zum realen Akihabara haben. Jeder Flyer, den ihr erhaltet, basiert auf einem realen Geschäft Akihabaras. Im Smartphone könnt ihr euch diese ansehen und bekommt sogar deren Position innerhalb des Bezirkes angezeigt. Reise-Vorbereitung mal anders.

Optisch schwächelt der Titel wie bereits erwähnt etwas, aber auch technisch gibt es kleinere Aussetzer. So kann es vorkommen, dass die Bildrate bei größeren Gegnerhorden einbricht. Die musikalische Inszenierung ist eher dezent, außerhalb der Kämpfe hört man überwiegend die Geräusche der Großstadt oder Werbetafeln. Innerhalb der Kämpfe werden elektronische Klänge gespielt. Einzelne Stücke des Soundtracks können dabei innerhalb des Spieles in Karaokebars angehört werden. Erwähnung verdienen an dieser Stelle auch die gute englische Sprachausgabe und die Tatsache, dass ihr auch auf japanische die Synchronisation zurückgreifen könnt.

Lohnt sich der Trip nach Akihabara?

Die Antwort auf diese Frage hängt wohl ganz davon ab, was man sich von dem Spiel erhofft. Wer einen Titel mit umfangreicher Story und abwechslungsreichem Gameplay sucht, der wird hier mit großer Wahrscheinlichkeit enttäuscht werden. Das Spiel legt seinen Fokus auf die Nachbildung Akihabaras, deren Umsetzung allerdings nicht perfekt ist. Spielerisch wirkt der Titel leider viel zu oft eintönig, was den Spielspaß nach mehreren Stunden drückt. Dafür verzaubert Akiba’s Trip mit seinen unzähligen Anspielungen an die Videospiel- und Animebranche. Aber auch Anhänger von kurioseren Titeln könnten mit der Strip-Action ihren Spaß haben. Die eher geringe Spielzeit des Titels wird durch New Game+ und verschiedene Endings wettgemacht.

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Story: Vampire greifen die Bevölkerung Akihabaras an und ihr versucht sie als einer von ihnen zu stoppen. Kein Meisterwerk, aber durchaus solide. Stimmung wird durch Otaku-Humor aufgelockert. Spielzeit pro Durchgang etwa zehn Stunden.

Grafik: Überwiegend ganz schön, allerdings viele matschige Häuserfassaden. Beim Wechseln der Gebiete müssen sich diese erst aufbauen, was den Spielfluss stört. 2D-Charaktermodelle innerhalb der Dialoge.

Gameplay: Bizarrer Actiontitel mit Rollenspielelementen. Gestaltung der Missionen leider eintönig. Technische Probleme wie teils heftiges Ruckeln.

Sound: Relativ unauffällig und eher dezent. Die Stadt selbst ist meist für die musikalische Untermalung zuständig, in den Kämpfen ansonsten meist elektrische Melodien. Gute englische Sprachausgabe.

Sonstiges: Verschiedene Enden und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, die sich auf das Kampfsystem auswirken. New Game+. Japanische Texte und Sprachausgabe enthalten. Flyer zeigen Lage von Geschäften im realen Akihabara. Keine deutschen Bildschirmtexte.