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Final Fantasy Type-0 HD: Interview mit Hajime Tabata

Im Rahmen der Tokyo Game Show 2014 gab der neue Direktor Hajime Tabata etliche Interviews. Auch über Einzelheiten aus dem Interview der japanischen Webseite 4Gamer hatten wir bereits berichtet, insbesondere was Final Fantasy XV angeht. Doch auch Final Fantasy Type-0 HD spielte eine große Rolle in diesem Interview. Inzwischen gibt es eine komplette Übersetzung das umfangreichen Interviews und wir möchten es euch nicht vorenthalten. Nachfolgend der Teil zu Final Fantasy Type-0 HD!

4Gamer: Danke für ihre Zeit. Es wurden sehr viele neue Informationen angekündigt und wir wollen uns zuerst Final Fantasy Type-0 HD widmen. Das Spiel wurde schon vor drei Monaten zur E3 2014 für Nordamerika angekündigt und erst jetzt für Japan, warum?

Tabata: Die Wahrheit ist, dass wir es mit Priorität für den Überseemarkt entwickelt hatten. Zu dieser Zeit war noch gar nicht entschieden, ob es eine japanische Version geben soll. Deshalb haben wir es nur in Übersee angekündigt, aber die Reaktionen aus Japan waren stärker als erwartet. Wir haben deshalb den Lokalisierungsplan angepasst und werden Final Fantasy Type-0 HD zur gleichen Zeit auch in Japan veröffentlichen.

4Gamer: Haben Sie sich für eine Priorität in Übersee entschieden, weil die PlayStation-Portable-Version des Spiels nicht in Nordamerika erschienen ist?

Tabata: Genau, das ist richtig. Als das Spiel ursprünglich erschien, gab es bereits den Wechsel von der PlayStation Portable zu PlayStation Vita und nordamerikanische Geschäfte hatten gar keine PlayStation-Portable-Ecke mehr. Deshalb war der Release im Westen in der Schwebe.

4Gamer: In Japan erschien PlayStation Vita erst zwei Monate nach Final Fantasy Type-0. In Nordamerika, wo die PlayStation-Portable-Verkaufszahlen nicht so wie in Japan wuchsen, wäre es sicher schwer gewesen, das Spiel zu verkaufen.

Tabata: Ich habe danach viel darüber nachgedacht, was die beste Form und das beste Timing für eine Veröffentlichung im Westen wären. Wir wussten, dass sich viele Fans das Spiel wünschten. Ich machte mir also Gedanken darüber, ob es auf Heimkonsolen nicht besser aufgehoben wäre.

4Gamer: Wenn man auf die Zahlen schaut, wäre es sicherlich einfacher, das Spiel für Heimkonsolen zu veröffentlichen, um es an die Spieler zu bringen!

Tabata: Ja, aber zu der Zeit entwickelte ich nur Spiele für tragbare Systeme. Ein Final Fantasy Type-0 für PlayStation 3 war schwierig. Was war also möglich? Wie groß wäre das Budget? Wie der Zeitplan? Diese Entscheidungen konnte ich nicht schnell treffen.

4Gamer: Ich verstehe. Neben Final Fantasy Type-0 haben Sie auch an Crisis Core: Final Fantasy VII und The 3rd Birthday für PlayStation Portable gearbeitet…

Tabata: In der Zwischenzeit wurde ich ab Juli 2012 auch Teil des Final-Fantasy-XV-Teams. Das war zu der Zeit, als Final Fantasy XV intern auf die neuen Next-Gen-Systeme wechselte. Ich bekam ein Gefühl von der Umgebung der neuen Konsolen und fand es gut. Bei der E3 2013, ein Jahr nach dem Neuanfang, veröffentlichten wir den neuen Trailer mit dem Kampf gegen Behemoth. Ich lernte viel und dann ist mir Final Fantasy Type-0 wieder eingefallen – und schließlich fingen wir mit der Entwicklung des [HD-]Spiels für den Überseemarkt an.

4Gamer: Aber die Gesamtverkaufszahlen von PlayStation 3 und Xbox 360 sind immer noch die größten, dennoch entschieden Sie sich für die Next-Gen-Systeme. Weil sie frische Erfahrung damit gesammelt hatten und wussten, was damit möglich ist?

Tabata: Ja. Außerdem gab es bereits unzählige PlayStation-2- und PlayStation-Portable-Titel, die für PlayStation 3 und Xbox 360 aufpoliert wurden. Ich habe darüber nachgedacht, Final Fantasy Type-0 HD für PlayStation 3 und Xbox 360 zu bringen, aber es war einfach nicht aufregend genug.

4Gamer: Viele HD-Remaster-Spiele für PlayStation 3 und Xbox 360 kommen sehr gut an.

Tabata: Das stimmt. Aber ich wollte nicht nur die bestehenden Assets wie Charaktermodelle auf HD trimmen, ich wollte diese Herausforderung auch technologisch annehmen, bis hin zu den Lichteffekten, ich wollte es von Grund auf verbessern und noch mehr. Mit dieser Idee im Kopf entschied ich mich für die Next-Gen-Systeme.

4Gamer: Ich kann mir vorstellen, dass eine Portierung von PlayStation Portable auf ein Next-Gen-System viele Erneuerungen von Grund auf erfordert, beispielsweise bei den Charaktermodellen. Wie funktioniert das?

Tabata: Eigentlich mussten wir größtenteils nur die PlayStation-Portable-Assets ein wenig optimieren.

4Gamer: Wirklich? Ok, die Grafik des Spiels schien für einen PlayStation-Portable-Titel wirklich sehr ausgereift.

Tabata: Genau. Als wir uns die alten Inhalte ansahen, bemerkten wir, dass sie sorgfältiger ausgearbeitet waren als wir dachten. Ich war sehr froh darüber, unsere Artists haben wunderbare Arbeit geleistet.

4Gamer: Ich bin überrascht das zu hören, waren Sie doch Direktor von Final Fantasy Type-0.

Tabata: Ich wusste natürlich, dass sie sorgfältig gearbeitet haben, aber nicht so. Ein Beispiel: Wir haben damals mal an einem Gegner namens Vajra gearbeitet und zu dieser Zeit wunderte ich mich, was da so lange dauerte. Jetzt weiß ich: sie waren total über den Anforderungen! (lacht)

4Gamer: Grenzen zu durchbrechen scheint wichtig zu sein für Artists. (lacht)

Tabata: Aber die gründliche Arbeit zahlt sich heute aus.

4Gamer: Also war es letztlich einfacher diese HD-Version zu entwickeln, als gedacht?

Tabata: Ja, wir mussten die Dinge nicht vollständig rekonstruieren.

4Gamer: Ich verstehe. Sie können also froh sein, dass die Artisten so pingelig waren, aber wie geht es für Sie weiter? Werden Sie von nun an Assets immer mit dem Gedanken entwickeln, sie eventuell später noch einmal zu nutzen?

Tabata: Naja, hmm. Aktuell arbeitet das Entwicklerteam von Final Fantasy XV mehr daran, die Daten auf jeder Plattform zu migrieren und möglichst flüssig laufen zu lassen als an der grafische Qualität selbst. Also aktuell ist es wohl eher das Gegenteil.

4Gamer: Ich verstehe. Was würden Sie als „Final-Fantasy-Stil“ definieren?

Tabata: In einer realistischen Welt werden unrealistisch Dinge bedenkenlos betrachtet, als wären sie wirklich existent. In Final Fantasy Type-0 gibt es in einer realistischen Szenerie einige unrealistische Charaktere. Sie tragen rote Mäntel und teleportieren sich. Das definiert für mich den Final-Fantasy-Stil. Die künstliche Essenz ist natürlich auch ein Teil von Final Fantasy.

4Gamer: Zurück zur HD-Version. Gab es wichtige Änderungen?

Tabata: Die spielbaren Charaktermodelle. Wir haben die Charakter-Modelle aber auf Basis der Modelle aus den vorgerenderten Szenen der Originalversion genutzt und optimiert, also wirklich neu sind sie auch nicht. So haben wir es übrigens auch bei Final Fantasy XV gemacht. Da wurden auch vorgerenderte Charaktermodelle für die Nutzung im Gameplay konvertiert. Das war die gleiche Arbeitsweise.

4Gamer: Haben sich die Bewegungen der Charaktere auch geändert?

Tabata: Die sind wie auf Sonys PlayStationPortable. Auch die Framerate von 30 Bildern pro Sekunde ist die gleiche. Aber die Kostüme wackeln nun nicht mehr so sehr, wir haben das Gewicht in der HD-Version angepasst.

4Gamer: Als ich die Demo ausprobiert habe, hatte ich das Gefühl, das Kameraverhalten habe sich geändert. Vielleicht ist es aber auch nur die andere Steuerung…

Tabata: Die Entfernung zwischen Charakter und Kamera ist anders in der HD-Version. Die Kamera ist näher dran als zuvor. Wenn du am Handheld PlayStation Portable spielst, ist der Bildschirm vielleicht 20 bis 30 Zentimeter entfernt, aber am großen TV-Bildschirm ist man weiter weg, also haben wir das angepasst. […]

4Gamer: Wie verhält es sich mit dem Schwierigkeitsgrad?

Tabata: Es gibt ein Schwierigkeitslevel wie zuvor, aber man kann es diesmal regulieren. Wir haben gehört, dass viele japanische Spieler der PlayStation-Portable-Version das Ende nicht erlebt haben, also haben wir einen Easy Mode hinzugefügt. Das Ende ist sehr wichtig für mich, deshalb finde ich es nicht gut, wenn Spieler es nicht erleben würden.

4Gamer: Aber der Mehrspielermodus war auch wichtig…

Tabata: Type-0 hat diesen Mehrspielermodus nicht mehr, weil das Feature auf dem Adhoc-Modus des PlayStation-Portable-Systems aufbaute. Ich musste mich entscheiden ob ich Zeit aufwende, die Mehrspieleroption zu überdenken und zu überarbeiten, oder lieber den Fokus auf die Story und Kämpfe zu richten. […] Die Achievements, die den Mehrspielermodus erforderten, wurden auch angepasst. Man kann sie nun als Einzelspieler holen.

4Gamer: Ich habe gehört, dass sehr viele westliche Fans dieses Spiel wollen, aber ein PlayStation-Portable-Spiel wie dieses mit einer akademischen Geschichte, wage ich zu behaupten, passt eher zum japanischen Publikum. Es ist nichts, wo ich gesagt hätte: darauf warten westliche Fans. Das überraschte mich ein wenig.

Tabata: Vor einigen Tagen sprach ich mit jemanden, der bei westlichen Medien arbeitet. Er sagte, sie freuen sich am meisten auf das Kampfsytem. Das übergangslose, actionorientierte Kampfsystem mit Magie und Waffen, die schnellen Kämpfe in einem Final Fantasy ohne Kommandoeingaben.

4Gamer: Ich verstehe. das Kampfsystem unterscheidet sich von anderen Final-Fantasy-Titeln.

Tabata: Wenn man Gegner mit dem Schwert angreift, blutet der Gegner. Wenn man sie mit Feuermagie angreift, brennen sie. Das wollte ich alles realistisch darstellen und sehr viele Leute gaben mir da positive Rückmeldung. Und was die Geschichte angeht, finden westliche Fans wohl mehr Gefallen an der Kriegshandlung als an den akademischen Teilen.

4Gamer: Eine Geschichte mit einer Akademie mitten in einem Krieg, das ist einzigartig in der Serie.

Tabata: Oh, ich würde schon sagen, Final Fantasy Type-0 folgt da der Serie. Die Leute, die es entwickelt haben, sind aber andere. Ich glaube diese Vielfalt ist immens wichtig. […] Aber ich glaube es basiert nicht mehr auf der Serie als nötig. Als Ergebnis hat es sich in seinem einzigartigen, eigenen Stil festgebissen.

4Gamer: Also die Serie selbst war kein großer Einfluss. Sie haben aber auch an Crisis Core: Final Fantasy VII gearbeitet, das wie Final Fantasy Type-0 auch eine düsterere Geschichte bietet als andere Teile der Serie.

Tabata: Das ist richtig. Ich persönlich mag mutige Geschichten mit Leuten, die alles geben und für ihr Leben kämpfen. Ich mache Spiele so, wie ich glaube, dass die Fans sie sehen wollen. […]

4Gamer: Wie sie sagen: mit unrealistischen Dingen in Realismus verbaut.

Tabata: Ja, aber da ist auch eine große Herausforderung. Ich glaube nicht, dass Spiele Final Fantasy gerecht werden können, wenn Teile von ihnen nicht herausfordernd sind. In der Serie brauchst du etwas, dass außergewöhnlich ist. Wenn es etwas ist, das jeder machen kann, hat es keine Bedeutung, es als Final Fantasy zu veröffentlichen.

4Gamer: Wie weit ist die Entwicklung des Spiels vorangeschritten?

Tabata: Wir sind schon bei etwa 80 Prozent. Es ist mein erstes Mal, dass ich eine Deadline für ein Heimkonsolenspiel habe. Also irgendwas kann immer passieren.

Final Fantasy Type-0 HD erscheint am 20. März hierzulande für PlayStation 4 und Xbox One. Dem Spiel liegt ein Downloadcode für eine spielbare Demo zu Final Fantasy XV bei. Ihr könnt euch Final Fantasy Type-0 HD bei Amazon vorbestellen. Nachfolgend noch einige neue Screenshots!

via Gematsu